XXXII

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Es war schwer nicht loszuschluchzen wie eine Irre, als Alex und Jules nach der hundertsten Runde Umarmungen unter dem Bogen für den Security Check durchtraten.
Ein Flughafenangestellter erklärte Alex, dass ab diesem Punkt keine scharfen Gegenstände mehr erlaubt waren, und der Vollidiot zwinkerte mir über die Schulter zu.
"Sieht so aus als müsste ich meinen Witz zurück lassen."
Juliet warf den Kopf zurück und lachte laut, wobei ihr die Cap fast vom Kopf fiel, die sie trug um nicht sofort von Paparazzi attackiert zu werden.
Ich lachte ebenfalls und vergrub mein Gesicht in Sebastians Brust, da die Tränen jetzt unaufhaltsam über meine wangen liefen.
Er schlang die Arme um mich und drückte mich an sich.
"Die kommen doch wieder, meinst du wirklich dass die dich so schnell mit mir alleine lassen?"
Versuchte er mich zu beruhigen, und ich spürte ihn lächeln als er einen Kuss auf meine Haare drückte.
"Sogar meine Katze nimmt dieses Arschloch mit."
Grummelte ich und wischte mir übers Gesicht, wo sich die Überreste meiner Mascara großzügig verteilt hatten.
Alex und ich hatten beschlossen dass er Bastet bis aufs erste mit nach London nehmen würde, da ich, genau wie Sebastian, in der nächsten Zeit kaum zu Hause sein würde.
Für ihn würde es übermorgen nach Washington gehen, für mich in zwei Wochen, nachdem Lydias Ferien zu Ende waren, nach Frankfurt.
Um so alleine in New York nicht durchzudrehen hatte ich freiwillig die meisten der Auslandsaufträge unsere Kanzlei angenommen.
"Die kriegst du wieder."
Ich löste mich von Sebastian und nahm seine Hand.
"Gehen wir was Essen?"
Lydia gab einen Zustimmenden Laut von sich.
Sie schien genau so mitgenommen vom Abschied zu sein wie ich ,und hatte nicht wirklich viel gesagt seit wir von meiner Wohnung losgefahren waren.
"Essen ist nie eine schlechte Entscheidung."

Die letzten Stunden mit Sebastian vergingen viel zu schnell, und schon war es der Abend des nächsten Tages.
Lydia war mit einer Tüte Chips auf dem Bauch auf dem großen Ohrensessel neben der Couch im Wohnzimmer eingeschlafen, wo wir alle zusammen irgendeinen Film geschaut hatten.
Mit schlechter Laune stellte ich zwei Flaschen Bier auf den Glastisch und ließ mich auf das Sofa fallen, wobei ich mich tief in den viel zu großen Kapuzenpulli kuschelte, der eigentlich Sebastian gehörte.
"Ich werde ganz schön Inspiration von dir brauchen ohne dich in der Kanzlei keinem an die Gurgel zu gehen."
Sebastian lachte leise und zog mich an sich.
"Ich kann nicht mit dir schlafen wenn du im Gefängnis bist."
"Einwand angenommen."
Giggelte ich und küsste ihn.
Die schlechte Laune verschwand sogar ein wenig, als er mich auf seinen Schoß zog und mein Gesicht mit der einen Hand umfasste, während die andere sanft auf meiner Taille lag.
"Das werde ich vermissen."
Murmelte er zwischen zwei Küssen.
Mir gingen tausend Antworten durch den Kopf, doch ich wollte nicht dass dieser Moment sich anfühlte wie ein Abschied für mehrere Wochen.
Einfach nur ein... gemütlicher Abend auf der Couch.
"Hör auf zu reden."
Lächelte ich gegen seine Lippen und vergrub meine Finger in seinem verboten weichen Haar, das für seine neue Rolle fast Schulterlang war.
"Mhm."
Brummte er und stand auf, mich mit sich hochhebend.
"Wir wollen hier ja niemanden verschrecken."
Ich verkniff es mir ,Lydias Schlaf zu Liebe, nicht laut loszulachen.
Nach einigen unangenehmen Zusammenstößen mit diversen Türrahmen, die ständig aus dem nichts aufzutauchen schienen und eine Vorliebe für meine Beine hatten, schafften wir es doch ins Schlafzimmer, wo in der Ecke schon seine gepackten Koffer standen.
Ich ignorierte sie, und versuchte vergeblich einen kühlen Kopf zu bewahren als Seb sich gemeinsam mit mir aufs Bett fallen ließ.
Wie gesagt, vergeblich.
Himmel war ich diesem Kerl verfallen.

"Ruf mich an wenn du gelandet bist."
"Wie ich mich kenne werde ich dich wahrscheinlich schon anrufen wenn ich durch die Sicherheitskontrolle bin."
Ich seufzte und drückte Sebastian an mich, den Geruch seines Parfums tief einatmend.
"Stürz mir ja nicht ab."
Er lachte und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, trotzdem merkte ich dass er genauso wenig Abschied nehmen wollte wie ich.
"Hatte ich nicht vor, Babe. Ich liebe dich."
"Ich dich auch. Und jetzt geh bevor ich endgültig anfange zu flennen."
Er küsste mich noch einmal kurz, hob dann seine Umhängetasche wieder vom Boden auf und begann sich in die Richtung der Sicherheitskontrolle zu bewegen.
Nach vier Metern drehte er jedoch wieder um, rannte schon fast wieder zurück zu mir, hob mich hoch und küsste mich als gäbe es kein Morgen.
"Das hatte ich noch vergessen."
Grinste er und lehnte seine Stirn gegen meine.
Ich schniefte hilflos.
"Jetzt geh schon, du verpasst deinen Flieger noch."
Er nickte zerstreut und küsste meine Knöchel.
"Wir telefonieren."
"Wir telefonieren."
Wiederholte ich, zustimmend und sah ihm noch nach bis er unter dem Metalldetektor durch war.
Wie gerne hätte ich jetzt Lydia bei mir gehabt, doch die war, aus guten Grund, mit der Begründung nicht noch eine traurige Flughafenszene aushalten zu können, in meiner Wohnung geblieben.
In weniger als zwei Wochen würde ich alleine sein.
Großartig.

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