Chapter 14~Der Pakt der drei Völker

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Ich gab Ace das Zeichen stehen zu bleiben, als wir in einem kleinen Kreis nebeneinander standen.
Die Völker die sich im Wald kampfbereit hielten, versuchte ich zu vergessen.
„Ich danke euch dass ihr gekommen seid."
Begann ich und sah jedem von ihnen in die Augen. Sie sollten sehen wie ernst ich es meinte.
„Wofür hast du uns herbestellt?"
Aramis, mit seinem langen, seidenen Haar und der wundersam geflochtenen Krone auf dem Kopf beobachtete mich genau.
Der Elb kam gerne zur Sache wie es schien.
„Wie ihr alle wisst hat der Namenlose in einem schrecklichen Komplott die Macht des Reiches an sich gerissen. Ihr seid alle aus einem Grund hier.
Um sie ihm wieder zu nehmen."
Murgor, der Anführer der Trolle, der extra etwas geschrumpft war um uns zu verstehen, kratzte sich mit der Holzkeule am Rücken.
„Wieso das?"
Ich nickte langsam.
„Er ist ein grausamer Herrscher und auch wenn er bisher mit seinen Taten euch noch nicht erreicht hat, es wird kommen und er wird sich alles nehmen, was er will. Dank den Hexen an seiner Seite."
Bedeutungsvoll sah ich in die Runde.
„Und du willst uns retten?"
Ingrim, der Gnom den ich einmal geheilt hatte, war nun anscheinend der Anführer seines Volkes geworden.
Ein gutes Zeichen.
„Nein. Wir alle zusammen können uns retten.
Ich weiss die Idee klingt abwegig und unrealistisch, doch wann haben wir uns alle das letzte Mal verbündet?"
Niemand antwortete, nur Soran zwirbelte sich den langen Bart nachdenklich.
„Ich bin überzeugt dass wir ihn alle zusammen besiegen können! Wenn wir alle auf derselben Seite kämpfen und aufhören unnütze Feindschaften zu pflegen."
Kidris, die fein genaute Elfenkönigin schnaubte ungehalten.
„Meine liebste Elafrÿ. Ich schätze deine Worte zutiefst, aber das letzte Mal, als ich ein Bündnis eingegangen bin, war zu der Zeit, als wir gegen dein Volk hatten kämpfen müssen! Woher habe ich nun die Sicherheit, dass sich die Geschichte nicht widerholt?"
Zustimmendes Gemurmel.
Ich nickte langsam, damit hatte ich gerechnet.
„Es ist mir bewusst, dass es schwer sein muss, denen zu vertrauen die einst eure schlimmsten Feinde waren.
Doch ich versichere euch, dass wir dies nicht mehr sind.
Früher mag die Machtgier mein Volk getrieben haben.
Doch jetzt ist es anders."
Ingrim runzelte die Stirn und mit den dünnen Ärmchen und den langen Klauen kratzte er sich am Hals.
„Und was beweist uns das?"
Ich lächelte leicht. Auch wenn ich wusste dass mein Volk dem niemals zugestimmt hätte, gab ich ihnen ein Versprechen.
„Sobald wir die Königsstadt eingenommen und befreit haben, ziehen mein Volk und ich uns zurück.
Wir werden weder einen Platz im Schloss fordern, noch dass der zukünftige König von uns kommt."
Das war ein grosses Versprechen und alle wussten das.
Jetzt war es daran, zu entscheiden.
Ingrim räusperte sich als erster.
„Dann sei es so. Es wird Zeit dass wir uns ein zweites Mal gegen die erheben, die alle Macht in den Händen halten und sie missbrauchen. Ich stehe auf deiner Seite, Sheya."
Ich beobachtete den grünlichen, schlaksigen Gnom
Und lächelte erleichtert. Seine grossen, eckigen Augen leuchteten, als er sein Vieh von Insekt wendete und mit einem keckernden Geräusch zu seinem Volk zurück ritt.
Beobachtet von wohl allen andern.
Jemand war geschafft.
Ich wandte den Kopf nach rechts zu Murgor, der seinen Lendenschurz richtete und sich in Menschengestalt befand. Soweit das möglich war. Seine Haut erinnerte mich immer noch an Leder.
„Was ist mit den Trollen? Werden sie ihre mächtigen Keulen erheben?"
Murgor murrte irgendetwas, es war so tief dass ich es nicht ganz verstand.
„Selbst wenn der Namenlose uns kein Frieden angeboten hätte, würde ich deinem grausigen Pack nicht helfen, die Macht erneut an euch zu reissen!"
Er spuckte vor mir auf den Boden und hinter mir wurde es unruhig.
Ich spürte es, tief in mir. Die Wut aller aus meinem Volke. Aber ich verdrängte sie.
„Was für ein Friedensangebot hat er euch gemacht?"
Alarmiert sah ich in die Runde.
Anstatt zu antworten trottete Murgor zu seinen Artgenossen und wurde mit jedem Schritt grösser, bis er die Bäume um Längen überragte.
Sorans weise und ruhige Stimme erklang.
„Alle Völker haben dieses Angebot bekommen. Ich nehme an, der Namenlose Tyrann hat damit gerechnet, dass du eine Rebellion gegen ihn führen wirst."
Ich presste die Lippen zusammen. Das konnte jetzt nicht wahr sein.
„Was hat er euch angeboten?"
Saron betrachtete mich mit verständnisvollem Blick.
„Er versprach, sich und seine Machenschaften gänzlich aus unseren Gebieten fern zu halten."
Ich schnaubte und schüttelte spöttisch lächelnd den Kopf.
So dumm konnten sie doch nicht sein.
„Denkt ihr wirklich er hält sein Wort? Er hat einem
König ermordet! Und selbst wenn er euch in Ruhe lassen würde, was wäre mit all den Wesen in Kronstadt?"
Saron senkte bewusst den Blick und schwenkte den Langen Bart.
Neben ihm stand Kormak und stützte ihn. Sein Blick suchte nach Leena, doch sie war nirgends.
„Ich kann für mein Volk kein Risiko eines Krieges eingehen. Ich kenne die Hexen und der Namenlose würde nicht zögern uns zu zerstören. Die Gefangenen der Kronstadt haben mein tiefstes Mitgefühl Sheya, aber ich muss meine eigenen Leute an erste Stelle setzten."
Ich starrte ihn geschockt an.
Von ihm hätte ich das als aller letztes erwartet.
Er hatte uns doch so bereitwillig geholfen, als es um den Schutz des ehemaligen Königs ging.
Wieso also jetzt nicht mehr? Aus Angst. Sie hatten alle Angst.
„Ich wünsche dir und allen die Kämpfen das Beste Sehya."
Er berührte mit seiner zitternden, pergamentähnlichen Hand meine Schulter und drehte sich dann weg, um, gestützt von Kormak, zu seinem Volk zu humpeln.
Dieses verschwand wenig später im Berg, wie ein tosender Fluss der unter der Erde floss.
„Also uns hat er kein Angebot gemacht, er hält uns wohl nicht für gefährlich genug!"
Aufgebracht flatterte Kidris, die Elfenkönigin um mich herum.
Ihre schönen Gesichtszüge wirkten vor Wut beinahe teuflisch.
Ich unterdrückte meinen provokanten Kommentar, sie sollte sich uns aus freien Stücken anschliessen.
„Dann wird mein Volk dem Namenlosen König gerne beweisen wie gefährlich es ist!"
Ich lächelte erfreut.
„Also kämpft Ihr an unserer Seite?"
Kidris nickte und schwirrte nach einem kurzen Abschied mit ihrem gesamten Schwarz zurück ins Blau des Himmels.
Es dauerte eine Weile bis man einander wieder reden hören konnte, ich hatte das Summen der tausend Flügel wirklich unterschätzt.
Nun standen nur noch Aramis und ich uns gegenüber.
Der grossegwachsene Elb sah mich aus nüchternen Augen an. Es überraschte mich nicht dass er bis am Schluss gewartet hatte, um mit mir alleine zu sein.
„Auch ich habe das Angebot des unrechtmässigen Königs vernommen."
Ich mahlte langsam mit dem Kiefer und hätte ihn beinahe an unsere Abmachung der gegenseitigen Respektierung zu Beginn unserer Freundschaft hingewiesen, als er weiterredete.
„Doch mein Volk ist zu stolz um sich vor Angst vor einem Wesen ohne wirklichen Namen zurückzuhalten. Ich kämpfe an eurer Seite, Elafrÿ."
Ich neigte langsam den Kopf.
„Es wird mir eine Freude sein..."
Er unterbrach mich kühl und mit einem spitzen Finger, der durch den Wind fuhr.
„Ich sagte ich kämpfe mit euch, Elafrÿ. Erwartet nicht dass ich die Taten eurer Artgenossen vergesse oder gar billigen werde. Für jedes Vergehen an meinem Volk, welches sie in ihrem neuen Leben begehen, werde ich sie auf meine Weise bestrafen."
Ich schluckte und bemühte mich um eine ruhige Haltung. Die anderen beobachteten mich genau, da war ich mir sicher.
„Ich verstehe euren Zweifel. Doch sei euch versichert  dass ihr vor uns nichts zu befürchten habt."
Langsam nickte er und neigte dann majestätisch den Kopf bevor auch Aramis von Dannen zog und ich alleine zurück blieb.

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt