Kapitel 38

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Mount Hood Lodge

Government Camp, Oregon

12:59 Uhr

Gouverneur Rick Bardsley gehörte zu der Sorte von Politikern, die auch im Augenblick großer Katastrophen die Nerven behielten. So war es bei der Finanzkrise gewesen, als er die Verantwortung auf den ungeliebten Präsidenten und seine liberale Politik abgeschoben und für sich selbst einen finanziellen Vorteil rausgeschlagen hatte, und so hatte er während der Atomkatastrophe in Japan gehandelt, als es ihm gelungen war, eine groß angelegte Spendenaktion im Kabelfernsehen für seine Zwecke und seine Wiederwahl zu nutzen.

Auch während eine große Aschewolke über dem Mount Hood stand und die Natur vor den Panoramafenstern des Olympic Rooms im Chaos versank, verlor er nicht die Nerven. Die Olympischen Winterspiele waren gefährdet, das wusste er in dem Augenblick, als der japanische Vertreter des IOC wortlos aufstand und den Raum verließ. Seine Natur verbot es ihm, Die Nerven zu verlieren oder einen Wutanfall zu bekommen, aber selbst, als er sich höflich verbeugte, sah man ihm die mühsam unterdrückte Wut an. Der englische Vertreter war weniger höflich: "Sie hätten uns warnen müssen, Governor! Wie können Sie uns in ein Gebiet führen, das von einem Vulkanausbruch bedroht wird? Gestern noch haben Sie uns versichert, dass der Mount Hood absolut sicher ist." Er stand auf, ohne seinen Hauptgang berührt zu haben. "Ich spreche sicher im Namen aller, wenn ich Sie bitte, uns unverzüglich zum Flughafen zu bringen."

Der Gouverneur wusste, dass er die Abgeordneten nicht halten konnte, wollte die Olympia-Bewerbung aber nicht vollkommen in den Wind schreiben. "Meine Damen und Herren, es besteht kein Grund zur Besorgnis. Der Mount Hood ist ein eher harmloser Vulkan, verglichen mit dem Mount St.Helens, und ich kann Ihnen versichern, dass nicht die geringste Gefahr für die umliegende Ortschaften besteht." Er hielt sein Handy hoch. "Ich habe eben mit dem Chef des Cascades Volcano Observatory gesprochen. Auch unsere Beobachtungsstellen sind von dem Ausbruch überrascht, es handele sich aber um einen eher harmlosen Ascheschub, der lediglich den Tieren in einem Umkreis von drei oder vier Meilen vom Krater gefährlich werden kann, was ich als Naturfreund natürlich sehr bedauere. Für Menschen besteht nicht die geringste Gefahr. Ich habe mich dennoch entschlossen, Sie zum Flughafen bringen zu lassen, und überlasse Sie der Obhut Ihrer geschätzten Kollegin Peggy Chang vom NOK. Wie Sie wissen, ist keine Gegend auf dieser Erde mehr vor einer Katastrophe sicher, das hat gerade Ihr japanischer Kollege auf sehr schmerzhafte Weise erfahren müssen. Wenn es danach ginge, dürften Sie die Olympischen Spiele überhaupt nicht mehr vergeben. Unsere wunderschönen Cascades sind sogar während eines Vulkanausbruchs sicher, das kann ich Ihnen mit gutem Gewissen mit auf den Weg geben, und ich möchte Sie deshalb bitten, unsere Bewerbung ach weiterhin positiv zu beurteilen. Zu einem späteren Zeitpunkt erklären wir uns gerne bereit, Ihnen die Schönheit unserer Berge nahezubringen. Über den Bau unserer neuen Sportstätten und die mehr als sichere Finanzierung unserer Veranstalter können Sie sich in der Broschüre mit beiliegender DVD gerne selbst überzeugen. Ich danke Ihnen für Ihren Besuch, meine Herren, und darf meine Mitarbeiterin bitten, jedem von Ihnen noch ein kleines Präsent zu überreichen." Das Präsent waren eine wertvolle Schreibmappe aus Bisonleder und das geplante Logo der Olympischen Spielen Winterspiele aus Gold. Jedes dieser Logos war tausend Dollar wert.

Der wohlwollende Beifall der verbliebenen Herren, auch des Engländers, bewiesen dem Gouverneur, dass er seine Hoffnung auf die Olympischen Winterspiele nicht vollkommen begraben musste. Zur Not würde er sich für den nächsten Besuch ein noch wertvolleres Geschenk ausdenken. Mit Steuergeldern verstand er umzugehen. Zunächst einmal galt es aber, die Herren und seinen Tross auf möglichst elegante Weise loszuwerden, ohne dass sie von CNN oder einem anderen dieser Plaggeister belästigt wurden. Er löste das Problem, indem er den Saal zur selben Zeit wie die IOC-Mitglieder verließ und geradewegs auf die Reporterin von zumarschierte. Sie stand mit den Hotelgästen vor dem großen Panoramafenster in der Lobby und sah zum qualmenden Krater es Vulkans hinauf. "Se wollten mich sprechen?"

12:48 Die Katastrophe beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt