XXXXIII

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Ich weiß ernsthaft nicht was los ist.
Gerade habe ich eine der ätzendsten Schreibblockaden aller Zeiten, bei dieser Story und bei Sleepwalker. Immerhin flutscht es bei meiner anderen Story- auf meinem anderen Account.
Es ist eine Bucky Barnes Fanfiction, spielt zur Zeit noch in den Forties, und ist auf Englisch um ein bisschen Übung darin zu bekommen.
Sie heißt SIN (Der Account ist officialoscarwilde ), und wenn ihr mal reinschauen wollt würde mich das total freuen.
Aber jetzt genug mit der Werbung, hier kommt das Kapitel.

"Boss?"
Ich zog den Kopfhörer aus meinem Ohr und blickte auf.
"Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst mich nicht so nennen?"
Mein Assistent grinste und zwinkerte mir zu.
Er war gerade fertig mit dem Studium, abgeschlossen mit summa cum laude, hatte jedoch weniger Glück gehabt als ich und war so irgendwie als mein Laufbursche angestellt worden.
Ich weigerte mich jedoch ihn als solchen zu sehen und hatte ihn unter meine Fittiche genommen wie einst Henry.
Immerhin war er nach dem Protagonisten in meinem Lieblingsbuch benannt.

"Was ist los?"
"Ihre- deine Verhandlung am Nachmittag ist verschoben worden."
Er tat sich trotz seiner Selbstsicherheit immer noch schwer mich zu dutzen.
Erleichtert über die Sache mit der Verhandlung atmete ich auf und klappte meine Notizen zu.
Ich war seit sechs Uhr morgens im Büro um mich auf diesen Nachmittag vorzubereiten, und dass der Gerichtstermin nun an einem anderen Tag stattfinden würde kam mir gerade recht.
"Gut."
Murmelte ich mehr mir selbst zu als Dorian.
Der stand immer noch im Türrahmen als würde er auf etwas warten.
Richtig.
Er wartete darauf entlassen zu werden.
Doch da hatte ich eine andere Idee.
Meine ersten Monate in London waren nicht sonderlich die besten gewesen.
Immer noch stürzte ich mich Hals über Kopf in die Arbeit, immer noch fiel es mir schwer zu Lachen.
Die einzigen Personen, die ich an mich heranließ waren Jules und Alex, vielleicht noch Dorian und Elizabeth.
Dass ich immer noch Schwierigkeiten hatte als junges Mitglied, und dazu noch eine Frau, in meinem neuen Job akzeptiert zu werden trug auch nicht gerade zu meinem Wohlergehen bei.
Immerhin musste ich nicht mehr permanent an Sebastian denken.
Vielleicht nur noch... Ein mal in der Stunde.
So sehr ich auch versuchte, ihn zu vergessen, irgendeine kleine Sache würde mich immer wieder an ihn erinnern und dieses beklemmende Gefühl in der Brust wieder zurückbringen.
Die Unnötigkeit dieses zweiten großen Streits ließ mich zusätzlich noch den Drang verspüren frustriert laut aufzuschreien.
Natürlich hatten wir auch vorher hin und wieder gestritten, wir waren leidenschaftliche Menschen, aber jedes mal hatten wir uns zusammengerissen und nachher darüber gelacht.
Oder die Sache im Schlafzimmer geklärt.
Unsere Trennung hätte vermieden werden können, und das war was alles noch viel viel schlimmer machte.
Schon oft hatte ich überlegt einfach den nächsten Flieger nach New York zu nehmen, zu ihm, aber für was?
Er hatte ziemlich klar gemacht dass er mein Verhalten in einer Beziehung nicht mehr aushielt.
Und außerdem war nicht nur ich es, die ihn verletzt hatte, oh nein.
Juliet war seit meiner Rückkehr nach London immer kurz davor mich zurück zum Therapeuten zu Schleppen.
Bis jetzt hatte ich es immer geschafft sie davon zu überzeugen dass ich einfach nur mehr Zeit brauchte, aber ich wusste noch nicht einmal ob ich dabei sie oder mich oder uns beide anlog.
Unser Kompromiss?
Bei Alex einziehen.
Meine besten Freunde trauten mir nicht mehr zu alleine zu leben.
Nun verkroch ich mich Tag für Tag im Büro um ihm und Elizabeth nicht mehr zur Last zu fallen als ohnehin schon.
Sie war schwanger.

"Erde an Miss Vestnik!"
Jemand legte mir vorsichtig eine Hand auf die Schulter.
Ich schnappte erschrocken nach Luft und fuhr aus meinen Gedanken hoch.
"Tut mir leid."
Murmelte ich Dorian zu und nahm meine Jacke vom Kleiderständer neben der Tür.
"Ich werde was Essen gehen. Willst du mitkommen?"
Er lächelte mir zu und nickte.
"Du siehst aus als könntest du Ablenkung gebrauchen, also gerne. Unter der Bedingung dass endlich mal ich zahlen darf."
Ich verdrehte die Augen und hakte mich bei ihm unter.
"Kommt nicht in Frage."

Mit dem jungen angehenden Anwalt verging die Zeit schnell.
Er war unglaublich intelligent, und ein angenehmer Gesprächspartner noch dazu.
Bis ich am Nachmittag die Tube zurück nach Earl's Court nahm ging es mir den Umständen entsprechend ziemlich gut.
Doch schon auf der Zugfahrt 'nach Hause' sank meine Laune wieder.
Normalerweise hatte ich kein Problem damit alleine zu sein, doch in letzter Zeit drohten meine Gedanken dabei immer allzu laut zu werden.
So schlurfte ich also den Weg von der U-Bahnstation zu Alex und Elizabeths Wohnung, wobei die einzige wirkliche Motivation die Aussicht auf eine heiße Tasse Tee war.
Ich liebte London im Winter, über alles, aber er würde für immer die Jahreszeit bleiben in der ich eines Nachts unter einem Ahornbaum die Liebe meines Lebens getroffen hatte.
Davon war ich mittlerweile fest überzeugt- dass Sebastian diese große eine Liebe gewesen war.

Schon beinahe wütend auf mich selbst schüttelte ich den Kopf und rammte den Schlüssel in die Wohnungstür.
So würde ich nie zurück auf die Beine kommen.
Im warmen Innern der Wohnung hatte es sich Alex mit seinem Laptop auf dem Sofa bequem gemacht und schien tief in Arbeit versunken zu sein.
Als er meine Anwesenheit bemerkte blickte er vom Bildschirm auf und lächelte mir breit zu.
"Hey, Stas."
Ich ließ mich grummelnd auf die Couch fallen und kuschelte mich an ihn.
"Auf einer Skala von eins bis Zehn, wie Scheisse war dein Tag?"
"Folterst du mich wenn ich sage minus eintausend?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Ist 'ne Überlegung wert."
Eine Weile lang schwiegen wir einfach, beziehungsweise war ich damit beschäftigt aufzutauen.
"Was machst du eigentlich schon hier?"
Fragte ich irgendwann.
"Ich hatte eigentlich vor Home Office zu machen, aber gerade komme ich zu gar nicht. Hilfst du mir beim Kinderzimmer?"

Das zukünftige Kinderzimmer war ein hoher, schöner Raum mit zwei Fenstern die selbst Abends noch genug Licht hereinließen.
Anfangs war es noch das Gästezimmer der Wohnung gewesen, also das Zimmer in dem ich einquartiert worden war, doch hatte ich nachdem ich von dem Baby erfahren hatte darauf bestanden in den wesentlich kleineren Abstellraum umzuziehen.

"Also."
Alex atmete tief durch.
Bei all den Schwierigkeiten, die er in der Vergangenheit gehabt hatte seinen Platz in der Welt zu finden, tat es nun so unheimlich gut ihn so glücklich zu sehen.
Anscheinend war Elizabeth übers Wochenende zu einer Freundin aufs Land gefahren und Alex hatte vor sie mit einem fertiggestellten Kinderzimmer zu überraschen.
Das erste mal seit längerer Zeit fühlte ich mich etwas unbehaglich in der Nähe meines besten Freundes.
Hätte sich nicht alles so entwickelt wie es sich nun einmal hatte würden wir beide nun da stehen und die Möbel für unser Kind aufstellen.
Bei der Vorstellung schüttelte es mich am ganzen Körper.
Nein, Alex und ich waren als Freunde um einiges besser dran.
"Ich werde mit- wer zur Hölle soll den das bitte aussprechen können?"
Ich musste Lachen.
Alex hielt die Verpackung eines Ikea-Gitterbettchens nach oben und scheiterte mehrmals daran den Namen des guten Stückes auszusprechen.
"Egal. Ich werde mit dem Ding da anfangen."
"Was soll ich machen?"
Er dachte einen Moment lang nach und begann währenddessen Bauteile über den ganzen Boden zu verteilen.
"Du kannst die Farbeimer holen."
Alex stutzte.
"Sollten wir die Wand nicht farbig streichen bevor wir die Möbel zusammenbauen?"
Ich hielt mir die Hand vor den Mund um nicht laut loszuprusten.
"Wäre wahrscheinlich nicht schlecht."
Presste ich hervor.
Er grunzte missmutig.
"Also... Ich bau das verdammte Bett auf, räum alles ans andere Ende des Raums, und du holst die Farbe."
Ich salutierte in feinster Matrosenmanier.
"Aye Aye, Sir."

~

Ich glaube nicht jemals in meinem Leben so ängstlich-nervös gewesen zu sein wie an diesem Tag.
Juliet hatte mir mit dem Kommentar 'Stas wird mich umbringen' Alex Adresse gegeben.
Nun stand ich zitternd vor der Wohnungstür und überlegte ob es klug war zu klingeln.
Hätte ich mich vorher ankündigen sollen?
Ihr Zeit geben sollen sich auf die Konfrontation vorzubereiten?
Ich schüttelte den Kopf.
So wie ich sie kannte würde sie dieser ganzen Sache eher ausweichen als sie zu klären.
Tausend weitere Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, gemeinsam mit so viel Zweifel dass es mich wunderte dass ich nicht einfach umkippte.
"Reiß dich zusammen, Sebastian."
Flüsterte ich mir selbst zu.
Und drückte auf die Klingel.

~

"Ich gehe!"
Rief ich Alex zu, stellte die beiden Farbeimer ab und lief zur Tür.
Wahrscheinlich der Postbote mit noch mehr Babykram.
Ohne groß nachzudenken riss ich sie auf.
Und starrte in ein paar tiefblauer Augen.

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