Die meisten nickten kurz, was wahrscheinlich eher an Cole als an mich gerichtet war, der plötzlich hinter mir hervor trat als käme er aus dem Nichts.
Ich erschrak nicht, bei Jemandem wie dem Pedophilen Minister oder einer Wache vielleicht, aber Cole war in Ordnung. Ich lächelte ihm kurz flüchtig zu und er zwinkerte unmerklich schnell.
Dann wandte ich den Kopf wieder nach vorne.
Das Licht der gläsernen Kronleuchter spiegelte sich in kleinen Regenbögen in den Gesichtern der Anwesenden und im ganzen Raum.
Doch Hunter war wie erstarrt, verspannt stachen seine Augen mich und Cole nieder, alles an ihm schien vor dunkler Energie zu pulsieren, während Cole seelenruhig neben mir stehen blieb.
Leena hatte eine Hand vor den Mund geschlagen, geschockt sah sie mich aus den Waldgrünen Augen an, die jedoch eine Spur heller als die ihres Bruders waren.
Ich verstand die Reaktion nicht, aber Leenas Augen klebten an meinem Kleid, beinahe ein feiner Schleier legte sich über ihre Augen, pure Traurigkeit.
erschrocken sah ich an mir hinunter, während das Glas in Hunters Hand klirrend zerbrach, und das klingen der Scherben den Raum erfüllte.
Sofort eilten Bedienstete zu dem jungen Mann und wischten es weg, die Schnitte in seiner Hand verheilten noch während ich ihn ansah.
Doch seine Augen streiften mich nur flüchtig, seine Aufmerksamkeit galt Cole neben mir, der kühl zu Hunter hinüber sah, ganz und gar nicht beeindruckt.
Schluckend spürte ich die Spannung die sich im Raum breit machten.
Die Anwesenden an der langen Tafel mit dem weissen perlfarbenen Tischtuch, das am Ende kunstvoll mit kleinen Steinen bestickt war, schwiegen.
Das Besteck und die Krüge darauf sahen aus wie Diamant, alles was in meiner Welt wertvoll war, schienen sie hier im Überfluss zu haben.
Jeder sah auf seinen Teller, sie waren leer und nur der König sah entspannt aus, während er uns alle vier musterte.
"Sheya, Cole, setzt euch doch zu uns, Sheya mein Kind du siehst wirklich bezaubernd aus."
Etwas verlegen dass sich alle Blicke auf mich richteten und selbst die Wachen an den Wänden hin linsten, lächelte ich und bedankte mich.
Dann legte Cole kaum merklich die Hände auf meinen Rücken und drückte mich sanft vorwärts.
Ich war froh darum, denn sonst hätte ich mich unter dem Starren der Leute in Grund und Boden geschämt.
Langsam lief ich über den perfekt geputzten Boden, meine Schritte hallten als wäre ich die einzige Anwesende in diesem Saal.
Cole hielt sich hinter mir, das spürte ich an seinem Atem, der leicht auf meiner Haut kribbelte.
Hunters und Leenas Blick verfolgten uns, ihr Blick war auf das Kleid, seiner auf Cole gerichtet.
Kurz flammte Trotz in mir auf.
Wollten sie mir etwa nichts gönnen oder wieso waren ihre Gesichter so eisig?
Ich war gerade komplett in eine neue Welt gefallen in der es alles gab was ich mir nie erträumt hatte, und da vergönnten sie mir ein Kleid und einen netten Jungen der mich als Einziger irgendwie verstand?
Am liebsten hätte ich mich wieder umgedreht, die Geschwister schienen wirklich nicht sonderlich begeistert von mir zu sein.
Doch Leena war die Erste die sich gefasst hatte, sie sah meinen Blick und versuchte ein leichtes Lächeln.
Hunter erstach Cole immer noch mit Blicken, von ihm eher kein Lächeln.
Ich blieb vor dem Freien Platz, neben seiner Schwester, stehen, immer noch schwieg man im Saal, die Hände gefaltet und nur darauf bedacht mich so genau wie möglich zu beobachten.
Ich blieb vor dem Stuhl stehen, er hatte eine hohe Lehne, sie erinnerte mich etwas ans Mittelalter, denn die gepolsterte Innenseite war mit Nieten an das Holz befestigt worden, doch es passte einfach perfekt zur Einrichtung, mit all den Bögen im Dach und dem Grün, das sich auf eigene Faust im Schloss ausgebreitet hatte.
Es weckte meine Lust mehr davon zu sehen, zu erfahren von wo ich stammte und wieso ich in der anderen Welt nie wirklich dazu gehört hatte.
Cole griff nach dem Stuhl um ihn mir zurück zu schieben, das war ziemlich nett denn ich hätte hundert pro einen riesigen Lärm veranstaltet und mich blamiert.
Ich lächelte ihn leicht an, ziemlich viel Dankbarkeit lag in meinem Blick.
Doch bevor er die Lehne berühren konnte, hatte Hunter sich blitzschnell vor ihn bewegt.
In nicht einmal einer Sekunde stand er hinter dem Stuhl und zog ihn leicht zurück.
Die Wut war noch in seinem Gesicht, deutlich zu sehen sogar, aber er sah sowieso nur Cole so an, der eine Braue hochgezogen hatte.
Beinahe besitzergreifend hatte er den jungen Mann zurück gedrängt.
Im Saal herrschte totenstille.
Unsicher und etwas geschockt von dem Theater setzte ich mich langsam hin, worauf sich der Stuhl leicht anhob und mich zum Tisch schob.
Ohne ein Geräusch.
Mit grossen Augen starrte ich auf das Besteck vor mir, Leenas Blick neben mir bemerkte ich, genauso wie der von allen anderen.
Kurz verharrten die Beiden, dann setzte sich jeder an seinen Platz.
Kurz sah ich über den Platz von Leena zu Hunter, sein Gesicht war wieder ausdruckslos und gleichgültig geworden.
Beinahe gelangweilt lehnte er sich zurück, während Cole sich in die Nähe des Königs und seines Ministers setzte.
Als sich dann die Flügeltüren nach einem
klopfen des Mannes an der Türe öffneten, und Köche hinein kamen, voller Tablette die gleich mehrere Männer und Frauen in weissen Kitteln trugen, entspannte sich die Stimmung und die ersten Gespräche brachen das Schweigen.
"Was sollte das Hunter?"
Zischte Leena zu ihrem Bruder, während ich ebenfalls auf den schwarzhaarigen Dämon schaute.
Dieser zuckte die Schultern, nicht sonderlich beeindruckt von uns.
Ehrlich und überzeugt antwortete er; "Weil ich sie zu meinem momentanen überleben brauche.
Es mag zwar der Einzige Grund sein aber deswegen brauche ich sie noch."
Ein Stechen durchbrach meine Brust.
Ja, es war doch wirklich ganz reizend zu wissen weswegen man einfach nur überlebt hatte.
Natürlich nicht weil ich gemocht wurde, nein was für ein absurder Gedanke. Natürlich nur weil man etwas bestimmtes von mir wollte.
Und das war nicht einmal das Normale dass Jungs von einem Mädchen wollen würden. Das kriegte ich anscheinend auch nicht hin, nicht dass ich es überhaupt wollte.
Verwirrt von meinen Gedanken und mit einem seltsamen Druck auf meiner Brust lehnte ich mich zurück.
Leena musste wohl meine, sehr offensichtliche, missmutige Stimmung mitbekommen haben und drehte sich schnell zu mir um.
Manchmal waren die Geschwister so schnell dass sie beinahe ein Schatten waren, bis ihre Gesichter wieder deutlich zu erkennen waren.
"Glaub ihm kein Wort."
Wisperte sie zu mir und ich runzelte die Stirn.
Mit einem kleinen Grinsen auf den vollen Lippen zwinkerte sie mir zu.
"Er ist ein exzellenter Lügner."
Auf diese Worte hin klopfte mein Herz schneller.
Ich zeigte mich aber völlig unbeeindruckt und zuckte nur mit den Schultern.
"Aha."
Sagte ich trocken und sah wieder nach vorne.
Aus den Augenwinkeln konnte ich Leena die Augen dramatisch verdrehen sehen.
Die Köche begannen die Platten auf dem, eigentlich schon ziemlich gedeckten Tisch, hin zu stellen und den Leuten das Essen zu verteilen.
In der Mitte des Tisches lag ein Vogel.
Er sah etwas aus wie ein Schwan, durch seinen Langen Hals, den er in eine halbe Herzform gebogen hatte.
Sein Gefieder jedoch war feuerrot. Jede Feder sah aus als hätte man sie in flüssige Lava getunkt und eine Schicht Feuer darüber gelegt.
Es sah schön aus, wie sie glänzten.
In der Mitte war ein Topf angebracht, den das tote Tier anscheinend schmückte.
Als die Angestellten es verteilten, bekam es der König als erstes, also musste es wirklich sehr lecker sein.
Auch mir wurde etwas auf den Teller getan.
Mein Magen knurrte und beinahe von jedem
Teller der an mir vorbei kam schnappte ich mir etwas.
Das Meiste hatte ich noch nie gesehen, aber es roch dennoch köstlich.
Ich wollte zuschlagen, das Besteck in das saftige Essen stecken und meinen rumorenden Magen füllen.
Das hatte ich mir mehr als verdient.
Ich wartete brav, bis der König auf eine andere Sprache etwas gesagt hatte, und alle Anwesenden zu ihrem Essen griffen.
Das Filet sah so köstlich aus, es schwebte zart auf der Gabel vor mir, bereit in meinem Mund zu verschwinden.
Dann zersprang Hunters neues Glas, er hielt es nicht mal in der Hand, seine Augen waren nur auf den Eingang gerichtet. Feine Risse machten sich auf seinem Teller breit und der Tisch begann zu beben.
Ich spürte seine Wut bis zu mir rauschen, und seine Macht bebte in meinen Gliedern.
Allerdings hatten sich die Adern weiter ausgebreitet, es sah aus wie ein Tattoo dass sich auf seinem
hals erstreckte, und über seine Wangenknochen schlug.
Langsam und unwillig liess ich die Gabel wieder sinken, mit meinem köstlichen Essen drauf.
Gerade wollte ich fragen was dieses Theater sollte, als die beiden Wachen die schweren Türen zum Saal öffneten.
Meine Augen huschte nach vorne.
Die alte, kleine und gebückte Hexe kam herein.
Sie trug ein weisses Kleid, aber es sah so aus als wäre es aus einzelnen Tüchern zusammen um ihrem mageren Körper geschlungen worden.
Sie stützte sich auf einen Stab ab, Wurzeln hatten sich um einen grünen Stein geschlungen, ihr weisses Haar hing strähnig über ihr zerfurchtes Gesicht.
Stets hatte ich in den Filmen gesehen dass Hexen gar nicht hässlich waren, aber jetzt wo ich diese sah, wo ich begriff dass das alles real war, musste ich sagen dass sie wirklich nicht schön war.
Ihr wissender Blick richtete sich auf mich, danach auf Hunter.
Ich meinte beinahe etwas wie Genugtuung in dem grau aufblitzen zu sehen.
Und wieder hatte sie keinen Schatten, was mir so surreal vorkam.
Langsam, der Stock klockte bei jedem der leisen Schritte, machte sie sich auf den Weg zu dem Platz, der noch frei war.
Der Einzige. Gegenüber von Hunter.
Ich schluckte, denn nach allem
Was mir erzählt worden war, hatte er ziemlich grosse Mordgelüste auf die Frau.
Verspannt ass ich schnell einige Bissen, die Zeit bis sie beim Tisch ankam hatte ich ja.
Es schmeckte so unglaublich lecker dass ich am liebsten den ganzen Tisch leer geräumt hätte.
Keine Ahnung ob man hier anders würzte oder ob alle Geschmäcker anders waren als bei meiner Welt, aber auf jeden Fall gewann das Essen hier eindeutig gegen meine Frühere Welt des fast Foods.
Ein Bediensteter hob die alte Frau auf den Stuhl, grimmig sah sie sich um, doch Niemand wagte es zu lachen.
Anscheinend waren die Hexen ein mächtiges Volk.
Falls es überhaupt mehr gab..ich musste noch so viel heraus finden.
Auch das mit der Decke..der Malerei die plötzlich wieder weg gewesen war.
Die restlichen Anwesenden an der ellenlangen Tafel hatten wieder begonnen zu plappern, nur zwischen Leena, Hunter, der Hexe und mir war es beklemmend still.
Naja, vielleicht hörte man ab und zu meine Essgeräusche.
Ganz selten.
Dann knurrte Hunter.
Gerade wollte ich mich rechtfertigen dass das Essen einfach zu gut war um ruhig zu sein, als ich sah dass sein dunkler und hasserfüllter Blick der alten Frau galt die ihn katzenhaft anlächelte.
Ich mochte ihn vielleicht nicht sonderlich, aber ich würde genauso reagieren, wenn mir Jemand sowas antun würde nur weil ich mächtiger war als es ihr lieb war.
"Junger Herr, ich wünsche mir von Ihnen etwas mehr Respekt."
Das letzte Wort formte sie mit den schmalen Lippen, die die gelblichen verfaulten Zähne nur halb überdeckten, so lange waren sie.
Mir wurde fast schlecht; so viel Macht über Jemanden zu haben war fast schon unmenschlich.
Aber sie war ja auch kein Mensch, hier spielten alle in einer viel höheren Liga.
"Hier hast du deinen Respekt."
Knurrte er gefährlich und machte Anstalten die Hand zu heben.
Wenn er gekonnt hätte hätte er sie getötet.
Dass sah ich in seinen Augen die aussahen als hätte sich die Nacht selbst mit dem grünen Tod verbündet.
Doch er konnte nicht und das wusste nun auch ich.
Ich wollte ein "tu das nicht", rufen, aber bereits hatte die Hexe provoziert was sie wollte.
So konnte sie prima rechtfertigen wieso sie das nun tat.
Sie hob die Hand minimal, ihre Knochigen Finger hätte ich ihr gerade gerne ausgerissen.
Nicht dass ich zu sowas imstande wäre..aber ich hatte ja schon getötet. Und fühlte dabei nicht einmal was, ausser Panik dass ich nichts fühlte.
Hunter verspannte sich und begann zu zittern, ich sah die tobende und hilflose Wut in seinen Augen.
Es musste für ihn schlimmer sein als alles andere, deshalb hatte sie es vermutlich auch getan.
Ich sah wie unfair es war, dass sie ihn so quälen konnte und er keine Chance hatte sich zu wehren.
Ich sah die Adern sich ausbreiten und verzweigen, bis sie über seine Wange führten.
Dann wurde ich wütend, der schwarze Ball in meinem Innern schien zu beben.
Wenn es eines gab was ich nicht aushalten konnte, dann war es Ungerechtigkeit.
Mein Blick richtete sich auf die Hexe die fein und äusserst zufrieden lächelte.
Und dann geschah es.
Irgendetwas in mir veränderte sich.
Schon wieder.
Diese dunkle Masse die ich in mir spürte, die pochte als würde sie sich in meinem ganzen Körper ausbreiten wollen, sie wuchs.
Ich bebte, die Geschirre auf dem Tisch begannen herum zu hüpfen ohne dass ich irgendetwas machte.
Doch ich bemerkte das Klirren gar nicht, auch nicht die Leute, den Minister und den König, oder Leena und Cole, die mich alle anstarrten.
Es war die Ungerechtigkeit die mich so rasend machte.
Irgend einen Urtrieb war in mir aktiviert worden, eine Wut die ich nicht kontrollieren konnte, sie rauschte durch mich hindurch wie ein Tsunami.
Ich spürte wie Schatten um vor meinem Blickfeld tanzten, so als wollten sie mir ihre Untergebenheit sichern, ihre Treue zu tun was immer ich wollte.
Mein Blick haftete auf der Hexe, doch sie war nur noch eine Nebensache, ihr Grinsen nahm ich nicht mehr wahr.
Was ich spürte war...Hunter.
Ich spürte ihn nicht neben mir, nein, es war als würde ich alles wahrnehmen was sich in ihm abspielte.
Ich watete durch ein Meer an Wut, Stärke und Macht, doch ich spürte auch die Schmerzen.
Ohne ihn anzusehen konnte ich durch meine Augen erkennen wie sich die Dunkeln Striemen seinen Hals hinauf in Richtung seiner Stirn bewegten, und wie er all seine geschwächte Kraft dafür verwendete sie von sich fern zu halten und in seinem Innern zu verkriechen.
Es fühlte sich an als würde ich etwas weiches dazwischen schieben, zwischen ihren Fluch und ihn.
Etwas wie ein Kissen dass die Bösen Träume fern hielt.
Doch es war absolute Dunkelheit, aus was sie bestand wusste ich nicht. Und auch nicht wieso sie aus mir raus kam, oder wieso ich wusste was ich tat ohne es jemals zuvor getan zu haben.
Doch es klappte, ich hob die Oberlippe, beinahe als wäre ich angeekelt, und das war ich auch.
Vor dieser Hexe.
Dann spürte ich wie sich dieser unsichtbare Schild vor Hunter ausbreitete.
Ich konnte ihn sehen, wie eine Seifenblase und leuchtend wie Diamanten oder Kristalle.
Doch Niemand sonst schien ihn zu sehen, nur ich.
Doch ich konnte nun das Wispern der Hexe hören.
Als würde ich mich auf einer anderen Ebene befinden, wo ich alles wahrnahm, was unseren Auen normalerweise verborgen blieb.
Ich sah ihren Fluch, düster hatte er mit Hunters Körper Verbindung aufgenommen, doch jetzt drängte ihn der Schild zurück, sodass der Strom an Schmerzen den sie auf den jungen Dämon schickte immer weiter zurück gedrängt wurde.
Dann sah ich wie sich die Augen der Hexe weiteten und ihr selbstgefälliges Grinsen sich in einen verzerrten faltigen Mund verwandelte.
In ihren Augen stand Schrecken, anscheinend war ihr so etwas noch nie passiert.
Mir auch nicht.
Doch ich konzentrierte mich weiter, während die Kraft aus mit heraus strömte.
Sie versuchte es erneut, stärker.
Ich war müde, die Dunkelheit begann nun an meinen körperlichen Kräften zu zehren, um weiter gegen die viel ältere und mächtigere Hexe bestehen zu können.
Ich begann zu flirren, so fühlte es sich an, ich schien zu verschwimmen mit dem Nichts, oder aber mein Körper vibrierte einfach vor Anstrengung.
Aber ich liess nicht locker, ich war stur und bereit einen Kampf aufzunehmen den ich noch nie gekämpft hatte.
Schliesslich knallte es.
Ohrenbetöubend laut sodass einige der zierlichen Gläser auf den Tisch zersprangen und die Anwesenden zusammen zuckten.
Das war passiert weil meine Kraft genau in ihre Geschossen war. Irgendwie mussten sie sich gegenseitig aufgehoben haben.
Die schwarzen Striemen an Hunters Kiefer waren ein Stück zurück gegangen und ich erkannte keinen Schmerz mehr in seinem Blick. Nur erstaunen.
Wieso hatte ich genau ihm geholfen, er hätte es verdient, aber es war nur weil die Hexe mich so wütend gemacht hatte.
Mich und was auch immer ich war.
Eine Elafry, oder wie der König das genannt hatte.
Dann sank ich im Stuhl in mich zusammen als hätte mir Jemand die Luft ausgelassen, während der rasselnde Atem der alten Hexe keuchend im stillen Raum hallte.
Ich war erledigt, mein Blickfeld verschwamm, so viel meine Kraft hatte ich noch nie angewendet.
"Sie ist also wirklich eine."
"Sie ist wie _er_!"
"Ein Elarfy, in unseren Hallen, der Wahnsinn!"
Kam das Geflüster von überall her.
Doch genauso viele wie sich freuten, waren auch misstrauisch.
Zurecht. Ich wusste ja nicht mal wie ich das machte, wieso also sollte ich nicht eine Gefahr für alle hier sein?
Cole und Leena waren aufgestanden und stützten mich, damit ich nicht wie ein Kartoffelsack auf den Boden viel.
Der König hatte sich ebenfalls erhoben und nach einem Wink halfen einige Wachen der alten Hexe hinaus, Blut tropfte von ihren zitternden Lippen.
War das ich gewesen? Ja...ich hatte den Schmerz lenken können.
Es war als hätte ich sie jederzeit töten können, diese Macht war merkwürdig betörend und es machte mich sicherer.
Als wäre ich von Niemandem abhängig.
Doch dann viel mir wieder ein dass das der Weg dazu war, ein schlechter Mensch, oder zumindest alles was man sich darunter vorstellen konnte, zu werden.
Das wollte ich nicht. Und zudem bevorzugte ich das von früher, wenn ich nur geheilt hatte und das Gefühl hatte etwas gutes getan zu haben.
Jetzt hatte ich bereits zwei Personen weh getan. Der Hexe, und dem Mann der mich hatte töten wollen.
Ich hatte Angriff mit Tod vergolten ohne es zu wollen.
Sein Gesicht verfolgte mich immer noch, jedes Mal wenn ich kurz die Augen schloss.
Die Ansicht dass er kein Mensch war, hatte es zuerst einfacher gemacht, ich hatte nicht glauben müssen dass es ihn wirklich gab.
Aber jetzt wusste ich dass es keine Ausreden gab. Ich hatte es getan und es war schrecklich gewesen.
Ich wusste jedoch nicht einmal wie es passiert war, also konnte ich nicht dafür sorgen dass es niemals wieder passieren würde.
Ich spürte wie mein Herz viel zu schnell schlug und mir das Atmen im
hals brannte.
Leenas Gesicht war verschwommen, als sie mir die Zucker Dose an die Lippen hielt.
Es war schon fast ironisch, dass ich Zucker brauchte, um zerstörerische Taten vollbringen zu können.
Etwas süsses für etwas böses.
Langsam atmete ich aus, bevor ich den Zucker hinunter leerte als wäre es frisches Wasser.
Sofort machte sich mein Inneres darüber her, verteilte ihn in alle Blutbahnen, die mir innert Minuten die Kraft zurück gab, die ich verloren hatte.
Allerdings war die Dose danach leer.
Das Kleid fühlte sich einengend an und ich richtete mich langsam auf.
Viele der Leute am Tisch waren aufgestanden und gegangen, entweder um in Sicherheit zu sein, oder weil ihnen der Vorfall den Appetit geraubt hatte.
Beides nachvollziehbar.
Der König kam langsam auf uns zu, seine lange Robe schleifte tonlos über den Boden, doch mir kam es so vor als würde sie in meinem Kopf dröhnen.
Die Wachen standen stramm, doch ich sah dass sie alle mich beobachteten, um mich im Notfall zu eliminieren.
Doch wie konnte ich es ihnen übel nehmen, so wenig Kontrolle wie ich vorhin über mich hatte.
Dann drehte ich den Kopf zu Hunter.
Er hatte es geschafft sich irgendwie zwischen Cole und mich zu drängen, was mir gerade aber ziemlich am Arsch vorbei ging.
Er sah nicht dankbar aus, vielmehr erstarrt, den Blick auf mich gehaftet.
Als könnte er es nicht glauben dass ich das gerade wirklich für ihn getan hatte.
Trotzdem wäre ein Dankeschön nicht schlecht gewesen.
Nach einigen Sekunden in denen wir uns anstarrten, schien auch Leena das zu kapieren und rammte Hunter den Ellbogen in die Seite, doch dieser beachtete das gar nicht, er schien nur meine Augen zu mustern.
Eindringlich, als würde er sich den Weg auf meine Seele bahnen um alles zu erfahren, was er in mir nicht ergründen konnte.
Ich sah dass er gerne nicht so abhängig von mir gewesen wäre, doch ich wusste ja selbst nicht wie ich den Fluch beenden konnte, er war zu stark für mich.
Schwer es zuzugeben doch diese Hexe war einfach alt und erfahren.
Ich nicht, ich wusste ja nicht mal dass es diese Welt gab.
Und laut den Wesen hier war ich die letzte Elafry, also gab es auch Niemanden von dem ich lernen konnte.
Ich war alleine. So wie immer. Umgeben von tausenden Wesen in einer grossen Stadt, doch in mir selbst war ich einsam.
Dann wandte ich den Blick von Hunter ab, kurz streifte ich den Blick der violetten Augen, die eindeutig Cole gehörten, dann stemmte ich mich hoch.
Der Zucker stärkte mich, wie eine Drohe von der ich nicht mehr los werden konnte.
Kurz schwankte ich und das Licht dass durch die Fenster kurz unter der Decke viel, flackerte vor meinen Augen, doch dann hatte sich mein Körper und mein Kreislauf soweit wieder normalisiert.
"Sheya."
Ich zuckte zusammen und fuhr herum.
Der König, der alte, gebückte mann kam in seinem schweren Mantel und dem Pelz auf der Robe auf mich zu.
Nichts desto trotz liess er sich ein majestätisches Aussehen nicht nehmen, für einen alten Mann war er stolz.
Eilig verbeugte ich mich.
Von Leena une Hunter kam gleichzeitig ein verächtliches Schnauben, sie hassten die Krone, soviel hatte ich mitbekommen.
Aber mehr wusste ich auch schon nicht mehr, nichts schien einen Sinn zu ergeben.
Cole verneigte sich tief, im Gegensatz zu den Geschwistern schien er bereit zu sein, sein Leben für den alten Mann zu opfern.
Der Minister sag den König ebenfalls an, in seinen matten Augen stand so etwas wie Bewunderung, ja beinahe Vergötterung.
Der König musste ein guter Mann sein, wenn man so eine hohe Meinung für ihn pflegte.
Als er mich sanft an der Schulter berührte, stand ich wieder auf.
Ich hatte kein Problem mit Autoritäten, aber nur wenn sie mich genauso respektierten wie ich sie.
Und das tat der alte Mann, es stand in seinen sanften freundlichen Augen.
Wieso ich spürte dass ich in diesem Fremden Land kein Feind als König hatte? Ich wusste es nicht, er kam mir einfach bekannt vor, so als würde ich das Leben lang schon an seiner Seite leben.
Wieder ein Gefühl aus dem ich nicht schlau wurde.
Genau wie das Bild an der Decke, es waren viel zu viele Fragen aufgeworfen worden seit ich hier war.
Und keine einzige Antwort wurde mir gegeben.
"Würdest du mich auf einen Spaziergang begleiten Sheya?"
Er klang weise und rau, zu viel Kraft zum Sprechen schein ihm nicht geblieben zu sein.
Sofort machten Cole und Hunter einen Schritt vor, keiner schien willens zu sein, mich alleine zu lassen.
Obwohl es wahrscheinlich eher etwas anders war.
Hunter wollte sein Wundermittel nicht verlieren und Cole wollte wohl nicht dass sein Herr verletzt wurde. Von mir.
Also hatte ja wohl Jeder seine Gründe.
"Alleine."
Der alte Mann klang bestimmt aber ruhig.
Trotzdem wollte ich ihm nicht widersprechen und nickte.
Cole blieb von alleine stehen und neben die Geschwister stellten sich zwei Wachen.
Es erinnerte uns alle wieder daran, dass sie als stille Gefangene hier waren, nicht als Freie Leute die wieder gehen konnten.
Ein bisschen verspannte ich mich, aber ich hatte mich wenigstens jetzt unter Kontrolle.
Denn etwas sagte mir, dass ich vielleicht bald etwas mehr erfahren würde.
"Danke sehr."
Er hielt mir die alte faltige und zittrige Hand hin, und ich nahm sie.
Sofort drehte ich sie so dass er sich nicht anstrengen musste. Der alte König bemerkte es und ein sanftes Lächeln machte sich in dem Gesicht breit, das von Lachfältchen geziert war.
Allerdings trug es auch Narben, Narben eines langen Lebens.
Er führte mich aus dem Raum, als würde er eine Atomwaffe an der Hand halten, in der er als einziges auch einen Menschen sah, während alle Anderen Anwesenden uns misstrauisch hinterher sahen.
Er führte mich den glitzernden Gang entlang, einige Male bogen wir ab, eine Orientierung hatte ich immer noch nicht gefunden.
Mittlerweile sag ich wie sich der Himmel rot färbte, als wir einen Park betraten, und das riesige Schloss einige Meter hinter uns liessen.
Er sah aus als würde Blut in das Blau rinnen und es färben, bis sich ein Meer daraus mischte, dass sich über die Ganze Welt hier erstreckte.
Ob wohl in der Menschenwelt derselbe Himmel zu sehen war?
Ich wusste es nicht.
"Du hast Fragen mein Kind. Ich werde nicht alle beantworten können, aber du hast verdient mehr über dich zu erfahren."
Ich schluckte.
Wollte ich überhaupt mehr wissen, war es nicht weniger schmerzlich oder Angst machend wenn ich weiterhin im Dunkeln tappte?
Nein, ich hatte genug Jahre meines Lebens damit verschwendet mich im Dunkeln zurecht zu finden.
Jetzt hatte ich die Gelegenheit mehr zu erfahren.
Und ich würde meine Fragen stellen.
Oh ja ich hatte so viele.Ich würde mich sehr freuen meine Sternchen, wenn ihr euch die ganze Szene gut vorstellen konntet, denn es war nicht ganz einfach sie richtig zu gestalten wie es mein Wille war. ;)
Und natürlich hoffe ich auch dass ihr gespannt weiter lesen werdet und Sheya auf ihrer einzigartigen Reise begleiten werdet. :3
Love ❥
Tala
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Fluch der Küsse*beendet*
Fantasy{Enthält die Fluch-Trilogie} •"Lass die Schmerzen verschwinden."Fordernd drückte er mich an die Wand. „Wie?" Hauchte ich. „Küss mich."• Sheya hat sich daran gewöhnt das in ihrem Leben manchmal merkwürdige Dinge passieren. Beispielsweise küsst sie Wi...