Die nächsten Tage vergingen langsam.
Ich wusste dass der Namenlose gewarnt sein würde, dass wir kamen.
Deswegen mussten wir uns auch nicht verstecken. Das ersparte uns einiges.
Ich stand mit Ingrim, dem schlaksigen und gewitzten Gnom um den Tisch herum, den wir im schmalen Zelt aufgestellt hatten.
Wir verweilten am Rande des Waldes, sodass uns der König von seinem Schloss aus sehen konnte.
Bereits als wir mit unseren Heeren aufgekreuzt waren, hatte er die Stadttore geschlossen und Bogenschützen aufgestellt.
Wir beschlossen, sie zuerst etwas zu belagern.
Vor mir lag der Stadtplan.
„Wenn wir die äusseren Mauern überwinden wird er uns die unschuldigen Bürger vorwerfen und sich selbst im Schloss verschanzen."
Meinte ich und fuhr mit dem Finger die Karte entlang, um den Weg anzuzeigen, den ich vorgesehen hatte.
Aramis mit Kidris über ihm flatternd betrat das Zelt.
Seine langen blonden Haare waren so glatt, dass jedes Mädchen in der Menschenwelt eifersüchtig gewesen wäre.
Seine Krone sass perfekt und durch zwei reine blaue Augen musterte er den Gnom an meiner Seite kühl.
„Wir sollten nicht mit der gesamten Armee stumpfsinnig durchbrechen. Wir sollen uns etwas mehr überlegen."
Ich kratzte mich am Kopf.
„Ich habe bisher keine solche Kriege geführt..."
Kidris liess sich auf ihren dünnen Beinen elegant auf den Tisch sinken, das grün schimmernde Kleid wallte um sie herum.
„Nun, aber jetzt hast du ja uns."
Wisperte sie mit freundlicher Stimme.
Ich lächelte und strich mit das schwarze Haar aus der Stirn.
Mein Kleid war schwarz, an der Hüfte und an den Vorderarmen aus Leder, ansonsten locker fallend.
Darunter konnte man viele Dinge verstecken.
Ace atmete schnarchend hinter mir, ich konnte sein weiches Fell an meinen Beinen spüren.
„Nun denn, was schlagt ihr vor?"
Fragend sah ich in die Runde.
Aramis zog eine schmale Spielfigur hervor.
Ein graziler Elb mit Pfeil und Bogen auf dem Rücken war in weisses Holz geschnitzt.
Darauf folgte ein etwas krüppliger Gnom, eine schlanke Elfin und ein schwarzer Elafrÿ, der eigentlich mehr einem Menschen glich. Man konnte sie aber wenigstens unterscheiden.
„Ihr Elafrÿs habt die grösste Kraft. Ihr solltet die Stadt frontal angreifen. Die Untertanen des Namenlosen und damit auch seine Krieger fürchten dein Volk. Ihr werdet die Mauer zu fall bringen und dann auf das Schloss zu gehen."
Ich nickte langsam und gespannt.
Dann schob er seinen Elben direkt in die Stadtmitte.
„Die Elben bleiben ebenfalls bei euch und beim Fall der Mauer helfen wir mit Pfeilhageln mit, halten uns allerdings hinter euch."
Ich hob eine Braue, sodass ich mir einen strafenden Blick des Elbenkönigs einfing.
„Da wie schnelle und wendige Läufer sind, werden wir voraus zum Schloss.
Wir können über die Dächer und die Wachen des Schlosses ausschalten."
Ich erkannte langsam das Muster, das er verfolgte.
„Die Elfen kommen aus der Luft, ihr könnt euch gut zwischen den Türmen verstecken und die Wachen ausschalten."
Kidris nickte zufrieden.
„Und wir?"
Der Gnom sah unzufrieden aus.
Es war merkwürdig, wie unbedingt hier jeder eine wichtige Rolle spielen wollte.
In der Menschenwelt hätte sich wahrscheinlich jeder gedrückt, wenn er die Chance gehabt hätte.
Doch hier war es nunmal anders.
„Ihr bekommt die wichtigste Aufgabe."
Murmelte ich und Aramis nickte. Seine schmalen Lippen waren zu einem Lächeln verzogen.
Er sah besser aus wenn er ernst blieb.
Ace hinter mir winselte zustimmend. Ich konnte spüren wie belustigt er von meinen Gedanken war.
„Und welche?"
Der Gnom kratzte sich mit den langen Klauen am Hinterkopf und Schuppen rieselten Reihenweise hinunter.
Aramis hob angeekelt die Hand.
„Ihr schleicht euch durch den Kerker ins Schloss und öffnet uns die Türen."
Beendete ich den Plan.
„Und wie kommen wir rein?"
Ich deutete auf die Stelle des Schlosses, an welcher ich entkommen war.
„Hier gibt es einen zugemauerten Bereich, der direkt in die Zellen führt. Befreit auch die Gefangenen dort, sie könnten uns vielleicht nützlich sein. Von dort ist es nicht weit zu den Toren. Ihr müsst sie uns öffnen denn sonst sind wir Pfeilfutter vor den Schlosstoren."
Der Gnom wirkte sehr zufrieden.
„Ihr könnt euch auf uns verlassen, Elafrÿ, es wird mir eine Freude sein Hexen und Soldaten zu töten."
Ich schüttelte den Kopf.
„Nehmt euch in Acht vor den Hexen. Überlasst sie meinem Volk, sie sind zu gefährlich. Ihre Flüche richten grossen Schaden an vielen von euch an."
Ich sah sie alle bedeutungsvoll an.
„Auch wenn wir im Schloss sind, überlasst den Kampf gegen sie mir. Nehmt euch alle Soldaten vor, die sich nicht freiwillig ergeben."
Zustimmendes Nicken.
Ich schob langsam alle Figuren in den Thronsaal.
„Und dann..."
Kidris zog eine Linie über ihren Hals.
„Töten wir den König."
Ich lächelte und nickte.
„Ich werde meine Soldaten unterrichten. Bei Sonnenuntergang sind alle in Stellung. Sobald die letzten Strahlen verblasst sind, greifen wir an."
Ich nickte und Aramis verliess mit federnden Schritten das weisse Zelt.
Sein Mantel wehte lautlos hinter ihm her.
Keine Ahnung wie er es schaffte, so leise zu sein.
Auch Kidris schwirrte Saltos schlagend aus dem Zelt und verschwand im Blau des Himmels.
Ingrim musterte mich aus den kleinen grünen Augen aufmerksam.
„Ihr seid sehr mächtig. Ich hoffe ihr bringt den ersehnten Frieden über die Völker."
Stirnrunzelnd betrachtete ich ihn.
„Wieso sollte es anders sein?"
Er wandte sich ab und lief mit schlenkernden Armen und O-Beinen aus dem Zelt.
Sein zu grosser Kopf und die spitzen Ohren passten gar nicht zu dem schmalen Körperchen aus dicker Haut.
Er gab mir keine Antwort.
„Komischer Kerl."
Murmelte ich und lehnte mich an den Tisch.
Seufzend schloss ich die Augen und als ich sie wieder öffnete, trabte Ace aus dem Zelt.
Und vor mir stand Hunter.
Seine Haare waren nass und Wasser tropfte von den Spitzen der weichen Strähnen auf seine Nase.
Er sah mich mit schelmischem Blick an.
„Was ist?"
Fragte ich und rutschte weiter auf dem Tisch zurück.
„Du siehst heiss aus, wenn du Kriege planst."
Merkte er an und kam langsam und gemütlich auf mich zu.
Sein Blick hatte etwas lauerndes. Wie der eines Raubtiers.
Mir wurde sofort heiss.
„Ach ja? Nun..."
Ich öffnete den Mund um ihn mit einer schlagfertigen Antwort zu attackieren, doch mein Hirn setzte aus.
Er grinste breiter und zeigte seine schönen Zähne.
Das Lächeln machte ihn noch charmanter. Mist.
Er erreichte mich und schob langsam meine Beine auseinander, während er sich dazwischen stellte.
Frech blickte er mich an.
„Und? Wie fühlt es sich an, Anführerin zu sein?"
Ich hätte wirklich gerne geantwortet, doch es kam nur ein überraschtes Keuchen aus meiner Kehle.
Seine warmen Finger strichen über die Innenseite meiner Oberschenkel und alles in mir begann zu kribbeln.
Er hatte so eine Wirkung die mich einfach komplett aus der Fassung brachte.
Aber ich mochte es.
Sein Gesicht schwebte vor meinem und die flaschengrünen Augen wanderten zu meinem Mund hinunter.
„Wieso musst du immer so unerreichbar tun, Sheya?"
Hauchte er und seine Nase berührte meine, während er seine Hände an meine Hüften legte und mick ruckartig zu sich zog.
Ich atmete scharf ein und schloss die Augen.
Seine Nähe machte mich verrückt.
„Wenn wir doch beide wissen, dass du mich willst."
Er hatte recht. Es gab keinen Grund mehr, in von mir zu stossen. Ich wollte ihn und er mich. Ich wusste nicht ob ich es Liebe nennen konnte, doch wenn dann kam es verdammt nahe daran heran.
Nur vor was hatte ich Angst? Wieso wollte ich es nicht wagen?
Er öffnete erneut den Mund um etwas zu sagen, doch jetzt war ich an der Reihe, ihn zu überraschen.
Ich drückte meine Lippen gegen seine und nahm sein Gesicht in meine Hände.
Ein Schaudern durchzog seinen kräftigen Körper und als ich mich von ihm löste, glühten seine Augen grün.
Ich grinste leicht.
„Das hätte ich schon sehr lange tun sollen."
Meinte ich und er nickte langsam.
„Oh ja."
Dann hob er mich hoch und küsste mich fordernd.
Ich genoss es, wie nahe ich ihm war und vergrub meine Hände in seinem Haar.
Dann spürte ich einen Luftzug und im nächsten Moment spürte ich anstatt dem Tisch einen Baum an meinem Rücken.
Ich krallte mich daran fest, als Hunter ohne Rücksicht mein Kleid von meinen Schultern riss und begann, sich von da einen Weg weiter hinunter zu küssen.
Seine Berührungen brannten wie Feuer, das in mir eine Lust auf mehr schürte.
Ich lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen, um es richtig geniessen zu können.
Er küsste meinen Bauch und seine Hände folgten meinen Kurven weiter nach unten.
Dann zog ich ihn hinauf zu mir und er zog sein Shirt aus.
Ein angenehmer Anblick. Ich stützte mich auf seinem kräftigen Oberkörper ab, während ich seinen Gürtel aufriss und wegwarf.
Auch mein Unterkleid verschwand und dann trennte uns nichts mehr.
Seine Haut berührte die meine und ich hatte das Gefühl dass sie vibrierte.
Kraftvoll, genau wie ich.
Ich war gefangen zwischen seinen Küssen, seinen Berührungen, ihm.
Er brachte mich dazu alles zu vergessen und nur noch ihn zu wollen.
Mit jedem Moment in welchem ich mich mehr an mich presste war es so.
Seine Hände hielten meinen Po und hoben mich kraftvoll auf.
Es war keine Zeit für Worte, zu sehr überwältigte uns das Verlangen nacheinander, welches wir so lange unterdrückt hatten.
Jetzt hinderte uns nichts mehr daran, übereinander her zu fallen. Und genau das taten wir auch. Mehrmals.★
Als ich die Wiese, welche den Wald von den Stadtmauern trennte, entlang lief, beobachtete ich alles um mich herum.
Die Mauern ragten gross und grau über mir auf und ich konnte auf ihren innere Seiten Soldaten patrouillieren sehen.
Ihre Bögen immer zur Hand, falls es zum Angriff kam.
Ich bemerkte auch dass die Kamine nicht mehr rauchten. Die Arbeit in der Stadt war also eingestellt worden.
Ich bewegte meine Füsse über das Gras und liess meine Augen weiter schweifen.
Entlang des Waldes und auch noch darin waren unsere Lager aufgestellt.
Die weissen, ordentlichen Zelte der Elben waren belebt. Ohne jeglichen Austausch schärften sie ihre Waffen und legten ihre goldenen, glänzenden Rüstungen an.
Sie erinnerten mich etwas an das Militär aus der Menschenwelt. Mit ihrer Ordnung und den trainierten Bewegungen waren sie beinahe gleich.
Die Elfen schwirrten in den Bäumen geschäftig herum.
Ich konnte nicht erkennen wie sie es anstellten, doch jeder von ihnen schnallte sich einen Köcher voller Pfeile auf den kleinen Rücken, der mindestens zweimal so breit war wie sie selbst.
Mutige Wesen. Und nicht zu unterschätzen.
Ihr Tuscheln hörte sich an wie das Rauschen des Waldes.
Es störte Niemanden.
Anders die Gnome.
Ihre grünen Zelte, meistens halb eingefallen, lagen unbelebt da.
Die Gnome selbst fütterten ihre Tiere weiter hinten im Wald und wetzten ihre Klauen an den Bäumen.
Das hörte sich an wie das Schaben von Messern an Metall. Sehr unangenehm, sodass ich mir gerne die Ohren zugehalten hätte.
Mein Volk war leise. Keine Zelte.
Sie sassen ruhig auf der Wiese oder hingen auf den Ästen der vordersten Bäume herum.
Ihre Rüstungen trugen se bereits, meistens nicht mehr als Leder.
Kämpfen würden wir nicht mit fassbaren Waffen.
Ich wusste wieviele Kämpfe sie bereits ausgetragen hatte und war gespannt darauf, wie sie sich vorbereiteten.
„Sheya, setz dich zu uns."
Rief Lexa, die neben ihrem Mann sass und ihn nicht aus einer herzlichen Umarmung entliess.
Ich sah dass die anderen sie nicht mochten, doch sie akzeptierten sie, weil ich das so angeordnet hatte.
Ich nickte lächelnd und liess mich in das weiche Gras fallen.
„Seid ihr nervös?"
Fragte ich, als sich alle aus den Bäumen zu mir runter beugten und die Sitzenden sich zu mir umdrehten.
Es erklang leises Lachen.
„Wir sind zwar zahlenmässig weniger als die anderen Völker, doch jeder von uns kann hunderte von Soldaten erledigen."
Zustimmendes Gebrüll.
Ich nickte leicht lächelnd.
Die Schattenwölfe, darunter wohl auch Ace, tummelten sich im Wald, sie jagten wohl noch, um sich zu stärken.
„Ihr habt keine Angst dass wir verlieren könnten, oder?"
Meinte ich neugierig. Ich wusste ja wie wir tickten, doch es war krass zu sehen, wie selbstbewusst sie alle waren.
„Es ist ganz einfach. Wir verlieren nicht. Also müssen wir auch keine Angst vor etwas haben, das nicht geschieht."
Ich nickte nur und schwieg.
Ich hatte Angst. Grosse, sogar.
Aber sagen konnte ich es ihnen nicht.
„Ihr wisst, was zu tun ist, oder?"
Sie nickten.
„Natürlich dürfen wir die Mauern stürzen, während sich die Gnome wie Ratten ins Schloss schleichen."
Meinte einer Nasenrümpfend und verächtlich.
Ich blickte ihn scharf an.
„Jeder von uns spielt seinen Teil und nur wenn das jeder tut, gewinnen wir! Also unterschätzt ihre Aufgabe nicht."
Erhob ich meine Stimme.
„Wir werden gewinnen, ja. Doch wir müssen auch den Anderen Völkern ihren Sieg geben, denn auch sie werden dabei helfen, ihn zu erringen."
Zustimmendes Gemurmel.
Trotzdem war mir klar, dass ich ihre Einstellung nicht einfach verändern konnte, nachdem sie Jahrhunderte lang nach diesen Normen gelebt hatten.
„Sheya, schau! Die Sonne!"
Ich hob den Blick.
Langsam sank sie hinter den spitzen Türmchen im Schloss hinunter und rotes Licht flutete die Lichtung.
Es hatte etwas surreales an sich. Etwas märchenhaftes, alles war in rot getaucht als wüsste die Sonne, wie es später aussehen würde.
Nur würde dann Licht mit Blut getauscht sein.
„Die Sonne geht unter."
Ich blickte in die erwartungsvollen Gesichter meines Volkes.
Keine Angst, nur Lust zu kämpfen.
„Blast zum Angriff."
Meinte ich und drehte mich den Mauern zu.
„Jetzt holen wir uns, was uns gehört."Oh ja das werden sie :3 aber ob da nicht etwas schiefgeht? Seid gespannt und wie hat euch das Kapitel gefallen? ★
Ich hoffe natürlich ihr seid genauso gespannt auf das Finale wie ich^^
Bis bald ❥
Tala ☽
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Fluch der Küsse*beendet*
Fantasy{Enthält die Fluch-Trilogie} •"Lass die Schmerzen verschwinden."Fordernd drückte er mich an die Wand. „Wie?" Hauchte ich. „Küss mich."• Sheya hat sich daran gewöhnt das in ihrem Leben manchmal merkwürdige Dinge passieren. Beispielsweise küsst sie Wi...