Chapter 7~Das Bündniss

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Von den Leitern warfen ihnen Elafrÿs dunkle Blicke zu, auf den Balke sitzende Kinder drückten sich eng an das Holz und die Schattenwölfe sträubten ihr Fell.
Sie hatten alle nicht vergessen, dass die Elben ein Teil des Bündnisses gewesen waren, das sie vertrieben hatte.
Ich stellte mich in die Mitte der Lichtung, worauf nun auch die Boten zukamen.
Kurz vor mir, stiegen sie ab.
Die Lanzenträger stellten sich stumm und stramm auf, der Helm verdeckte ihre Gesichter vollständig und ihre Rüstungen glänzten poliert. Und unbenutzt.
Der Elb mit der Flagge kam mit grossen, fordernden Schritten auf mich zu.
Ich musste hochsehen, um in seine eiskalten, blauen Augen sehen zu können.
„Das ist nahe genug, Elb."
Knurrte Frieda und hinter mir traten die Elafrÿs einige Schritte vor. Drohend.
Es tat doch irgendwie gut, zu wissen, dass ich unter ihrem Schutz stand.
„Verzeiht."
Ohne einen Blick an meine Artgenossin zu verschwenden, blickte mir der Elb mit den langen schwarzen und glänzenden Haaren in die Augen.
Sein perfektioniertes Gesicht wirkte im Licht beinahe puppenhaft.
Er wäre bestimmt beleidigt gewesen, wenn ich das ausgesprochen hätte.
„Was tut ihr hier?"
Forderte ich zu wissen und hob den Kopf.
Ich war nun auch eine Anführerin und der Elb wusste das auch.
„Ich bin im Auftrag meines Königs Aramis geschickt worden. Er hat die Kunde eurer Flucht und der Auferstehung der Elafrÿs gehört, und möchte eine Allianz mit euch eingehen."
Ich hob erstaunt eine Braue.
Ein Bündnis? Mit den verhassten Elafrÿs? Wieso sollten die mächtigen Elben so etwas tun?
„Wieso? Sonst wart ihr auch immer gegen uns."
Keifte Frieda und der Elb wandte seinen Blick immernoch nicht von mit ab, als er ihr antwortete.
„Unser König schliesst Bündnisse, welche und den meisten Nutzen bringen. Damals war das nunmal euer Verschwinden."
Knurren machte sich breit, das hätte er besser nicht gesagt.
Ich hob aber schnell eine Hand und sie verstummten.
Das fühlte sich verdammt mächtig an. Und gut.
In meinem Kopf ratterte es vor sich hin.
Sie waren intelligent, die Elben.
Und vor allem Aramis, der seine Chance witterte, die Hexen los zu werden und sich mit der stärksten Spezies gut zu stellen.
Guter Spielzug, Aramis, dachte ich mir und nickte dann.
„Wie sieht euer Vorschlag aus?"
Der Elb zückte ein Pergament aus feinster Tierhaut und beschrieben mit silberner Tinte.
Eines musste man den Elben als Klischee lassen. Sie waren wirklich sehr eitel.
„König Aramis verspricht euch, militärischen Beistand in wichtigen Schlachten gegen gemeinsame Gegner und Hilfsgüter, für den Bau eurer Stadt und Essen."
Ich nickte langsam.
Das klang schon einmal besser als gut.
„Und was fordert er im Gegenzug?"
„Unser König verlangt dafür nach dem Sieg am Königsberg eine wichtige Stellung als Minister für einen Stellvertreter der Elben im neuen Regime. Und er fordert eine Waffenruhe zwischen Elafrÿs und Elben, wonach keiner der Beiden Parteien die andere in irgendeiner Weise betrügen oder angreifen darf."
Das klang doch ganz akzeptabel.
„Wenn ihr kurz Geduld hättet."
Meinte ich und der Elb verneigte sich.
„Natürlich."
Ich drehte mich zu meinem Volk um. Fragend. Das reichte schon.
„Wir sind nicht bereit uns von Elben abhängig zu machen!"
„Ja!"
Ertönte es aus der Menge.
Verdammt stolze Wesen.
Doch dabei übersahen sie, wie sehr wir es brauchen konnten.
„Und das tun wir auch nicht. Wir nehmen nur ihre Hilfe an, um uns schneller auf die Eroberung des Schlosses am Königsberg vorbereiten zu können.
Und wir müssen um einen Feind weniger fürchten. Das klingt doch gut."
Misstrauisches Gemurmel machte sich in der Menge breit und ich erkannte, dass ich zu drastischeren Mitteln greifen musste.
Kurz sah ich über meinen Rücken zu den Elben zurück, die steinern und ohne eine Regung im ebenen Gesicht dastanden.
„Ich versichere euch, dass sie das Bündnis einhalten werden!"
„Und woher willst du das wissen?"
Ich verzog die Lippen zu einem Grinsen. Und scheisse, es fiel mir nicht einmal schwer.
„Weil sie wissen, dass wir sie sonst töten."
Und da waren sie überzeugt.
Nach einigen Fragen kehrte ich mich zum Botschafter um nickte.
„Kehrt zu eurem König zurück und sagt ihm, das das Bündnis ab heute gilt und in Kraft gesetzt wird.
Wir erwarten eine Lieferung bald als möglich."
Der Elb liess sich nicht anmerken ob er das gut fand oder nicht, er neigte nur den Kopf und schwang sich auf sein zischendes Reittier.
„Das werde ich ihm ausrichten."
Ohne ein weiteres Wort oder eine Geste des Abschiedes, machten die Reiter kehrt und verschwanden im Wald.
Ich atmete langsam aus und sah zurück zu den Übrigen, die sich wieder an die Arbeit machten.
Ich hoffte mehr für die Elben als für uns, dass alles gut lief.
„Frieda?"
Mit abgeschweiftem Blick winkte ich die alte Frau zu mir, die ja so gerne als Beraterin fungierte.
„Ja?"
Sie wischte sich die schmutzigen Hände am schwarzen Kleid ab und faltete sie dann ordentlich.
„Wieso haben sich die anderen Völker nicht gemeldet?"
Erkundigte ich mich.
Wenn sie schlau waren, und bis auf die Elfen und Trolle waren sie das, dann hätten sie ihre Chance eigentlich ergreifen sollen. Wieso also schwiegen sie.
„Sie haben Angst vor uns. Wahrscheinlich verschanzen sie sich in diesem Moment, um
Für alle Fälle gewappnet zu sein."
Nach einem nachdenklichen Blick auf mich fügte sie etwas sanfter hinzu:
„Du kannst nicht erwarten dass alte Feinde gleich voller Vertrauen sind, nur weil eine einzige Elafrÿ einmal ihre Verletzten geheilt hat.
Die Elben versprechen sich Macht und Sicherheit aus dem Bündnis, deswegen schliessen sie es. Nicht aus Freundschaft."
Sie hatte wohl recht.
Aber dank mussten wir eben zeigen, dass wir uns geändert hatten.
Die Frage war nun nur, ob sie das auch wirklich hatten. Waren sie anders, oder würden sie wieder der Dunkelheit verfallen, wie schon eimal?
„Nunja, es hat auch etwas Gutes an sich. Wenn sie sich verstecken, denken sie nicht daran, uns anzugreifen."
„Das stimmt."
Frieda schmunzelte und klopfte mir auf die Schulter.
„Bevor ich weiter arbeiten gehe, solltest du noch etwas wissen. Ich habe...als ich noch auf der anderen Seite war, mitbekommen, dass der König mit dem Gedanken spielt, die Menschenwelt anzugreifen und sie sich anzueignen und von ihrer fortgeschrittenen Technik zu profitieren."
Sie nickte und liess mich perplex stehen.
Er war also noch nicht dazu gekommen.
Aber eins war sicher, es würde ein Blutbad sein und ich war mir ehrlich nicht sicher, wer gewinnen würde.
Und es war nur noch ein Grund mehr, den Namenlosen zu stürzen, damit er Niemanden solche schlimmen Ideen in den Kopf setzte.
Erledigt wollte ich micv wieder auf den Boden legen, als ich mich eines Besseren belehrte und half, die Häuser aufzubauen.
Wo auch immer unsere Reise begonnen hatte, sie war noch lange nicht vollendet.

Auch die nächsten Tage verliefen ereignislos.
Die Elafrÿs bauten unablässig an den mehrstöckigen, hölzernen Häusern und mit meinen Tipps, wurden sie sogar noch etwas moderner als die mittelalterlichen Bauten die man hier sonst sah.
König Aramis hatte Wirt gehalten, schon nach einem Tag waren Kutschen voller Essen, Holz und Metall geliefert worden.
Nach einigem Zaudern hatten die Elafrÿs die Geschenke dann auch angenommen und hatten sogar zugelassen, dass die schweigenden Elben mit an packten.
Es war schön gewesen, zu sehen wie zwei ehemalige Feinde friedlich nebeneinander arbeiteten und sich teilweise sogar halfen.
Meistens jedoch, wurden vor allem misstrauische Blicke beider Seiten ausgetauscht.
In einer guten Woche würden wir erste Häuser und Gärten zur verfügung haben um uns ein Leben auszubauen, das akzeptabel war.
Doch ich lag jede Nacht wach und quälte mich mit dem Gedanken an meine Freunde, die ich alleine im Schloss zurück gelassen hatte und tagsüber einfach verdrängte.
Heute hielt ich es nicht mehr aus.
Bereits als ich half, die Erde umzugraben um frische Erde nach oben zu schaufeln, wusste ich, dass ich sie heute Nacht da raus holen musste.
Und das ohne eine grosse Armee, die sich erst noch sammeln musste, was mit Aramis auszumachen war.
Nein, ich musste mich irgendwie rein schleichen.
Alleine, um Niemanden zu gefährden.
Spät Abends hatte ich dann verkündet, dass ich mich sehr nach meinem Schattenwolf sehnte und meinen Freunden eine Befreiung schuldig war und sie einfach raus holen musste.
Obwohl sich viele meiner Landsleute anboten, mir zu helfen, konnte ich das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.
Einige von ihnen würden noch früh genug vor meinen Augen sterben, dieses Mal konnten sie aber nichts dafür.
Das war allein meine Aufgabe.
Widerwillig hatten sie mir ein Pferd zur verfügung gestellt und zugelassen, dass ich bei Anbruch der Dunkelheit losgeritten war.
Ich hatte keine Ahnung wie ich es anstellen sollte, an dem oberen Tor, ausserhalb der unten liegenden Stadt, auf dem obersten Teil des Berges, vorbei zu kommen.
Die Wachen dort würden jetzt, im Angesichts eines mächtigen Feindes, nur noch besser aufpassen.
Während ich über den Hals des schnell galoppierenden Pferdes gebeugt war, dachte ich über verschiedene Möglichkeiten nach.
Ich könnte sie alle töten, doch dann würde nicht genug Zeit bleiben, meine Freunde raus zu holen, bevor neue Wachen die Toten entdeckten.
Ich könnte mich einfach zeigen, gefangen nehmen lassen und so dann fliehen.
Doch ich bezweifelte, dass der Namenlose nochmals so unvorsichtig sein würde.
Nein, ich konnte eine Gefangenschaft nicht nochmals riskieren.
Ich musste also irgendwie versteckt hinein gelangen.
Fieberhaft suchte ich in meinem Kopf nach einer Möglichkeit.
Eine Marktfrau würde in der Stadt Zuflucht suchen, genauso wie eine Händlerin.
Doch die Wachen dort unten waren weit zahlreicher als hier oben.
Und es war der schnellere Weg.
Ich bemerkte, wie unangenehm der holprige Schritt des Pferdes unter mir war und wie ungeschickt es sich mit seinen ellenlangen Beinen anstellte.
Ich mochte meinen Wolf lieber. Er war flinker und vor allem bewegte er sich flüssiger und machte nicht so einen Lärm.
Lärm. Das war auffällig. Und genau das brauchte ich.
Ich musste mit Lärm hinein spazieren, was niemand erwarten würde.
Ein Licht ging in meinem Kopf an und ich erinnerte mich an die Tage im Kerker, in welchen die Wachen oft Besuch von Frauen bekommen hatten.
Und zwar bestimmt nicht von ihren Ehefrauen...
Das war es.
Auf dem rutschigen Rücken des braunen Pferdes, dessen Mähne mir immer wieder unangenehm ins Gesicht peitschte, begann ich, unter meinem Umhang mein Kleid zu zerreissen.
Einen grösseren Abschnitt, eng um den Bauch herum angezogen.
Das Kleid riss ich weit über den Knien ab, sodass der kalte Wind sofort gierig danach griff.
Die hohen Stiefel liess ich an, alles in allem sah es ziemlich sexy aus.
Auch Wesen dieser Welt waren gegen Gelüste nicht immun.
Oft hatten sich die anderen Mädchen in meinem Dorf an ältere Jungs rangeschmissen, um durch sie in einen Club reinzukommen, für den sie eigentlich zu jung wären.
Irgendwie kam ich mit schon billig vor, als ich meine Haare unter der Kapuze versteckte und aus dem Wald heraus auf den letzten und höchsten Turm zuritt, der sich am Fusse des Felsen befand.
Hier lag der obere Eingang, weiter unten war ich auch geflohen.
Ich atmete tief ein und blickte einmal kurz zu den zwei Monden am Himmel, während ich dafür betete, dass alles gut ging.
Dann zwang ich mich, ruhig zu wirken und ritt in gemächlichem Trab, direkt auf das Tor zu.
Und es dauerte nicht lange, da wurde ich auch schon entdeckt.

Oh ja meine süssen Sternchen! jetzt sind wir mittendrin in der Story und ich hoffe, dass das zweite Band mit dem ersten mithalten kann :) falls nicht, müsst ihr nur abwarten lassen. Ich hab mir für den Schluss von diesem Band schon jetzt eine Krasse Sache überlegt, die euch bestimmt gefallen wird^^ hehe :3
Love you
Tala

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt