VIII

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Das schrille scheppern eines Weckers riss mich unangenehm aus dem Schlaf.
Abgesehen von zwei malen, in denen ich nachts aufgewacht war, nachdem mir Anastasia einmal die Decke weggezogen hatte und beim zweiten mal eine Katze auf meine Füße losgegangen war, hatte ich so gut geschlafen wie lange nicht mehr.
Wahrscheinlich hing das mit den Aktionen vor dem einschlafen zusammen.
Beim Gedanken an letzte Nacht musste ich lächeln.
Den schönen Erinnerungen verpasste aber der Wecker direkt neben mir einen ziemlich großen Dämpfer, wieso klingelte das Ding überhaupt?
Jetzt bewegte sich auch Anastasia neben mir, befreite sich aus der Bettdecke und räkelte sich.
Als sie sah dass ich sie beobachtete lachte sie, während sie gerade die Arme streckte.
"Das mit dem Wecker tut mir leid, aber ich muss ins Büro."
Sie rollte sich auf den Bauch, so, dass sie halb auf mir lag.
"Wenn du willst kannst du noch weiterschlafen."
Ich musste wohl noch ziemlich verpennt ausgesehen haben, und so fühlte ich mich auch, also schloss ich die Augen wieder und drehte mich auf die Seite.
Als ich schon wieder fast eingeschlafen war, spürte ich wie sie mich kurz und sanft küsste, dann verschwand ihr Gewicht neben mir von der Matratze und ihre tapsten aus dem Raum.
Kurz darauf hörte man aus dem Raum nebenan das rauschen einer Dusche.
Ich fiel in einen leichten Schlummer, aus dem ich zehn Minuten später wieder geweckt wurde als Anastasia den großen weißen Einbauschrank im Schlafzimmer öffnete, wahrscheinlich um sich anzuziehen.
Anstandshalber stellte ich mich schlafend, konnte mir aber nicht verkneifen kurz zu blinzeln und sie zu sehen, wie sie in eine weiße Bluse schlüpfte.
Ich wartete etwas nachdem sie den Raum fertig umgezogen verlassen hatte, und krabbelte selbst aus dem Bett.
Schnell schlüpfte ich in meine Boxershorts, hielt kurz inne um zu überlegen, ob es wohl in Ordnung wäre in Hemd und Unterhose mit ihr zu frühstücken, und griff dann kurzerhand nach meiner Jeans und meinem Oberteil von gestern Abend.
Orientierungslos aber angezogen machte ich mich auf die Suche nach der Küche in dieser Wohnung, die immer größere Ausmaße annahm.
Ich lief einen Gang entlang, an dessen Wände bestimmt über hundert Bilderrahmen aufgehängt waren.
Auf einem der Bilder stand ein kleines Mädchen zwischen zwei Windhunden, die im Vergleich zu ihr riesig wirkten, auf einem anderen grinsten Anastasia und ein gutaussehender Kerl mit hellen blauen Augen breit in die Kamera, im Hintergrund war die Basilius Kathedrale in Moskau zu sehen.
Die Frage, wer der Kerl war, schlug ich mir aus dem Kopf und lief weiter, am Ende des Ganges hatte ich Geräusche vernommen.
Mein Gehör hatte mich nicht getäuscht, ich stand mittlerweile im Eingang einer mittelgroßen, hell erleuchteten Küche mit Kochinsel, die gleichzeitig als Esszimmer zu fungieren schien, ausgegangen von dem großen, runden, wuchtigen Holztisch, der fast ein ganzes viertel des Raumes einnahm.
Anastasia saß im Schneidersitz auf der Arbeitsplatte der Kochinsel, eine Zeitung in der einen und Sushi mit der anderen Hand essend.
"Sushi zum Frühstück?"
Zuerst schreckte sie hoch, dann aber zuckte sie mit den Schultern.
"Besser als du denkst. Ich dachte du schläfst noch?"
Ich lief auf sie zu.
"War schwer, plötzlich so alleine im Bett."
Sie lachte und klopfte auf die marmorne Platte neben sich.
"Warum benutzt du keinen Stuhl?"
"Ich esse lieber so. Willst du spiessig sein und einen 'Stuhl benutzen' oder zu mir auf die Insel kommen?"
Ich konnte nicht anders als zu lachen und setzte mich vorsichtig darauf bedacht, nicht die noch dampfende Tasse Tee neben ihr umzustoßen, neben sie.
Sie lächelte, wobei ihre Augen wieder aufblitzten, und schob mir das Sushi in der Plastikverpackung zu.
Dankend winkte ich ab.
"Danke, aber ich kann so früh morgens denke ich keinen Fisch essen."
"Du verpasst was. Ich befürchte nur dass ich dir nichts anderes anbieten kann, außer vielleicht alten Cornflakes die mal jemand hier vergessen hat."
"Du bist bestimmt nicht sauer wenn ich dankend ablehne."
Sie grinste mir zu und steckte sich eine weitere Sushirolle in den Mund.
Dann sah sie auf die schlichte, goldene Uhr um ihr Handgelenk und schwang sich von der Arbeitsplatte.
"Ich muss los."
Ich stand auch auf und es kam zu einer unglaublich peinlichen Szene, in der wir beide nicht so recht wussten ob wir uns auf die Wange oder auf den Mund küssen oder Umarmen sollten.
"Sehen wir uns heute Abend?"
Ich nickte und lächelte erleichtert.
Bis jetzt hatte ich ja noch nicht einmal gewusst, ob wir uns wiedersehen würden.
Sie bückte sich, um eine Handtasche aufzuheben, strich die Bluse glatt und zwinkerte mir über die Schulter zu, als sie den Raum wieder verließ.
Ich kletterte verwirrt auf die Marmorplatte und sah das Sushi an, während ich über die Ereignisse der vergangenen 24 Stunden nachdachte.
Ich ließ mich nach hinten sinken und starrte an die Decke.
Nach einer weile suchte ich meine Sachen zusammen, widerstand dem Drang die Wohnung zu erkunden und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

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