Chapter 2~Meine Kerkergeschichte

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Diese Dunkelheit liess mich erst wieder los, als ich ruckartig etwas Kaltes, Schmerzendes unter mir fühlte.
Als ich die verklebten Augen öffnete, lag ich wieder auf dem schwarzen Zellboden, mit einigen Strohhalmen.
Ich brauchte eine Weile bis mir wieder alles einfiel.
Doch dann kratzte ich das spärliche Stroh zusammen und rollte mich darum herum.
Meine Schluchzer hallten laut in den Gängen und ich war mir ziemlich sicher dass es einige hier störte, docu gerade hatte niemand das erleiden müssen was ich durchgemacht hatte.
Das stimmte nicht, die fünf Toten hatten es schlimmer getroffen und ich wusste auch nicht was der Namenlose mit Hunter tat, wenn ich abgeführt wurde und er noch blieb.
Gestern war er aber nicht mehr da gewesen.
War er etwa auch tot?
Mit geschwollenen Augen hielt ich inne und hob den Kopf kurz angestrengt an.
Ich fühlte ihn noch, ich konnte das schwache Seil, das zwischen den Zellen bis zu ihm reichte und in meiner Brust verankert war, spüren.
Komisch, aber in diesem Moment sehr erleichternd.
„Ist alles okay Schätzchen?"
Fragte mich eine wispernde, helle Stimme.
Zuerst dachte ich mir dass ich nun endgültig verrückt wurde, doch dann erkannte ich die Hexe mir gegenüber, die ihre schmalen, knochigen Finger an die Gitterstäbe gekrallt hatte.
Sie versuchte ihren Kopf so weit wie möglich durchzuquetschen.
Zuerst zögerte ich, wieso sollte ich mit ihr reden? Sie könnte auch mit Absicht hier einquartiert worden sein.
„Ich weiss du traust mir nicht, aber du musst etwas essen, deine Energiereserven laden sich sonst nicht wieder auf."
Ich richtete mich schniefend auf und richtete nun meinen Blick so aufmerksam es in meinem flackernden Bildfeld war, auf sie.
„Wieso hilfst du mir? Und woher weisst du das?"
Sie lächelte etwas traurig.
„ich sitze schon sehr lange hier drinnen. Ich wurde gefangen nachdem ich einer Elafrÿ geholfen hatte, etwas unmögliches zu tun."
Ich runzelte die Stirn.
Sie hatte also schonmal Jemandem wie mir geholfen?
In Gedanken versunken schwieg sie, doch ich drängte sie dazu, weiter zu reden, indem ich näher an die Gitterstäbe rutschte.
„Bitte erzähl es mir."
Hauchte ich mit kratziger Stimme. So trostlos wie es sonst hier war, wollte ich mich wenigstens in einer buntem Geschichte vergraben können.
Ihr Blick wanderte in die Ferne und sie begann meinen Kopf mit Bildern zu füllen, welche die verkratzten und nassen Wände für eine Zeit verschwinden liessen.
„Zur Blütezeit der Elafrÿs, war ich noch so jung wie du, und Hals über Kopf in einen akktraktiven Mann verliebt."
Sie seufzte.
„Zu Anfangs konnten wir zusammen sein und unsere Völker freuten sich sehr über die Verbindung von Elafrÿ und Hexe.
Doch dann begannen die Zeiten dunkel und voller Schrecken zu nahen. Die mächtigsten Wesen dieses Landes begannen einen nach dem anderen, der Dunkelheit zu verfallen."
Gespannt hielt ich den Atem an, worauf es sogleich in meinem Kopf zu stechen begann und ich wieder die Luft einsog.
„Sie herrschten in Schrecken, nutzten ihre Kräfte um einen dunklen Schleier über die Welt zu legen. Eine Wolke aus Asche derer, die sie verbrannten."
Sie schauderte und meine Haare am Nacken stellten sich auf.
„Julien, mein Mann bemühte sich sehr zu widerstehen. Doch sie sind alle miteinander verbunden gewesen, die Elafrÿs.
Und die Dunkelheit verbreitete sich unter ihnen wie eine Seuche. Diejenigen die das nicht wollten, wurden irgendwann einfach verrückt.
So auch Julien."
Eine Träne tropfte auf den Boden und ich konnte es bis zu mir hin hören.
„Er wehrte sich so tapfer mein Liebster. Ich stand ihm bei, aber dann begann der letzte Teil ihres Lebens."
Sie sah nun mich direkt an.
„Sie hatten die Dunkelheit so oft genutzt und sich so sehr mit ihr verbunden, dass sie die Oberhand schliesslich übernahm.
Dies schwächte die Elafrÿs so sehr, dass sie nur noch in ihrer Heimat, dem Dunkelwald, existent bleiben konnte.
Damit war ihre Herrschaft gebrochen."
Ich schwieg andächtig, da ich wusste dass es noch weiter ging und ignorierte das Wasser dass meine Hände anfeuchtete.
„Weil ich nicht wollte dass mein Liebster stirbt, brachte ich auch ihn dorthin. Doch an demselben Tag, lösten sich alle Elafrÿs in den Schatten des Waldes auf und existieren bis heute noch in allen Schatten dieser Welt."
Ich schluckte und schüttelte dann den Kopf.
„aber..."
Setzte ich an, doch von ihr kam ein Katzenartiges Fauchen, was wohl soviel heissen sollte wie, sei ruhig!
„Ich trauerte um meinen Mann am Fusse des Waldes, als plötzlich eine junge Frau hinaus wankte.
Eine Elafrÿ, mit einem Baby auf dem Arm und noch völlig intakt."
Ich starrte sie gespannt an.
Wie konnte das denn gehen?
„Ich fragte mich, wie das möglich sei. Und sie antwortete mir, dass das unschuldige Kind sie wieder ins Gleichgewicht gerückt habe.
Sie konnte jedoch nicht in dieser Welt bleiben, da sie von allen Völkern für die Taten der Ihren hätte büssen müssen.
Also erzählte ich ihr von der Welt, aus der du gekommen bist."
Ich legte den Kopf schief. Es gab also noch andere.
Vielleicht war ich doch nicht alleine.
„Sie bettelte mich so lange an, sie dorthin zu bringen, dass ich schliesslich einwilligte.
Und so kamen wir an einer schicksalhaften Nacht im Wald an, und ich begann ein Tor zu öffnen, welche schon seit Jahrhunderten zwischen unseren Welten existierte."
Das war wohl dieselbe durch die auch ich gekommen war.
„Die Frau jedoch wurde gejagt. Von unserem alten König, der keine Wahl hatte und einem wütenden und rachsüchtigen Volk."
Sie seufzte.
„Ich sehe es vor mir als wäre es erst gerade passiert.
Die Frau rannte auf das Tor zu, hinter ihr die Reiter und die glänzenden Speere.
Ich hoffte so, dass sie es schaffen würde, doch der Speer des Königs traf sie in diesem Moment, in welchem sie das Baby auf die andere Seite legte."
Ich erschauderte.
„Schliess das Tor, wisperte sie mir zu und so tat ich es auch. Sie starb vor meinen Augen, mit einem Lächeln im Gesicht. Der König verurteilte mich, wehen Hilfe einen feindlichen Spross in die verbotene Welt geführt zu haben. Und so sitze ich hier nun schon beinahe neunzehn Jahre lang."
Endete sie und senkte den Blick in stiller Trauer.
Ich war wie erstarrte und öffnete einige Male den Mund, bevor ich etwas sagen konnte.
„Das..das war ich, oder?"
Hauchte ich.
Diese Geschichte hatte ich an den Wandbildern wiedererkannt, die gar nicht wirklich dagewesene waren, an den Erzählungen des alten Königs und jetzt dass hier.
Der König hatte meine Mutter getötet, weswegen er mir auch von seiner schlechten Seele erzählt hatte.
Und ich war das Baby gewesen. Die letzte reine Elafrÿ.
„Ja. Ganz recht. Für dich habe ich meine Freiheit aufgegeben. Weil ich wusste dass du uns irgendwann retten wirst."
Ich schnaubte und lehnte mich erschöpft zurück.
„Ich habe niemanden gerettet. Ich habe alles nur schlimmer gemacht."
Sie lächelte tückisch und schüttelte den Kopf.
„Du wirst sehen, ich warte schon so lange, es wird sich lohnen."
Eine Weile schwieg ich, dann hob ich nochmals den Kopf.
„wie war meine Mutter so?"
Sie beobachtete mich genau und seufzte dann.
„Sie war so wie du."
Ich öffnete den Mund um nachzufragen wie ich denn sei, doch sie war bereits bis nach hinten in den undurchschaubaren Schatten gerutscht.
Ich atmete langsam aus und liess mich auf den Rücken fallen. Er schmerzte ja sowieso schon.
Es war harte Lektüre.
Der König, dem ich beinahe als einzigem mein Leben anvertraut hatte, war der Mörder meiner Mutter gewesen. Und ich hatte endlich die Geschichte meiner Herkunft erfahren.
Bevor ich weiter denken konnte, übermannte mich meine Erschöpfung und mein Kopf kippte zur Seite.
Ich sah noch Ace seine elegante Schnauze durch das winzige Loch zu meiner Zelle stecken und flüsterte: „ich hole uns hier raus, mein Grosser."
Danach war ich eingeschlafen.

Die Schmerzen spürte ich erst wieder, als meine Zellentüre geöffnet wurde.
Wie ein heftiger Muskelkater in meinem ganzen Körper. Ich stöhnte und wollte denjenigen beschimpfen; der es gewagt hatte, mich zu stören.
Doch als ich eine ernste Wache vor mir sah, realisierte ich, dass es schon wieder Morgen war.
Ich wollte nicht noch einmal sowas durchmachen wie gestern. Und meine Angst liess mich schwitzen wie ein Pferd.
Doch ich stand dennoch alleine auf und trottete vor dem erstaunten Wächter her.
Ich wollte nunmal nicht noch mehr Schmerzen, denn er hätte mich garantiert nicht auf Seidenkissen zu seinem Herrscher getragen.
Also ging ich durch die Labyrinthischen Gänge und betrachtete das Feuer, dessen Schatten darauf tanzten. So frei.
Irgendwann wurden die Gänge heller und gepflegter.
Marmor und grüne Pflanzen.
Obwohl der Namenlose an der Macht war, sah das Schloss noch so aus wie sonst.
Vom Rest der Welt wusste ich das jedoch nicht.
Als sich schlussendlich die grossen Flügeltore zum Thronsaal öffnete, spürte ich es sofort.
Hunter war auch da.
Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag.
Nicht weil ich mich freute ihn zu sehen, sondern einfach aus Erleichterung, nicht mehr allein zu sein.
Leena war jedoch auch da, das erkannte ich als ich an den Geschwistern vorbei schritt.
Sie wandte den Blick mit zusammengepressten Lippen ab, ich fragte mich sofort wieso.
Doch Hunter und seine grünen Augen zogen mich sofort in den Bann.
Er beobachtete mich genau.
Er hatte sich nicht ein Stück verändert. Ausser dass er gesund noch besser aussah als sonst. Schöner Mist.
„Ah da bist du ja wieder. Ein schöner Tag um Wunder zu vollbringen, denkst du nicht?"
Grinste mich der König an.
Er trug heute mal wieder Schwarz, ein langer Mantel aus Federn und eine schwarze Krone, die wie Pech an seiner Stirn runter zu fliessen schien.
Ich zuckte nur die Schultern und sah mich um.
Er schien meine Gedanken zu erraten.
„Keine Gefangenen heute, ganz recht. Heute wirst du etwas heilen."
Mein Blick hellte sich auf.
Auch wenn ich immer noch lieber starb als ihm zu gehorchen, war es wenigstens etwas gutes, zu was er mich heute bringen würde.
Vielleicht würde ich es sogar freiwillig tun.
„Schaut ihre Freude meine Untertanen! Eine wahre, reine Elafrÿ."
Er grinste und beobachtete meine Augenringe.
„Nun, vielleicht nicht mehr so rein wie auch schon. Ich spür viel Dunkelheit in dir."
Oh ja, ich auch.
Und ich wusste auch genau für wen.
„Du weisst doch noch, wie ich dazu gekommen bin."
Er hob seine linke Hand, die in einem schwarzen Handschuh steckte.
Meine Mundwinkel zuckten. Natürlich wusste ich das noch.
Ich war es selbst gewesen, die sie verflucht hatte.
Als ich versucht hatte ihm den Stein der mich töten konnte, zu entwenden.
„Es muss wirklich eklig aussehen unterdessen."
Stellte ich nachdenklich fest und genoss die Wut in seinen Augen.
Er musste leiden, seine Hand absterben sehen.
Eine kleine Genugtuung verschaffte mit das schon.
Er verzog die Lippen zu einem wütenden Lachen.
„Du wirst sie heilen."
Befahl er knapp und zog den Handschuh mit einem reissenden Geräusch von seiner Haut.
Ich rümpfte die Nase.
Es stank entsetzlich nach Verwesung.
Seine Finger waren nur noch schwarze Knollen und seine Fingernägel waren nirgends mehr zu sehen.
Sein Handrücken blätterte ab, ich konnte sogar das rote, entzündete und eiternde Fleisch darunter erkennen. Merkwürdige Blasen hatten sich gebildet.
Ich richtete meine Augen darauf und liess sie dann langsam nach oben wandern.
Trotzig reckte ich das schmerzende Kinn.
„Nein."
Er nickte und winkte einer Wache zu, die zu ihm vortrat.
„Ich hatte gehofft dass du das sagst."
Meinte er trocken und nahm eine Schachtel entgegen.
Mit seiner gesunden Hand, natürlich.
Sie war braun und geschnitzt, ziemlich schlicht.
Ich verfolgte alles aufmerksam und spürte dauernd Hunters brennenden Blick auf meinem Rücken.

Es tut mir wahnsinnig leid, ich hab den Fehler gemacht Notizen noch hier zu lassen! Hoffentlich haben nicht all zu viele diese gesehen...
Ich hoffe ihr seid trotzdem gespannt und ein bisschen wird das ja noch verändert ;)
Love you
Tala

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt