Chapter 17~Feinde und Trolle

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Die Dunkelheit liess erst nach gefühlten Stunden nach.
Zuvor waren wir durch dutzende Gänge geeilt und ich war mir vorgekommen wie eine übergrosse Ameise in einem stinkenden Haufen. Im Sumpf.
Aber als wir die unterirdische Halle erreichten, wurde es nicht viel besser.
Sie war zwar beleuchtet mit Fackeln an den Wänden, aber diese spiegelten nur die monströsen Schatten der Trolle wieder, die aus verschiedenen Löchern krochen und eilig umher sausten.
Sie waren ziemlich klein, aber wenn einer mal eine Höhle über sich betreten wollte, die sich übrigens bis an die Decke erstreckten, wuchs er einfach und verkroch sich dann darin, wenn er daran heran reichte.
Praktische Sache.
"Wow."
Murmelte Cole, der auch noch nie hier gewesen war, wie es den Anschein machte.
Leena verzog das Gesicht.
"Es stinkt."
Sofort drehten sich einige Trolle mit finsteren Gesichtern um.
Ihre Form hatte etwas von einem überzüchteten Mops.
Überflüssige Haut hing in Falten an den Wangen hinunter, die Nase war eingedrückt und die kleinen schwarzen Knopfaugen wirkten nicht sehr intelligent.
Sie hatten keine Haare, auch die Frauen nicht.
Aber eine Haut die mich an Elefanten erinnerten. Auch fast so grau, wie es im fahlen orangen Licht schien.
"Was?"
Donnerte einer und haute die grossen Fäuste auf den Boden.
Seine Arme reichten bis fast nach unten, doppelt so lange wie seine Beine waren sie.
Die schmale Dämonin unterdrückte ein Fauchen und machte einen Satz zurück.
Hunter hingegen bemühte sich nur noch, gerade zu stehen und presste die Lippen zusammen.
Sein schönes Gesicht war von dem Zeichen des Fluches tief geprägt und es schmerzte, das mitansehen zu müssen.
"Nichts, gar nichts."
Sprang Cole ein und setzte sein schönes Zahnpastalächeln ein.
"Könnten wir erfahren wo eure Mitglieder sind, die verflucht worden sind? Ich bringe die..."
Der Troll winkte mit seiner Pranke ab.
"Elafrÿ. An ihrem Schattenwolf war das nicht schwer zu erkennen.
Solche Biester sollten schon lange tot sein."
Als könnte Ace in dem feindseligen Blick des Trolls seine Gedanken lesen bleckte er die messerscharfen Zähne und knurrte.
Sofort legte ich meine Hand auf seine Schulter.
Aber mir gefiel es auch nicht.
"Ohne ihn wäre ich nicht hier um eure Verfluchten zu heilen! Also solltest du lieber dankbar sein."
Zischte ich den Troll an, der irgendwie etwas grösser geworden war.
Cole verzog das Gesicht verzweifelt.
Aber ich wollte nicht dass mein Gefährte dumm angemacht wurde. Er konnte genauso wenig wie ich etwas dafür, was mein Volk früher angerichtet hatte.
"Wir bräuchten dich gar nicht, wenn wir das Angebot der Hexen angenommen hätten! Ich war dafür, nur leider gibt es hier zu viele Idioten die noch Hoffnung hegen."
Jetzt würde ich hellhörig.
Aber wieder kam mir Jemand zuvor.
Die hatten einfach alle schnellere Reflexe als ich, verdammt.
"Was für ein Angebot?"
Der Troll lächelte und zeigte seine schiefen gelben Zähne, die aus dem mächtigen Kiefer ragten.
"Ein Deal, kleine Dämonin. Wir hätten die Elafrÿ bei ihrer Ankunft den Hexen überlassen sollen. Jedoch hatten die Übrigen etwas dagegen."
Er hob die schweren und massigen Schultern an, was wohl so etwas wie ein angedeutetes Schulterzucken war.
"Wo ist dein Anführer?"
Fragte Cole und kniff die Augen zusammen.
Der Troll deutete an sich hinunter.
Er trug einen längeren Gürtel als die anderen, aus Leder zwar, aber mit mehr Steinen und Schleudern als die anderen.
"Da steht er."
Mir wurde langsam unwohl.
Ich war mir nicht mehr sicher ob ich hier bleiben wollte.
"Dann bringt mich zu euren Verletzten, damit ich wieder gehen kann."
Der Troll drehte sich mit solch schweren Schritten zu mir um, dass die Erde unter uns bebte.
Unterdessen erreichte sein Kopf beinahe die Decke und seine Stimme grollte wie der Donner bei einem Gewitter.
"Wir haben keine. Und wir schulden dir nichts! Wir hatten nie Probleme mit den Hexen. Bis du kamst und wir dich ihnen nicht gegeben haben."
Ich runzelte die Stirn.
"Wenn ihr mich gar nicht braucht, wieso habt ihr mich dann geschützt?"
Der Anführer kratzte sich an dem Lendenschurz und braune Krümel rieselten hinunter wie Schnee.
Mir wurde schlecht und der faulige Geruch breitete sich überall um mich herum aus.
Hunter hatte immer noch keinen Ton von sich gegeben, aber Leena drehte sich weg.
Wenn ich es richtig sah, war sie verdächtig grün im Gesicht geworden.
"Diese Welt ist noch nicht fertig mit dir Elafrÿ. Es braucht Jemanden, der wieder ein Gleichgewicht herstellt. Und leider musst das du sein."
Er drehte sich langsam um und ich musste einem Zehen ausweichen, um nicht zerdrückt zu werden.
"Gebt uns unsere Reittiere zurück und etwas Proviant, dann verlassen wir euch noch heute und ich bereite euch keine Sorgen mehr!"
Schrie ich zu ihm herauf.
Ich war mir nicht sicher ob er mich dort oben hören würde, wenn ich leiser sprach.
Aber er fasste sich mit verzogenen Lippen ans Ohr, was wohl das Gegenteil bewies.
"Eure Pferde sind als Tribut eingezogen worden. Weil wir euch gegen die Hexen verteidigt haben."
Ich konnte es beinahe nicht fassen.
"Habt ihr nicht! Hätten wir die Löcher nicht erreicht wären wir alle drauf gegangen!"
Fauchte Leena aufgebracht und sprach damit genau meinen Gedanken aus.
Der Troll sah unbeteiligt zu, das schien ihn wenig zu kratzen. Er überhörte den Vorwurf einfach.
"Und den Proviant kann ich euch nicht geben. Mein Volk braucht alles was wir haben, doch ihr solltet noch vor der Nacht aufbrechen."
Ich ballte die Hände zu Fäusten.
"Die Reise zu den Zwergen ist viel zu lange, um ohne Proviant oder Reittiere hin zu kommen! Und ausserdem haben wir einen Verletzten, soll der etwa auch laufen?"
Wütend schnauzte ich den riesigen Troll an, der sic langsam in die Knie beugte und die Hände auf der Erde rechts und links von mir hinstellte.
Ich fühlte mich so klein und schwach, angesichts dieses monströsen Gesichts.
"Das ist nicht mein Problem."
Sagte er langsam und zog die Wörter lange hin, ich konnte die Schadenfreude genau erkennen.
Von allen Völkern waren diese die Undankbarsten gewesen. Und das obwohl ich nicht wusste wieso sie mehr Grund dazu hatten als die anderen.
Ich bebte beinahe, so hilflos fühlte ich mich.
Er wollte sich gerade wieder aufrichten, als ich spürte wie diese Wut sich in meinem Bauch zusammen zog.
Ich linste zu Hunter, er stand steif da, und ich wollte ihm danken für das was er für mich geopfert hatte.
Ich konnte ihn das jetzt nicht durchstehen lassen.
Nicht einmal er würde das überleben, auch wenn er das vielleicht behaupten würde.
"Du wirst mir unsere drei Pferde und einen Rucksack voller Proviant mitgeben."
Zischte ich und das Treiben wurde langsamer.
Langsam erhaschte ich einige interessierte und gespannte Blicke.
Der Anführer beugte sich langsam zu mir zurück, dieses Mal schwebten die Fäuste direkt neben mir.
Fäuste so schwer wie Abrisskugeln, die mich zwischen ihnen hätten zerquetschen können.
"Und wie kommst du darauf, Elafrÿ?"
Spöttisch spickte er das Wort aus und auf mir landete eine halbe Pfütze an schleimiger Spucke.
Was genug war, war genug. Auch für mich.
Ich begann zu beben und spürte wie meine Augen sich langsam verfärbten.
Dunkel und drohend.
Meine Finger färbten sich schwarz, aber die Angst die das in mir auslöste, verbarg ich geschickt.
Eigentlich hatte ich besser sein wollen als mein Volk, nicht dieselben Fehler machen. Aber meine Mission war wichtig, wenn ich den Worten der alten Hexe glauben schenken wollte.
Und ich konnte nicht zulassen dass Hunter starb, er musste zurück gebracht werden.
"Weil ich es sage.
Du weisst wie ich sein kann; du hast das erlebt. Zwing mich nicht, es an dir auszulassen."
Meine Stimme donnerte unnatürlich laut und schwarze Schatten sprühten wie Funken aus meinen Augen.
Die Dunkelheit drängte nach aussen; sie lechzte nach Zerstörung und Schmerz, doch ich hielt sie mit all meiner Kraft zurück.
Es war nur ein Bluff, doch der Troll fiel darauf herein.
Er und seine Gefolgsleute wichen etwas zurück und kurz konnte ich echte Angst in ihren Gesichtern sehen.
Was hatten meine Vorfahren nur angerichtet?
"Ich hoffe du schmorst mit deinem Volk in der Hölle Elafrÿ."
Verachtend aber leiser und ohne diesen provokanten Ton in der kratzenden Stimme winkte der grosse Troll einen anderen heran, der unsere drei Reittiere an der Leine führte.
Noch immer drohte ich zu explodieren und alles hier drinnen auszulöschen, aber dann spürte ich Cole der mir beruhigend über den Arm strich.
Diese Berührung gab mir die Kontrolle über meinen Körper, den ich nun wieder genau spürte.
Das Brennen in meinen Augen liess nach und als ich meine Finger ansah, waren sie wieder normal.
Ein Rucksack wurde an dem Sattel von Coles Pferd angebracht und dann stiegen wir alle auf unsere Tiere.
Hunter brauchte am längsten, sagte jedoch kein Wort.
Die Blicke der Trolle verfolgten uns, nur mit einer Fackel bewaffnet ritten wir weiter durch die Gänge.
Dank Coles genialem Instinkt fanden wir den Ausgang, aber hätte Ace mich nicht durch seinen Instinkt geführt, wäre ich hier für immer stecken geblieben.
Den Ritt durch das Sumpfland schwieg ich.
Ich war in Gedanken.
Darüber was ich getan hatte und wie dumm das gewesen war.
So war ich nicht besser als jeder andere, der dem Bösen in sich nachgab.
Oder es überhaupt hinein liess.
Leena und Cole versuchten mich aufzumuntern dass ich es für uns getan hatte und dass ja nichts mehr geschehen war.
Doch uns allen war bewusst, dass die Trolle nicht zu den anderen, dankbaren, Völkern gehörten.
Und ich hatte sie gesehen.
Es waren viele. Und starke Gegner.
"Was machen wir jetzt? Dieser Rucksack reicht niemals."
Murmelte Leena, die nahe bei ihrem Bruder ritt, dessen Kopf nach unten gesackt war und dessen schwarze Haare tief in seiner Stirn lagen.
"Wir reiten zu den Zwergen. Wir müssen das hier beenden, bevor Hunter stirbt.
Wir teilen ein und im Notfall reisst Ace etwas Beute."
Ich wusste dass es nicht ideal war. Aber wir hatten nicht all zu viele Möglichkeiten. Hier in der ungeschützten Wildnis, umgeben von Feinden die überall lauern konnten.
Also ritten wir auf die Berge zu, die sich am Horizont erstreckten.
Die Sonne ging unter und es schien, als würde sie dort aufgespiesst werden.
Ich hoffte sehr dass ich ihren Aufgang wieder miterleben durfte.
Aber eines würde ich so schnell nicht mehr Vergessen.
Die Wesen hier hatten alle Angst, Angst vor dem was ich sein konnte.
Und das durfte ich nicht mehr ausnutzen als nötig. Fenn sonst würde ich wie meine Vorfahren werden.
Und sterben.
Wir reisten erneut. Ich fühlte mich als wäre ich eine Gefangene in einem nicht enden wollenden Spiel.
Immer dasselbe. Und dennoch klappte beinahe nie etwas, ohne dass es eine Katastrophe hinter sich zog.
Ich hielt den Stein der meinen Tod bedeuten konnte Tag und Nacht in der Hand.
Er kam mir schwer vor, erdrückend.
Meine Hand konnte sich nicht einmal mehr bewegen, nach fünf Tagen konnte ich sie nicht einmal mehr fühlen.
Und nach Sechs Tagen war der Rucksack leer.
Wir befanden uns auf der unebenen Geländeform der Bergkette.
Jedoch am Fussende der riesigen Gebirge.
Sie waren viel zu kantig, unstabil und gefährlich, als dass wir dort einfach hinauf reiten konnten.
Leena hatte versprochen dass es entlang der hügeligen Landschaften einen versteckten Eingang gab, durch den die Zwerge Gäste oder Handelspartner rein liessen.
Um ehrlich zu sein hatte ich keine Lust auf noch mehr Lebewesen um mich herum.
Denn die schwarze Masse in meinem Innern hatte begonnen mich selbst anzugreifen.
Rund um die Uhr plagten mich Bauchschmerzen und ich hatte die ganze Zeit über kein Wort gesagt.
Hunter war schlimmer dran als ich, also sollte ich gefälligst die Zähne zusammen beissen.
Langsam atmete ich aus, es war gerade einer dieser Momente, in denen ich das Gefühl hatte das ich von innen heraus verbrannte.
Kein schönes Gefühl.
Hunter ritt auf seinem Pferd, die Zügel locker und gestützt von seiner Schwester, obwohl er immer wieder unwillig knurrte.
Es war schon klar wieso, er war nicht gerne schwach.
Aber das war er jetzt gerade. Und zwar gewaltig.
Die Adern umgaben sein schönes Gesicht wie eine Krankheit und selbst seine schönen Augen wirkten Matt.
Ich schluckte, wieso half ich ihm nicht einfach?
Aus Angst anstatt zu heilen, ihn umzubringen.
Was war ich nur für ein Monster.
Ich bekam schon Angst vor mir selbst.
Ace hatte meine Gefühle bemerkt und war ebenfalls unruhig geworden.
Als wir nun von weit her einen Stollen ausmachten, der unbewacht schien, wusste ich ehrlich nicht wie ich all die Zwerge behandeln sollte.
Aber ich hatte mir fest vorgenommen meine Aufgabe zu erledigen.
Also richtete ich mich gerade auf und zog meine Maske an, die mir im Notfall etwas Kraft spenden würde.
Dann ritt ich auf Ace den anderen hinterher, die ihre Pferde behutsam über den steinigen Weg, entlang der kargen Wiede voller Felsblöcke führten.
Mein Wolf bewegte sich geschmeidig, die Muskeln hart wie stahl und mit so weichen Bewegungen, dass ich meinen könnte ich würde schweben.
"Danke."
Flüsterte ich. Er spürte es wohl auch, und versuchte alles, um es mir nicht schwerer zu machen.
Als Antwort klappte er die Spitze seines Ohres nach unten und bellte einmal verspielt.
Niemals könnte man in so einem Moment denken, dass er eine tödliche Kampfmaschine war.
Das hatten wir gemeinsam.
Auch bei mir wussten das viele nicht.
"Wir sind da."
Murmelte Leena, ich konnte ihren grummelnden Bauch bis zu mir hören.
Doch ihre Augen glänzten, ganz offensichtlich freute sie sich, jemanden wieder zu sehen.
Jemand ganz bestimmten.
"Und das soll sicher sein? Ich sehe hier Niemanden, der den Eingang beschützt."
Misstrauisch drehte sich Cole auf dem Sattel seines Pferdes um, das die Ohren aufgestellt hatte und warmen Dampf aus den Nüstern pustete.
"Nur weil du sie nicht siehst, heisst es nicht dass sie nicht hier sind. Sie haben längst ihre Waffen auf uns gerichtet."
Klärte ihn Leena mit einem, leicht schadenfrohen, Lächeln auf.
Dann sah sie direkt in den schwarzen Stollen, der weit unter die Erde führte, direkt in einen hohlen, gigantischen Berg, den ich lieber nicht hinunterfallen wollte.
"Aha."
Cole sah nicht sonderlich überzeugt aus und seine Augen suchten mit ihrem violetten glänzen die Wand ab.
"Und jetzt sagen wir einfach hallo und reiten rein?"
Man merkte dass er ihnen nicht vertraute.
Das war auch nicht seine Aufgabe.
Das wozu er verpflichtet war, war mir auf meiner Reise zu helfen.
Und das tat er.
Ich wüsste nicht wie ich ohne ihn durchgehalten hätte.
Die starken Arme die mich immer wieder fest hielten, wenn ich gerade einen schwachen Moment hatte.
Die Augen die einen durchstechen konnten als wäre man Butter und das lächeln, das aus einem Film stammen könnte.
Er war toll.
Ich blinzelte und fragte mich so etwas ähnliches.
Leena aber trieb ihr Pferd ein kleines bisschen vor und obwohl es scheute, hielt sie es an der Stelle.
Mit eiserner Hand.
"Kormak? Bist du da?"
Ihre Stimme klang viel erwartungsvoller, als was man es nach einer langen Reise hätte erwarten sollen.
Es passierte nichts.
Nur gähnende Dunkelheit vor uns, die immer näher zu kommen schien, desto mehr ich in sie hinein starrte.
"Wow. Du bist wirklich ein Genie."
Cole verzog die Lippen zu einem schnaubenden Ausdruck.
Er war sichtlich genervt. Konnte ich nach den Strapazen der letzten Tage verstehen.
Der Wind wehte kalt und erbarmungslos über das ungeschützte Land.
Dann, als ich bereits vorschlagen wollte, auf eigene Faust rein zu gehen, hörten wir schwere Schritte aus der Dunkelheit.
Langsam, stark und mindestens zu zehnt.
Ich verspannte mich und Ace zog die Lefzen hoch, wie jedes Mal wenn etwas Unbekanntes auf uns zukam.
Hunter schaffte es, sich gerade aufzurichten und hob eine Hand.
Bereit seine Schwester zu schützen, die erwartungsvoll von ihrem unruhigen Pferd gestiegen war.
Cole hatte die Hand an seinem Schwertgriff und ich hoffte insgeheim, dass es etwas böses war, an dem ich meine Dunkelheit auslassen konnte.
Sogleich besann ich mich aber und verbannte dieses böse Flüstern in meinem Innern weit zurück.
Schlussendlich hallten die Schritte nicht mehr so, und dann traten ein dutzend Zwerge aus dem Stollen.
Ich war erstaunt.
Sie waren nicht so wie ich sie mir vorgestellt hatte.
Sie waren sehr klein, ja, aber mindestens so gross wie ein pubertierendes Kind, also über einen Meter fünfzig. Für einige war das nicht mal klein.
Sie waren sehr breit gebaut, allesamt. Wie Kästen, die zu klein geraten waren und deshalb doppelt so stark wirkten.
Sie hatten den Körper von Jungen Männern, keine winzigen Ärmchen von bärtigen Zwergchen.
Klar, der eine oder andere hatte einen Bart, aber dieser stand ihm gut und die Mütze auf dem Kopf auch.
Sie sahen aus wie Menschen, nur kleiner und mit etwas spitzeren Gesichtern.
Ihre Kleidung war dick und voller Pelze, an denen Hacken und andere Steinwaffen hingen.
Sie sahen ernst aus, aber auch friedlich.
Wie echte Geschäftsleute.
"Kormak!"
Kreischte dann Leena und sprintete los, sodass ihr Pferd vor Schreck in die Luft stieg und beinahe weg galoppiert wäre. Zum Glück hatte Cole so schnelle Reflexe und hielt es im letzten Moment noch an den Zügeln fest.
Die feingliedrige Schönheit rannte mit wehenden lockigen Haaren auf einen der Zwerge zu, der ihr ein breites Lächeln schenkte und die Arme ausbreitete.
"Leena mein Juwel!"
Rief er mit angenehmer tiefer Stimme und sie fiel ihm direkt in die Arme.
Ein merkwürdiger Anblick, jemand so kräftiges neben einem so schlanken, und der Schlanke beugte sich auch noch hinunter.
Aber es war süss, genau deswegen.
Dann küssten sich die zwei.
Sehr leidenschaftlich, wenn ich das so betonen durfte.
Sofort huschten meine Augen zu Hunter. Danach eilig zu Cole, der den Blick eigentlich mehr verdient hatte.
Ich biss mir auf die Lippen.
Meine Freundin sah so glücklich aus, jetzt war mir auch klar wieso sie von den Zwergen immer so begeistert gewesen war.
Hunter sah nicht überrascht oder erfreut aus, aber Cole hatte die Lippen steif zusammen gepresst.
Dann lächelte er leicht.
Die anderen Zwerge scannten uns ab und als sie mich erblickten, redeten sie mit gesenkten Stimmen miteinander.
"Herzlich willkommen, Freunde meiner Geliebten. Wir führen euch ins Warme, ihr müsst eine lange Reise hinter euch haben."
Kormak, oder wie sie ihn genannt hatte, hob einladend einen Arm und Leena kuschelte sich strahlend an seinen Mantel.
Die übrigen Zwerge warfen sich vielsagende Blicke zu, machten aber Anstalten los zu laufen.
Eine Stumme Erlaubnis für uns, ihnen zu folgen.
"Na so wünscht man sich doch die Gastfreundschaft."
Murrte Hunter und trieb sein Pferd an.
Dann folgte ich und schlussendlich Cole mit den beiden Pferde.
Leena war vorne mit ihrem Geliebten; über den ich sie irgendwann noch ausquetschen musste.
Der Stollen mündete bald in einen dunklen Raum, den nur die Fackeln der Zwerge beleuchteten.
Eine Sackgasse.
Alles was sich vor uns erstreckte war eine gigantische und hohe Felswand, an der man nicht vorbei kam.
Es war einfach...Berg.
Sofort schnellte mein Puls in die Höhe.
War es eine Falle gewesen? Hatzen die Zwerge das geplant? Würde ich jetzt kämpfen müssen?
Dazu kam es aber nicht, denn die Zwerge hatten uns nicht verraten.
Denn die Felswand bewegte sich.
Der Stein wurde zur Seite gezogen.
Einfach so.
Er trennte sich und schon sich über das feste Gestein der Umgebung. Es krachte, doch so eine Gewalt sah man nicht jeden Tag, also sah ich wortwörtlich zu wie sich Berge verschoben.
Es knarrte und dröhnte, das würde man im
Ganzen Tal hören, welches sich vor der Bergmauer erstreckte.
Hinter den dicken Felsen, die bestimmt mindestens drei Meter Durchmesser hatten, kam ein grosses Tor zum Vorschein.
Es war so hoch das Problemlos vier Kutschen übereinander durch gepasst hätten, mitsamt Pferden.
So riesig kam es mir vor.
Es war aus massivem Holz, welches dunkel und voller Krätze war, ausgebaut mit Metall, welches sich am Rand entlang zog und inform von Stacheln vom Tor aus ragten.
So lange dass sie einen halben Troll aufspiessen könnten.
Ich schauderte und war echt nicht darauf gefasst; so etwas majestätisches und respekteinflössendes zu sehen.
"Wow."
Murmelte ich und Leena drehte sich um.
Ich sah nur ihre strahlenden Augen, der Rest verdeckte die breite Schulter des Zwerges mit den langen, voluminösen Haaren.
"Sowas hast du nicht erwartet, oder?"
Ich grinste leicht und schüttelte den Kopf.
Nein, das hatte ich wirklich nicht.
Dann ritten wir in den Berg.
Wortwörtlich.
Durch das Tor und durch einen erneuten, langen Tunnel; mitten durch den Berg hindurch.
Von den Felswänden tropfte Wasser, und die Hufe der Pferde hallten darin. Nur Ace machte keine Geräusche. Der perfekte Jäger, wie ich immer wieder feststellte.
Es war ein Langer Tunnel, er musste bis weit in die Mitte des Berges führen.
Und dann öffnete er sich in einen riesigen, riesigen Hof.
Der Raum war so gross dass ich problemlos einen hundert Meter Sprint an das Ende hinlegen konnte, plus die letzten Schritte bis zum Stop.
Der Hof war gross und sogar ein Fluss plätscherte am hinteren Ende, eine Rad dass ich von den Wassermühlen kannte drehte sich knarrend.
Die Wände waren voller Seile die irgendetwas zu halten schienen und es sah ziemlich stabil aus, dafür dass man einen Berg zur Hälfte ausgehöhlt haben musste.
Die Wände sahen alt aus, diese Festung hier musste seit Jahrtausenden bestehen.
Am Rande waren Boxen aus Holz zu sehen, bei denen Pferde neugierig und schnaubend den Kopf über den Rand reckten um uns mit Wiehern zu empfangen.
Auch Kutschen sah ich gelagert, aber auch Dinge wie Rammböcke und komische Apparate, die bestimmt zur Kriegsführung genutzt wurden.
Einige Zwerge waren damit beschäftigt, die Ställe zu reinigen und nickten uns kurz zu, bevor sie sich wieder gewissenhaft ihrer wichtigen Arbeit widmeten.
Sie waren wohl ziemlich fleissige Kerlchen.
Alle anderen brachten ihre Reittiere zu den Ställen, ich aber stellte mich nur neben Ace und wich ihm nicht von der Seite.
Ich war viel zu fasziniert als jetzt an Anstand oder so etwas wie Begrüssung zu denken.
Denn wenn ich den Kopf hoch, konnte ich mindestens Zehn Lifte aus Metall und Holz sehen, die an den Wänden ruhten.
Der Berg ging weit nach oben sehr weit.
Ich sah hinauf und war völlig baff, selbst mein Atmen löste ein leises Echo aus bis zur obersten Spitze des Berges.
"Der Wahnsinn.."
Murmelte ich und hörte einen Zwerg Kormak den Befehl erteilen, uns zu ihrem Ältesten zu bringen.
Kurz neigte der Angesprochene den Kopf, dann liefen die Zwerge vor uns los und Cole und Leena folgten ihnen.
Hunter lief nicht mehr, sondern beschleunigte sein Tempo nur noch auf winzige Abstände, das war wohl weniger anstrengend.
Ich blieb kritisch neben Ace stehen.
Sie steuerten direkt einen Lift an, der mehr eine Platte mit nicht so stabil aussehendem Geländer darstellte, der in der Mitte ein Loch mit einem dicken Seil dazwischen besass und von allen Seiten von kleineren fest gemacht war.
"Ich werde euch zu unserem Ältesten bringen, er wird sagen wie euer Aufenthalt hier weiter geht."
Klärte Kormak uns auf, während ich nur kritisch den Lift betrachtete.
Und Leena ihn. Natürlich nicht kritisch.
"Keine Sorge, die Lifte halten weit mehr aus als es aussieht, seit über 2000 Jahren leben hier schon Zwerge und noch nie ist einer gefallen."
Nach 2000 Jahren musste dass aber nichts mehr heissen, nicht sehr beruhigend über ihr Alter bescheid zu wissen.
"Ja, aber ihr hattet noch nie eine Elafrÿ hier."
Murmelte ich unwohl und bewegte mich vorwärts.
Schweren Herzens musste ich Ace zurück lassen, der sich weigerte den Lift auch nur anzusehen.
Ich konnte ihn verstehen und wäre auch lieber bei ihm geblieben.
Ich trat dann aber doch zögernd auf die Pflattform und hielt mich am Seil in der Mitte fest. Vielleicht sollte ich noch erwähnen: Höhe war nicht so meins.
Welch Überraschung.
Als die Anderen ebenfalls drauf standen, lehnte sich Cole locker an das Geländer.
"Das würde ich nicht anfassen, dieses Seil dient nur der geraden Hochfahrt, du solltest es loslassen wenn du nicht willst dass deine Hände schmelzen."
Ich schluckte und liess sofort los.
Jetzt hatte ich nichts mehr an was ich mich fest klammern konnte.
Verdammter Mist.
Cole grinste und zog mich zu sich. Gott sei dank existierte dieser Traumjunge.
Dann setzte sich der Lift in Bewegung und wurde nicht zu langsam hoch gezogen.
Ich fuhr zusammen und klammerte mich an seinen Arm, während er fasziniert nach unten sah, was ich auf alle Fälle zu vermeiden suchte.
Langsam fuhren wir am nächsten Stock vorbei; er befand sich schon rund 70 Meter über dem Boden.
Er führte nach allen Seiten weiter, so wie ein vielschichtiger Kuchen, wenn man durch die Mitte einen Pfeil steckte und von dort aus die runde Torte betrachtete.
"Hier sind die Schlafhöhlen und weiter hinten die Mienen. Aber der Wohnbereich ist viel weiter oben."
Klärte man uns auf und ich räusperte mich.
"Es ist hier ein wahres Hochhaus."
Sofort lagen alle Blicke fragend auf mir, bis auf den von Hunter.
Ich blinzelte und lächelte peinlich berührt.
"'Tschuldigung, ihr wisst ja gar nicht was das ist..."
Murmelte ich und wäre am liebsten runter gesprungen.
"Ich nehme mal an es sind hohe Häuser."
Meinte Cole amüsiert und die Zwerge lachten tief.
"Ja. Genau."
Piepste ich und wusste, das mein dramatischer Auftritt als Elafrÿ hier versaut war. Ein für alle mal.

Laaanges Kapitel, dafür müsst ihr mir in die Kommis schreiben, was ihr von den Zwergen haltet von 1-10! (Mal sehen ob sie die Beliebtesten sind^^)und auch wie ihr Leenas Beziehung findet
Bis zum nächsten Kapitel und seid gespannt was passieren wird..
Love
Tala

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt