XI

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"Und was ist wenn sie mich nicht mögen?"
Sebastian und ich liefen durch den verschneiten Central Park, auf dem Weg in meine Wohnung.
"Das sind meine Freunde und keine Monster."
Ich lachte und küsste ihn.
"Schließt das eine das andere aus?"
Mit etwas schwung schubste ich ihn in die Seite.
"Du!"
Rief er und begann, mir hinterher zu rennen.
Es lief gut zwischen uns.
Mittlerweile trafen wir uns nicht mehr nur zu Dates beim Essen, sondern machten Spaziergänge, kochten zusammen oder verbrachten die Abende einfach mit Filmen und heißen Küssen auf der Couch.
Juliets Meinung nach, sie wollte immer über alles auf dem laufenden gehalten werden , befanden wir uns an dem Punkt an dem keiner von beiden sich traute zu fragen, on man denn jetzt zusammen sei, aus Angst irgendeine Seifenblase zerplatzen zu lassen, man es aber praktisch schon längst war.
Sie war das letzte mal vor Weihnachten und Silvester in New York und wollte 'ihn unbedingt kennenlernen, bevor das Jahr zu ende ist.'
~
Wir legten noch einen kurzen Stopp in Anastasias Wohnung ein, damit sie sich umziehen konnte, und fuhren dann mit der U-Bahn in ein bekanntes Kneipenviertel.
Zielstrebig bog sie in eine Seitenstraße ab und blieb vor einem urig aussehenden Laden mit kyrillischem Türschild stehen.
Sie grinste mir zu und drückte gegen die Tür, die aufschwang.
Der Eindruck nach Urigkeit, der mir schon durch die Fensterfront hindurch gegeben worden war, verstärkte sich noch einmal.
Der Boden war aus dunklen Fliesen, die Wände aus ebenso dunklem Holz.
Die Wände waren behangen mit Photos von prominenten Besuchern, Sehenswürdigkeiten in Russland, einer großen Flagge und Zentral von allem hing ein verstaubter Bärenkopf.
Ohne mich vorzuwarnen stürmte Anastasia auf eine Frau zu, die ich schon auf ein paar Photos in ihrem Gang gesehen hatte.
Lachend fielen sich die beiden in die Arme.
Dann Begrüßte sie nach der Reihe die anderen, wir waren die ersten Gäste in der kleinen Kneipe.
Ich stand etwas verloren da und fühlte mich gleich besser als sich die vier mir Fremden Personen mir vorstellten.
Der vermeintliche Besitzer des Ladens, ein kleiner Mann mit grauen Haaren und Bierbauch eilte herbei und schob ein paar Tische zusammen, um die wir quetschten.
Mir gegenüber saß Juliet, Anastasias beste Freundin.
"Und du bist also Sebastian."
Es reichte nicht, dass die ein Meter achtzig Frau, die ich von Werbekampagnen schon vorher gekannt hatte, mit ihren klar geschnittenen Gesichtszügen so schon einschüchternd aussehen konnte, nein, sie war auch noch die berühmt berüchtigte beste Freundin.
Nach ein paar prüfenden Fragen und unangenehmen ausgetauschten Floskeln lockerte sich die Stimmung.
Anastasia bestellte auf Russisch irgendetwas beim Kellner, und zwanzig Minuten später kam er aus der Küche mit zwei Tellern von Fladenbroten mit, so wie es aussah, Kaviar obendrauf, drei Tellern mit etwas das ein wenig wie Frühlingsrollen aussah, einer kleinen Flasche deren Inhalt definitiv kein Wasser, sondern Vodka war , und einem Schnapsglas für jeden.
Juliet klatschte begeistert in die Hände.
"Ich vergesse jedes mal wie sehr mir dieses Essen drüben fehlt."
"Drüben?"
Traute ich mich nachzufragen.
"Ich wohne in London."
"Offiziell."
Fügte der einzige andere anwesende Mann hinzu, der sich mir als Alex vorgestellt hatte und griff nach einem der Brote.
Anastasia, die neben mir saß, blickte mich glücklich an.
Sie strahlte.
"Das-"
Sie deutete auf die Brote.
"-sind Blini, das-"
Ihr Zeigefinger wanderte zu den Frühlingsrollen.
"-sind Piroschki, und was in der Flasche ist muss dir wahrscheinlich niemand erklären."
Erin, ich hatte vergessen woher Anastasia sie kannte, schon jedem von uns ein Gläschen Vodka zu.
Man merkte dass der eigentliche Kern der Runde Anastasia, Juliet und Alex waren, die anderen beiden schienen irgendwie nur teilweise dazuzugehören.
"Ihr trinkt das Zeug pur?"
Ich runzelte die Stirn.
Alex hob sein Glas.
"Wir sind Russen."
Er zwinkerte Anastasia zu, die laut lachte.
Gleichzeitig kippten wir den Inhalt der Gläser in einem herunter, anders wäre der Alkohol wohl pur nicht zu genießen.
Juliet hatte darauf bestanden Billard zu spielen, und die kleine Flasche war schnell leer gewesen, also löste sich die Runde um den Tisch auf und verteilte sich entweder um den Billardtisch oder an die Bar.
Irgendwann ergab es sich wahrscheinlich nicht ganz so zufällig, dass nur noch Alex und ich am Billardtisch standen und alle Frauen unserer Runde laut an der Bar lachten.
Ich hatte da diese Vermutung dass das Thema gerade meine Beurteilung war.
"Lexie?"
Anastasia rief quer durch den Raum.
Alex neben mir verdrehte genervt die Augen, lächelte aber.
Plötzlich fiel mir etwas ein- er war der Kerl, der mir auf manchen Photos unangenehm aufgefallen war.
Dass ich ihn nicht gleich erkannte wunderte mich.
Mit seinen 1,90, den breiten Schultern, den schwarzen Haaren und den eisblauen Augen war er schwer zu übersehen.
"Die Runde geht auf dich!"
Sie wedelte mit einem Lederportemonnaie, das definitiv nicht ihres war.
"Und du bist ihr Bruder?"
Ich nahm allen meinen Mut zusammen und sprach das an, was mich gerade am allermeisten beschäftigte.
Der Kerl lachte merkwürdig.
"Nicht ganz, nope."
Ich sah ihn stirnrunzelnd an.
Er wackelte mit dem Kopf, als wäre es ihm wenigstens ein bisschen unangenehm es zu sagen.
Wenn Kerlen wie ihm überhaupt etwas unangenehm sein konnte.
"Ich bin ihr Ex."
Er blickte mich an.
Ich kratzte mich hinter dem Ohr.
Eine peinliche Stille entstand.
Wir wurden von Anastasia erlöst, die sich zwischen uns auf den Billardtisch setzte und eine art Schokoladentörtchen aus einer Kartonverpackung aß.
"Wie ich sehe habt ihr euch schon angefreundet?"
Sie hatte genau erkannt in was für einer Lage wir uns gerade befanden, das sah man an diesem Blitzen in ihren Augen und diesem speziellen Lächeln.
Sie amüsierte sich prächtig.
"Ich wollte Sebastian gerade erzählen wie wir uns kennen gelernt haben."
Wollte ich das hören?
Ich musste mich zusammenreißen nicht aus der Kneipe zu stürmen.
Über kurz oder lang schafften Alex und ich es doch bis ende des Abends uns anzufreunden.
Irgendetwas war da in Anastasias art mich glücklich vor allen zu küssen und Alex auf den Fuß zu treten wann immer er etwas blödes sagte, das ihre Gefühle ziemlich klarstellte.
Als wir nach Mitternacht halb betrunken auf die Straße kamen war ich in Hochstimmung.

Hey meine Lieben.
Ich habe das erste mal seid einer Woche Wlan. Ich bin in den Bergen und von wegen Winterzauber, hier liegt noch nicht mal Schnee.
Auf jeden Fall hoffe ich ihr hattet schöne Weihnachten, habt noch ein schönes neues Jahr und das Kapitel gefällt euch.
Xoxo,
Vicy

WintermärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt