XX

1.5K 78 17
                                    

Das Lied aus meinen Kopfhörern mitsummend schloss ich unbeholfen die Tür zu Stas' Wohnung auf.
Ich war vollbeladen mit Einkäufen, die es einem nicht gerade leicht machten nach dem Schlüssel zu kramen.
Stas war heute morgen hundemüde von der Premiere gestern Abend und diversen Aktivitäten danach aus dem Bett und kurz darauf aus der Wohnung gekrochen, weshalb ich vorhatte sie mit Essen zu überraschen.
Hatte bis jetzt immer geklappt.
In Gedanken dachte ich über das Meeting nach, das ich heute über einen kommenden Film gehabt hatte.
Dabei war mir eine der peinlichsten Sachen meines bisherigen Lebens passiert: Verwirrt hatte ich in meine Jacke gegriffen und noch verwirrter Stas BH vom Vorabend aus der Seitentasche gezogen.
Anthony Mackie neben mir hatte sich gar nicht mehr eingekriegt vor Lachen, war jedoch zum Glück der einzige gewesen der das ganze gesehen hatte.
Immer noch schüttelte musste ich den Kopf darüber schütteln, und versuchte einfach das ganze zu verdrängen.
Vorsichtig legte ich die Tüten auf der Arbeitsplatte der hochmodernen Küche ab und lief in Richtung Wohnzimmer, wo Anastasia ihre immense CD-Sammlung aufbewahrte.
Mit Musik ging alles leichter.
Auf dem Weg zum Wohnzimmer kam ich jedoch am Badezimmer vorbei, dessen Tür angelehnt war, und im inneren brannte Licht.
Die Stirn runzelnd gab ich der Tür einen leichten Schubs, woraufhin sie aufschwang.
Mein Herz blieb fast stehen als mein Gehirn begann die Informationen meiner Augen zu verarbeiten, die gerade noch so fröhlichen Gedanken waren verflogen.
"Scheisse, was ist los?"
Entfuhr es mir.
Ich kniete mich vor Stas, die zusammengesunken neben der aufgeklappten Toilette saß.
"Solltest du nicht im Büro sein?"
Besorgt strich ich ihr über die Stirn.
"Da war ich auch."
Ihre Stimme klang schwach und ihre sonst so lebhaften Augen waren fast schwarz.
Sorge brannte kalt in meiner Brust.
"Meinst du du hast dir gestern Abend was eingefangen?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Was ist dann los?"
Ich wollte nicht dass sie so dasaß, und vor allem wollte ich wissen was sie so lahmlegte.
"Bauchschmerzen."
Presste sie hervor und drückte, wie um das ganze noch zu betonen, eine Hand auf ihren Bauch.
"Hast du schon versucht was gegen die Schmerzen zu nehmen?"
Sie nickte in Richtung des Waschbeckens, auf dessen Rand eine Packung Buscopan lag.
"Nichts geholfen?"
"Sieht man doch."
Anastasia ächzte erneut schmerzerfüllt.
"Wie lange sitzt du hier schon?"
"Paar Stunden."
Ich verkniff mir die Frage, wieso sie mich nicht angerufen hatte, und setzte mich stattdessen neben sie.
"Sollen wir ins Krankenhaus fahren?"
Wieder schüttelte sie verbissen den Kopf.
Frustriert nickte ich.
Mir wäre es lieber unnötigerweise ins Krankenhaus zu fahren als hier irgendetwas anbrennen zu lassen.
"Kann ich dir irgendetwas bringen?"
"Danke. Aber nein."
Sie zog die Knie noch enger an sich und schlang die Arme darum.
Zögerlich legte ich ihr eine Hand auf die Schulter, und als ich merkte dass sie sich etwas entkrampfte, legte ich einen Arm um sie.
Trotzdem wurde es auch nach einer Stunde nicht besser.
"Das reicht jetzt. Wir fahren ins Krankenhaus."
Stas blickte mich Angsterfüllt an.
Ihr Blick hatte etwas von einem gehetzten Tier.
Hatte sie etwa Angst vor Ärzten? Sie?
"Bitte.Ich kann dich so nicht sehen."
Sie ließ sich von mir aufhelfen, und als ich merkte wie weh ihr jede Bewegung tat, hob ich sie vorsichtig hoch, griff im Gang nach meiner Jacke, in der Schlüssel und Handy steckten und zog die Wohnungstür hinter uns zu.
In der Tiefgarage half ich ihr auf den Beifahrersitz, achtete darauf dass sie es so bequem es nur möglich war hatte und startete den Motor.
Während wir immer wieder an roten Ampeln halten mussten sagte keiner von uns beiden ein Wort, und mir brach der kalte Schweiß aus.
Stas blickte abwesend ins leere während ich den Wagen endlich auf dem Parkplatz des nächsten Krankenhauses abstellte.
Zu unserem Glück war gerade wenig los, und nach kurzer zeit des Wartens betrat ein etwas älterer Arzt mit einem wahrscheinlich jahrelang geprobten, zuversichtlichen lächeln das uns zugeteilte Krankenzimmer.
Er fragte kurz nach Stas Namen, dann begann er sie zu untersuchen.
"Ah ja, der gute alte Blinddarm. Gut dass sie so schnell gekommen sind."
Meinte er in einem lächerlich ruhigen Ton.
"Wir bringen sie in den OP, sie bekommen eine kleine Narkose, und nach zwanzig Minuten sind sie wieder draußen."
Der Griff ihrer Hand um meine wurde fast unerträglich fest.
"Du machst das. Ich warte hier auf dich."
Ein hauch eines Lächelns schlich sich auf ihre Lippen.
"Ich liebe dich."
Flüsterte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Ich dich auch."
Hauchte sie.
Ein paar Assistenzärzte kamen in den Raum, und ehe ich es mich versah saß ich alleine da, der mein Stuhl sah ohne dem Bett neben sich schrecklich einsam aus.
Erst jetzt merkte ich wie heftig ich am ganzen Körper zitterte.
"Sie sind bestimmt gleich wieder da."
Meinte eine Schwester, die im vorbeigehen den Kopf durch die Tür steckte.
Die nächsten zwanzig Minuten waren die längsten meines Lebens, und als sie nach fünfundzwanzig noch nicht zurück aus dem OP waren begann ich unruhig auf und abzulaufen.
Nach dreißig Minuten setzte ich mich wieder hin und vergrub das Gesicht in den Händen.
Als gerade die zweifelnden Stimmen in meinem Kopf lauter wurden, und ich mir langsam einredete dass bestimmt etwas schiefgelaufen war, kam das Bett endlich zurück in das Zimmer gerollt.
Erleichtert sprang ich auf.
Der Arzt von vorhin kam mir mir beschwichtigender Miene entgegen.
"Die Operation ist bestens Verlaufen. Sie dürfte bald wieder aufwachen."
Ich seufzte erleichtert auf.
"Nur eine kurze Frage wegen den Schmerzmitteln..."
Zerstreut wischte der Doktor auf einem Tablet herum.
"Wissen sie zufällig den Namen von ihren Tabletten? Nichts dass es irgendwas ist was sich mit den anderen Medikamenten nicht verträgt."
"Tabletten?"
Brachte ich nur verwirrt heraus.
Der Arzt runzelte die Stirn.
"Sie sind doch ihr Freund?"
Er klang als gäbe es einen Grund daran zu zweifeln.
"Natürlich bin ich ihr Freund!"
Sagte ich als zweifelte ich an dem Intellekt des Arztes.
Sein Blick wurde etwas mitleidig.
Was war hier los?
Als erwarte er weitere fragen, legte mir der Mann eine Hand auf die Schulter.
Kurz überlegte ich sie wegzuschlagen.
"Ich darf ihnen leider nichts darüber sagen."
Meine Gedanken wanderten vom Hand wegschlagen zum Faust-ins-Gesicht-schlagen.
"Vielleicht sollten sie aber bei Gelegenheit einmal mit ihrer Freundin darüber reden."
Seine Stimmlage änderte sich, als würde er plötzlich nur noch über das Wetter reden.
"Ich komme nachher noch einmal vorbei, um nachzusehen ob alles in Ordnung ist."
Er erzählte noch etwas davon, dass Stas die nächsten drei Tage zur Sicherheit im Krankenhaus bleiben sollte, und dass er sie in den nächsten beiden Wochen krankschreiben würde.
Das alles hörte ich jedoch nur am Rande, zu groß war das Chaos in meinem Kopf.
Vielleicht sollten sie bei Gelegenheit einmal mit ihrer Freundin darüber reden.
Was zur Hölle lief hier?

Ich habe Buchstäblich keine Ahnung ob das in Ordnung ist was ich da gerade geschrieben habe. Es ist kurz nach Mitternacht, ich höre Mumford and Sons und stelle meine Existenz in Frage. Das übliche also.
Gute Nacht, oder welche Tageszeit es auch immer ist wenn ihr das lest.
Love,
Vicy

WintermärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt