12:48 Die Katastrophe beginnt

Kapitel 35

1000 Meter über dem Timberline Trail

Mount Hood National Forest

12:49 Uhr

Die beiden Hubschrauber überflogen einen Fichtenwald, als der Mount Hood explodierte. Die heftige Druckwelle schlug wie die Faust eines unsichtbaren Riesen gegen die beiden Chopper und schleuderte sie wie lästiges Ungeziefer über die Baumkronen. Dunkle Asche hüllte sie wie eine Gewitterwolke ein.

Der erste Hubschrauber sackte wie ein Stein nach unten und tauchte im Sinkflug dicht über den Bäumen aus der schwarzen Wolke. Geistesgegenwärtig und gerade noch rechtzeitig fing Bobby Olssen seine A-Star 1 ab und steuerte sie aus der Gefahrenzone. In einer steilen Kurve trieb er seine Maschine nach Südwesten, weg von dem Asche und Geröll spuckenden Vulkan. Die Hitze machte seinem Chopper kaum zu schaffen. Aber die Druckwelle war noch immer zu spüren, verebbte erst, als er in einen Canyon tauchte und dort vor den Erschütterungen sicher war.

Jack Shawcross, der Pilot des zweiten Hubschrauber, hatte weniger Glück. Ein fliegender Stein traf einen der Rotoren und brachte seine A-Star 2 zum schlingern. Sie sackte auf die Baumkronen runter, verfing sich mit einer Kufe in den Ästen einer Fichte und kam nur frei, weil der erfahrene Pilot die Ruhe behielt und es ihm trotz der heftigen Turbulenzen gelang, seinen Chopper im Schwebeflug in der Luft zu halten. Als ehemaliger Kampfpilot der US Air Force, der gefährliche Einsätze im Nahen Osten geflogen war, gehörte schon einiges dazu, um ihn aus der Ruhe zu bringen. Aber jetzt glänzten Schweißperlen auf seiner Stirn und er war blass geworden.

Bobby Olssen tauchte mit seiner Maschine aus dem Canyon. "Bist du okay, Jack?", rief er sein Funkgerät. Er hatte weniger Erfahrung mit Stresssituationen und vergaß vor lauter Aufregung, sich an die Funketikette zu halten. "Ich kann dich nicht sehen, zum Teufel!"

Jack Shawcross lenkte seinen Hubschrauber aus der Aschewolke, die sich nur langsam verflüchtigte, und steuerte über einen steilen Geröllhang nach Südwesten. An dem veränderten Rotorengeräusch und dem unruhigen Schwerpunkt seiner Maschine merkte er, dass er in ernsthaften Schwierigkeiten war.

Sein Hubschrauber war nur noch bedingte steuerbar. Er konnte froh sein, wenn er die Maschine einigermaßen heil nach unten brachte.

Dennoch blieb er ruhig. Er kannte Abläufe in einem Notfall und hatte schon einige Machinen in brenzligen Situationen wieder heil auf den Boden gebracht. "Zigzag Dispatch, hier A-Star 2", funkte er auf der Frequenz, die auch die Ranger Station in Zigzag eingeschaltet hatte.

"Zigzag Dispatch, sind Sie okay?", rief Maggie Wilkerson. Sie klang hysterisch, bekam sich nur mühsam unter Kontrolle. "Der Mount Hood, er..."

"Wir müssen umkehren, Zigzag Dispatch", reagierte Shawcross so gefasst, wie er es bei der Air Force gelernt hatte. "Maschine beschädigt, nur bedingt steuerbar. Suche nach den Jugendlichen bisher negativ. Wir kehren um."

"A-Star 1, was ist mit Ihnen?"

Olssen gewann allmählich die Kontrolle zurück. "Hier A-Star 1. Maschine okay, aber die Druckwelle ist zu stark. Wir müssen umkehren, Zigzag. Wer weiß, was die Asche angerichtet hat. Wenn, steigen wir später noch mal auf."

"Was ist mit der Wandergruppe?"

"A-Star 2. Wir fliegen erneut, sobald wir können. Over und out."

Wie zwei gebeulte Vögel, die es mit einem übermächtigen Gegner aufgenommen Hatte, kehrten die Hubschrauber erfolglos nach Government Camp zurück.