XXXXIV

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As the winter windsLittered London with lonely heartsOh the warmth in your eyesSwept me into your arms

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As the winter winds
Littered London with lonely hearts
Oh the warmth in your eyes
Swept me into your arms

Das Set von Malerpinseln, das unter meinem Arm geklemmt hatte, fiel mit einem lauten Knall zu Boden.
Ich starrte ohne auch nur mit der Wimper zu zucken weiter den Mann vor mir an.
Ein Teil von mir wollte ihn mehr als alles andere auf dieser Welt küssen, ein anderer ihn schlagen, und wieder ein anderer riet mir einfach weiterhin wie versteinert stehen zu bleiben.
Vielleicht würde er mich ja dann nicht sehen.
Schließlich entschied ich mich dazu das zu tun, was mir in diesem Moment am klügsten erschien:
Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte ins Innere der Wohnung.

~

Es dauerte eine Ewigkeit bis Anastasia überhaupt erst eine Reaktion zeigte.
Sie starrte mich wie versteinert an und war blass geworden als hätte sie einen Geist gesehen.
Dann bewegte sie sich plötzlich, einen Moment lang dachte ich sie würde in meine Richtung gestürmt kommen.
Doch genau das Gegenteil passierte.
Stas drehte sich um und verschwand in halsbrecherischem Tempo zurück in die Wohnung.
Was hatte ich denn auch erwartet?
Dass sie mir quietschend um den Hals fiel?
Wohl eher unwahrscheinlich.
Und trotzdem versetzte es meinem Herzen einen schmerzhaften Stich.
Nun war ich es der sich wie versteinert fühlte.
Ich war ihr so nah gewesen, dass es sich einen Moment lang wieder angefühlt hatte als gäbe es noch ein uns.
"Alles klar?"
Rief eine Stimme die zweifellos Alex gehörte vom anderen Ende der Wohnung.
Niemand schien ihm zu antworten, und kurz darauf hörte ich Schritte in meine Richtung.
"Hey Mann."
Wider erwarten sprang mir Stas bester Freund nicht wegen meinem Verhalten an die Gurgel.
Er sah sogar so aus als täte es ihm leid für mich.
Ich nickte ihm stumpf zu.
"Ist sie-"
Presste ich hervor.
Er legte die Stirn in Falten und seufzte.
"Sie ist zur Hintertür raus."
Ich sackte in mir zusammen.
Eine Weile lang sagte keiner von uns beiden etwas, doch schließlich seufzte Alex wieder.
"Stas wird mich umbringen."
Murmelte er sich selbst zu bevor er den Blick wieder auf mich richtete.
Das habe ich heute schon mal gehört.
Schoss es mir durch den Kopf.
"Ihr Nummer eins Rückzugsort in London ist das Natural History Museum. Ich bin mir ziemlich sicher dass sie dahin ist."
Meine Hände begannen wieder zu zittern.
Ohne eine Antwort zu geben drehte ich mich um und wollte das Erdgeschoss des Wohnhauses wieder verlassen.
"Sebastian!"
Rief mir Alex hinterher.
Ich blieb stehen und wandte mich ihm zu.
Überrascht stellte ich fest dass er schief lächelte.
"Bau keinen Mist."
Ich konnte nicht anders als selbst ein wenig zu lächeln.
Definiere Mist.

Draußen auf der Straße winkte ich mir ein Taxi heran und nannte als Ziel Londons berühmt - berüchtigtes Naturhistorisches Museum.
"Wollen sie auch die Dinosaurier sehen?"
Fragte mich der Cabbie munter.
Ich schüttelte den Kopf und lachte leise.
"Nicht ganz, Nein."
Daraufhin stellte er keine Fragen mehr und überließ mich mir selbst.
Ängstlich begann ich mit mittlerweile kalten Händen an meinem Mantel herumzuzupfen.
In Gedanken begann ich mir die schlimmsten Szenarien auszumalen.
Als das FBI begann in diesen eine Rolle zu spielen schüttelte ich den Kopf.
Sie würde entweder dort sein oder nicht.
Es würde gut ausgehen oder nicht.
Meine linke Hand, die mittlerweile um etwas wärmer zu werden in meiner Jackentasche steckte, streifte die kleine Samtschachtel darin.
Ich holte tief Luft, in der Hoffnung dass dieses beklemmende Gefühl in der Brust dann vielleicht verschwinden würde.
Tat es natürlich nicht.
Und dass das Taxi gerade zum stehen kam machte das ganze nicht besser.
Ich bezahlte den Fahrer und bedankte mich knapp, dann trat ich in die Kälte.
Vor mir erstreckte sich das wunderschöne, riesige Museumsgebäude in den Himmel.
Der pulverige Neuschnee, der sich auf den unzähligen Wasserspeiern und Stuckverzierungen niedergelassen hatte verlieh dem ganzen etwas Magisches, Unwirkliches.
Gleich neben dem Eingang war wie jeden Winter eine Eislaufbahn aufgebaut worden, auf der unzählige Kinder wie Erwachsene lachend Schlittschuh liefen.
"Beweg deinen Arsch, Sebastian."
Flüsterte ich mir selbst zu.
Eine vorbeigehende Frau warf mir einen verstörten Blick zu.
Immerhin hatte mich bis jetzt noch niemand erkannt.
Damit das auch so blieb lief ich endlich die Treppen zum Eingang des Museums nach oben.
Ein letztes mal tief Luft holen.
Und dann trat ich ins Innere.

Es dauerte nicht lange bis ich Stas gefunden hatte.
Sie saß auf einer Bank vor einem der Dinosaurierskelette im Erdgeschoss, den Blick auf die lachenden Museumsgäste gerichtet.
Ich konnte mir ziemlich gut vorstellen wie sie sich gerade fühlte, und hatte vor das zu ändern.

~

"Warum sind es immer Bänke auf denen wir uns wiedersehen?"
Mein Herz blieb einen Moment lang stehen, nur um danach doppelt so schnell weiterzuschlagen.
Trotzdem hatte ich schon irgendwie erwartet Sebastian hier wiederzusehen.
Ich versteifte mich und versuchte mit aller Kraft ihn nicht anzusehen.
Sonst wäre ich definitiv in Tränen ausgebrochen.
"Ich schätze ich sitze einfach gerne."
Antwortete ich schließlich leise.
Das war nicht die Wahrheit, und er wusste es genau.
Manchmal half es einfach, einen Ort aufzusuchen der dem so ähnlich war, an dem mir eines der wundervollsten und gleichzeitig verhängnisvollsten Dinge meines Lebens passiert war.
Sebastian zu treffen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich vorsichtig mit einigem Abstand von mir auf der Bank niederließ.
Unsere Umgebung schien zu verschwimmen, und plötzlich waren es wieder nur er und ich.
"Du siehst anders aus."
Sagte er nach einer Weile.
Ich griff nach einer meiner Haarsträhnen und musterte sie kurz.
Juliet hatte mich dazu überredet meine Haare zu färben, außerdem hatte ich angefangen sie zu glätten.
"Das übliche... In der Hoffnung dass es etwas helfen würde."
Die letzten Worte hatte ich erst nach kurzem Zögern hinzugefügt, leiser, in der Hoffnung er würde sie vielleicht nicht hören.
Sebastian musterte mich besorgt und aufmerksam.
Ich starrte weiterhin stur geradeaus.
Stille kehrte zwischen uns ein.
Irgendwann folgte er meinem Blick und begann genau wie ich das Dinosaurierskelett anzustarren, als könnte es uns verraten was zu tun sei.
Der Dinosaurier schwieg jedoch, und schließlich entschied ich mich dazu den Mund aufzumachen.
Sebastian war sicherlich nicht den weiten Weg aus New York gekommen um mich anzuschweigen.

~

"Ich dachte wirklich es würde irgendwann einfacher werden. Warum schaffen wir es einfach nicht voneinander loszukommen?"
Ihre Worte waren so voll von Schmerz und Trauer, dass es mir Tränen in die Augen trieb.
Und doch... Das war mein Moment.
"Vielleicht sollen wir das auch gar nicht."
Meine Hände zitterten so sehr, dass ich Schwierigkeiten hatte die kleine Schachtel aus meiner Jackentasche zu kriegen, doch schließlich schaffte ich es.
Ich klappte den Deckel auf und schob sie in Stas Richtung.
Die drehte mir ihren Kopf langsam zu.
Als ihr Blick auf den Inhalt der Schachtel fiel wurden ihre Augen groß.
"Du verarschst mich."
Ich biss mir auf die Unterlippe um nicht zu lächeln und schüttelte den Kopf.
"Hör mir zu. Ich weiß dass zwischen uns viel vorgefallen ist. Aber sollten wir nicht langsam endlich einmal aus unseren unnötigen Streitereien gelernt haben? Diese ganzen Monate, in denen ich versucht habe über dich hinweg zu kommen haben mir nur eine Sache klar gemacht: Ich will nirgendwo sein wo du nicht bist."
Stas hatte sich die Hand vor den Mund geschlagen und blickte mir endlich in die Augen.
"Oh mein Gott."
Flüsterte sie leise, ungläubig.
"Jetzt sag' schon ja bevor ich's mir andere überlege."

~

Die Hand immer noch vor dem Mund begann ich gleichzeitig zu lachen und zu schluchzen.
Mich kümmerte es herzlich wenig dass ich gerade dabei war alle meine Vorsätze in den Wind zu schlagen.
Vor mir in der Schachtel lag ein verdammter Diamantring.
Doch es war nicht der Ring selbst, oder das nicht allzu kleine Steinchen daran, der mich mich daran erinnerte warum ich überhaupt erst angefangen hatte diesen Mann zu lieben.
Es war die Tatsache, dass nur jemand der mich, Anastasia Vestnik, kannte diesen Ring ausgesucht hätte.
Filigrane Silber- und Goldranken formten ineinander verwickelt den Ring, an dessen Vorderseite ein strahlender Diamant mit Sternschliff eingefasst war.
Viel zu überwältigt von der ganzen Situation brachte ich nur ein Nicken zustande.
"Das heißt-"
Sebastian blickte mich ungläubig an.
Ich konnte nicht anders als unter all diesen Tränen zu Lachen.
"Natürlich heirate ich dich, du Vollidiot."
Stürmisch zog mich Sebastian an sich.
Ich atmete tief ein und schloss die Augen.
In diesem Moment waren keine Worte nötig.

"Ich werde noch eine ganze Weile brauchen bis ich das ganze verdaut habe... Aber ich glaube wir waren schon immer gut darin zusammen kaputt zu sein."
Murmelte ich schließlich als wir uns wieder voneinander lösten.
Ohne großes Herumgetue nahm Sebastian meine Hand und ließ den Ring auf meinen Finger gleiten.
Dann strich er mir ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste mich.
Der Kuss, zusammen mit allem anderen, brachte mein Herz so zum flattern dass ich mich fühlte als würde ich gleich umkippen.
Mein gesamtes Leben hatte gerade eine Wendung genommen, die ich nicht im Traum voraussehen hätte können.

Aber wer konnte das schon.

Puh.
Ich glaube kein Kapitel ist mir je so schwer gefallen wie dieses.
Aber da heute sowohl Sebs als auch mein Geburtstag ist dachte ich mir dass ich einfach updaten muss.
Das Zitat oben stammt aus Winter Winds von, wem sonst, Mumford and Sons. Musste sein.
Was sagt ihr zu dem ganzen?
Love,
Vicy

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