Chapter 10~Coles Versprechen

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Die ganze Zeit über war ich meinen Freunden dicht auf den Fersen.
Ace hatte sich mit Lexa zurückfallen lassen, während die erschöpfte Leena sich an Hunter lehnte.
Wir waren nicht sonderlich schnell.
Doch die Gefangenen, welche sich gerade befreit hatten schon.
Sie hatten den Geruch der Freiheit gerochen und spürten erst jetzt ihre Kräfte wieder steigen.
Sie hatten nicht vor, wieder dorthin zurückzukehren, wo sie herkamen.
Und das hörte man auch an den Schreien der gemeuchelten Wachen, die plötzlich durch das Schloss hallten.
Die Geflohenen verteilten sich im Palast, versuchten den Ausgang zu erreichen. Jedenfalls vermutete ich das, weil ich so handeln würde.
Und der Alarm, das Schlagen der Glocken, blieb nicht lange aus.
In dem Getümmel dass nun ausbrechen würde, würde niemand auf die Idee kommen, dass einige der Gefangenen einen anderen Ausgang anstrebten.
Wir trampelten die lange Treppe hinauf, bis meine beine von stechenden Schmerzen durchzogen waren.
Das Feuer der Fackeln an den Wänden warf Schatten auf die Gesichter meiner müden Mitstreiter, doch alle liefen sie verbissen weiter.
Niemand wollte mehr zurück in die Kerker.
„wir sind gleich oben!"
Rief Hunter halb flüsternd zu mir nach hinten.
„Wie sollen wir an den Wachen vorbei?"
Mein Atem flog und ein Stecheb in meiner Seite machte sich bemerkbar, während wir weiterhin im Kreis die hohe Treppe rauf eilten.
„Es sind sieben Wachen, zwei Hexen draussen auf dem Turm. Du, Ace und ich können sie erledigen!"
Meine Stimme klang ziemlich zuversichtlich.
Vielleicht mehr, als ich es wirklich war.
„Ich hätte das auch alleine hinbekommen."
Merkte Hunter an, während er in bemerkenswert starken Schritten seine Schwester und sich die Stufen hoch quälte.
Ich verdrehte nur die Augen, musste mir jedoch ein Grinsen verkneifen.
Es war immer noch Hunter. Sie hatten ihn also nicht brechen können.
Ich dachte an den Moment zurück; in welchem er sich für mich hatte opfern wollen.
Wir hatten die Gelegenheit nicht gehabt, darüber zu reden, doch vergessen hatte ich es nicht.
Und es liess mein Herz schneller schlagen, ob ich es wahrhaben wollte oder nicht.
Dann erkannte ich endlich am Ende der Wendeltreppe das Licht des runden Raumes, wo sogar mein Pferd wartete.
Erleichtert stürzten wir hinein, uns allen voraus Ace, der mit seinen schlitternden Pfoten auf dem Boden zu stehen kam.
Als ich schwer atmend den Kopf hob und mich bereit machte, die spärlichen Wachen zu töten, erstarrte ich.
Ich sah direkt in seine Augen.
Schöne blaue augen, eisig aber nicht kalt.
Ich kannte sie gut. Und eine weile lang, hatte ich mich in sie verliebt. Aber das war vor seinem Verrat gewesen.
„Cole."
Flüsterte ich.
Er stand vor mir, die Hände an seine Waffen gelegt und in demselben Umhang wie ihn der Namenlose trug.
„Du solltest die zweidutzend Krieger hinter ihm nicht vergessen."
Merkte Hunter trocken an und ich liess meinen Blick über die Schultern des engelhaften Verräters schweifen.
Sie standen wirklich da.
In Reih und Glied, mit derselben silbernen, schmalen Rüstung und mit starren Blicken.
„Was..wieso bist du hier."
Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, wieso so viele Kämpfer hier standen, wo der Alarm doch erst ausgelöst worden war.
Um vor uns oben zu sein, hätten sie uns überholen müssen. Ausser sie hätten sich vor dem Ganzen hier, bereits aufgestellt...
„Ich töte ihn für dich."
Stellte sich Hunter opferbereit zur Verfügung und schob mich etwas zur Seite, sodass er dem reglosen Verräter gegenüberstand.
„Darauf warte ich schon so lange."
Sein Knurren war tief und selbst ich wäre erschaudert, doch Cole erwiderte seinen Blick nur reglos.
Hunter ballte die Finger zu Fäusten und ich schob Lexa etwas hinter mich, welche sich keuchend an Leena stützte.
Diese sah nicht kampfbereit aus. Sie stand einfach nur da, als wäre es ihr egal; was mit ihr passierte.
Also waren es Hunter und ich gegen den Rest des Raumes.
Ace Fell strich an meinem Bein entlang und dank sah ich seine gefletschten Zähne neben mir. Seine blauen Augen funkelten und sein Fell war gesträubt.
Drei. Wenigstens etwas.
„Er wusste dass du kommst Sheya. Er wusste, dass du kommst um sie zu holen."
Ich nickte nur langsam.
Der Namenlose war intelligent. Und er hatte Hexen, das hatte ich nun schon viel zu oft übersehen.
„Wir gehen durch diese Tür raus, auch wenn wir euch zurrst umbringen müssen."
Hunter deutete mit dem Finger auf das dicke Holzbrett dass den Ausgang versperrte und es zersprang in tausend Stücke.
Die Soldaten zuckten nicht mit der Wimper, doch drängten sich etwas mehr zusammen.
Sie wussten alle wer Hunter war, wahrscheinlich besser als ich.
„Aber da ich gerade grosszügig gestimmt bin, dürft ihr euch jetzt nich verpissen."
Er machte etwas Platz; sodass man problemlos an ihm vorbei in den Turm hätte spazieren können.
Unruhig schritten die Soldaten an ihrem Platz herum und Blicke wurden ausgetauscht.
Jedoch getraute sich niemand, aus der Reihe herauszutreten.
Cole machte einen Schritt vor.
„Du nicht, dich töte ich sowieso."
Hunter tätschelte Coles Schulter und lächelte.
Sein provokantes, zum dreinschlagendes, Lächeln, dass ich immer so gehasst hatte.
Cole folgte Hunters Arm zu seiner Schulter und wischte ihn dann weg.
„Wir können das schmerzlos machen.
Ihr folgt mir alle fünf zurück in den Kerker und ich verspreche, niemand muss unnötig verletzt werden."
„Ich habe nichts dagegen, euch unnötig zu verletzen."
Hunter schien sogar ganz entzückt von der Vorstellung zu sein, Coles Schädel mit Schatten zu zermalmen.
Der Verräter seufzte und gab das Zeichen für die Soldaten und sie rissen ihre Waffen aus den Hüllen, bereit uns damit aufzuspiessen.
Ace spannre die Muskeln an, bereit zum Sprung.
Und ich spürte bereits die gut kontrollierbare dunkle Masse in mir, die sich regte.
Ich hatte genauso wenig dagegen wie Hunter.
Die erste Reihe an Soldaten, die mir etwas neu schienen und wahrscheinlich auch erst am Anfang ihrer Ausbildung standen, setzte sich in Bewegung.
Mit gezückten Schwertern überwanden sie die wenigen Schritte zwischen uns und stürzten sich auf uns.
Ich sah die Klingen im Feuerschein glänzen und stellte mir bereits das Blut vor, welches bald davon hinab tropfen würde.
Nicht mein Blut, sondern ihres.
Doch Hunter hatte seine Kräfte vollständig zurück erlangt, trotz all den Versuchen der Hexen.
Und er wollte sie jetzt wohl nur zu gerne einsetzen.
Er hob die Hände langsam und zitternd an, und der gesamte Turm begann zu wackeln.
Kurz war es still und die Soldaten sahen sich mit grossen verschreckten Augen und vor sich gehaltenen Schwertern um.
Dann schossen Schatten aus dem Turm hinter uns wie Pfeile an uns vorbei und bohrten sich durch die Rüstungen in die Körper der Kämpfer.
Uns verletzte es nicht, ich spürte nur etwas Kaltes an mir vorbei zischen.
Die qualvoll verzogenen Gesichter der Soldaten, als sie zu Boden fielen, brannten sich in mein Gehirn.
Hunter war nicht weniger stark als ich, und brachte sogar ein halbes Schloss zum Wackeln.
Die Natur hatte solche Schlupflöcher und wir würden dafür wohl auf ewig gejagt werden.
Seine Augen leuchteten wie strahlende Smaragde und als er sprach, hallte seine Stimme unnatürlich oft von den Wänden wieder.
Als würden mehrere Hunter aus ihm sprechen.
„Das war nur ich allein.
Jetzt stellt euch vor was passiert wenn wir alle kämpfen!"
Also ich stellte es mir vor. Und für die Soldaten ging es eindeutig nicht gut aus.
Cole stand noch an derselben Stelle.
Es schien ihn nicht zu kümmern, was hier vor sich ging. Das war untypisch für ihn, vor allem da er sich vor einiger Zeit immer sehr um mich gesorgt hatte.
„Mag noch Jemand?"
Hunter hatte die Arme arrogant ausgebreitet.
Er wusste das er gewinnen würde.
Und diesen Stolz trug er breit zur Schau.
Niemand hob seine Waffen.
„Nein? Sehr gut. Dann dürft ihr euch jetzt alle in die Hosen pissen."
Feierlich, als hätte er gerade eine Hochzeit besiegelt, nickte er.
Dann wandte er sich Cole zu, dessen Arme an seinen Seiten hinunter hingen.
Ich runzelte die Stirn.
Normalerweise hätte er nur all zu gern zu den Waffen gegriffen, vor allem wenn es sein Halbbruder war, der ihn bedrohte.
„Und nun zu dir."
Hunters Augen glänzten vor Gier auf sein Blut und verübeln konnte ich es nicht.
Verrat war Verrat und daran war nichts gut zu reden.
„Ich würde dich gerne langsam sterben lassen. Damit du leidest und ich diese Momente geniessen kann."
Hunter schauderte bei dem Gedanken genüsslich und ich fragte mich, ob er dasselbe Monster in sich trug wie ich, jetzt wo seine Kraft wieder entfesselt war.
Dann senke er theatralisch und bedauernd den Kopf, sodass seine Haare ihm wild in die Stirn fielen.
„Nur leider haben wir es gerade sehr eilig."
Er wies auf die beiden geschwächten Frauen hinter uns und Cole richtete seinen durchdringenden, wasserblauen Blick auf sie.
„Geht."
Wies er seine Soldaten an.
„Aber Sire, was ist mit euch?"
„Ich komme klar. Geht nun."
Ohne zu zögern hasteten die Soldaten an Hunter vorbei durch das Tor.
Dieser liess es sich nicht nehmen; sie durch sein Knurren zu verschrecken, sodass sie zum Teil mit aufgerissenen Augen an die Türe stolperten und danach im Dunkeln verschwanden.
Wir warteten; keiner der noch stehenden Kämpfer wurde verletzt, das war nicht nötig.
Dann stand nur noch Cole im Raum vor uns.
Die Leichen der Männer, die Hunter getötet hatte, lagen um ihn herum.
Aus ihren Mündern lief eine schmale Blutspur, immer wieder zuckte ein Schatten aus ihnen heraus wie eine Rauchschwade.
„Um etwas klarzustellen, du stirbst keinen Heldentod."
Hunter legte den Kopf leicht schief.
Er mochte es, mit seiner Beute zu spielen. Und genau das war Cole.
Beute.
Ich atmete langsam aus und zog die Brauen zusammen.
Es passte nicht in das Ganze hinein, dass Cole sich nicht wehrte oder einen frechen Kommentar abgab.
„Spar dir das Gelaber Hunter. Es macht dich auch nicht schlauer."
Meinte er dann und fuhr sich mit einer zitternden Hand durch die blonden, beinahe weisslichen Haare.
„Das wäre auch gar nicht möglich."
Selbstsicher grinste Hunter und rieb die Hände aneinander, sodass es vor lauter Spannung knisterte.
Ich war mir sicher, dass er Cole weh tun würde.
„Na dann..."
In dem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ich erinnerte mich zurück an den Moment als ich von den Wachen des Königs aus dem Saal geschleift worden war.
Cole hatte mich damals um Verzeihung gebeten und gesagt, dass er uns nur verraten hatte, um mich zu schützen.
Damals hatte ich ihm nicht geglaubt.
Doch jetzt hatten uns nur unausgebildete Soldaten erwartet, die der König niemals geschickt hätte, wenn er hier anwesend gewesen wäre.
Es passte zusammen.
Cole hielt tatsächlich Wort und sorgte dafür, dass wir uns selbst befreien konnten.
Ohne ihn als Retter zu sehen.
Ziemlich selbstlos.
Allerdings hatte er uns im wichtigsten Moment verraten und in den Monaten unseres Leidens gelebt wie ein Prinz es tat.
Ich mahlte mit dem Kiefer.
Eigentlich hätte er den Schattenblitz verdient, der sich langsam in Hunters Hand formte, die er in die Luft gestreckt hatte.
Doch ich hatte diesen Jungen einmal sehr gemocht. Und wenn er uns tatsächlich half, nahm er eine schlimme Strafe des Königs in Kauf.
Ich konnte ihn nicht einfach sterben lassen.
Ich schüttelte den Kopf und schob mich neben Hunter.
„Stop!"
Dieser verzog die Lippen zu einem gequälten; geduldigen Lächeln.
„Irgendwelche speziellen Wünsche Wölfchen? Wenn nein solltest du etwas zurück treten, so bist du in der Spritzbahn seines Blutes."
Seine Augen glühten voller Vorfreude doch ich schüttelte nur den Kopf und drückte seinen Arm nach unten.
Sofort verschwand der Blitz.
„Was soll das Sheya?"
Hunter war nun wirklich angepisst.
„Ich will ihn nicht töten."
Hunter konnte ich schlecht sagen, dass ich es tat weil noch ein winziger Funke Zuneigung zu dem blonden Jungen in mir schlief.
Also musste ich es so formulieren, dass es für ihn Sinn ergab, ihn nicht zu töten.
Ansonsten liess er sich von mir nicht abhalten.
„Er sollte doch so leiden, wie wir es getan haben.
Und das tut er nicht, wenn du ihn schnell tötest.
Wenn er versagt hat und als Geschlagener zum Namenlosen kriechen muss, wird er bestimmt härter  bestraft als so."
Misstrauisch beäugte mich der Dämon, dessen abgrundtiefen Hass ich bis zu mir hin spüren musste.
„Ich bevorzuge seinen sofortigen Tod immernoch."
Meinte er dann wenig beeindruckt und ich fluchte innerlich.
Ich mochte Hunter. Sehr.
Und ich wollte mich nicht wegen Cole gegen ihn stellen. Diesen Fehler tat ich nicht noch einmal.
Langsam griff ich nach seinem Arm und sah ihm in die Augen.
„Bitte. Lass uns einfach abhauen."
Flüsterte ich leise und das Grün in seinen Augen schien Funken zu sprühen.
Dann war es ganz leise im Raum.

Was denkt ihr? Lässt er sich von ihr beeinflussen oder siegt der Hass auf Cole? Und hat dieser wirklich vorgehabt, Sheya zu helfen? ich weiss, viele Fragen, aber ihr seid schlau, ihr könnt das xD
Love you und bis bald
Tala

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt