Chapter 10~Die letzten Worte eines alten Mannes

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„Du musst mir den Rücken decken."
Meinte ich zu Hunter, der mir bereits drei Elben vom Hals hielt. Dumme Wesen, sahen sie nicht dass ich ihnen nur helfen wollte?
Dann schloss ich die Augen und versuchte die ganzen Kampfgeräusche und Gerüche zu ignorieren.
Ich durfte mich jetzt nur auf die innere Kraft in mir konzentrieren.
und dieses Mal gab es nichts was sie zurück hielt.
Wie ein Lauffeuer strömte sie durch jede Zelle meines Körpers und wurde begleitet von einem Gefühl der Stärke und der Macht.
Ich wusste dass ich alle Elafrÿs nicht besiegen konnte. Aber ich konnte ihre Aufmerksamkeit erhaschen, damit sie mir vielleicht noch zuhörten.
Und vielleicht konnte ich sie noch einmal überzeugen, mich als Führerin anzunehmen.
Ich schloss die Augen und begann die Kraft in mir zu zentrieren. Ballte sie zu einem riesigen Kraftfeld welches in mir pulsierte.
Ich fühlte Hunter ganz in meiner Nähe.
Das beruhigte mich und bestärkte mich gleichzeitig.
Mit einem lauten Aufschrei, welcher gellend durch die Wälder rauschte, schlug ich die gestreckten Arme vor meiner Brust zusammen.
Ich implodierte mit einem riesigen Ruck und eine Druckwelle rauschte aus meinen Armen so kräftig dass sie die Blätter am Boden aufwirbelte und die Kronen der Bäume bis fast auf dem Boden drückte.
Meine Augen glühten und ich spürte wie die Kraft aus mir heraus rauschte wie aus einem geöffneten Ventil, das ich nicht mehr zu schliessen vermochte.
Die Kämpfenden wurden von einer unsichtbaren Kraft auf den Boden gedrückt, nicht fähig sich wieder hochzustemmen.
Zu gross wirkte der Druck meiner Magie auf sie.
Schlussendlich gingen sie alle auf die Knie, sei es Elb oder Elafrÿ.
Nebeneinander knieten sie und sahen gar nicht so verschieden aus.
Schlussendlich stand nur noch ich.
Der Boden unter meinem Füssen sank ein, so sehr bohrte ich sie unter die Erde.
Wütend zischten die Elafrÿs und warfen Licht und Schatten gegen den unsichtbaren Wall, der sich über sie alle gelegt hatte und sie nieder drückten.
Ich konnte ihre Wut spüren, als wäre es meine eigene. War es vielleicht auch.
Ihre Augen funkelten böse und ich konnte sehen dass jegliche menschliche Rücksicht aus ihnen gewichen war.
„Hört auf!"
Meine Stimme donnerte über die Lichtung als würde sie aus den Mündern von hunderten hallen.
„Haben wir uns wirklich so angestrengt, so an uns gearbeitet nur um das alles wieder fallen zu lassen? Für was!"
Ich wies auf die Elbenstadt von der Rauch in feinen Schwaden gegen Himmel aufstieg.
„Dafür? Für Krieg und Zerstörung? Das kann euch doch nicht wirklich zufriedenstellen?"
„Du hast uns nicht gegeben was uns von Natur aus zusteht! Die Macht!"
Frieda hatte sich dazu durchgerungen mir direkt in die Augen zu sehen.
Ich entdeckte keinen Funken Reue.
Ich wusste nie was man unter einem Psychopathen verstehen konnte.
Schliesslich war doch Niemand imstande so etwas mit guten Gewissen zu tun.
Ich hatte sie nun wohl gefunden. Die Psychopathen.
Es gab sie wirklich und ich gehörte zu ihnen. Doch das wollte ich nicht länger.
„Habt ihr es nach eurer Strafe nicht kapiert?
sogar die Natur hatte sich von euch abgewendet! Also wieso wollt ihr so weitermachen wie bisher?"
Ich hoffte dass da noch ein kleiner Funken in ihnen war, den ich erreichen konnte.
Dass ich sie dazu bewegen konnte, nicht wieder diese gefühlskalten Monster zu werden die sie einmal waren.
Doch nichts in ihnen regte sich.
Und unterdessen versiegte der Strom an Macht langsam, sodass es immer mehr Kriegern und Elafrÿs gelang, sich aus meinem Bann zu lösen und wieder aufeinander loszugehen.
Als hätten meine Worte nicht das geringste Gewicht gehabt. Als wären sie vom Winde verweht worden.
Schweter klirrten und Schmerzensschreie unterbrachen die Stille erneut.
Die Luft vibrierte vor lauter Spannung.
Verzweiflung machte sich in mir breit.
Wieso hörten sie nicht auf mich? Wieso konnten wir nicht einfach in Frieden leben? Wieso wollten wir immer mehr und mehr haben...
„Hört auf!"
Ich drehte mich im Kreis, Blutspritzer befleckten heiss meine Arme und ich konnte nichts mehr tun ausser mitansehen, wie meine Artgenossen die sich tapfer wehrenden Elben nieder metzelten.
Dann spürte ich einen Ruck.
Tief in mir drinnen. Als wäre mir ein Seil um die Taille gebunden worden das mich nun zurück zog.
Noch nie hatte ich so etwas ähnliches gefühlt.
Es war unheimlich.
Die übrigen Elafrÿs erstarrten gleichzeitig und rissen die Augen auf.
Wie eine grosse Welle schwabbte ihre Panik über mir zu und ich wurde davon angesteckt.
Dann begannen sie zu Kreischen und ich konnte tatsächlich Angst heraus hören.
Sie hatten alle Angst. Doch wovor...
„Sheya..."
Ich drehte mich mit wehenden Haaren um und starrte ihn an.
In seinen wunderschönen grünen Augen lag auch Angst. Doch eine andere als in den meinen.
Angst, mich zu verlieren.
Er streckte die Arme nach mir aus und kam auf mich zu.
„Was..."
Murmelte ich und folgte seinem Blick zu meinen Händen.
Doch da waren keine mehr.
Meine Unterarme verwandelten sich Stück für Stück in Schatten, der vom Winde fortgetragen wurde.
„Oh, das habe ich gar nicht gespürt..."
Meinte ich. Und das war wahr.
Es fühlte sich nicht schmerzhaft an. Ich hatte auch keine Angst, obwohl ich wusste was passierte.
Die Geschichte wiederholte sich. Erneut.
Die Elafrÿs wurden wegen ihrer unerhörten Macht die sie noch zu vergrössern versuchten, von der Natur bestraft. Denn Niemand durfte über diese Macht verfügen. Es störte das Gleichgewicht und es bestand die Gefahr einer Tyrannei.
„Nein, verdammte scheisse nein hör auf damit!"
Hunter tastete meinen restlichen, ganzen Körper ab als wollte er einen Ausschaltknopf dafür finden.
Ich sah Panik in seinen Augen und es tat mir leid.
Noch nie hatte ich so viel für Jemanden empfunden wie für diesen Jungen. Selbst jetzt wo er in Panik versuchte mich zusammenzuhalten.
Aber ich wusste dass ich nicht traurig zu sein brauchte. Ich würde weg sein von jeglichen Orten in denen Gefühle noch eine Rolle spielte.
Bestraft durch den Willen der Natur für die Verbrechen meines Volkes und auch von mir.
„Hör auf, es bringt nichts. Es ist schon okay."
Ich lächelte und berührte mit meiner Nase die seine. Tief atmete ich seinen herben Geruch ein, um mich noch einmal an die wunderschönen Momente zu erinnern, die wir zusammen verbracht hatten.
„Es tut nicht weh."
„Ich kann dich nicht verlieren Sheya..."
Ich lächelte traurig.
„Du wirst darüber hinwegkommen, und dein Leben weiter leben. Ich wache über dich, von dort wo ich jetzt dann sein werde. Und ich warne dich, wehe dir du solltest dir erneut einen Fluch aufbürden!"
Er lachte, doch ich konnte eine Träne glitzern sehen, als sie seine Wange hinunter rann. Ich hatte ihn noch nie weinen gesehen.
„Würde ich nie wagen Wölfchen."
Er grinste schwach, versuchte mit nicht zu zeigen wie traurig er war. Doch ich spürte es sowieso.
Ich spürte alles.
Nein, ich war alles.
Jeder kleine Teil meines Körpers begann zu dem zu werden, was andere einatmeten, worüber sie liefen und was sie assen.
„Küss mich."
„Was?"
Er sah mich irritiert an, während das Gekreische um uns herum immer panischer wurde und sich schlussendlich in Stille verwandelte. Nur die Elben blieben mit gezückten Schwertern verwirrt und verwundet zurück.
„Ich habe nicht mehr viel Zeit. Ich möchte dass du mich küsst. Noch ein letztes Mal."
Er wischte sich die Tränen hastig aus den Augen und fluchte leise.
„Verdammt ich liebe dich, Sheya. Und das werde ixh immer tun."
Er nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und küsste mich.
Seine Lippen waren so weich. Ich konzentrierte mich nur auf sie.
So lange wollte ich ihn küssen wie ich konnte. Jeden Moment auszehren.
Es war richtig dass wir sterben würden. Denn die Welt brauchte nicht noch mehr Krieg führende Wesen haben. Dafür hatte sie die Menschen.
Ich wisperte Hunter ins Ohr dass ich ihn liebte. So sehr. Und dann löste sich mein Gesicht zwischen seinen Händen auf.
Ich begann aufzuhören zu existieren.
Ich war nicht mehr Sheya Darkbloom,
Ich war nur noch Rauch, Rauch der all seine Macht oder menschliches denken verloren hatte und mit dem Wind davon flog.

Und bald hatte man mich vergessen. Mich und meine Geschichte.
Nur ein alter Mann sass inmitten von flammen eines abgebrannten Dorfes und erzählte sie.
Die Geschichte von Sheya Darkbloom. Der letzten Elafrÿ.
Und er beendete sie mit seinem letzten Atemzug.

~Ende~

Ich danke euch dafür, liebe Sternchen, dass ihr die Fluch-Reihe gelesen habt und ich bin froh dass ihr mich auf dem Weg begleitet habt ich hoffe ihr habt die Geschichte genossen und bedanke mich nochmals bei euch
Alles liebe und ich hoffe ihr lest auch meine anderen Geschichten!
Love you
Tala-Angora77

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt