Unsere kleine Runde, bestehend aus Sebastian, Alex und mir, saß gerade in der Küche bei einem etwas sehr späten Frühstück, als es an der Tür klingelte.
Alex verschluckte sich an seinem Toast, sprang auf, warf dabei fast seinen Stuhl um, schrie "Küken!" und rannte Richtung Eingangstür.
Sebastian sah aus als würde er sich fragen was zur Hölle gerade los war, doch ich lachte nur und zog ihn mit mir, Alex folgend.
Schon im Gang hallte uns Gelächter entgegen, und als wir in den Eingangsbereich einbogen verstand ich wieso: Alex hatte Lydia in einer halsbrecherischen Umarmung hochgehoben, die sich nun kreischend und lachend versuchte zu wehren.
Juliet musste sich an der Wand abstützen um auf den Beinen bleiben zu können, doch als sie mich sah wischte sie sich die Lachtränen aus den Augen und umarmte mich so fest dass ich kaum Luft bekam.
"Alles Gute zum Geburtstag, Lieblingmensch!"
Grinste sie mir zu.
"Ich würde dir ja auch gratulieren, aber na ja, ich bin verhindert."
Lydia warf mir einen hilfesuchenden Blick zu, Alex sah nicht so aus als hätte er vor ihre Füße wieder mit dem Erdboden zu vereinen.
Als er sie endlich herunterließ strich sie ihren Blazer glatt und versuchte so auszusehen als würde sie das ganze ziemlich kalt lassen.
"Ihr braucht alle gar nicht so tun als würdet ihr euch freuen mich zu sehen, ich weiß doch dass ich nur für die Torte da bin."
Ich lachte und drückte sie an mich.
"Natürlich nicht!"
Gespielt entrüstet griff ich mir an die Brust.
"Aber trotzdem, hast du die Torte?"
Sie verdrehte die Augen.
"Ja Tante."
"Nenn mich noch einmal Tante und du kriegst sie ins Gesicht."
"Davon werde ich dich unter Einsatz meines Lebens abhalten, Stas, ich hatte seit Jahren keine echte Sachertorte mehr."
Ich blickte Alex böse an.
"Heute ist mein Geburtstag, solltest du mir nicht eigentlich alle Wünsche erfüllen?"
"Bei Schokoladentorte hört die Freundschaft auf, du kennst mich."
Mit Aufwendung größter Willenkraft widerstand ich den Drang ihn mit dem nächstbesten herumstehenden oder -liegenden Gegenstand abzuwerfen und blickte auf die Koffer, die fast das ganze Vorhaus zustellten.
"Ein ganzer Schrank hat mal wieder nicht gereicht?"
Lydia, die Sebastian fertig begrüßt hatte und gerade dabei war aus ihren Doc Martens zu schlüpfen, zwinkerte mir zu.
"Ich bin für alles bestens gerüstet."
Es tat gut sie so breit lächeln zu sehen.
Unsere Familie setzte ihr mindestens genauso zu wie mir, mit dem großen Unterschied dass sie dem ganzen noch nicht entkommen konnte.
"Nun da wir uns ja jetzt alle ausgiebig begrüßt haben können wir ja wieder zum Frühstück, bei dem ihr uns unterbrochen habt, zurückkehren, oder?"
Juliet lachte und gab Alex einen Klaps auf den Hinterkopf.
"Was denn? Mein Ei wird sonst kalt!"
Rief er meiner besten Freundin hinterher, die bereits auf dem Weg in die Küche war.
"Soll ich dazu jetzt eine Bemerkung machen?"
Alex schnitt Lydia eine Grimasse.
"Du hast hier gar nichts zu sagen, Küken."
Ich hörte die beiden im Gang hinter mir diskutieren, auch noch als ich schon wieder in der Küche war.
Mit einem bescheuert breiten Lächeln machte ich es mir auf dem Stuhl neben Seb bequem und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Da erste mal seit Ewigkeiten hatte ich es geschafft, die Menschen, die mir am wichtigsten waren ,auf einem Fleck zu versammeln.
Keine leichte Angelegenheit bei diesen Chaoten.
"Wann dürfen wir dir unser absolut brilliantes Geschenk übergeben?"
Fragte Alex während er sich die fünfte Scheibe Toast mit meiner Marmelade bestrich.
"Heute Abend. Aber ihr solltet mir doch gar nichts schenken."
"Hey."
Er legte das Messer beiseite und lächelte mir zu.
"Ich muss Socken wieder gut machen."
Juliet hätte ihren Orangensaft über den gesamten Tisch geprustet, hätte sie sich nicht die Hand vor den Mund gehalten.
Das Frühstück verging Gott sei Dank ohne gravierende Unfälle (nichts was nicht schon passiert wäre) , und den Nachmittag verbrachten Jules, Seb und ich damit das Essen für meine kleine Party am Abend vorzubereiten.
Alex und Lydia hatten sich diplomatisch in die Stadt verabschiedet, mit der Begründung sie würden in der Küche doch nur stören.
Bei jedem anderen hätte das unfreundlich geklungen, bei den beiden war es einfach nur die Wahrheit."Wie ist sie?"
Juliet warf Alex durch den Raum einen nachdenklichen Blick zu und lächelte dann.
"Elizabeth? Sie ist großartig, ernsthaft. Ich hätte nie gedacht dass jemand außer dir so gut zu ihm passen kann."
Ich beobachtete meinen besten Freund dabei, wie er den Kopf zurück warf und laut über etwas lachte, das Sebastian gesagt hatte.
Unterbewusst griff ich an mein Handgelenk, um das das Armband hing, das mir Jules und Alex geschenkt hatten.
Eine goldene Bridge, in die unser Lieblings- Trinkspruch eingraviert war, der als Scherz begonnen hatte und jetzt irgendwie nicht mehr wegging.
с нача́ла до конца́ - Von Anfang bis Ende.
"Du solltest Chace mal sagen dass Lydia noch nicht legal für ihn ist."
Juliet grunzte amüsiert und sah zu meiner Nichte herüber, die was das Zeug hielt mit einem Schauspielfreund von Sebastian flirtete.
Mit einem Lächeln nickte ich Jules zu und stand auf, unsere Teller mit in die Küche nehmend.
Dort herrschte Ruhe, bis auf die Musik und gelegentliches Gelächter, die aus dem Wohnzimmer herüberhallten.
Ich nahm mir einen Moment Zeit um durchzuatmen.
Egal wie glücklich ich gerade war, die nächsten Monate würden hart werden.
Alex war weg, Juliet zusammen mit ihm zurück in London und Sebastian auf Filmdreh.
Die einzige, die noch etwas bleiben würde, war Lydia, die sich während ihrer Schulferien bei mir einquartiert hatte.
"Alles in Ordnung?"
Ich schreckte hoch.
Sebastian hatte wohl an das gleiche Gedacht wie ich, und stellte gerade die letzten Teller meben dem Waschbecken ab.
"Mhm."
Ich nickte und lächelte.
Währenddessen begann im Wohnzimmer ein neues Lied, und als Seb es erkannte begann er es mitzusummen.
Dabei nahm er meine Hände, begann mich langsam hin und her zu drehen, und - mitzusingen.
Ich wusste nicht, was mich mehr überraschte: Dass er Tanzen konnte, oder dass er Michael Bublé auswendig kannte.
"But now that your lips are burning mine, i'm beginning to see the light."
Das Lied ging in einen Instrumentalpart über, und ich musste laut lachen als er mich herumwirbelte.
"Ich habe dir dein Geschenk noch gar nicht gegeben."
Flüsterte er.
"Ich habe gesagt du sollst mir nichts schenken."
Er zuckte mit den Schultern und grinste schief.
"Das lasse ich mir nicht nehmen."
Er holte sein Handy aus seiner Hosentasche, was mich stutzig machte.
Nervös biss er sich auf die Unterlippe, und hielt mir dann ein Video entgegen.
Ich drückte auf Play, und mein Herz blieb stehen.
"Nein."
Sagte ich ungläubig, als es vorbei war.
Er grinste und nickte.
"Doch."
"Oh mein Gott!"
Kreischte ich, stürzte mich auf ihn und küsste ihn heftigst.
"Wie hast du das hingekriegt?"
Fragte ich schwer atmend als wir uns voneinander lösten.
"Der Agent von einem Kollegen von mir kennt einen Agenten der einen Agenten kennt der einen Manager kennt der die Band kennt... Oder so."
Es immer noch nicht fassen könnend umfasste ich sein Gesicht mit meinen Händen.
"Ich liebe dich."
Lachte ich, und konnte die Tränen in meinen Augen nicht verhindern.
Ohne viel nachzudenken, zog ich ihn wieder an mich.
Das war mein Freund.
Mein Freund, der mir eine privat- Einladung zu einem Konzert inklusive Probe besorgte.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Alex übertrieben auf Zehenspitzen in die Küche geschlichen kam und mir beide Daumen nach oben zeigte, eine Weinflasche aus dem Regal nahm und wieder im Wohnzimmer verschwand.
Der Kuss konnte nicht ewig weitergehen, leider , schließlich waren wir nicht alleine.
Trotzdem schien Sebastian mindestens genauso durcheinander wie ich zu sein, als er endete.
"Happy Birthday, Anastasia."
Okay, ich weiß nicht was mit mir passiert ist, aber irgendwie kann ich nicht mehr aufhören Jazz aus den vierzigern oder zumindest Cover davon zu hören... Send help.
Anscheinend haben Bucky Barnes und Steve Rogers endgültig mein Leben übernommen *yay*
Lots of Love,
Vic
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Wintermärchen
FanfictionAnastasia liebt Sebastian. Sebastian liebt Anastasia. Und doch ist alles so kompliziert.