Cascades Volcano Obsercatory
Vancouver, Washington
10:45 Uhr
David White hatte kaum geschlagen. Um seine Exfreundin endgültig aus seinen Gedanken zu verbannen, hatte er sich mit einer Bedienung aus dem Coffeeshop um die Ecke eingelassen, war mit ihr nach Hause gefahren und hatte bereits nach dem ersten Kuss einen Rückzieher gemacht. Er war einfach noch nicht bereit für eine neue Beziehung, schon gar nicht mit einer Frau, für die er keinerlei Gefühle hatte. Eine müde Entscheidung stammend, hatte er sich davon gemacht.
Die Wiederholung eines langweiligen Fernsehfilms hatte ihm beim Einschlafen geholfen und ließ ihn während einer dieser unseligen Talkshows aufwachen, die am Samstagmorgen über den Bildschirm flimmerten. Er zappte sich durch das Programm, erwischte den History Channel und landete ausgerechnet in einer Doku über den Ausbruch des Mount St. Helens. Der Anblick des Asche und Feuer speienden Berges ließ ihn seine zwischenmenschlichen Sorgen vergessen und erinnerte ihn auf qualvolle Weise an seine Hochrechnung und das sehr unerfreuliche Gespräch mit seinem Chef. Sampson hatte ihn nicht ernst genommen und seine Einwände wie lästigen Ballast weggewischt. Wer weiß, vielleicht hatte er sich mit dieser Aktion als Young Professional selbst aus dem Rennen geschossen.
Auf dem Bildschirm explodierte der Mount St. Helens, als hätte man eine riesige Dynamitladung in seinem Inneren gezündet, und Schlamm, Wasser und Gestein schossen aus dem Krater und den Öffnungen in der Westwand, die eine frühere Explosion gerissen hatte. Ein gewaltiger Ascheregen verdunkelte den Himmel und vermittelte den Eindruck die Hölle hätte sich aufgetan.
White fluchte ungeniert und schaltete den Fernseher aus. Er blieb an sei en freien Tagen gern bis Mittag im Bett, doch diesmal kroch er bald aus den Federn, duschte ausgiebig und zog sich an. Eine Weile blieb er unschlüssig im Zimmer stehen, dann griff er nach seiner Jacke und verließ die Wohnung. Er holte sich einen Cappuccino und einen Blueberry Muffin im Starbuck's an der Ecke und fuhr zur Arbeit, als wäre er mit der Schicht dran.
Was ihn antrieb, wusste er nicht genau. Die Sorge, seine Hochrechnung könnte doch stimmen, und die schrecklichen Bilder, die er eben im Fernsehen gesehen hatte, könnten auch am Mount Hood Wirklichkeit werden, natürlich, aber auch die unbestimmte Angst, etwas falsch gemacht zu haben, sich bei seinen Berechnungen vertan zu haben. Ihm war klar, was sein Chef sagen würde, wenn er von seinem unerwarteten Auftauchen erfuhr. Er würde sich denken können, was ihn an seinem freien Tag ins Büro trieb, und nicht einmal einen Vorwand brauchen, um ihm fristlos zu kündigen. Wer sich gegen die Anweisungen des Chefs stellte, legte es darauf an, aus dem Observatorium verjagt zu werden.
Aber er konnte nicht anders. Die quälende Angst, dass sich am Mount Hood eine neue und noch größere Katastrophe als am Mount St. Helens zusammen braute, ließ ihn vor dem Volcano Observatory parken, aussteigen und am Wagen seines Chefs vorbei das Gebäude betreten. Sampson war an diesem Samstag unglücklicherweise auch im Büro. Niemand beachtete White, als er in seinem Zimmer verschwand und seinen Computer einschaltete. Während der Rechner hoch fuhr, trank er nervös von seinem warmen Cappuccino.
Nachdem er sein Passwort eingegeben hatte, wollte er die Datei mit seiner Hochrechnung aufrufen. Sie war verschwunden. Er klapperte alle Ordner ab, checkte den elektronischen Papierkorb, suchte an den unmöglichsten Stellen, bis ihm die Finger vom vielen Tippen schmerzten...vergeblich. Die Datei war weg. Irgendjemand musste sie gelöscht haben. Aber wer? Und warum? Sein Passwort war kein Geheimnis, das kannten einige Kollegen. Es kam oft er vor, dass ein Mitarbeiter außer Haus war und man seine privaten Aufzeichnungen oder eine Grafik aus einem seiner Orden brauchte. Und Sampson hatte auf alle Computer des Cascades Volcano Observatory freien Zugriff.
War in den vergangenen Stunden irgendetwas geschehen, das den Zugriff auf seine Hochrechnung notwendig gemacht hatte? Wollte Samson etwa nachprüfen, ob doch etwas an seinen Berechnungen dran war? Aber warum hatte er die Datei dann gelöscht? Es hätte doch gereicht, sie zu kopieren. Und warum lag sie nicht im Papierkorb, wenn sie jemand gelöscht hatte? Darauf gab es nur eine Antwort: Seine Hochrechnung sollte spurlos verschwinden. Als wäre sie niemals da gewesen, wie in einem Krimi über Internet-Betrug.
Der Kollege, der vor zwei Tagen zur Tür hereingesehen hatte, zeigte sich auch jetzt. "Was machst du denn hier? Willst du die Fleißpunkte verdienen?"
White erschrak. "Hey, Bill! Nein, nein...nichts Besonderes. Weißt du, ob jemand an meinem Computer war? Ich kann einige Dateien nicht finden..."
"Keine Ahnung. Ich war's nicht. Was Wichtiges?"
"Nein", log White, "nur ein Brief. Was Privates."
"Ein Brief an deine Ex? Mach so was nicht! Kommst du mit essen?"
White schüttelte den Kopf. "Keine Zeit. Ich muss gleich wieder weg. An den freien Tagen hat man am meisten zu tun, das weißt du doch." Er hielt seinen leeren Starbuck's-Becher hoch und zwang sich zu einem Lächeln. "Außerdem hab ich gerade gefrühstückt. Cappuccino und ein Blueberry Muffin"
Der Kollege blickte auf seine Armbanduhr. "Um halb zwölf?"
"Mittagessen gibt's um drei."
"Na, dann gute Nacht", wünschte ihm der Kollege.
White wartete, bis er gegangen war, und schaltete den Computer aus. Nachdenklich kehrte er zu seinem Wagen zurück. Er merkte nicht, dass ihn Sampson nervös vom Büro Fenster aus beobachtete, als er vom Parkplatz fuhr.
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12:48 Die Katastrophe beginnt
AcciónJenn ist glücklich. Sie ist mit Ranger Bosworth und vier anderen Jugendlichen auf einer mehrtägigen Vulkanwanderung im Naturschutzgebiet unterweges. Schnell freundet sie sich mit dem attraktiven Chris an, der als Hobbyfotograf bald kein anderes Moti...