XXVIII

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Es war ein regnerischer Nachmittag, und wir hatten uns mit Tee und einem Film auf dem Sofa verkrochen.
Während der Protagonist gerade seiner großen Liebe seine Gefühle gestand, begann mein Handy zu klingeln.
Ich kletterte über Sebastian um an den Beistelltisch zu kommen, fischte mein Handy von der Tischplatte und bedeutete ihm, den Film anzuhalten.
Genervt hob ich ab, musste meine Genervtheit aber sofort verstecken, da mein mich Chef am anderen Ende der Leitung begrüßte.
Sebastian musterte mich aufmerksam, während mein Gesichtsausdruck immer wütender wurde.
Schließlich legte ich auf, und verspürte das starke Bedürfnis mein Blackberry durch den Raum zu werfen.
"Was ist los?"
Ich schnappte mir eines der Couchkissen und haute ein paar mal darauf ein.
"Das war mein Chef."
"Das habe ich auch mitgekriegt. Was hat er gesagt?"
Erst jetzt wagte ich es, ihm in die Augen zu blicken.
"Einer unserer Mandanten wurde in Rom festgenommen und wurde in mehreren Punkten angeklagt."
"Und das heißt...?"
Ich vergrub das Gesicht in den Händen und atmete tief durch.
Ruhig bleiben.
"Das heißt dass ich Donnerstagabends dorthingeschickt werde, das Wochenende über Zeit habe mich in das italienische Recht einzulesen, und am Montag die erste Verhandlung stattfindet."
"Und unser Wochenende in den Hamptons..."
"Fällt aufs Eis."
Presste ich mit aufeinander gepressten Zähnen hervor.
"Auf gar keinen Fall, das ist unser halbjähriges! Warum schicken die gerade dich?"
"Weil ich die einzige in dem Laden bin die halbwegs italienisch spricht."
"Aber du hast dir für den Freitag frei genommen!"
"Der Kerl ist einer der wichtigsten Mandanten, anscheinend geht der vor."
"In Ordnung."
Er stand auf.
"Wie, in Ordnung?"
Verwirrt sah ich in an, während er von einem Tisch sein Laptop holte.
"Rom klingt doch toll, oder? Ich komme mit."
Ein lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Ich liebte ihn dafür, dass er die Situation nicht verschärfte, dennoch...
"Glaub mir, das willst du nicht. Irgendeine triste Buisness- Absteige, arbeit bis zum umwinken und kaum schlaf."
Ich seufzte frustriert und muste mich zusammenreißen nicht anfangen zu weinen.
Er ließ sich wieder zu mir auf das Sofa fallen und klappte das Laptop auf.
"Wer sagt dass das ein Buisnesshotel sein muss? Oder-"
Er grinste mich schief an.
"Willst du nicht dass ich mitkomme?"
Mein Herz machte einen Satz.
"Oh doch."
"Na also."
Er legte einen Arm um mich und zog mich etwas näher an sich.
Ich erlaubte mir, mich etwas zu entspannen, und lehnte mich an ihn.
"Mal sehen... Du wirst doch bestimmt verlängern können? Jetzt, wo schon mal der eine Tag Urlaub wegfällt."
"Ich denke schon."
Antwortete ich etwas zögerlich und beobachtete, wie er ein Reiseportal aufrief.
Während er tippte murmelte er leise die Wörter mit.
"Das sieht doch gut aus. Hotelzimmer an der Piazza Navona. Was sagst du, Donnerstag bis Freitag?"
Ich lachte und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
"Klingt perfekt."
Flüsterte ich.
Er drehte den Kopf und küsste meine Haare, wo er seine Lippen auch einen ganzen Moment lang rasten ließ.
"Warum fragst du nicht nach, ob das mit dem Urlaub nehmen klar geht, und ich buche das Hotel?"
"Sollten wir das nicht nacheinander machen?"
Er lachte leise.
"Glaub mir, Ich kenne dich. Du kannst sehr überzeugend sein."
Glücklich drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange, fischte mein Handy aus der Sofaritze und verschwand aus dem Wohnzimmer, um in der Kanzlei anzurufen.
Es brauchte einige Überzeugungsarbeit, doch schließlich kam ich mit einem selbstzufriedenen Lächeln zurück ins Wohnzimmer.
Sebastian schien schon fertig zu sein, er blickte mich erwartungsvoll an.
Ein weniger stürmischer als geplant setzte ich mich auf seinen Schoß, legte die Arme locker links und rechts auf seinen Schultern ab und blickte ihm tief in die Augen.
"Du und ich. Rom."
Wieder einmal fesselte mich das blau seiner Iris.
Sein Blick wanderte zu meinen Lippen, und er lächelte vorsichtig.
Es passierte einem Menschen nicht oft, jemandem komplett zu verfallen.
Und wenn dieser seltene Fall dann doch eintritt,  gibt es nur eine Sache, die diese Person noch wahrhaft glücklich machen kann: Zu wissen dass der andere einem genau so unwiderruflich verfallen ist.
Er zog mich an sich und küsste mich sanft.
Schnell war der Kuss nicht mehr ganz so sanft und langsam, und ehe ich es mich versah lag ich auf der Couch und Sebastian küsste meinen Hals herab.
Über den Rest legen wir lieber einen Schleier des Vergessens, es ist wohl nicht nötog dazuzusagen dass wir an diesem Abend nicht mehr wirklich zur Ruhe kamen.

Die nächsten beiden Tage vergingen schnell, und so dauerte es nicht lange bis wir uns mit unseren Koffern auf den Weg zum Flughafen machten.
Es war das erste mal seit Ewigkeiten, dass ich wieder einmal so etwas wie einen richtigen Urlaub bekam.
Trotzdem hatte ich vor der Abreise noch etwas Sorgen, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war meine Katze in Alex' Obhut zu geben.
Nachdem Sebastian mir lachend versichert hatte, dass (wahrscheinlich) kein Grund zur Sorge gab, schaffte ich es sogar mich in der Lounge etwas zu entspannen.
Dieses mal waren wir gleich so klug gewesen und hatten uns von der normalen Bidlfläche des Flughafens verzogen, um jeglichen möglichen Störungen aus dem Weg zu gehen.
Endlich im Flieger angekommen, wir hatten uns den Luxus erlaubt Buisnessclass zu buchen und waren upgegradet worden, lehnte ich mich im Sessel zurück und blickte einen Moment aus dem Fenster.
Dann kramte ich mein Laptop aus dem Handgepäck und begann mich in den Fall einzuarbeiten, während Sebastian Musik hörte und aussah als würde er bald einschlafen.
Ich lächelte in mich hinein.
Wir flogen nach Rom!

Das Bild oben ist tatsächlich Sebastian (no shit Sherlock) und tatsächlich in Rom aufgenommen worden, von seiner Freundin, glaube ich.
Die Piazza Navona, von der Sebastian im Kapitel spricht, ist ein wunderschöner Platz mitten in der Stadt, von dem aus man praktisch überall hin laufen kann.
Ich hoffe euch gehts gut,
Love,
Vicy

WintermärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt