Prolog

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"Es war einmal vor langer Zeit..."
Der Alte Mann stand in der Mitte des Kreises, die Leute aus dem kleinen Dorf hatten sich um ihn versammelt, jeder kannte die Wunder die seine Geschichten verbreiteten.
Wie sie Bilder in die Köpfe der Menschen zauberten.
Als würden sie in eine andere Welt schweben, voll mit neuen Dingen, die das arme Volk sich nur zu gerne mit viel Fantasie ausmalte.
Seien es warme Öfen, die sie nicht besassen oder seltsame fliegende Geräte, die aussahen wie grosse Vögel.
Wenn der alte Mann sprach war nichts unmöglich, alles konnte existieren.
Aus dem ganzen Land kamen die Menschen um seine Geschichten zu hören.
Um ihrer Welt für eine kurze Zeit zu entfliehen und so dank ihm ihre eigene schufen.
"Ein Mädchen geben, eine Gabe wurde ihr mitgegeben, als sie ihre Mutter unter Schmerzen auf die Welt brachte.
Aber es war keine normale Welt in die das kleine Wesen geboren wurde..."
Das Feuer flackerte und warf einen warmen Schatten auf das alte und vom Leben geprägte Gesicht des Mannes, dessen weisse Haare silbern im
Mondlicht glänzte.
Wie ein Schleier legte er sich über die friedlichen Zuhörer, wachte über sie und verscheuchte die Schatten des Waldes um das kleine Dorf.
Es war ganz still, die Menschen lauschten ihm gespannt, und er selbst schien genauso fort zu sein, wie jeder alte Greis es wohl war. Nur dass er redete, Wörter die für manch eine Seele Balsam war.
Er beugte sich runter zu den kleinen Kindern, die erwartungsvoll zu seinen Füssen sassen und ihre Holzfiguren an sich kuschelten, ihre Augen gross und gespannt.
"Die Welt existierte nämlich in einem Wald.
Einem Zauberwald, den man nur durch ein Tor betreten kann, jedoch muss man wissen wo es liegt.
Es gibt einen Wächter, der damals die Leute, Leute wie wir es sind, von den Wesen im Wald abgrenzte.
Aber eines Tages..."
Ein Eulenschrei ertönte und die dunkeln Wolken schoben sich unheilvoll vor den silbernen Mond, füllten den Platz der Anwesenden mit Schatten und Kälte.
Der Mann hob den Kopf gegen den Himmel, seine fast blinden Augen liess er über die fast unsichtbaren Sterne gleiten.
Dann atmete er seufzend ein und schüttelte den Kopf.
Er war ein verrückter mann, die Fürsten sahen es nicht gerne, wenn er solche Hirngespinste erzählte, und so die Leute vom Arbeiten abhielt.
Aber dennoch sass er hier auf dem nassen und aufgeweichten Baumstumpf, hatte die nackten Füsse in der Erde vergraben und spürte den kalten Wind über seine alte Haut streichen.
Niemand wusste woher er kam, aber er war schon immer da gewesen.
"Eines Tages herrschte ein fürchterlicher Krieg, eine Art der Lebewesen im Wald wollten die alleinige Herrschaft, und die Welt schien zu beben.
Dazumals lebte eine Junge Mutter..."
Die Frauen schlossen die Säuglinge fester in ihre Armen und lehnten sich an ihre Männer, niemand wagte es etwas zu sagen, sie alle waren bereits in der Geschichte verschwunden, die der alte Mann webte und um sie alle legte.
Doch dann hörte man in die Stille seiner rasselnden Atempause Pferdehufe auf den Boden prasseln, begleitet von wilden Rufen und schwenkenden Fackeln.
Unsicheres Gemurmel machte sich unter den Menschen breit und die Ersten huschten davon in die Sicherheit des dunkeln Waldes.
Dem Mann war bewusst dass die Grafen ihn gefunden hatten, dass sie den Geschichten ein Ende setzen wollten.
Dass sie wieder eine Welt ohne Fantasie und Sonnenstrahlen wollten, voll mit Arbeit und Genügsamkeit.
Aber er blieb ruhig sitzen, die alten und müden Glieder streckte er von sich und erzählte weiter, mit demselben Zauber in seiner Stimme.
"Diese Mutter bekam eine kleine Tochter, in der Zeit als der Krieg drohte ihre Welt zu zerstören.
Das kleine Mädchen war die Tochter eines Mannes, den sie nie hätte lieben dürfen, denn auch er war einer von ihnen, die diesen Krieg führten..."
Seine Stimme klang ruhig und samten, als würde er in Erinnerungen schweben und bereits in weiter Ferne leben.
Dann sah man die Reiter, zwischen den einfachen Häusern und Gassen hatten sie angehalten und ihre Pferde herumgerissen, die sich mit Weiss in den Augen aufbäumten.
Die Fackeln flackerten und warfen nun unheimliche Schatten auf die Hunde, die zwischen den Beinen der Reittiere hindurch rannten und laut bellten.
Nun waren die Dorfleute aufgestanden und begannen wie wild umher zu rennen, während sie ihre wichtigsten Güter zusammen packten und ihr Vieh befreiten.
Der Mann blieb sitzen, die Augen auf das kleine Feuer vor ihm gerichtete, als würden ihm die Flammen die Geschichte ins Ohr wispern.
"Also sah sich die junge Mutter gezwungen zu flüchten.
Sie wusste dass es ihr verboten war die andere Welt zu betreten, und dass Rhodos, der Wächter der beiden Welten über das Tor wachte..."
Der dunkle Himmel wurde von Sternschnuppen aus Feuer erhellt, als die ersten Fackeln die Strohdächer der Hütten trafen und in Brand setzten.
Die Menschen schrieen und rannten umher, versuchten das Feuer zu löschen oder flohen in den Wald, der alledem schweigend zusah.
Bald brannte das Dorf lichterloh, wie ein Feuerring stand es um den alten Mann herum, der nun als einziger noch an seinem Platz sass.
"Sie wurde verfolgt, von Mächtigen Leuten die verhindern wollten, dass so eine Kraft in die andere Welt freigelassen wurde.
Doch die Liebe zu ihrem Kind liess sie alles und Jeden verraten. So kam es dass sie auf das Tor zurannte, verfolgt von den besten Jägern ihrer Lande..."
Die Männer auf den Pferden riefen etwas, sie verfluchten ihn als Hexenmeister, und rissen ihre Pferde herum, während die ersten Balken mit brennenden Spänen zu Boden fielen und keinen Ausweg aus dem brennenden Dorf mehr boten.
Die Flammen streckten sich in den Himmel und atmeten gierig die Luft ein, die sich ihnen bot.
Doch der Mann blieb sitzen, die Hände verschränkt und in einer Ruhe.
Bald spürte er die Wärme um ihn herum, die die frische Nachtluft verbrauchte und ihm den Sauerstoff raubte und dafür Rauch gab, der ihn zum Husten brachte.
Aber er erzählte weiter, seine Augen in weiter Ferne, vielleicht war er gar nicht mehr wirklich hier, die Menschen aus dem Wald betrachteten ihn mit Mitleid.
"So kam es dass sich das Tor öffnete, doch in dem Moment als sie hindurch rennen wollte traf sie der Speer eines alten Freundes im Rücken.
Sie wusste dass ihre Seele bald ein glühender Stern sm Nachthimmel sein würde, und so legte sie ihr Kind auf der anderen Seite ab.
Hielt das kleine Händchen des weinenden Babys während sich das Tor schloss.
Sie hielt es bis zu letzt, bis ihre Augen matt wurden und die kleine Hand ihrer Tochter hinter der Mauer verschwand..."
Der Himmel, die Sterne, der Mond und der Wald, alle horchten sie seiner Geschichte.
Das Dorf brannte lichterloh in der Dunkelheit, ein Kunstwerk des Lichts und der Schatten, doch der alte Mann sass weiterhin da.
Die Flammen frassen den Boden vor seinen Füssen und umgaben ihn wie eine Krone des Todes.
Aber er tat nichts, mit leeren und dennoch weisen Augen sah er in den Himmel, während sich sein Sichtfeld langsam rötlich färbte, und die Hitze der Flammen begann an ihm zu nagen.
Dennoch blieb er sitzen, er hatte von weit her die Geschichte aufgenommen, die Sterne flüsterten sie ihm und er vergass wo er war, wer er war und versank in seiner eigenen Geschichte.
Da sass er also im Feuer und erzählte die Geschichte eines Mädchens, von der er nicht wusste, dass Jemand seiner Geschichte weit in der Zukunft tatsächlich Leben verlieh.
Er erzählte die Geschichte von dem Mädchen und den Küssen.
Die Geschichte von Sheya Darkbloom.

Das erste Kapitel des ersten Bandes einer geplanten Reihe, ich habe mir wie immer viel vorgenommen aber wenn ihr bereits andere Bücher vo mir gelesen habt wisst ihr dass ich alles daran setze euch in eine Welt zu holen in der ihr Kino in euren Köpfen seht ^^
Ich hoffe es wird klappen und wünsche euch viel Spass beim Umblättern
Love
Tala

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt