XXXV

1K 62 17
                                    

Die seltenen Updates zur Zeit tun mir wirklich leid, aber ich habe momentan so unglaublich viel um die Ohren... Dafür sind die Kapitel jetzt immer etwas länger ^^

"Willkommen in meinem Reich."
Ich grinste und sah mich in dem kleinen Trailer um.
"Warum wundert es mich nicht dass es hier so unaufgeräumt ist?"
Sebastian gab sich gespielt empört und ließ meine Reisetasche lautstark auf den Boden fallen.
"Dabei habe ich doch extra für dich aufgeräumt."
Ich trat direkt vor ihn und spielte mit seinem noch nassen Haar.
Aufgrund der nicht wirklich komfortablen Duschen in den Wohnwägen hatte er das noch in einem der Hauptgebäude erledigt.
"Ich glaube sie müssen mir das Bett zeigen, Mr. Stan, alleine würde ich mich hier verlaufen."
Betont unschuldig klimperte ich ein wenig mit meinen Wimpern.
"Wenn sie das so wollen, Mrs. Vestnik."
Raunte er, zog mich an sich und küsste mich leidenschaftlich.
Tief in unserem Kuss versunken taumelten wir zum Gott sei dank großzügigen Bett.
"Du hast abgenommen."
Murmelte er gegen meine Schulter, nachdem mein T-Shirt in einer Ecke des Trailers gelandet war.
Er musste wohl gemerkt haben wie ich mich unter ihm versteifte, denn er blickte mich besorgt an.
Bevor ich etwas erwidern konnte klopfte es an der Tür.
Sebastian stöhnte genervt auf und ließ sich neben mir, das Gesicht voraus, aufs Bett fallen.
Ich konnte nicht anders als zu grinsen.
"Willst du nicht aufmachen?"
Er gab ein gedämpftes murren von sich, richtete sich wieder auf und küsste mich.
Dann zwinkerte er mir zu und zupfte sein T-Shirt zurecht.
"Wir sind hier noch nicht fertig."
Trotzdem schlüpfte ich in einen seiner herumliegenden  Pullover und beobachtete aufmerksam, wie Sebastian die Tür öffnete.
Immer wieder wanderten meine Gedanken zurück zu seinen Worten.
Ich hasste es wenn er sich sorgen um mich machte.
Wenn ich so heftig arbeitete wie zur Zeit war es nun mal so dass ich aus lauter Konzentration irgendwie hin und wieder vergaß zu Essen, doch holte ich das immer sofort nach.
Nie hätte ich gedacht dass ihm das sofort auffallen würde.
"Ich wollte nur fragen ob du und Anastasia heute Abend mitkommen wollt, wir gehen ins Castle, sogar Chris kommt mit."
Ertönte eine tiefe Stimme.
Nun doch neugierig stand ich auf und lief zu Seb hinüber.
"Ahhh da ist sie ja."
Ein muskulöser Kerl grinste mir breit entgegen.
Ich hielt ihm meine Hand hin und stellte mich als Anastasia vor, doch anstatt sie zu schütteln küsste er sie.
"Mylady. Ich bin Anthony."
Ich musste, genau wie Sebastian, lachen.
Mit hochgezogener Augenbraue blickte ich ihn an.
"Mylady?"
Seb wiegte den Kopf hin und her und versuchte nicht in weiteres Gelächter auszubrechen.
"Kann sein dass Anthony das mit dem Britischen Akzent etwas falsch verstanden hat."
Besagter hob abwehrend die Hände.
"Ich bin nur hier um zu fragen ob ihr mitkommt."
Fragend blickte ich Sebastian an.
Soweit ich wusste hatten wir für den Abend nichts geplant, und mich interessiert wie seine Kollegen so drauf waren.
Doch er schüttelte den Kopf und legte einen Arm um meine Taille.
"Tut mir leid, aber heute nicht. Wir haben einen Jahrestag vorzufeiern."
Anthony wackelte mit seinen Augenbrauen.
"Na dann, viel Spaß euch noch."
Sebastian neben mir verdrehte grinsend die Augenbrauen.
"Hat mich sehr gefreut, Anastasia."
Der Schauspieler drehte sich um, rief 'God save the Queen' und verschwand.
Sebastian und ich standen noch kurz an der geöffneten Tür.
"Das war..."
"...Mackattack."
Seb lachte in sich hinein.
"Keine Sorge, der ist immer so."
Ich blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
"Jahrestag vorzufeiern?"
Unser einjähriges war in drei Wochen, jedoch würden wir beide es nicht zusammen verbringen können.
"Wenn wir an dem Tag schon nicht zusammen sind, können wir ja wenigstens so tun als hätten wir ihn richtig gefeiert."
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen.
"Du bist viel zu süß, weißt du das?"
War er gerade tatsächlich rot geworden?
Ich ließ ihm jedoch nicht lange Zeit zu reagieren, sondern küsste ihn wieder.
Als Antwort wurde ich gegen die Tür gedrängt und verlor seinen Pulli.
Das letzte, das ich noch wirklich klar denken konnte bevor er endlich oben ohne vor mir stand, war irgendetwas zwischen hoppsala und endlich.

"Also, nachdem ich weiß, dass du nicht so gerne in Restaurants gehst, habe ich vorgesorgt."
Übertrieben anerkennend hob ich die Augenbrauen und beobachtete Seb, wie er vor dem kleinen Kühlschrank seines Trailers in die Hocke ging.
"Wir haben Tiefkühllachs, Mikrowellenreis und Weißwein aus dem Supermarkt."
Ich schloss die Augen und lachte.
"Und, nicht zu vergessen..."
Er zog etwas aus dem Kühlschrank.
"Belgische Meeresfrüchte."
"Ich liebe dich."
Er grinste.
"Ich weiß."
Wieder musste ich lachen, einfach nur glücklich darüber wieder in seiner Nähe zu sein, wenigstens für zwei drei Tage.
Wie sich herausstellte, hatte er sogar einen Klapptisch und dazugehörige Stühle besorgt, die wir draußen aufstellten und etwas dekorierten, um dem ganzen das Campingplatz-Feeling zu nehmen.
"Auf fast ein Jahr uns."
Prostete er mir zu als wir uns mit dampfenden Tellern gegenüber saßen.
Ich stieß mein Glas sanft gegen seines.
"Auf uns."
Dann zuckte ich mit den Schultern.
"Wir könnten ja einfach von dem Tag aus rechnen an dem wir uns das erste mal gesehen haben, dann ist es schon über ein Jahr."
Sebastian lachte leise.
"Sollen wir nochmal anstoßen?"
"Dazu sieht dein Meisterwerk hier viel zu sehr zum anbeißen aus."
Ich nahm einem bissen seiner Lachs-mit-Reis-Kreation.
Er grinste nur.
Als ich realisierte was ich soeben gesagt hatte verschluckte ich mich heftigst.
"Du bist ein Vollidiot."
Lachte ich, nach Luft schnappend.
Der Abend verlief zum Glück ohne weitere Nahtod-Erlebnisse.
Stattdessen unterhielten wir uns so offen wie nie zuvor, und einmal mehr konnte ich mein Glück kaum fassen diesen Mann getroffen zu haben.
"Dein erstes Mal."
Er begann leise zu lachen.
"Ich war siebzehn oder achtzehn und wollte dass es etwas besonderes wird, also habe ich uns ein Hotelzimmer gemietet. Danach waren wir bei McDonald's."
Ich prustete laut los und kippte fast vom wackeligen Stuhl.
"In Ordnung, das toppt meines definitiv."
Ich schob ihm das Stück Schokolade hin.
"Ich bin dran."
Im Schein der beinahe heruntergebrannten Kerze sah ich wie er kurz überlegte.
"Schauspieler-Schwarm Nummer eins. Neben mir natürlich."
Die Augen verdrehend dachte ich ebenfalls einen Moment lang nach.
"Nicht lachen."
"Versprochen."
"Colin Firth."
Er begann lauthals zu lachen.
"Es tut mir leid Babe, aber Colin Firth?"
Ich zog eine Schnute.
"Er hat zwei mal in Oscar Wilde Verfilmungen mitgespielt-"
Seb gab ein leises Oh-Oh von sich.
"-und dann, komm schon, Bridget Jones?"
"Jetzt wo du's sagst, du bist ihr ziemlich ähnlich."
Ich lachte einmal mehr und warf ihn mit meiner Serviette ab.
Jemand lief an unserem Tisch vorbei und grüßte Sebastian, mich wahrscheinlich auch irgendwie, doch ich war zu geschockt um das zu bemerken.
"War das gerade Scarlett Johansson?"
Fragte ich mit großen Augen.
Seb zuckte mit den Schultern.
"Joa."
"Die Frau ist unglaublich."
Ich schüttelte die Überraschung ab und blickte ihn prüfend an.
"Aber jetzt will ich deinen Schwarm wissen. Die Runde soll ja nicht unverdient an mich gehen."
Bevor er antwortete wiegte er kurz den Kopf hin und her.
"Also."
Ich nickte ermutigend.
"Sharon Stone."
Ich schlug die Hände auf den Tisch und begann zu lachen.
"Ach komm schon, das ist so klischeemäßig!"
Er hob nur abweisend die Hände.
"Mrs. Colin Firth hat da überhaupt nichts zu sagen."
Ich versuchte mir betont verführerisch ein Stück belgischer Schokolade in den Mund zu schieben, wusste aber nicht recht ob das klappte.
Als wir uns kennengelernt hatten war so etwas nicht nötig, da war es dunkel.
"Soll ich dir zeigen wie viel ich zu sagen habe?"
Er hob kurz die Augenbrauen.
"Ich glaube das hast du vorhin schon genug."
Angenehme Schauer liefen über meinen Rücken.
Auf dem Flug hierher hatte ich eines dieser bescheuerten Frauenmagazine gelesen, da alle anderen Zeitschriften schon vergriffen waren.
Trotz der langweiligen Modetipps und Kochrezepte war eine Sache hängengeblieben: Ein Artikel über Liebe.
So banal das auch klingen mag, dieser Artikel war gar nicht einmal so schlecht.
Der Autor sprach von einem bestimmten Für-Immer-Gefühl.
An Anfang einer normalen Beziehung sei es seiner Meinung nach für die meisten Menschen gleich: Sie bekommen Herzrasen wann immer der Partner sie berührt, sie können nicht aufhören an ihn zu denken, nicht aufhören zu denken wie glücklich man doch sei diese Person getroffen zu haben.
Trotz all dieses Herzflatterns verschwanden diese Gefühle bei den meisten nach den ersten Monaten.
Ging es jedoch immer so weiter, dann sprach er vom
Für-Immer-Gefühl.
Dass man sich jeden Tag so fühlt als küsse man sich das erste mal, als sagte man das erste mal Ich liebe dich.
Irgendwie, tief in meinem innersten, wusste ich dass wir ein besonders schwerer fall vom Für-Immer-Gefühl waren.

Und trotzdem schlich sich das Jobangebot wieder in meine Gedanken.

WintermärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt