Chapter 16~Der Stein der mich tötet

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Es wurde Morgen und danach wurde es Mittag. Doch erst als die Sonne senkrecht am Himmel stand wurde ich geweckt und zum König gebracht. Natürlich in meiner frisch gewaschenen und nach Blüten riechenden Kleidung, ohne die ich mich nicht hätte blicken lassen.
Lange hatte ich auf der professionell eingerichteten Krankenstation um die Verfluchten gekümmert und sie geheilt.
Nach einer Weile spürte ich wie es beinahe schmerzte, den enorm grossen Ball der Dunkelheit in mir herum zu tragen.
Dennoch arbeitete ich weiter, denn die, zu Anfangs, leere Halle erfüllte sich immer mehr mit Freudengeschrei, Tränen des Glücks und lachenden Gesichtern. Das war es was mich weiter machen liess.
Ich stoppte erst spät Abends, als auch jeder Einzelne behandelt worden war.
Cole und Leena hatten mir beide angeboten mich kurz auszuruhen, aber ich hatte stur weiter gemacht.
Nicht weil ich nicht gewollt hatte.
Nein, ich hätte viel dafür gegeben.
Aber ich bezweifelte stark dass ich danach nochmals die Kraft aufgebracht hätte, mich wieder auf diese Dunkelheit in den Flüchen einzulassen, die jedes Mal durch meinen Körper floss wie vergiftetes Blut.
Schliesslich verschlang ich Süssigkeiten die mir gebracht wurden in Tonnen.
Die Elben wussten wie gut es mir tat und jeder Geheilte brachte mir die besten Spezialitäten.
Das machte alles etwas erträglicher und füllte meine Kraftreserven wieder auf.
Nun stand ich auf der Wiese, am Anfang des Dorfes und über den Klippen, nach einem anstrengenden Anstieg.
Neben mir Ace, der Hechelnd im Schatten der dichten Büsche lag und döste.
Ich sah auf das Dorf hinunter und kaute auf einer Süssen Honigart herum.
"Elben sind schön aber genauso gefährlich. Vor allem ihr König."
Ich fuhr herum, ich hatte ihn nicht kommen hören.
Und Ace auch nicht.
Hunter lehnte an einem Baum und sah an mir vorbei auf die Stadt in den Felsen.
Keine Emotion war zu lesen, nicht einmal ein verräterisches Zucken.
Ich beruhigte mich und zuckte die Schultern.
"Du denkst zu schlecht von allem."
Entgegnete ich.
Das Grün von Hunters Augen wurde dunkler und er kam näher zu mir.
Sobald ich begann mich zu versteifen, wieso wusste ich selbst nicht, blieb er stehen.
"Nein. Du kennst diese Welt nicht Sheya. Die Leute hier. Du weisst nicht wer sie hinter der Fassade sind die sie dir schmackhaft machen."
Er nervte mich. Er schaffte das unheimlich schnell.
Ich war genauso Teil dieser Welt wie er und er musste sich nicht aufspielen.
Schliesslich war er der Verfluchte und nicht ich.
"Sagst du das wegen Cole?"
Hunter sah mich kurz mit einem Hauch von Verwirrung an, musste dann aber die Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln verziehen.
"Nein. Cole ist immer Cole."
Es hörte sich an als wäre es schlimmer als der Tod, ein Cole zu sein.
Ich kniff die Augen zusammen.
Er konnte sich nicht erlauben so schlecht von einem Jungen zu reden, der sich so sehr bemühte sein Leben aufzubauen, trotz Fehlern die er in der Vergangenheit getan hatte.
Er machte es immerhin besser als Hunter, der ja lieber nur Trübsinn blies.
"Weisst du, Cole hat mir auch Dinge erzählt. Vielleicht bist ja du der der mir sein echtes Gesicht verschweigt!"
Zischte ich den schwarzhaarigen Jungen vor mir an.
"Ach ja? Er redet also mit dir über mich?"
Plötzlich war er unnatürlich angespannt.
Wütend, so wütend dass er beinahe schon ruhig war.
"Ja."
Zickte ich und schluckte das Stück Honig hinunter.
Sehr schmerzhaft, meine Kehle war staubtrocken.
Hunter nickte nur, dann wandte er seine schönen Augen so kalt von mir ab; dass es mich wie ein Schlag durchfuhr.
Dann ging er.
Er verschwand einfach im Unterholz und liess mich alleine stehen.
Aufgewühlt sah ich ihm nach und schlug mir danach an die Stirn.
Was hatte ich nur angestellt. Alles nur noch schlimmer gemacht.
Perfekt.
Bevor ich dazu kam mehr über Hunter nachzudenken, gesellte sich Cole auf seinem Pferd und dann auch meine beiden anderen Begleiter zu uns.
Ein Elb kam zu uns herauf gestiegen.
Aber nicht Aramis.
Der König hielt es also nicht für nötig, sich persönlich zu verabschieden oder zu bedanken.
Ich richtete mich auf und Ace trat auf leisen Pfoten hinter mich.
Sofort spürte ich seine Starke Ausstrahlung.
Es bestärkte mich in meine stolzen Haltung, die ich sofort annahm.
Das fiel mir unter der Maske viel leichter.
Der Elb war einfach gekleidet, doch auch so sah er genauso atemberaubend aus.
Das lange schwarze Haare war geflochten.
"Elafrÿ, wir danken euch für eure Hilfe und wünschen euch alle Segen dieser Welt für eure weitere Reise."
Ich neigte langsam den Kopf.
"Ich danke dir und hoffe dass diese Segen eintreten."
Der Elb nickte ernst und zog eine kleine Schatulle aus seinem Umhang hervor, die er mir vorsichtig entgegen hielt.
"König Aramis dankt euch mit einem Geschenk."
Ich nahm die kleine Truhe in meine Hände und öffnete sie mit zwei Fingern.
Sie war hölzern und prachtvoll verziert.
In Samt eingebettet lag ein rosaner Quarzit, diese Art aus dem Schaufenster die mich verbrannt hatte.
Nur sah er anders aus. Intensiver, das Rosa füllte es viel mehr aus.
Ich runzelte die Stirn.
Wollte mir Aramis drohen?
Auch Cole spannte sich an und Hunter stellte sich in die Schatten.
Wo er angreifen konnte.
"Dieser Stein haben wir zu Kampfzeiten gegen die Elafrÿs genutzt. Die Stärkste waffe gegen euch, dieser stein filtert mehr Licht heraus als gewöhnliche.
Er ist tödlich für dich."
Ich hob den Blick und sah misstrauisch zu dem Elb.
"Wieso schenkt ihr mir das?"
Trocken. Ich klang etwas zu trocken.
Der Elb neigte den Kopf.
"Du darfst das nicht falsch verstehen.
Indem Aramis dir die Waffe gibt, die wir am besten gegen euch hätten benutzen können, zeigt er euch den Frieden, den er euch zwischen den Elben und der letzten Elafrÿ anbietet.
Ihr dürft den Stein nur nicht anfassen."
Mit aufmerksamen Blick beobachtete er mich, wie ich die Hände wieder von dem faszinierenden aber gefährlichen Stein zurück zog.
Cool, Anfassen nicht erlaubt.
Trotzdem musste ich zugeben dass es ein ziemlich grosses Geschenk war.
Ich war im Besitz der einzigen bekannten Waffe die mich wirklich effektiv vernichten konnte.
Vorausgesetzt es gab nicht noch mehr...
"Richtet eurem König aus das ih sehr dankbar bin und unsere Freundschaft ebenfalls sehr schätze."
Bemühte ich mich, freundlich zu sein, auch wenn ich dem Ganzen nicht traute.
Hauptsächlich wegen Hunter.
Der Elb deutete eine respektvolle Verbeugung an und wünschte eine gute Reise.
Dann verschwand er mit leisen Schritten und wehenden Haaren.
Ich stieg auf Ace, das weiche Fell kitzelte an meinen Beinen und ich genoss den Geruch meines Wolfes.
Irgendwie gehörte er beinahe schon zu mir.
Dann drehte ich mich zu den Anderen um.
"Wohin als Nächstes?"
Ich wusste dass Leena sich einen Kommentar zu den ach so tollen Zwergen verkneifen musste, aber Cole hatte sowieso anderes im Kopf.
"Ich schlage vor wir reiten zum Sumpf, also den Trollen. Danach können wir die Zwerge besuchen und auf dem Rückweg dann die Dämonen."
Das letzte Wort sprach er abfällig aus.
Ich war mir immer noch nicht sicher, ob er nicht doch auch ein halber war, oder ob das nicht zählte.
"Das Beste kommt nunmal zum Schluss."
Meinte Leena trocken.
Sie hatte die dünnen Finger verspannt um die Zügel ihres Pferdes verschränkt und presste nach dem Kommentar die Lippen zu einem weissen Strich zusammen.
Sie konnte Cole noch weniger ausstehen als Hunter.
Okay nein; das war übertrieben.
Niemand toppte den schweigenden Jungen mit den Augen die Smaragde waren.
"Gut."
Meinte ich, bevor die Stimmung hier so abkühlte dass die Luft zum Atmen vereiste.
"Dann auf zu den Trollen."

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt