Mr. Gray nextdoor

37~Emotionslos

Völlig geschockt ging ich zum Raum. Den ganzem Vormittag bekam ich kaum etwas mit. In der Pause wollte ich Lia dann zur Rede stellen. Sie saß bei ihren Freunden, doch die sahen eher unglücklich aus. "Können wir reden?", wollte ich von ihr wissen. Sie seufzte und stand genervt auf. Ich ging aus nach draußen, wo es leerer war, und sie folgte mir. "Lia, was ist los? Ist etwas passiert oder so?", wanderte ich mich dann an sie. "Nenn mich nicht Lia und nur weil du nicht mehr im Mittelpunkt meines Lebens stehst, heißt das nicht, dass etwas nicht stimmt." Ihre Stimme war genauso eiskalt, wie vorhin am Spind und wieder ließ sie mich stehen, doch diesmal hielt ich sie am Handgelenk fest. "Ich war nie der Mittelpunkt deines Lebens und außerdem meinst du nicht es reicht mir der Rache? Meinst du nicht die Aktion mit dem Viagra war genug? Musst du mir jetzt noch die kalte Schulter zeigen?" Sie sah mich genauso emotionslos wie immer an und meinte noch "Wie gesagt mein Leben dreht sich nicht nur um dich." Dann riss sie sich los und ging davon.

Ich ließ mich auf die Bank hinter mir fallen und legte das Gesicht in meine Hände. Dann merkte ich wie sich jemand neben mich setzte. "Alles okay?" Es war Jake. Ich hatte keine Ahnung warum, aber ich erzählte ihm alles. Davon, dass ich in Lia verliebt war, aber Angst hatte mit ihr zusammen zu kommen. Davon wie ich sie verletzt hatte und sie sich vor den Ferien gerächt hatte. Davon dass sie einfach verschwunden war und jetzt als emotionsloser Roboter wieder da war. Jake hörte mir aufmerksam zu und meinte am Ende "Was für eine scheiß Situation." "Was soll ich jetzt machen? Ich muss sie zurückbekommen!" Er dachte nach und ich tat es ihm gleich. Dann fragte ich ihn ob er Cole's Nummer hätte und sie mir geben könnte. Er nickte und kurze Zeit später schreib ich Lia's bestem Freund eine Nachricht. 'Hallo Cole, hier ist Jason, Lia's Stiefbruder. Wie du sicher bemerkt hast stimmt mit Lia etwas nicht. Wie wäre es wenn wir alle uns mal treffen würden und uns was überlegen sie zurück zu holen?' Ich drückte auf senden und wartete. Ein paar Minuten später kam die Antwort. 'Hallo, gute Idee. Wie wäre es mit heute nach der Schule?' 'Okay' Wir machten noch Zeit und Ort aus und ich fühlte mich besser. Wir würden eine Lösung finden und Lia zurückbekommen.

Ein paar Stunden später:
Wir trafen uns um Park, weshalb ich eine Picknickdecke mitnahm. Wir setzten uns und dann fing ich an. "Ich weiß, dass ihr mich wegen der Aktion mit Lia nicht besonders mögt, aber..." "Welche Aktion mit Lia?", unterbrach mich ein Mädchen, Amanda oder so. "Naja... weil er... behauptet hat mit Lia geschlafen zu haben und wir dann so scheiße zu ihr waren.", rettete Helene die Situation. Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu. "Also, ich hatte die Idee, dass wir eine Party am See machen, so wie an meinem Geburtstag, nur mit mehr Gästen.", schlug ich vor. Alle schienen einverstanden und wir gefahren Einkaufen. Es war wie eine Art Testlauf. Vielleicht würde es nicht klappen, aber sie würde wissen, dass wir die alte Lia zurückwollen. Wir kauften etwas Alkohol und Knabbersachen und machten uns dann auf den Weg nach Hause.

Dort angekommen ging ich in Lia's Zimmer und sagte ihr, dass wir eine Party schmeißen würden. Ihre Miene hellte sich ein kleines Bisschen auf und war nun nicht ganz so finster. "Kann ich auch Leute einladen?", fragte sie mit ihrer neuen emotionslosen Stimme und ich erklärte ihr, dass ihr Gruppe schon eingeladen war. "Ich habe auch noch andere Freunde.", zischte sie mich an und nahm dann ihr Handy. Sie schrieb ein paar Leuten und kam mit. Unten wurde sie freundlich begrüßt, doch sie ignorierte es und fragte stattdessen wo wir feiern wollten. "Am See", erklärte ich ihr und sie nickte.

Eine Stunde später kamen dann die ersten Gäste. Wir hatten ein paar Klassenkameraden eingeladen und die anderen Jungs kamen natürlich auch. Doch plötzlich kam ein großer, muskulöser Junge auf den Platz. Ihn hatte keiner eingeladen. Die Mädels sagen etwas ängstlich zu ihm auf und selbst Tyler und den Jungs konnte man den Respekt von ihren Gesichtern ablesen. Lia ging zu ihnen und begrüßte sie mir einem Handschlag. Dann nahm sie ihnen die Sachen ab und stellte den hochprozentigeren Alkohol, den sie mitgebracht hatten, neben das Bier. Sie stellte die Musik an und alle begannen sich etwas mehr zu entspannen. "Wer ist das?", wollte ich von Tyler wissen. "Kai Adams, der Anführer der gefährlichsten Gang im Umkreis von 100km.", erklärte er. Ich sah wieder zu ihm und fragte mich woher Lia ihn kannte. Dann suchte ich nach ihr und fand sie am Getränketisch. Sie schenkte sich gerade von dem Whisky ein und ich sah zu Cole. "Ist es nicht so, dass sie keinen Alkohol verträgt?", wollte ich von ihm wissen. "Eigentlich nicht. Sie muss sich schon nach anderthalb Bier übergeben.", erklärte er mir. Sie trank ihrem Becher in einem Zug leer und ging dann zur 'Tanzfläche'. Sie hatte also nicht nur ihre Lebensfreude, sondern auch noch ihre Unverträglichkeit gegenüber Alkohol auf ihrer Reise verloren und lud den Anführer der gefährlichsten Gang in der Nähe einfach so ein. Irgendwie machte mir ihre Veränderung Angst. Ich wollte meine Lia zurück!