„Nein." wiederholte ich und wies mit dem Finger kraftlos auf den grossen Stein, der achtlos auf dem Boden lag.
„Du musst mich aufladen."
Murmelte ich, bloss halb bei Bewusstsein.
"Ich denke nicht dass das eine gute Idee ist."
Wenig begeistert rückte Hunter mich auf seinem starken Arm zurecht und betrachtete meine gerötete Haut, an den Stellen an welchen mich die Strahlen getroffen hatte.
Es sah aus wie ein Sonnenbrand, es würde Niemandem gross auffallen.
„Hunter, ich liebe dich, aber lad mich jetzt verdammt nochmal auf!"
Murrte ich und erkannte erst danach, dass ich es ausgesprochen hatte. Ohne zu wissen was ich nun genau tun oder sagen sollte, starrte ich auf den Boden.
Aus den Augenwinkeln konnte ich allerdings seine Augen hell aufleuchten sehen und auch seine Umarmung schloss sich enger um mich. Sofort schlug mein Herz schneller.
Wortlos liess er mich sanft auf den Boden gleiten, sodass ich meine geschundenen Hände auf dem nassen Waldboden abstützen konnte.
Dann hob er den Stein auf und stemmte ihn in die Höhe.
Und dann, als wäre es Schicksal, an welches ich langsam tatsächlich zu glauben begann, lösten sich die grauen Wolken vom Nachthimmel und die hellen Strahlen des Mondes schienen durch das verbrannte und zerstörte Blätterdach.
Ich konnte es mit den Augen erwartungsvoll verfolgen. Gierig wartete ich darauf dass sich die Strahlen am glänzenden Stein brachen und ihren Weg zu mir fanden.
Und das taten sie auch.
Zuerst war es bloss ein feines Kribbeln auf meiner Haut, welche sich dann zu einem warmen Kreisen über meine ganzen Arme ausbreitete.
Und dann weiter.
Ich spürte wie das Mondlicht tief in mich hinein griff und jede geschädigte Zelle wieder heilte, sie umhüllte mit stärkendem Licht und mich von innen heraus heilte.
Langsam spürte ich die Kraft in meine Glieder zurückkehren, doch Hunter machte weiter. Und ich wollte auch nicht; dass er aufhörte.
Es fühlte sich gut an, denn ich spürte wie meine Stärke mit jeder Sekunde anstieg.
Bald hatte ich keine Kapazitäten mehr, mehr von dem stärkenden Licht zu speichern.
Ich pulsierte vor Kraft und konnte ein weisses leuchten meiner Augen nicht unterdrücken.
Es war als wäre ich mit einer unsichtbaren Kraft vollgepumpt, die nur darauf wartete, eingesetzt zu werden.
Jeglicher Schmerz war weg und ich richtete mich auf, bis ich wieder gerade und mit gehobenem Kopf dastand.
„Wie kann das sein..."
Als wäre er gerade in seiner besten Schach Partie geschlagen worden, starrte mich Mr.Stark entgeistert an.
Das Gefühl des Triumphes mochte moralisch vielleicht keine gute Tat sein, doch mir half es.
„Sie wussten nie wirklich etwas über mich. Oder diese Welt."
Mit langsamen und sicheren Schritten stellte ich mich neben Hunter und spürte wie er kurz meine Hand drückte, dann wandte er sich Leena zu.
Mein Blick galt den zusammengetriebenen Vier Soldaten, welche mich, mit Ausnahme des Kommandanten, furchtvoll anblickten.
„Das Einzige, was ihr wisst ist, dass ihr in ihr sterben werdet. Denn kein Mensch darf je wieder etwas von uns erfahren. Und ihr würdet uns verraten. So seid ihr Menschen nunmal.
Niemand anderem treu als euch selbst."
Ich schnaubte verächtlich.
„Wir sind immer noch stärker als solche Dämonischen und unreinen Rassen, wie du es bist. Du bist dazu verurteilt, zu sterben!"
Ich lächelte eisig.
Ich stellte mich nahe vor ihn, nur die Lanze eines Ritters trennte uns voneinander.
„Und dennoch sind Sie es, die ihrem Tode ins Auge blicken müssen. Sie haben verloren."
Dann trat ich einen Schritt zurück und gab den Rittern ein Zeichen.
„Bringt sie auf die Knie."
Ich konnte Leenas misstrauischen Blick spüren, sie missbilligte meine Entscheidung sie alle zu töten wahrscheinlich. Aber es war für uns alle besser so.
Trotz beharrlichem Widerstand wurden die Menschen in den Staub des Waldes gedrückt und an ihren Nacken dort gehalten.
Ihre Köpfe waren nun auf der höhe meines Bauches.
„Du da. Sieh mich an."
Befahl ich dem Soldaten gleich neben dem alten Kommandanten.
Dieser wurde kreidebleich und blickte in meine strahlend weissen Augen.
„Ihr hattet mit einer Sache recht, Kommandant."
Ich ging in die Hocke und konnte mein Spiegelbild in den Augen des panischen Mannes sehen. Und seinen Schweiss riechen.
Meine Augen färbten sich von gleissendem Weiss zu vernichtendem Schwarz.
Die Augen des Soldaten weiteten sich und kurz darauf öffnete er den Mund zu einem gequälten Schrei.
Noch bevor er die Hände an seinen Kopf pressen konnte, erschlaffte sein Körper und fiel reglos zu Boden.
Direkt vor den Kommandanten.
„Meine Blicke können töten."
Ich erhob mich wieder und betrachtete die Männer mit ihren gesenkten Köpfen von oben herab.
Ich konnte ihre Ehrfurcht spüren, die sie empfanden, als nun plötzlich ich es war; die ihr Leben in meinen Händen hielt.
Sie alle warteten auf ihren Tod und sie würden ihn bekommen.
Trotzdem machte es mich traurig, sie alle töten zu müssen, denn sie waren ebenso Lebewesen wie ich.
Und es gab mir nichts das Recht, mein Leben über das Ihre zu setzen.
Dann legte ich den Kopf schief.
Doch, eigentlich schon. Ich tat es, weil ich es konnte.
Dieser skrupellose Gedanke erstaunte mich nicht einmal mehr.
„Tötet die anderen, aber lasst mir den Kommandanten."
Befahl ich und die Ritter gehorchten mir mit eisigen Mienen. Auch für sie war es wohl nicht schwer, den Menschen ihre unbedeutenden Leben zu nehmen.
Ich zog den Kommandanten am Kragen zu mir herauf.
Unter seiner dicken Miliär Kleidung konnte ich seinen hageren Körper spüren.
Mit meinen Kräften die zurück gekehrt waren, konnte ich auch wieder fühlen. Alles konnte ich fühlen, noch intensiver als zuvor.
Ich hatte die Panik der sterbenden Gespürt und teilweise sogar ihre letzten Gedanken gehört.
Doch Mr. Stark war anders.
Er erwiderte meinen Blick stark und unerschrocken.
Der Mann hatte keine Angst vor dem Tod, soviel war klar.
Vielleicht lag es daran; dass er innerlich bereits tot war.
Ein bisschen wie ich.
„Betteln sie um einen würdevolleren Tod."
Flüsterte ich und versuchte, auch in seinen Augen den kurzen Moment der Angst zu erhaschen, an welcher ich mich hätte nähren können.
Doch er verzog die schmalen Lippen bloss zu einem Lächeln.
„Es gibt keinen würdevolleren Tod als im Auftrag meines Heimatlandes zu sterben im Wissen, mindestens eine von euch Kreaturen beseitigt zu haben."
Ich nickte langsam und ein Funken Respekt regte sich in mir für den alten Mann, dessen Wille stärker war als der all seiner Soldaten.
Er war ein Überlebender gewesen, soviel war klar. Genauso wie ich. Vielleicht waren wir gar nicht so verschieden. Auch wenn wir das beide abstreiten würden.
„Dann habt ihr gut gedient."
Meinte ich ernst und hob meine Hand und berührte seine Stirn mit meinem Zeigefinger.
Ich spürte wie sich die Dunkelheit in ihm breit machte und das alte, schwere Herz zum stoppen brachte.
Kurz biss ich die Zähne zusammen als ich den Stolzen Ausdruck des Trotzes in seinen Augen ausmachen konnte.
Dann starb er und ich wandte mich ab. Ich konnte Hunter gerade nicht in die Augen sehen.
Geschweige denn Leena.
Dann riss ich mich zusammen um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
„Wir sollten die Leichen beseitigen und dann..."
Ich stockte und runzelte die Stirn.
Meine Kräfte waren zurück und mit ihnen konnte ich auch wieder die Verbindung zu den Elafrÿs spüren.
Doch etwas war anders. Sie hatten etwas vor, was ich erst jetzt erfahren hatte. In all ihren Köpfen hörte ich den Plan widerhallen. Sie alle in freudiger Erwartung und Kampfeslust.
Ich fühlte es als wären es meine eigenen Gefühle.
„Scheisse."
Entfuhr es mir und sofort waren die dämonischen Geschwister an meiner Seite.
„Was ist los?"
Hunter suchte mit den Augen bereits kampfbereit die Umgebung an.
„Die Elafrÿs...sie wollen, jetzt nachdem sie sich von mir abgewandt haben, ihre alte Macht zurück.
Es gibt keinen Grund mehr wieso sie meinen Befehlen, dies nicht zu tun, gehorchen sollten."
Leena runzelte die Stirn.
„Aber sie wissen doch, dass sie so riskieren, das natürliche Gleichgewicht wieder gegen sich aufzubringen und..."
Ich nickte.
„Das ist ihnen egal. Ich kann ihr Streben nach Macht fühlen, es ist wie ein Drang dem auch ich beinahe nicht entgehen kann. Als wäre es tief in mir verankert."
Dass ich nicht mehr wusste ob ich nun ihre oder nur meine eigenen Gefühle spürte, sagte ich nicht.
Ich wusste es selbst nicht.
Ich zuckte zusammen als ich das Ziehen in meinem Bauch fühlte, welches immer auftauchte, wenn einer aus meinem Volk starb.
Dann schloss ich die Augen und wie Gedankenblitze tauchten Bilder vor meinem geistigen Auge auf.
Ich konnte durch ihre Augen sehen.
Ich sah Blut spritzen, die Grünen Blätter am Boden ertranken in der roten Lache.
Ich sah Gnome verrenkt am Boden liegen, ihre leeren Blicke starrten durch mich hindurch.
Dann hörte ich helle Schreie und sah verschwommene Gesichter von Elben aufblitzen.
Kurz sah ich Aramis, wir er auf seinem Hirsch versuchte, seine Armee zusammenzuhalten.
„Sie sind gerade dabei Stück für Stück der Wälder an sich zu reissen...mit blutiger Brutalität. Sie sind bei den Elben!"
Keuchte ich und sah voller Panik zu Hunter.
„Sie brechen einen Krieg vom Zaun!"
Angst schwebte in meiner Stimme mit.
Zu wenig Zeit war seit dem letzten Krieg vergangen und noch immer litt ich an dem Verlust von Ace, als dass ich einen Krieg ertragen hätte.
Den andern ging es wahrscheinlich ähnlich.
„Wir müssen hin! Nur du kannst sie vielleicht überzeugen, aufzuhören."
Ich schüttelte den Kopf als Leena den Vorschlag mit Hoffnungsvollem Blick brachte.
„Ich fürchte dafür ist es dieses Mal zu spät."
Murmelte ich aber Hunter stimmte seiner Schwester zu.
„Wir müssen es trotzdem versuchen."
Also nickte ich und er gab den Rittern ein Zeichen, uns zu folgen.
„Wir werden vor ihnen eintreffen, aber wir dürfen keine Zeit verlieren."
Er hielt mir die Hand hin und ich verstand sofort, was er wollte.
Also ergriff ich sie und er zog mich nahe an sich.
Langsam liess ich einen kleinen Teil meiner Energie durch meine Fingerspitzen in ihn gleiten, als wir uns in Bewegung setzten.
So schnell wie Schatten und auch so leicht.
Ich sah alles genau; doch vielleicht waren wir auch bloss noch Schatten. Ich konnte es nicht beurteilen.
Doch wir waren schnell. Sehr schnell.
Für das menschliche Auge nicht sichtbar.
Äste die mir normalerweise bei diesem Tempo ins Gesicht gepeitscht hätten, glitten durch mich hindurch als wäre ich nichts.
Ich versuchte, mir eine Strategie zurechtzulegen.
Irgend eine Ansprache oder ein Argument um meine Artgenossen davon abzuhalten, die Geschichte zu wiederholen.
Doch mir fiel nichts ein. Ich konnte ihre Überzeugungen spüren und wenn ich mich nicht jede Sekunde angestrengt hätte, hätte sie wohl auch mich ergriffen.
Als sich dieser Schwebestand plötzlich ruckartig auflöste, war ich nicht darauf gefasst.
Ich strauchelte nach vorne und Hunters Hand schnellte blitzschnell hervor um mich zurück zu ziehen.
Blitzschnell musste ich in meinem Umfeld orientieren.
Denn schon knallte der erste schwere und auffällig schlaffe Körper gegen mich.
Ich riss die Augen auf, als ich sah, was sich mir für eine Szene bot.
Die Schlucht in welcher die Elben ihre bemerkenswerte Festung aufgebaut hatten, war nur wenige Meter entfernt.
Die Dornbüsche waren Blutgetränkt, einige Stacheln waren mir Hautfetzen beklebt.
Es stank nach Schweiss und Angst und totem Fleisch.
Die goldenen, majestätischen Rüstungen der Elfen schmückten den Boden, es war beinahe nicht möglich, ein normales Fleckchen Erde zu finden.
Ich watete zwischen den Leichen hindurch, die mir bis zu den Knien hinauf reichten.
Verbissen kämpften sich die Reihen der Elben vor, doch selbst ihre berüchtigte Ordnung war zusammengebrochen.
Jeder kämpfte nur noch für sich und sein Überleben.
Das Bein eines Hirsches streifte mich und ich fuhr zurück.
Als och den Kopf hob sah ich in das blutverschmierte Gesicht von Aramis.
Seine Augen zeigten Furcht, einen Ausdruck den ich mir von ihm nicht gewöhnt war.
„Du hattest den Frieden versprochen..."
Bitter mahlte er mit dem Kiefer.
„Du hast es doch verspr.."
Ein schwarzer Strahl traf ihn von irgendwo hinter mir direkt im Gesicht.
Er bohrte sich durch die Poren seiner Haut und seine Venen begannen, schwarz herauszustechen.
Seine Augen tränkten sich in Tränen von Blut und die Zügel seines Reittiers entglitten seinen gelähmten Händen.
Ich wollte reagieren, doch schon rannte der goldene Hirsch mir dem rötlich schimmernden Fell in heilloser Panik los, rammte Elafrÿs und Elben zur Seite und stürzte sich in den Abgrund.
Und mit ihm verschwand auch der König der Elben.
das war wohl das Zeichen, was mich aus meiner Starre erwachen liess.
Leena hatte sich bereits in den Kampf gestürzt, doch Hunter blieb dicht hinter mir, als wolle er mich nicht aus den Augen verlieren.
„Du musst das beenden."
Meinte er ernst, mit einem Blick auf die Elafrÿs, die im Wald wüteten und alles gnadenlos niedermähten. Egal ob Mensch oder Tier.
Ich schluckte und legte eine Hand auf meine Brust um mein stark klopfendes Herz auf irgendeine Weise zu beruhigen.
Dann nickte ich.
„Ja. Ich weiss."Wie kann sie die Elafrÿs wohl aufhalten...
Seid gespannt, das nächste Kapitel wird wahrscheinlich auch das Letzte der Fluch-Reihe werden^^
Also geniesst es noch einmal und ich freue mich auf eure Rückmeldungen ❥
Love ♡
Tala ☽
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Fluch der Küsse*beendet*
Fantasy{Enthält die Fluch-Trilogie} •"Lass die Schmerzen verschwinden."Fordernd drückte er mich an die Wand. „Wie?" Hauchte ich. „Küss mich."• Sheya hat sich daran gewöhnt das in ihrem Leben manchmal merkwürdige Dinge passieren. Beispielsweise küsst sie Wi...