Kapitel 28

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Timberline Trail

Mount Hood National Forest

7:02 Uhr

Als das unterirdische Grollen verstummte und sich Mike mühsam auf die Unterarme stemmte, war Lisa verschwunden. Als hätte die Erde sie verschluckt. Man hörte sie weder rufen noch schreien und absolut nichts wies darauf hin, das sie noch vor wenigen Augenblicken neben ihm zu Boden gestürzt war.

Mike sprang in panischer Angst auf und blickte sich verzweifelt um. Er befand sich in einer zerklüfteten Senke mit zahlreichen Geröllhügeln und einem Rinnsal schmutzigen Wassers, das sich zähflüssig um die Hügel wand. Besonders schön war dieser Abschnitt des Trails nicht, erinnerte ihn eher an eine Großbaustelle abseits des Interstate, an der sie während ihrer langen Fahrt von Kansas nach Oregon vorbeigefahren waren. Die Schutthaufen hatten auch nicht anders ausgesehen. Anders waren nur die dunklen Wälder und der Mount Hood und seine Gletscher jenseits dieser geröllübersäten Senke.

"Lisa!", rief er. "Lisa! Ist dir was passiert?" Er ließ seinen Rucksack auf dem Boden liegen und kletterte einen der Geröllberge hinauf. In der keilförmigen Senke, die ohnehin aussah, als hätte ein Riese darin für Unordnung gesorgt, waren die Folgen des Bebens nicht zu erkennen. "Lisa! Bist du verletzt? Lisa, sag doch was!"

Keine Antwort. Außer dem leisen Heulen des Windes, der nach den Beben etwas böiger wehte, war kein Laut zu hören. Eine winzige Eidechse, die neben seinen Füßen in einer Erdspalte verschwand, war das einzige Lebewesen, das er sah. "Lisa! Hörst du mich, Lisa? Du bist verletzt, nicht wahr?"

Er rannte den Geröllberg hinab, stolperte beinahe über seine eigenen Füße und erklomm den nächsten Hügel. Von dort oben sah er Lisa auf dem Boden liegen, den Kopf und den Oberkörper im feuchten Sand, beide Füße in dem Rinnsal, das auf den Landkarten als Bach durchging. Sie hatte die Augen geöffnet und streckte die Hände nach ihm aus. Ihr Stöhnen war kaum zu hören.

"Lisa! Hast du dir wehgetan?" Halb stolperte, halb rutschte Mike zu ihr hinunter. Er schob beide Arme unter ihre Achseln, zog sie vorsichtig aus dem Wasser und legte sie in den weichen Sand. Prüfend ließ er seinen Blick über sie gleiten. Sie trug khakifarbene Bermudas, die sie wie eine Afrikaforscherin in alten Hollywoodfilmen aussehen ließen, und ein pinkfarbenes Sweatshirt, diesmal ohne Aufdruck, aber sicher sündhaft teuer. Ihre Softshelljacke hatte sie um die Hüften gebunden, weil das einfach cooler aussah, wie sie sich ausgedrückt hatte, und es war ihr großes Glück, denn dieses zusätzliche Polster hatten ihren Sturz entscheidend abgebremst. Außer ein paar Schrammen an ihren Beinen schien sie nichts abbekommen zu haben. "Was ist passiert, Lisa? Ich dachte schon, du wärst..." Er schob einige verklebte Haare aus ihrer Stirn. "Plötzlich warst du verschwunden, Lisa. Wie vom Erdbeben verschluckt."

Sie stemmte sich auf die Unterarme und blickte ihn verwirrt an. "War das ein Erdbeben? Wir hatten auch mal eins in L.A., aber das war lange nicht so stark. Das war ein Erdbeben, was?" Sie griff sich mit einer Hand an den Kopf. "Bring mich hier weg, Mike! Ich bleibe keine Minute mehr hier oben!"

Mike fasste sie unter den Armen und zog sie vorsichtig vom Boden hoch. Sie auf diese Weise anzufassen, machte ihn nervös, besonders weil sein Gesicht dicht über ihrem war und er ihr verführerisches Parfüm in die Nase bekam. Sie bemerkte seine Verlegenheit und kicherte leise. Es machte ihr Spaß, schüchterne Jungs wie Mike in die Enge zu treiben. Selbst ihre missliche Lage vergaß sie bei dem Gedanken, was ihm durch den Kopf gehen könnte.

Bis sie mit dem linken Fuß auftrat und vor Schmerz einen spitzen Schrei ausstieß. Sie knickte ein und hielt sich mit beiden Händen an seinen Schultern fest. "Mein Fuß!", jammerte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht. "Ich habe mir den Fuß verstaucht oder gebrochen! Oh, verdammt, Mike, was machen wir denn jetzt?"

12:48 Die Katastrophe beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt