Kapitel 44

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Sandy River

Mount Hood National Forest

13.44 Uhr

Jennifer blickte ängstlich zum Himmel empor. Die Aschewolke war mit dem Wind nach Südwesten gewandert und hatte sich endgültigt vor die Sonne geschoben. Wo die Wiesen eben noch geleuchtet hatten, war es jetzt düster, und eine schmutzige Aschewolke ließ die Hügel wie die Oberfläche eines verlassenen Mondes aussehen. Der Mount Hood war nur noch schemenhaft zu erkennen.

Die vier anderen kletterten mit der Trage über Stock und Stein. Auf den felsigen, mit Geröll übersäten Hügeln kamen sie nur langsam voran. Sie mussten so schnell wie möglich wieder auf den Trail kommen, wenn der Hubschrauber sie entdecken sollte. Abseits des Trails würde der Pilot erst viel später suchen. Doch der Weg war noch beschwerlicher als auf der anderen Seite und sie mussten alle paar Minuten wechseln, damit sich wenigstens einer ausruhen konnte. Seit die Sonne verschwunden war, kühlte es merklich ab, und unangenehmer kalter Wind wechselte mit heißen Böen ab, die mit Vulkanasche durchsetzt waren und vom Krater des Vulkans herabwehten.

Als Jennifer wieder mit Tragen an die Reihe kam, erkannte sie,  dass der Ranger untrer großen Schmerzen litt, trotz der weiteren vier Aspirin, die er vor einer halben Stunde geschluckt hatte. Bei jeder unbedachten Bewegung verzog er vor Schmwerzen das Gesicht. Nur sein Stolz oder weil er die Jugendlichen nicht belasten wollte, hielt ihn vom Stöhnen ab. Wenn wir wenigstens das funkgerät noch hätten, überlegte Jennifer. Sie warf einen grimmigen Blick auf Fletcher, der vorne rechts neben Rick trug und sich ganz darauf konzentrierte, einen Weg durch die mannshohen Felsbrocken zu finden. Warum musste er auch durchdrehen und das Funkgerät endgültig zerstören? Mit dem ding hätten sie dem Piloten ihren genauen Standort durchgeben können und er wäre innerhalb weniger Minuten bei ihnen gewesen. Sie wünschte zum wiederholten Male, dass auch sie sich der Anweisung des Rangers wiedersetzt hätte und wenigstens das Handy mitgenommen hätte. Ob Lisa wohl noch Saft auf ihrem Handy hatte? Wo sie und Mike wohl stecken? Weit konnte sie nicht sein.

"Ob Mike und Lisa auch über den Baumstamm sind?, fragte sie laut. "Wenn ja, müssten sie doch irgendwo in der Nähe sein." Sie blickte auf den Ranger herab. "Was meinen Sie, Ranger? Gibt's links von der Brücke auch so was?"

"Eine Behelfsbrücke?" Bosworth hielt sich inzwischen mit beiden Händen an den dünnen Baumstämmen fest. "Nein, unsere ist die einzige, soweit ich weiß."

"Dann kommen sie gar nicht rüber?"

"Wenn sie sich anstrengen, schon. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es einen alten Indianerpfad, der führt zum Fluss runter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Wenn sie den finden, schaffen sie es. Eine ziemlich anstrengende Sache, zumindest für ein untrainiertes Mädchen wie Lisa, aber wie ich Mike einschätze, wird er sie schon dazu bringen. Er ist ein guter Junge. Ohne einen Verletzten wie mich kommen sie schneller voran. Sie sind bestimmt vor uns."

"Hoffentlich ist ihnen nichts passiert."

"Mike kennt sich aus."

"Mike kennt sich aus", wiederholte Fletcher abfällig. "Und was nützt ihm sein ganzes Wissen? Gar nichts! Weil er auf eine Zicke wie Lisa reinfällig und unbedingt den Helden spielen will. Die macht doch nur Ärger. Also, wenn's nach mir gegangen wäre, hätte ich die Angeberin gar nicht mitgenommen."

Jennifer konnte sich ihre Bemerkung nicht verkneifen:" Ach ja? Und einen wie dich, der ständig was zu meckern hat und alle fünf Minuten durchdreht, sollen wir mitschleppen. Sehr witzig! Du hättest wenigstens versuchen können, das Funkgerät zu reparieren, dann hätten wir es jetzt einfacher."

"Ach, lasst mich doch zufrieden!", lästerte er. Er war gerade über einen besonders steilen Geröllhang gestiegen und ließ in der angrenzenden Senke, in der einige Weiden zwischen den Steinen hervorragten, erschöpft die Trage sinken. Die anderen waren gezwungen, es ihm gleichzutun. "Lasst uns lieber mal 'ne Pause machen. Das hält ja der stärkste Ackergaul nicht durch." Er ließ die Trage los und rieb sich die Hände. "Hat noch jemand Wasser übrig?"

12:48 Die Katastrophe beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt