Chapter 3~Die Rache der Dämonen

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Aramis hatte gesprochen. Ruhig und überlegt. Doch es war wohl das schlimmste, was er hätte sagen können.
Nun zweifelte er öffentlich mich, als Dienerin des Throns an.
Ich versuchte, die aufkeimende Wut zu unterbinden und wartete geduldig auf Lexas Antwort.
Diese musterte mich eingehend, als würde sie herausfinden wollen, was in mir vorging.
Ich erwiderte ihren Blick, jedoch war ich ausgesprochen gut darin geworden, ein falsches Bild nach aussen hin zu vermitteln.
Irgendwie hatten wir Elafrÿs viele Talente, nur waren die wenigsten für etwas Gutes zu gebrauchen.
Also gab ich die ehrliche Untertanin. Hervorragend.
Nur Hunter kaufte es mir nicht ab und sass immer noch verkrampft neben mir.
Die Hände hatte er so fest um die Stuhllehne geschlossen, dass ich die Befürchtung hegte, er würde sie in den nächsten Sekunden zerstören.
„Erkläre dich, Sheya."
Ich neigte den Kopf und sprach weiter.
Wie süsse Zuckerwatte zerschmolz mir die Lüge auf der Zunge.
Ich klang so überzeugend, dass ich mir beinahe selbst geglaubt hätte.
„Es war alles ein Plan. Ab dem Moment an, an welchem wir den Namenlosen erblickt hatten, wussten wir, dass wir nicht gewinnen würden."
Aramis unterbrach mich, seine Zunge so gefährlich wie tausend Messer.
„Und wie gelang es euch, innert einigen Minuten des Kampfes miteinander einen so weitläufigen Plan auszuhecken?"
Die Stimmung kippte.
Ich reckte das Kinn etwas vor. Er sollte ruhig sehen dass er mich störte.
Leider nahm er das bloss mit kühlem und berechnendem Blick zur Kenntnis und liess die gefalteten Hände ruhig auf dem Tisch liegen.
„Haben wir nicht."
Ich machte eine Kunstpause, damit ihnen allen genug Zeit blieb, um sich selbst mit eigenen Ideen zu verwirren.
„Als wir auf die Knie gezwungen wurden, flüsterte Cole mir zu dass wir zusammen sterben würden."
Ich spürte eine heisse Hitze von Hunter aus zu mir strahlen. Es tat mir leid, doch ich musste jetzt einfach improvisieren.
Wieso ich das Ganze hier für Cole tat, wusste ich allerdings selbst nicht.
„Ich wollte sein Leben retten. Denn ich liebte ihn."
Ich sah möglichst betroffen auf die Tischplatte und spürte Coles Blick in meinen Rücken brennen.
Er hatte die Botschaft hinter meinen Worten schon verstanden.
„Er wollte sich weigern, doch ich verlangte von ihm, sich seinem Bruder anzuschliessen. Überzeugen tat ich ihn allerdings erst dann, als ich meinte, er könne dafür ja auch mein Leben verschonen und ihn Bespitzeln."
Ich betrachtete meine Hände, als würde ich in Erinnerungen schwelgen.
„Sheya."
Lexa klang sanft und ich tat als würde ich zusammenzucken und aus meinen Gedanken aufschrecken.
Es tat mir leid, dass ich ihr gutes Herz dermassen ausnützte. Doch irgendwas gab mir die Kraft, so skrupellos zu sein.
„Entschuldigt, eure Majestät. Wie gesagt, es waren nur wenige Sätze, doch Cole hat seinen Plan nie aufgegeben."
„Kannst du das beweisen?"
Kidris flatterte aufgeregt vor meinem Gesicht herum und ich nickte ernst.
„Ja. In der Nacht als ich dank Lexa zu fliehen vermochte, schwor ich mir, meine Freunde aus dem Kerker zu holen. Es gelang mir, doch es war Cole, der uns die Tore öffnete und die Wächter ausschaltete. Ich wollte dass er mit uns kam, doch er wollte zuerst seinen Bruder zur Strecke bringen."
Ich neigte den Kopf zur Seite.
„Ich habe ihm bei allem zur Seite gestanden. Er hat in meinem Auftrag gehandelt."
Lexa nickte langsam und Aramis kniff für eine Millisekunde die reinen eisblauen Augen zusammen.
„Wirklich rührend geschauspielert."
Mein Blut gefror mir in den Adern, er hatte mich bereits von Anfang an durchschaut. Scheisse.
Ein feines Lächeln zierte seine Lippen und er wandte den Kopf langsam zu Hunter, sodass ihm eine Platinblonde Strähne über die Schulter fiel.
„Hunter, wenn ich mich nicht irre, warst du in beiden Fällen dabei. Kannst du als Aussenstehenden bezeugen, dass sie die Wahrheit spricht?"
Dieser Mistkerl. Er wusste genau wie impulsiv Hunter war und dass er Cole mehr hasste als alles andere auf der Welt.
Selbst ich traute es meinem Freund zu, jetzt zu patzen.
Ich stand ruhig da, meine Hände angespannt gefaltet und starrte geradeaus, während sich Hunter langsam gerade aufsetzte.
Hinter mir hörte ich wie Coles, bisher relativ lauter, Atem stockte und betete, dass er mich jetzt nicht auffliegen lassen würde.
Er liebte mich, doch ich wusste nicht, ob die Liebe zu mir stärker war als der Hass für Cole, der in ihm brodelte.
„Ja. Ich kann alles bestätigen, was sie gesagt hat."
Seine Stimme klang ruhig und desinteressiert.
Das Lächeln auf Aramis verschwand und er wirkte leiht angesäuert.
Ich wandte mich wieder Lexa zu.
„Ich beantrage, Cole Askersen ins Exil zu schicken, wo es ihm verboten ist, je wieder einen Fuss in die Blutstadt zu setzen."
Sprach ich und zustimmendes Gemurmel ertönte.
„Wir stimmen ab. Wer dagegen ist, hebe nun die Hand."
Aramis und der neue König der Gnome hoben die Hand, alle anderen sahen möglichst teilnahmslos auf die verzierte Tischplatte.
Mein Herz schlug schneller.
„Wer dafür ist, hebe nun die Hand."
Ich hob die meine und auch Kidris, Hunter, der Vertreter der Trolle und Lexa hoben die Hand.
„Der Angeklagte ist in diesem Punkt freigesprochen und wird lebenslang aus der Blutstadt verbannt."
Sprach Lexa das Urteil und ich liess mich langsam zurück in den Stuhl sinken.
Meine Beine waren weich wie Pudding.
Ich linste zu Hunter hinüber, dessen Anspannung noch immer nicht gewichen war.
„Danke."
Flüsterte ich und ein winziges Lächeln zuckte über seine vollen Lippen.
„Dafür schuldest du mir etwas."
Ich grinste in mich hinein.
„Alles was du willst."
In dem Moment, in welchem Cole aus dem Raum geschleppt wurde und sich alle kurz mit ihren Landsmännern berieten, drehte er sich blitzschnell zu mir um.
Seine Lippen streiften die meinen und er flüsterte: „alles? Dann weiss ich was ich mir wünsche..."
Nach seinen Worten war ich so rot wie eine Tomate.
Diesen Wunsch würde ich ihm aber auf keinen Fall abschlagen.
Mit zufriedenem Gesicht lehnte er sich zurück und ich agmete erleichtert aus.
Ich hatte Angst gehabt, er würde wegen der Sache mit Cole ausflippen. Doch er hatte bewiesen dass er mir vertraute und mich vor seinen Hass auf seinen Halbbruder gestellt.
Nun war ich an der Reihe, ihm meine Liebe zu beweisen. Auf welchem Weg das geschah, nunja, das wäre nicht Jugendfrei zu erzählen.

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt