Chapter 8~Ich bin nicht allein

5.6K 456 81
                                    

ich weiss nicht wie lange ich mich gekrümmt und mir die Seele aus dem Leib geschrien hatte.
Mein Hals war blutig gekratzt, ich konnte den eisernen Geschmack bei jedem Atemzug spüren. Jeder davon fiel mir schwer, es war als wolle jeder meiner Körperteile versagen um sich dem höllischen Schmerz des Quarzes zu entziehen.
Es war zwar finstere Nacht und der Mond schien schwach durch das Blätterdach, allerdings wussten sie, wie sie mich dennoch quälen konnten.
Sie hielten ihre Taschenlampen auf den Quarz gerichtet, der ihre Lichtstrahlen mit einem wunderschönen Glitzern brach. Und wann immer mich diese gebrochenen Strahlen erreichten fühlte sich meine Haut an als würde sie brennen.
Und dieses Brennen breitete sich dann weiter auf mein Fleisch aus, griff auf meine Knochen über und schien mich von innen heraus aufzufressen.
Egal wie sehr ich mich wand, es gab kein Entkommen.
Ab und zu hoffte ich, dass sie den Stein unter das Mondlicht halten würden, da, was sie nicht wussten, das Licht des Mondes im Gegensatz zu dem des Sonnenlichts stärkend für mich wirkte.
Doch der Mond hielt sich zurück und so winselte ich weiter wie ein gequältes Tier in meinem Käfig.
Sogar Leena weinte, ich konnte die Tränen riechen. Vielleicht waren es aber auch bloss meine eigenen.
Sie hatte zwar aus ihren Gründen heraus beschlossen mich zu hassen, aber wie es aussah war ich ihr dennoch nicht ganz egal.
„Wieso macht ihr das..."
Keuchte ich, als gerade die Batterie der Lampe ausgewechselt wurde und sie mir wieder einmal eine kurze Verschnaufpause gönnten.
„Das kann ich dir dann sagen, wenn du genug hast um dich nicht wieder aufzulehnen."
Wie ein König sass Mr.Stark, wie ihn Sebastian genannt hatte, auf seinem Hocker und beobachtete mich ohne eine Regung des Mitgefühls in seinen Augen.
Der Krieg musste ihn gebrochen haben. Oder aber er war aus freien Stücken ein Monster geworden, was ich bisher als unmöglich bezeichnet hatte. Nun, vielleicht hatte ich mich geirrt.
„Hört auf..."
Ich presste die Lippen zusammen als Leena flehend an ihren Gittern hervorgekrochen kam.
Sie hatte bisher immer geschwiegen, sich allerdings nie von mir abgewandt. Ich wusste diese leise Art von Unterstützung zu schätzen.
„Bitte."
Es fiel ihr sichtlich schwer die Worte auszusprechen, doch sie tat es. Für mich.
Interessiert erhob sich der alte Mann schwerfällig.
„Bisher dachte ich immer, die Elafrÿ sei es, die es zu brechen gilt. Doch vielleicht bist es auch du, Dämon."
Er strich mir den Fingern über das kühle Metall ihrer Gitterstäbe und als sie nach ihnen greifen wollte, zog er sie amüsiert zurück.
„Nundenn, ich habe mich von Sebastian sorgfältig über eure Welt aufklären lassen. Ich weiss von den Elben, den Zwergen und Gnomen, sogar von eurer neuen Königin habe ich gehört. Allerdings gibt es nur zwei Wesen, welche ich vor der Eroberung dieser Welt ausschalten muss."
Diplomatisch legte er die ruhigen Fingerspitzen aneinander. Seine Hände zeigten braune Altersflecken, doch trotzdem wirkte er stark und stand aufrecht.
„Sie." er deutete auf mich.
„Und einen Dämon namens Hunter, der soweit ich weiss mit ihr verkehrt."
Leena erbleichte und auch mir rutschte das Herz in die Hose.
Mich zu quälen war eines, aber auf keinen Fall durften sie den letzten Mann töten, der mir noch wirklich etwas bedeutete und mich davon abhielt, so zu werden wie meine Artgenossen. Kalt und gefühllos.
„Ich kenne ihn nicht; tut mir leid."
Antwortete Leena karg und liess sich zurück sinken.
„An deiner Körpersprache und den Blicken die ihr ausgetauscht habt kann ich entnehmen, dass du das sehr wohl tust."
Er legte den Kopf schief.
„Sagt mir, wo er ist!"
Wir schwiegen. Wir hatten wohl unsere Auseinandersetzungen aber wir waren uns in einer Sache einig, keine von uns würde Hunter verraten.
Erwartungsvoll sah der Mann im Militär Anzug von einer zur anderen.
Dann seufzte er.
„Na dann macht weiter."
Ich konnte den Kopf kaum heben, die verschwitzten Haare an meiner Stirn klebend, schon blendete mich wieder das helle Licht, welches in der Dunkelheit aufflammte und wie tausend glühende Eisen auf meine Haut trafen.
Ich warf den Kopf in den Nacken und krümmte mich, versuchte zu atmen ohne gasförmiges Feuer einzuatmen, das mich zu umgeben schien.
Ich hatte das Gefühl als würde mir gerade jemand die Knochen vom Leib brennen.
Ich wollte ein Stop wispern, aber meine Stimme war nicht mehr wirklich existent, also liess ich die unnötige Anstrengung einfach sein und gab mich meinen Qualen hin.
Früher hatte ich viele Bücher über Helden gelesen, welche trotz aller unmenschlichen Folter dicht gehalten hatten. Ich hatte allesamt auf den Müll geschmissen. So etwas ist nicht realistisch, hatte ich gedacht. Niemand würde solche Schmerzen aushalten wenn er wusste, dass er nur zu antworten brauchte, damit er aufhörte. Der Mensch war einfach so konzipiert.
Aber ich war kein Mensch. Und ich wusste nun auch, dass ich falsch gelegen hatte.
Es gab eine Kraft die stärker war als Schmerz und Angst. Das mochte zwar so kitschig klingen wie eine Szene aus einem schnulzigen Film, aber es war die Liebe.
Die Liebe die ich für diesen idiotischen Dämon fühlte war stärker als das Verlangen, ihnen alles zu verraten.
Ich war froh darüber, denn gewiss hätte ich es mir nie verziehen, wenn ich ihn an diese Männer verraten hätte. Und Leena mit Sicherheit auch nicht.
Der alte Mann gab einen Wink und der Schmerz hörte auf.
Ich klappte schwer atmend und nach Luft ringend zusammen und genoss das Kühle Metall auf meiner wunden Haut.
„Erstaunlich." stellte er fest, als hätte er gerade einen spannenden Artikel aus der Zeitung gelesen.
„Dann sollte ich wohl zu einem anderen Mittel greifen."
Mit Schwung stellte er eine Kilopackung Zucker auf den Tisch und grinste mich an.
„Ich weiss alles über dich. Sag mir, wo ich ihn finde oder du wirst sie töten."
Ich erstarrte und sofort wurden meine Erinnerungen zurückgeworfen zu der Zeit des irren Tyrannen.
Ich hatte für ihn viele Unschuldige getötet, ohne es kontrollieren zu können. Ich hatte keines ihrer Gesichter jemals vergessen können.
Und auf keinen Fall durfte Leenas dazu gehören.
Ich bewegte mich nicht und mein Blick wanderte zu Leena, die nur verkrampft dasass und auf den Boden starrte.
„Bitte..."
Ich schüttelte den Kopf und war bereit zu betteln.
Ich hätte alles getan um nicht diejenige zu sein; die Leena töten würde. Hunter würde mich für immer hassen und ich mich auch.
Da flammte ein Brennender Pfeil durch die Luft; sein zischen durchbrach die zermürbende Stille.
Er traf das Blätterdach über uns und die Grünen Blätter begannen in Funken auf den Boden zu regnen.
Ein roter Regen in der schwarzen Nacht. Schön.
„Was zum..."
Die Männer die bisher nur Wache gestanden hatten schlossen sich alle um das Feuer und ihren Kommandanten herum zusammen.
Ich musste meine gesamte Kraft zusammenreissen, damit ich sprechen konnte.
Höhnisch zog ich mich an den Gitterstäben hoch, wobei mein ganzer Körper unkontrolliert zitterte.
„Haben sie wirklich gedacht, sie könnten in unsere Welt einbrechen ohne dass es Jemand mitbekommen würde? Ohne dass sie uns holen würden?"
Meine Augen blitzten als ich meinen Kampfgeist zurück gewonnen hatte.
Sie würden kommen, keine Ahnung wer aber wir waren nicht mehr alleine.
Ohne eine erschrockene Miene zu verziehen gab Mr. Stark seinen Männern das Zeichen.
„Erschiesst alles was sich nähert."
Ich spürte ihn. Noch bevor irgendetwas die Stille erneut durchbrach konnte ich spüren, dass er hier war.
Dann schoss ein schwarzer Schatten aus der Dunkelheit hervor und mitten durch die Männer hindurch.
Zwei von ihnen wurden gegen Bäume geschleudert und von ihren Ästen aufgespiesst, so schnell flogen sie durch die Luft.
Der Rest gab erschrockene Laute von sich, doch schloss sich tapfer näher zusammen.
Sie suchten mir Blicken in der Dunkelheit nach Hunter; doch sie würden ihn nur sehen wenn er das wollen würde.
Dann schoss er erneut vor, dieses Mal formte sich der Schatten aber vor meinem Käfig zu einer breiten und grossen Gestalt mit blitzenden grünen Augen.
„Ich hole dich hier raus, Wölfchen."
Meinte er mit rauer Stimme und berührte meine Hand, die ich schwach durch die Gitter streckte.
Wow tat diese Berührung gut.
Ich wollte etwas sagen, brachte aber nur ein Krächzen hervor.
Seine Augen flammten auf vor Zorn und jeder Muskel an seinem Körper verspannte sich.
„Dafür werden sie büssen..."
Knurrte er und ich versank in seinen brennenden Augen, in denen ich die Wut förmlich fassen konnte.
„Da ist er ja. Ich habe bereits mit dir gerechnet. Ich musste nur den passenden Köder auslegen."
Mr. Stark trat hervor und hob eine Waffe, die ich so noch nie gesehen hatte. Keine Ahnung was das wat, aber es kam aus der Menschenwelt.
So ähnlich wie ein Elektroschocker.
Nur dass die Blitze frei im innern eines Behälters zu schweben schienen.
Hunter suchte mit den Augen erneut meinen und Leenas Körper ab, bevor er sich langsam umdrehte.
„Denken Sie wirklich, sie hätten eine Chance gegen mich?"
Da war es wieder, seine arrogante und unausstehliche Art. Ich konnte mir das lässige Grinsen bereits vorstellen, welchem der alte Mann entgegen sehen musste.
„Oh ja."
Meinte der alte Kommandant und drückte den Knopf mit einem Klick.
Die Lichtung wurde von hellen Strahlen erhellt, als die Blitze wie wild gewordene Greifvögel auf den Dämon zuschossen, der sich vor mir aufgebaut hatte.
Doch Hunter war schneller. Natürlich war er das.
Er hob die Hände und schwarze Schatten schossen den Blitzen entgegen, wickelten sie ein und erstickten ihr flammendes Licht noch in der Luft.
Sie verpufften zu nichts.
„Sie sind Nichts im Vergleich zu mir!"
Hunters Stimme dröhnte über die Lichtung und drohend machte er noch einen Schritt auf die Männer zu, die nun allesamt ihre Waffen auf ihn richteten. Alle zusammen konnte er nicht aufhalten, das musste er doch wissen! Das Herz klopfte mir bis zum Hals.
„Gegen uns alle kommst du nicht an, Dämon."
Selbstsicher hob der alte Mann seinen Kopf.
Er musste entweder Dumm oder sehr mutig sein, nicht vor Hunter zurück zu weichen.
Es liess den schwarzhaarigen Jungen vor mir unbeeindruckt.
„Ich bin aber nicht alleine."
Meinte er dann und um uns herum wurde es hell.
Ich drehte den Kopf und da stand es.
Lexas Leibgarde.
Auf schnaubenden und stampfenden Pferden und mit knisternden Fackeln in den Händen hatten sich ihre stärksten Ritter im Kreis um uns aufgestellt. Sie alle trugen das Zeichen der Königin. Sie hatte Hilfe geschickt mit Hunter an der Spitze.
Ich stiess ein Danke aus, von welchem ich hoffte, dass die Königin es hören konnte.
Doch die Elafrÿs waren nicht gekommen.
Mein eigenes Volk hatte sich von mir abgewandt und mich im Stich gelassen.
Ich war gewarnt worden dass sie keiner Anführerin folgten die schwach war.
Und ich hatte Schwäche gezeigt, als ich in Lexas Namen bei den Dämonen eine Entschuldigung hatte vorbringen wollen.
Doch das würde ich später regeln.
Denn jetzt stiessen die Ritter vor und obwohl einige von ihnen aus dem Sattel gerissen wurden und leblos auf dem Boden aufschlugen, so triumphierten sie doch gegen das dutzend Männer, die in ihre Welt eingedrungen waren.
Schlussendlich standen nur noch vier von ihnen, einschliesslich des alten Kommandanten, welche sich schlussendlich ohne weiteren Widerstand entwaffnen liessen.
Ein kurzer Kampf. Und wir hatten gewonnen.
Hunter, an dessen reiner Haut feine Blutspritzer klebten, machte zuerst Leenas Käfig auf, da sie unversehrt war und ohne Probleme heraus klettern konnte.
Dann öffnete er den meinen.
„Alles ist gut Wölfchen, ich habe dich."
Flüsterte er mit rauer Stimme, als ich die Arme nach ihm ausstreckte und er die seinen vorsichtig um mich schloss.
Seine Nähe zu spüren und den herben Geruch einzuatmen löste in mir die höchsten Glücksgefühle aus.
„Danke." flüsterte ich heiser und er hob mich aus dem Käfig.
Eine Strähne fiel ihm ins Gesicht; als er den Kopf senkte um mich leicht zu küssen. Sie schimmerte rötlich.
„Ich hätte früher hier sein müssen."
Finster liess er den Blick an mir hinunter schweifen.
„Nein."
Ich schüttelte den Kopf und lächelte leicht. Er machte mich so glücklich.
Sein wütender Blick wurde sanfter und liebevoll, bevor er mich näher an seine warme, starke Brust drückte.
„Ich bringe dich hier weg, irgendwohin wo es sicher für dich ist. Und glaube mir, ich töte alles und Jeden, der sich mir in den Weg stellt."
Zu gerne hätte ich mich von ihm wegtragen lassen und glücklich bis ans Ende meiner Tage gelebt. Aber ich war eine Elafrÿ, auch wenn ich versuchte, dem zu widerstehen.
Aber ich sehnte mich nach Rache. Und die würde ich bekommen.
„Nein."

Was haltet ihr von der ganzen Rettungsaktion? Bin ich die Einzige die irgendwie das Gefühl hat dass die heutigen Männer nichts wirklich gutes mehr an sich haben? Alles nur noch Fuckboys, so einen Hunter bräuchte man! XD
Bleibt gespannt für das nächste Kapitel!
Love
Tala

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt