XIX

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"Wo bist du?"
Meinte Sebastian am Telefon nachdem ich abgehoben hatte.
"Zuhause?"
Antwortete ich und zog die Augenbrauen zusammen.
Irgendwie bekam ich das Gefühl dass ich etwas vergessen hatte.
"Du weißt dass wir verabredet waren?"
"Fuck!"
Und da war es mir auch wieder eingefallen.
"Wenn du keine Lust hast mitzukommen ist das in Ordnung. Ich weiß wie sehr du menschliche Interaktion nach Feierabend hasst."
"Nein, schon gut."
Ich hüpfte vor meinen Kleiderschrank und strampelte meine Hose von den Beinen, dabei immer noch mein Handy am einen Ohr.
"Ich komm so schnell es geht zu dir."
"Okay. Ich liebe dich."
Es klang als wollte er gerade auflegen, doch mir fiel noch etwas ein.
"Warte!"
"Mh?"
"Was hast du an?"
Sebastian lachte leise.
"Einen Anzug, so was trägt man normalerweise auf Premieren."
Ich blickte grübelnd in meinen Kleiderschrank.
Immerhin hingen da ein paar Kleider die Öffentlichkeitstauglich waren.
"Was ziehst du an?"
"Das wüsstest du gerne."
Grinste ich und griff nach einem Kleid, das ich vor Ewigkeiten einmal mit Juliet gekauft, aber noch nie getragen hatte.
Das müsste gehen.
"Ich bin in zwanzig Minuten bei dir."
Sagte ich schnell und legte auf, damit ich mich noch fertig machen konnte.
In Rekordzeit schminkte ich mich etwas, öffnete meine Haare und schlüpfte in schwarze Pumps.
Einen letzten Blick in den Spiegel genehmigte ich mir nicht mehr, sondern steckte mein Handy und etwas Geld in die Tasche des Kleides und rannte die Treppen hinunter zu meinem Wagen.
Dass ich so etwas großes wie heute Abend vergaß war wieder einmal typisch für mich.
Sebastian hatte mich letzte Woche scherzhaft gefragt, ob ich auf die Premiere eines kleineren Films mitkommen wollte, die 'nichts spektakuläres sein würde', und ich hatte etwas weniger scherzhaft zugestimmt.
Nur irgendwie hatte ich das im Verlauf der letzten, ziemlich stressigen Woche vergessen.
Großartig.
Beim einsteigen in mein Auto konnte ich gerade verhindern mit dem Fuß umzuknicken.
Fluchend startete ich den Motor, bevor irgendetwas schlimmeres passierte.
Wie eine irre hetzte ich durch die Innenstadt, überfuhr sogar eine rote Ampel, und wunderte mich beim parken nicht von der Polizei angehalten worden zu sein.
So schnell es in den hohen Schuhen ging stöckelte ich die Treppen hinauf, kramte den Schlüssel zu Sebastians Wohnung heraus und stürmte herein.
"Ich bin da."
Atemlos kam ich vor ihm zum Halt, und wie er aussah war es wirklich schwer wieder einen regelmäßigen Atemrythmus zu finden.
Er trug einen schlichten schwarzen Anzug, eine schwarze Krawatte und ein weißes Hemd und alle Kleidungsstücke schmiegten sich perfekt an seinen muskulösen Körper.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
~
Stas trug ein schwarz- goldenes Kleid, das sie aussehen ließ wie eine Frau auf einem Gustav Klimt Gemälde.
Wir bemerkten gar nicht dass einen Moment lang niemand etwas sagte, da wir viel zu Beschäftigt waren den jeweils anderen zu mustern.
Irgendwann grinste Stas schief.
"Du solltest wirklich öfters Anzüge tragen."
Sie trat einen Schritt vor, richtete kurz meine Krawatte und küsste mich dann sanft.
"Also los du Berühmtheit, gehen wir deinem Film anschauen."
~
Wie Sebastian schon gesagt hatte, war die Premiere wirklich nichts großes.
Die Hauptdarsteller waren da, ein paar der restlichen Mitwirkenden, und ein paar Kinogäste.
Die prominenteste war Amanda Seyfried als Hauptdarstellerin, die in einem etwas gewöhnungsbedürftigen rosanen Kleid über den roten Teppich lief.
"Müssen wir da auch rüber?"
Meinte ich und klang ängstlicher als ich wollte.
"Ich auf jeden fall. Hast du Angst vor den Fotografen?"
"Ein bisschen komisch ist es schon."
Murmelte ich und drückte seine Hand etwas zu fest.
"So schlimm ist das nicht, glaub mir. Du läufst drüber, lächelst ein bisschen, bleibst kurz stehen und gehst dann rein."
"Ist das überhaupt okay dass ich da mitkomme?"
Sebastian zuckte mit den Schultern.
"Bestimmt."
Ich blickte ihn ungläubig an.
"Bestimmt?"
"Amandas Freund ist auch dabei."
"Aber hast du den auf dem roten Teppich gesehen?"
Sein Lächeln verblasste etwas.
"Wenn du nichts dagegen hast nehme ich den Hintereingang. Das ist nicht wirklich meins."
Ich nickte in Richtung der Fotografen.
"Wir sehen uns drinnen."
Er küsste mich auf die Wange.
"Lass ein paar schicke Fotos von dir machen."
Meinte ich noch und machte mich dann auf die Suche nach dem Hintereingang.
Bis jetzt war der Abend noch nicht wirklich gut gelaufen.
An der von Türstehern bewachten Hintertür des Kinos zeigte ich meine Eintrittskarte, die mir Sebastian in die Hand gedrückt hatte, und betrat das Gebäude.
Im innern waren Stehtische aufgestellt worden, wo sich die Leute lachend unterhielten.
Zwei Kellner in Fracks schwirrten umher und verteilten Champagner oder Häppchen, alles in allem war es eine ziemlich gute Stimmung.
Ich versuchte etwas meiner Nervosität abzuschütteln, nahm mir ein Glas Champagner und hielt Ausschau nach Sebastian.
"Wartest du auf jemanden?"
Die Stimme neben mir, die wie aus dem nichts aufgetaucht war, jagte mir einen gewaltigen Schrecken ein.
Ich drehte mich um und sah Seyfried neben mir stehen, die mich mit ihrem puppenhaften Gesicht schelmisch anlächelte.
"Sebastian."
Presste ich hervor und richtete meinen Blick wieder auf den Haupteingang.
Seit wann sprachen Schauspieler einfach wildfremde Leute an?
"Willst du ein Foto mit ihm?"
Der Gesichtsausdruck der Schauspielerin wurde immer Belustigter.
Ich kniff die Augen zusammen und sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen verwirrt an.
Dass es mir erst nach ein paar Augenblicken einfiel was sie damit meinen konnte ließ mich innerlich eine Hand gegen den Kopf schlagen.
So fixiert ich auf den Haupteingang geblickt hatte, dass ich scheinbar alleine hier war, alles ließ vermuten dass ich einfach nur ein Groupie war.
"Oh nein, das habe ich schon, danke."
Selbstsicher lächelte ich sie an und versuchte mich etwas aufzurichten.
Ich war Top- Anwältin, keine Hirnlose Autogrammjägerin.
Die Blondhaarige blickte mich etwas verdutzt an.
Sie schien etwas sagen zu wollen, doch genau in dem Moment betrat Sebastian endlich das Kino.
Kurz schweifte sein Blick durch den Raum, dann erkannte er mich und bahnte sich sein Weg um die Tische und Menschen.
Zuerst begrüßte er Amanda, dann legte er einen Arm um meine Taille und zog mich zu sich.
Der Blick der Schauspielerin mir gegenüber verwandelte sich von Verwirrung zu Belustigung.
Sie begann zu lachen.
"Oh Gott, es tut mir wirklich leid!"
"Schon gut."
Winkte ich ab und grinste ihr zu.
"Was hab ich verpasst?"
Fragte Sebastian.
"Ich wurde für einen Groupie gehalten."
"Bist du ja auch."
Ich knuffte ihn in die Seite und lachte.
Gerade als ich mit Amanda ein Gespräch beginnen wollte,
begannen die Leute in eines der Kinos zu verschwinden.
"Wir sollten besser auch reingehen."
Meinte Sebastian.
"Wir sehen uns nachher."
Fügte er noch hinzu.
Ich lächelte ihr noch zu und ließ mich dann von meinem Freund an der Hand mitziehen.
Wir hatten fantastische Plätze direkt in der Mitte, und während ein paar Mitwirkende noch etwas zu dem Film sagten machte ich es mir auf dem Kinosessel bequem.
Der Film begann, und war gar nicht einmal so schlecht.
Als Sebastian das erste mal zu sehen war musste ich breit grinsen und lehnte mich zu ihm.
"Interessante Frisur."
Selbst im dunklen Kinosaal sah ich wie er die Augen verdrehte.
Obwohl es eigentlich viel zu spannend war um abgelenkt zu werden, begann ich irgendwann unbehaglich auf dem Sitz herumzurutschen.
Ich trug den unbequemsten BH der Welt, in aller Eile hatte ich vergessen ihn auszutauschen.
Vorsichtig, um keinen der Kinobesucher zu stören, griff ich unter das Kleid und schlüpfte umständlich aus dem unbequemen Stück Unterwäsche.
"Was zu Hölle machst du da?"
Flüsterte Sebastian und klang als müsste er sich zusammenreißen nicht laut loszulachen.
"Kannst du den nehmen?"
Ich knüllte den BH zusammen und drückte ihn ihm in die Hand.
Er schüttelte den Kopf, sagte aber nichts weiter und steckte ihn sich in die Innentasche seines Jacketts.
"Der ist zu unbequem. Danke."
Flüsterte ich ihm ins Ohr und musste mich ebenfalls bemühen nicht laut loszulachen.
"Für Unterwäsche bin ich immer zu haben."
"Idiot."
Ich presste die Lippen zusammen und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.

Dieses Kapitel ist eine Katastrophe XD
Aber es ist schön lang, tut mir leid dass gerade so wenige Updates kommen, ich habe gerade ziemlich viel um die Ohren.
Liebe Grüße,
Vicy

P.S.: Der Film, auf dessen Premiere die hier gehen, heißt Gone (ist ganz in Ordnung) und die Premiere war anscheinend in LA. Ich hab sie halt nach New York verlegt ^^

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