XXIX

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Ich hatte Glück.
Sowohl die Richter als auch mein Mandant waren auf eine schnelle Einigung aus, weshalb es mit nach nur zwei Verhandlungstagen (und ein paar Nachtschichten in der Bibliothek des Hotels) gelang, die Strafe auf 'nur' eine Geldstrafe herabzusenken.
Unglaubliche Erleichterung erfasste mich, als der Richter am späten Dienstagnachmittag endlich die Verhandlungen beendete.
Mit einem Lächeln schüttelte ich meinem allzu dankbaren Mandanten die Hand, und schlug diplomatisch seine Einladung zum Essen aus.
Auf dem Weg aus dem Gerichtsgebäude griffen mich plötzlich zwei starke Arme und zogen mich an der Taille in eine Nische zwischen zwei Säulen.
"Was machst du denn hier?"
Lachte ich, als ich erkannte dass es Sebastian war.
Dieser blickte sich nervös um, und grinste aber dabei.
"Ich habe keine Ahnung ob ich hier sein darf, aber dich vor Gericht zu sehen wäre eine Gefängnisstrafe wert."
Er küsste mich leidenschaftlich, was mir das Blut in die Wangen schießen ließ.
"Glaub bloß nicht dass ich dich aus dem Gefängnis rausholen würde. Obwohl ich das natürlich könnte."
Versuchte ich etwas atemlos meine Selbstsicherheit zurückzugewinnen, scheiterte aber kläglich als seine Hand über meinen Rücken abwärts wanderte.
"Das habe ich keine Sekunde lang bezweifelt."
Flüsterte er, und bevor er überhaupt auf die Idee kam irgendwelche Spielchen zu treiben zog ich ihn wieder an mich.
Ich fühlte mich unglaublich gut.
Immerhin hatte ich gerade wieder einmal einen Fall gewonnen.
~
"Also, was hat meine absolut hinreißende Freundin jetzt vor, in der urbs aeterna?"
Fragte ich sie ,als wir Hand in Hand zurück in Richtung der Piazza Navona schlenderten.
Sie warf in ihrer üblichen, wundervollen Manier den Kopf zurück und lachte laut, dennoch war nicht zu übersehen wie müde sie tatsächlich war.
Während unseren ersten Tagen in der Stadt hatte ich sie kaum zu Gesicht bekommen, und wenn, dann nur spät Abends, wenn sie unfähig auch noch einen einzigen weiteren Muskel zu rühren ins Bett fiel.
Was hatte ich mir auch erwartet?
Sie hatte mich detailliert vorgewarnt, darüber wie der sogenannte Urlaub aussehen würde bis sie den Fall abgeschlossen hatte.
"Du weißt doch noch nicht einmal was das heißt."
Grinste sie mir schelmisch zu, und ich konterte mit einem gespielt verletzten Gesichtsausdruck.
Danach konnte ich nicht mehr anders als zurückzugrinsen.
"Du doch genauso wenig."
Sie warf mir nur einen wissenden Seitenblick zu.
Ernsthaft verblüfft blieb ich stehen.
"Latein? Du hast verdammtes Latein gelernt?"
Sie giggelte.
"Du solltest aufhören mich zu unterschätzen."
Ich schloss die Augen, lächelte, und schüttelte den Kopf.
Diese Frau machte mich sprachlos.
"Also, Sherlock, klär mich auf. Urbs aeterna?"
Den Rest unseres Fußweges verbrachte ich damit, sie mir alles mögliche übersetzen zu lassen, und der Schelm in ihren Augen vertrieb schnell ein wenig mehr der Müdigkeit darin.
"Also, wollen wir etwas essen gehen?"
Sprach ich sie wieder auf die Pläne für den Abend an, während wir den Aufzug des Hotels betraten.
Sie sah mich entschuldigend an.
"...Oder bestellen wir uns Pizza auf das Zimmer und sehen uns Italienische Seifenopern an?"
Sie kniff die Augen zusammen und legte ihre Arme um meinen Nacken.
"Es tut mir so unglaublich leid. Ich verspreche dir, ab morgen haben wir Urlaub, und dann holen wir die letzten beiden Tage an Essen und Stadtbesichtigung und... Anderen Dingen nach."
Wie sollte ich da noch länger böse sein?

~

Ich streckte mich und drehte mich im Bett um.
Die Morgensonne schien durch das Balkonfenster direkt auf unser Bett, und damit auch auf Sebastians schlafendes Gesicht.
Leise rollte ich mich aus dem Bett, schlüpfte in ein herumliegendes Tshirt, und angelte meine Kamera vom Stuhl in der Nähe des Bettes.
Äußerst vorsichtig kniete ich mich auf die himmlisch weiche Matratze, schaltete die Spiegelreflexkamera an und fokussierte auf Sebastian, dann drückte ich ab.
Ich musste mich zusammenreißen nicht loszulachen als ich beim klicken der Kamera zusammenfuhr.
Mit einem verstohlenen Lächeln betrachtete ich das Ergebnis auf dem Bildschirm und klopfte mir innerlich auf die Schulter.
Dieses Bild würde zurück in New York einen Platz an meiner Wand bekommen.
Mit einem noch breiteren Lächeln dachte ich an die letzten Tage.
In dem Versuch, alles für immer festzuhalten, hatte ich meine Kamera kaum aus den Händen genommen, worüber mich Sebastian permanent liebevoll aufzog.
Der hatte gut reden.
Vor zwei Tagen hatte er ohne mich zu fragen ein Bild von mir auf Instagram gepostet, und seine Fanbase hatte einen kompletten breakdown erlitten.
Trotzdem wollte ich hier nicht weg.
Die Stadt war so atemberaubend schön, und die zeit, die ich endlich einmal komplett ungestört mit Sebastian verbringen konnte, war viel zu schnell vergangen.
Sebastians Hand, die über meinen nackten Oberschenkel strich, holte mich zurück aus meinen Gedanken.
"Guten Morgen."
Brummte er in seiner hinreißenden, rauen Morgenstimme.
Ich beugte mich zu ihm hinunter und küsste ihn kurz, dann ließ ich mich neben ihn in die Kissen fallen.
"Irgendwelche Pläne für den letzten Tag?"
Murmelte er und strich mir eun paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.
"Ich will noch zur Fontana di Trevi. Eine Münze reinwerfen."
Er lachte leise.
"Damit du und ich irgendwann einmal hierher zurückkommen?"
Ich nickte eifrig und kuschelte mich an ihn.
Eine ganze Weile lang lagen wir einfach so da und genossen die Ruhe.
"Du weißt aber dass du aufstehen musst um dorthin zu kommen?"
Murmelte er mir ins Ohr und durchbrach die Stille.
Ich gab einen laut des Missfallens von mir und hüllte mich noch enger in die Bettdecke.
Sebastian machte mir jedoch einen gewaltigen strich durch die Rechnung.
Er zog mir die Decke weg.
Nachdem ich es doch aus dem Bett geschafft hatte, und wir unsere im ganzen Zimmer verteilten Habseligkeiten wieder zurück in unsere Koffer gestopft hatten, schlenderten wir ein letztes mal durch die Altstadt.
Ich versuchte mir so viel es ging einzuprägen, und nahm mir fest so bakd es ging wieder zu kommen.
Wer weiß, vielleicht war die Sage um den Trevi Brunnen ja wahr.
Einmal hatte es zumindest schon funktioniert, als ich das letzte mal mit Lydia hier gewesen war hatten wir Münzen hineingeworfen.
Nachdem uns schließlich ein Taxi vor dem Flughafen abgesetzt hatte und das Boarding hinter uns gebracht hatten, lehnte ich mich nachdenklich an Sebastian.
Obwohl all die Probleme gerade hinter uns zu liegen schienen, hatte ich trotzdem Angst davor in den Alltag nach New York zurückzukehren.
Die paar Tage in Rom hatten sich angefühlt wie eine kleine perfekte Seifenblase, und ich wollte nicht dass irgendetwas sie zum platzen brachte.
Ich wurde aus meinen Gedanken geholt, als durch die Kopfhörer, die Sebastian und ich uns teilten, begann Musik zu laufen.
Ich schloss die Augen und lächelte.
Mumford and Sons.
Bevor ich nachdenken konnte setzte ich mich auf und blickte Sebastian an.
"Zieh bei mir ein."
"Mh?"
Er zog den Kophörer aus dem Ohr.
"Zieh bei mir ein."
Wiederholte ich simpel.
Sein Blick wurde ungläubig.
Dann begannen seine Augen zu strahlen.
"Wirklich?"
Ich nickte.
Was zur Hölle tat ich gerade?
Er lächelte und nickte langsam.
"Warum nicht?"
Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf seine wunderschönen Lippen.
Das verschwand jedoch ziemlich schnell wieder, indem ich mich schon fast auf ihn stürzte und ihn innig küsste.
Nach ein paar Minuten unterbrach uns ein Stward, und meinte wir müssten uns jetzt anschnallen.
Es ging zurück nach Hause.
Und dieses Wort hatte gerade eine ganz neue Bedeutung bekommen.

Hallo meine Lieben!
Ja, ich lebe noch.
Ich war nur in der letzten Zeit leider ziemlich damit beschäftigt mich auf die Matheschulaufgabe vorzubereiten, die ich jetzt den Göttern sei dank hinter mir habe.
Das heißt, dass ich jetzt wieder zu meinen regulären Schreibgewohnheiten zurückkehren kann.
*Yay*
(Okay das war nicht sarkastisch gemeint, ich freue mich wirklich wiede darauf hier aufzuholen!)
Ich hoffe wie immer das Kapitel gefällt euch,
Liebe Grüße,
Vic

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