44~Gefühle

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Ja, ich hatte am Samstag Geburtstag, aber ich wollte nicht, dass Mom vorbeikam. Ich hatte mich verändert und sie wusste es nicht nicht. Ich hatte jetzt schon Angst vor ihrer Reaktion, wenn sie herausfinden würde, dass ich teilweise schwänzte und jeden Abend feiern ging. Sie würde verletzt sein!

"Na zwei Tickets gekauft. Freust du dich denn nicht?", fragte sie mit einem Hauch Enttäuschung in der Stimme. Na super! "Doch, natürlich!", sagte ich so begeistert wie möglich "Aber ist das nicht viel zu teuer und müsst ihr nicht arbeiten?" "Das hält mich doch nicht davon ab meine Tochter an ihrem Geburtstag zu besuchen. Wenn ich sie schon die nächsten Wochen nicht sehen werde, weil ich am anderen Ende des Landes bin, dann komme ich wenigstens jetzt vorbei." "Du bist die Beste." Ich musste mir etwas einfallen lassen. Dringed! Wir unterhielten uns noch kurz über ihre Zeit mit Alex und dann legte ich auf. Als ich gerade Hel anrufen wollte, wurde mir klar, dass sie ja nicht mehr meine Freundin war. Ich hatte niemanden mehr! Ich war alleine und dass wahrscheinlich für immer! Ich spürte, wie mir eine Träne über die Wange lief und wischte sie mir schnell weg. Ich hatte seit zweieinhalb Wochen nicht mehr geweint. Wütend auf mich selbst, zog ich mir Sportsachen an und ging dann nach unten.

Kurze Zeit später:
Ich stand gerade unter der Dusche. Ich hatte bestimmt eine Stunde meine Wut und Trauer an unserem Boxsack ausgelassen. Manche weinten oder schreien, so wie mein früheres Ich, doch andere, wie mein jetziges Ich, ließen ihr Gefühle an anderen aus. Wenn ich verletzt war, übergab ich meinen Schmerz sozusagen an andere. Ich tat ihnen weh und es half. Jetzt hatte ich den Boxsack verdroschen und mit ging es ebenfalls besser.

Ich zog mich um und ging in eine Bar bei uns in der Nähe und trank ein, zwei Whiskys mit Kai. Dann lief ich nach Hause und ging schlafen.

Am nächsten Morgen:
In der Schule passierte nichts besonderes, außer, dass ich wie immer zu spät war. In der Mittagspause gab es Streit zwischen irgendwelchen Jungs, sodass irgendwann die ganze Cafeteria "Prügeln, Prügeln, Prügeln,..." schrie.

Zu Hause angekommen, nahm ich mir was zu trinken und setzte mich auf die Couch. Ich schrieb ein bisschen mit Kai, als sich Jason neben mich setzte. "Warum hast du mir nicht gesagt, dass unsere Eltern am Samstag Mittag kommen?", wollte er fordernd wissen. Ich antwortete nicht. "Weiß deine Mom, dass du unter die Säufer und Schwänzer gegangen bist?", fragte er nach einer Weile. Ich ignorierte ihn. "Sie wird es eh erfahren." Er nervte! "Lass das mal meine Sorge sein und kümmert dich um deine eigenen Probleme, in deinem Zimmer.", gab ich genervt zurück. Er hatte einen wunden Punkt getroffen. Seufzend stand er auf und ging hoch.

Ich schaute etwas fern und machte dann einen großen Salat. Als ich mich setzte und anfing zu essen, kam Jason rein. Er nahm sich ebenfalls Salat und setzte sich zu mir an den Tisch. "Wie wäre es, wenn du fragst, bevor du Sachen von anderen isst?", schlug ich ihm vor. "Stimmt, gute Idee. Das nächste Mal vielleicht. Ich sah ihn nur genervt an.

Ich ging noch feiern und schlief denn spät ein.

Am nächsten Tag:
Ich hatte so mega Panik vor dem nächsten Tag. Ich war den ganzen Tag abwesend und suchte mir Erklärungen für meine Mom zusammen. Ich wurde mehrmals vom Lehrer ermahnt, doch das interessierte mich herzlich wenig. Ich musste einen Plan machen. Ich übte schon mein 'normales' Gesicht und mein Fakelächeln.

Ich saß auf der Couch und schaute Fernsehen, als sich Jason neben mich setzte. "Was willst du wegen unseren Eltern machen?" "Das geht dich nichts an." Ich schaute weiter. "Du hast noch keinen Plan, oder?" Woher wusste er das? "Wie kommst du darauf?" "Naja, du weichst immer aus." Ich lächelte ihn mit meinem Fakelächeln an und sagte so freundlich wie möglich "Mein Plan ist zwar noch nicht fertig, doch er nimmt Form an." "Denkst du Du kannst deine Mutter damit überzeugen? Nicht mal ich kaufe dir das ab und dafür, dass du Geburtstag hast, reicht das definitiv nicht." Ich funkelte ihn an und ging in mein Zimmer.

Geburtstag:

Ich wachte früh auf, da ich von Jason geweckt wurde. "Man, es ist erst sieben!", stöhnte ich auf, als Jason einfach das Licht anschaltete. "Sorry" Ich stand auf und ging erstmal duschen.

Nach dem Frühstück meinte Jason "Können wir reden Lia?" "Ja?" Was wollte er? "Lia, ich möchte, dass du wieder wie vorher wirst und deine Freunde wollen es auch. Wir vermissen die sorglose, lebensfrohe Lia." "Warum sollte ich? Meine Freunde sind nicht mehr meine Freunde und haben mich schon ersetzt. Oder willst du, dass ich wieder ich selber werde wegen dir? Warum sollte ich?" Er zögerte. "Weil... ich dich liebe!"

Mr. Gray nextdoorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt