Cascades Volcano Observatory
Vancuver, Washington
12:45 Uhr
David White saß vor seinem Computer und starrte teilnahmslos auf die farbigen Grafiken auf seinem Monitor. Er hob nicht mal den Kopf, als der Kollege aus dem Nachbarbüro seinen Kopf zur Tür hereinstreckte und fragte: "Wollen wir was essen gehen? Zwei Blocks von hier hat ein Chinese aufgemacht. Da gibt es mittags 'All-You-Can-Eat' für vier Dollar fünfzig."
"Nein, danke",erwiderte er. "Ich warte auf einen dringenden Anruf."
Was natürlich gelogen war. Weder wartete er auf Anruf noch hatte er während der Mittagspause zu tun. Er war lediglich hundemüde und litt unter einem solchen Kater, dass er am liebsten unter den Tisch gesunken wäre.
"Einen Neue Freundin?"
"Wie kommst du denn darauf?"
"Sonst würdest du nicht so geheimnisvoll tun." Der Kollegegrinste über beide Backen. "Soll ich dir einen Tee mitbringen? Oder lieber Kaffe?"
"Lass mich einfach in Ruhe, Bill!"
"Schon gut, ich gehe ja schon."
White war froh, als der Kollege die Tür schloss und er wieder mit dem Summen seines Computers allein war. Er stütze den Kopf in beide Hände und schloss die Augen, hätte am liebsten laut losgeheult, so miserabel fühlte er sich. Nicht nur wegen seines Karters. Seine Freundin hatte mit ihm Schluss gemacht. Vollkommen überraschend, aus dem Nichts, wie man so schön sagte, als hätte sie es darauf abgesehen gehabt, ihn besonders nachhaltig zu treffen. "Sei mir nicht böse, Davy", hatte sie gesagt, "das wird nichts mit uns. Ich mag dich, ich mag dich wirklich, und letzte Woche hätte ich vielleicht noch ja gesagt, wenn du mir einen Antrag gemacht hättest, aber so geht es einfach nicht weiter. Es ist alles...so gewöhnlich. Wie bei einem alten Ehepaar, und du...du bist einfach nicht der Richtige für mich. Tut mir leid."
Sie waren miteinander im Kino gewesen, eine Komödie, die alles andere als lustig gewesen war, und anschließend hatten sie sich beim Italiener nebenan einen Vorschspeisenteller und eine Flasche Wein geteilt. Das taten sie immer, wenn sie ins Kino gingen, und danach... Er musste beinahe heulen, als er nur daran dachte. Einen Kuss hatte sie ihm noch gegeben. Im Auto vor ihrer Haustür hatte si ihm einen schwesterlichen Kuss auf die Wange gehaucht. Und als er die Arme nach ihr ausgestreckt hatte, war sie vor ihm zurückgewichen, als hätte es die beiden gemeinsamen Jahre gar nicht gegeben.
"Du hast einen anderen, gib's zu!"
"Nein....bestimmt nicht. Es ist einfach..."
"Warum, Schatz? Warum nur?"
Nachdem sie gegeangen war, hatte er noch mindestens eine Stunde vor ihrer Haustür in seinem Wagen gesessen. Im Halteverbot und mit laufendem Motor. Er hatte wie ein kleines Kind geheult und war erst aufgeschreckt, als ein Streifenwagen neben ihn gehalten hatte. "Sie wissen schon, dass sie hier nicht halte dürfen, Mister? Fahren sie bitte weiter." Und als sie seinen verweinten Augen gesehen hatten: "Alles in Ordnung, Mister? Sie sind doch nicht verletzt?"
"Nein Officer. Alles okay."
Zu Hause hatte er zwei Sixpacks geleert, ein halbes Dutzend Mal nach dem Telefonhörer gegriffen, die Nummer seiner Freundin gewählt und gleich wieder aufgelegt. Vollkommen betrunken und in seinen Kleidern war er auf den Teppich gesunken und eingeschlafen. Ihm tat jetzt nich der Rücken weh. Und sie hat doch einen anderen, glaubt er, sonst hätte sie mich doch nicht so Knall auf Fall abserviert.
Er stand auf, ging zum Kaffeeautomaten im Gang und holte sich einen doppelten Espresso. Sein Lunch. Essen konnte er jetzt sowieso nichts. Er kehrte in sein Büro zurück, ließ sich auf den Drehstuhl sinken und nahm einen großen Schluck. Er schmeckte nicht besonders gut. Kein Vergleich mit dem starken Espresso, den er bei seinem Italiener bekam. Aber weckte die Lebensgeister und ließ ihn wieder etwas klarer sehen. Um auf Nummer sicher zu gehen, schluckte er zwei Aspirin, schon die dritte Ration an diesem Tag. Seine Kopfschmerzen schwanden nur ganz allmählich.
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12:48 Die Katastrophe beginnt
ActionJenn ist glücklich. Sie ist mit Ranger Bosworth und vier anderen Jugendlichen auf einer mehrtägigen Vulkanwanderung im Naturschutzgebiet unterweges. Schnell freundet sie sich mit dem attraktiven Chris an, der als Hobbyfotograf bald kein anderes Moti...