Chapter 8~Verlorene Träume

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Mein Herz raste, es zersprang in meiner Brust förmlich, ich wusste doch nicht wie ich damit umgehen soll. Aber er hatte so eine wahnsinns Ausstrahlung, und seine Augen.
Er war immer noch ein Arsch, aber vielleicht war das nur seine Hülle um sich zu schützen, wegen allem was er erlebt hatte.
Vielleicht war ich zu streng mit ihm gewesen.
Vielleicht hatte er es gar nicht verdient, dass ich so eine geringe Meinung von seinem Charakter hatte.
Vielleicht konnte ich ihm eine Chance geben, eine klitze kleine Möglichkeit zu zeigen wer er war.
Also schloss ich vorsichtig ebenfalls meine Augen, konzentrierte mich auf den Atem an meinen Lippen, der einen elektrischen Schauer durch meinen Körper fahren liess, als wäre Hunter der Strom, den ich zum Funktionieren brauchte.
Dann, kurz bevor seine Lippen die meinen berühren konnten, hielt er inne.
Zögerte er? Ich wollte meine Augen nicht öffnen und den Moment kaputt machen, also verharrte ich.
Dann flüsterte etwas, nahe an meiner Wange, sodass seine Lippen mich beim Sprechen streiften und meine Wange das Gefühl hatte zu brennen.
"Danke für deine Hilfe Wölfchen, oder soll ich dich lieber wie eine Prinzessin behandeln? Sowas in der Art bist du doch, oder?"
Zu Anfangs hatte seine Stimme verschmitzt geklungen, so als würde er sich über mich lustig machen, doch am Ende hörte ich so etwas wie Enttäuschung und Abscheu mit, sodass ich die Augen aufriss und zurück wich.
Wie konnte er sich so schnell verändert haben?
Ich war mir sicher dass er mich hatte küssen wollen, aber irgendetwas musste ihn von dem Gedanken abgebracht haben.
Hunters Grinsen war kühl, abweisend, als er mich mit seinen durchdringenden Blicken bedachte.
Dann strich er sich unruhig über den Hals, was ich absolut genau mitbekam, und zwinkerte mir zu, bevor er sich umdrehte und den Raum verliess.
Entgeistert starrte ich ihm nach, er war doch ein Arsch.
Alles was ich gedacht hatte nahm ich zurück, ich würde ihn nie wieder heilen, dafür dass er sich über mich lustig machte und erniedrigte.
Er konnte sehen was er ohne mich tun konnte, nicht viel, soweit wie die Tattoos seinen Körper schon bedecken mussten.
Sein Pech, er hätte netter zu seiner einzigen Hilfe Quelle sein müssen.
Aber irgendwie war ich auch selbst schuld.
Ich hatte mich von ihm einwickeln lassen.
Vielleicht beschäftigte ihn das Ganze gar nicht und er hatte es nur genutzt, damit er mich dazu brachte, ihn erneut zu heilen.
So ein verlogener Mistkerl, ich hätte seinen traurigen und Wütenden Ausdrücken nicht vertrauen dürfen.
Aber sie hatten so ehrlich auf mich gewirkt, nur für wenige Sekunden.
Aber anscheinend war er ein exzellenter Schauspieler.
Trotzdem brannte mir eine Frage auf der Zunge.
Neben den hundert Schimpfwörtern natürlich, die ich nur all zu gerne für ihn gebraucht hätte.
"Hunter!"
Er hielt im Türrahmen an, seine breiten Schultern wirkten verspannt.
Er drehte sich nicht um, wieso nicht?
Ich fragte das nicht, ich wollte nur eine Antwort auf eine Frage.
Eine ungute Vorahnung hatte sich in mir breit gemacht und ich wollte wissen, nein bestätigt haben, dass dem nicht so war.
"Was ist."
Er klang rau und distanziert.
Ich verstand nicht, wieso er sich plötzlich komplett von mir distanzierte, sich mir danach komplett zu öffnen schien nur um mich dann weg zu stossen.
Falls das ein Spiel war, war es definitiv nicht witzig.
"Wer ist der Sohn des Königs und deiner Mutter?"
Fragte ich leise, ich wollte unbedingt eine Antwort darauf, und falls Gift in meinem Ton lag, würde ich keine bekommen.
Es war berechnend und etwas fies, aber er verhielt sich mir auch nicht anders.
Und dafür dass ich vor Entkräftung sogar leicht zitterte, konnte er mir wirklich einen einfachen Namen nennen.
Kurz neigte sich sein Kopf etwas zurück, ich konnte die markante Kiefer Partie erkennen und die vollen Lippen, die langen Wimpern sahen an ihm nicht feminin aus, oh nein gar nicht.
Dann schloss er die Türe hinter sich, als müsse er einen sicheren Abstand zwischen uns bringen, damit ich ihn nicht mehr störte.
War ja nicht so dass ich ihm gut genug war um sein Leben immer und immer wieder zu retten, natürlich nicht.
Der Herr bevorzugte ja die selbstsüchtige Masche.
"Cole."
Dann ging die Türe zu.

In dieser Nacht lag ich noch lange in meinem Bett und dachte nach.
Die weichen Kissen die überall um mich verteilt herum herum lagen waren so weich wie die Federn in ihrem Innern und ich konnte stundenlang beobachten, wie der Wind die feinen Seidenvorhänge des Himmelbettes verformte, mit ihnen tanzte und ihnen zuflüsterte wie sie sich Bewegen sollten, um harmonisch zu seinem Streichen durch das Zimmer zu wirken.
Es war sein kleiner Auftritt für mich, auch wenn es ein fragwürdiger Gedanke war, dass ein Wind so etwas tun würde.
Aber ich wusste nicht wo in diesem Reich die Grenzen herrschten.
Was möglich war und was nicht, ich kannte nur meine Welt, und das Einzige was ich von dieser hier wusste, war, dass sie ganz anders war.
Ich musste darüber nachdenken wer ich war, dass diese Last auf meinen Schultern ruhte.
Diese Vorgeschichte, die verknüpft war mit Angst und misstrauen.
Und diese Maske, die mir helfen sollte anzunehmen was ich war.
Doch ein kleiner Teil in mir wollte trotz allem noch immer zurück in die Menschen Welt.
Wo ich der komische Freak sein konnte, den alle duldeten und dem keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Vielleicht wollte ich zurück, jetzt wo ich über mich und all diese die so sind...waren, wie ich.
Ich wälzte mich unter der warmen silbernen Decke, die Fäden darin schienen irgendwie im Mondlicht zu schimmern, als wäre die Decke aus den Strahlen der Nachtsonne persönlich geflochten worden.
Faszinierend und unglaublich schön.
Alles hier war so schön, selbst eine einfache Decke.
Ich musste auch an Cole denken.
Dass er der Sohn des Königs war.
Und Hunters halb Bruder.
Jetzt ergab alles Sinn.
Wieso die Beiden sich so hassten.
Zuerst hatte ich gedacht sie stritten sich wegen mir, doch das war wohl etwas egoistisches Menschen Denken gewesen, denn dem war nicht so.
Sie hassten sich weil Hunters Mutter tot war.
Und das durch Coles Vater, der seine Mutter töten liess.
Und Cole hatte sich nicht von ihm abgewandt, keine Loyalität seiner Mutter gegenüber, die anscheinend das Wichtigste für Leena und ihren Bruder gewesen war.
Ich wusste nicht wie sich das anfühlte, ich hatte nie eine Mutter gehabt.
Nie so etwas erfahren.
Auch wenn ich mich manchmal vermeinte zu erinnern, an weit entfernte Bilder, die irgendwo in meinem Kopf waren, aber sich dennoch nicht zeigen wollten.
Irgendwelche sanften Berührungen und eine warme, wunderschöne Stimme die etwas sang, auf eine Sprache die ich nicht konnte, und irgendwie trotzdem verstand.
Ich hatte die Augen geschlossen, versuchte die Erinnerung zu packen, doch sie entwischte mir wieder, wie all die Abende zuvor.
Es war wohl mein Schicksal, niemals so etwas wie wirkliche Liebe zu erfahren. Ausgenutzt werden und zu lernen wie ich das verhinderte, das war wohl das Einzige was ich erreichen würde.
Aber es gab auch einen Sinn, jetzt wo ich mehr wusste.
Ich wusste dass ich zwischen die Fronten geraten war, und auch von wem das wunderschöne Kleid war, dass ich heute getragen hatte.
Es war das Kleid der Mutter, von diesen drei Jungen Dämonen und...was auch immer Cole für eine Mischung sein konnte.
Deshalb hatte mir der alte König dieses traurige Kompliment gemacht, und deshalb war Hunter so stock sauer gewesen, als er gesehen hatte dass ich es trug.
Und dazu noch neben Cole stand.
Das war zu viel gewesen.
Ich hatte Angst dass er nun dachte dass ich mit seinem halb Bruder unter einer Decke steckte, um ihm eines auszuwischen, aber da lag er falsch, ih hoffte sehr dass er mich deswegen nicht verurteilte.
Und bei seiner Schwester war es sogar noch schlimmer.
Ich hatte sie gesehen, ihren Blick, als ich herein gekommen war.
Irgend eine Erinnerung war in ihr geweckt worden die sie so sehr schmerzte, und ich hatte sie die ganze Zeit gequält.
Indem ich da sass und mich verhielt als wäre das Kleid nichts besonderes, als wäre es keine Erinnerung an die Person die sie am meisten Liebte.
Sie hatte versucht mich anzulächeln und mir ein Kompliment zu machen, es zu überspielen.
Jetzt fühlte ich mich so unsäglich schlecht.
Ich musste ihr das Kleid morgen wirklich geben, es war ihr Recht und würde vielleicht eine kleine Lücke ihres zerrissenen Herzens schliessen, die ich heute aufgerissen hatte.
Sie hatte es verdient, es war ihr Erbe und es war falsch dass ich es getragen hatte, auch wenn es nur ein Stück Stoff war.
Ich kannte mich mit Familien Traditionen vielleicht nicht aus, aber ich würde sicherlich alles dafür tun, dass ich sie nicht mit Füssen treten würde.
Langsam wurden meine Glieder schwer, ich sah hoch an die Decke, in der Hoffnung erneut dieses Bild zu sehen, das auf mich so echt gewirkt hatte.
Es hatte gewirkt als würde ich es wissen, wie eine Rückblende, die hinter einem dichten Wolkenschleier verborgen gewesen war.
Keine Bilder waren da, die Decke lag unberührt und sauber da, da waren nur die Schatten, die ab und zu vor den Strahlen des Mondes zurück wichen und um sie herum tanzten.
Meine Lieder wurden schwerer und der Raum um mich herum verschwamm.
Ich wurde weit fort gerissen, aus meinem Körper in eine Leere, in die mich die Träume verfolgten, die ich jede Nacht hatte.
Es waren keine Träume.
In diesem Moment fühlten sie sich so an als würde ich sie tatsächlich durchleben.
Die Kälte und der Geruch, selbst mein Empfinden fühlte sich echt an, ich könnte schwören meine Füsse wären kleiner gewesen, und ich war mir sicher dass irgend ein leises Weinen im Rauschen der Blätter unter ging.
Doch es waren nur Fetzen eines Traumes, den ich noch nie hatte zusammen setzen können.
Ich versuchte es, jede Nacht erneut.
Doch immer scheiterte ich.
Trotzdem träumte ich den Traum, den ich mittlerweile auswendig konnte.
Und einmal mehr gelang es mir nicht, herauszufinden was ich all die Jahre vor mir selbst verborgen gehalten hatte.

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt