Chapter 18~Die Dunkelheit

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Meine Ehre konnte ich auch dann nicht wieder gewinnen, als wir durch einen Gang des Berges schritten, der mit rotem Teppich gepolstert war, sodass sogar meine Stiefel darin versanken als wäre es Schlamm.
Nur ohne das eklelhafte Schmatzen, wenn man einsank.
Am Ende des Ganges, an dessen Seiten Fackeln brannten und viele kleine Steine heraus ragten, die durch das Licht glänzten, stand ein Tor.
Aus gold, purem Gold.
Verziert mit Schnitzereien die eine prunkvolle Vergangenheit des Zwergvolkes zeigte.
Ich schluckte und fragte mich; was wohl die Menschen getan hätten, wenn sie in diese Welt gekommen wären.
Ganz Zweifelsohne hätten sie alles getan; um dieses Kunstwerk in ihre Hände zu bekommen.
Und dann so teuer wie möglich zu verkaufen.
Die Türe öffnete sich bereits, als ich wieder aus meinen Gedanken aufschreckte und beinahe in Hunter rein gelaufen wäre, der sich nahe am Schatten der Wände hielt. An den Stellen an die das Licht nicht herankam.
Mitfühlend sah ich ihn an; doch er schien mich gar nicht richtig wahrzunehmen. Und wenn doch, dann ignorierte er mich.
"Tretet ein, der Älteste und ehrenvollste aller Zwerge erwartet euch."
Voller Begeisterung sprach der junge Zwerg in der roten Robe, der uns das Tor aufgemacht hatte.
Ich lächelte ihm leicht zu und lief dann voraus, die schleppe meines Mantels berührte leicht den Boden.
Eine leichte Berührung.
Als testeten sie aus ob Boden und Stoff eins werden konnten. Ein Kennen lernen.
Vor mir auf dem Stuhl in der Mitte eines Halbkreises sass ein alter Zwerg.
Von all den kleinen Männern und Frauen war er der Einzige, der unserer Beschreibung der Gebrüder Grimm am nächsten kam.
Er hatte einen schwarzen Mantel an, der seine alten Glieder verdeckte und ihn majestätisch wirken liess.
Daran hingen unzählige Murmeln, die sich bei näherem Hinsehen als winzige Kristalle herausstellten, die mit irgendwelchen Flüssigkeiten gefüllt waren.
Seine Nase war lang und gebogen, das spitze Gesicht eingefallen aber freundlich.
Seine Haare waren so weiss wie die Wolken am Himmel, wenn die Sonne schien.
Lange Haare hatte er. Und einen langen Bart.
Ruhig sass er da, die anderen Stühle waren leer.
Eindache Stühle.
Aus Stein, darauf einige Tücher um den alten Zwerg warm zu halten.
Neben ihm standen je zwei grimmige Klötze von Zwergen, die ich unter all ihren Waffen kaum erkennen konnte.
Auch ohne sie, hätte ich vor dem Zwerg in der Mitte des, ansonsten leeren, Raumes sofort Respekt bekommen.
Er hatte etwas altes und weises an sich, das ich nicht infrage stellen wollte.
"Tretet näher, Reisende. Seid willkommen."
Er breitete die Arme aus und wirkte so sympathisch, das ich mich am liebsten bei ihm verkrochen hätte.
War das normal? Keine Ahnung. Aber jedenfalls besser als die Trolle.
Langsam trat ich vor.
Meine Schritte klangen nun wieder auf Stein.
Die etwas getrübten Augen des Zwerges fanden mich und auch meine Reisegefährten hinter mir.
"Leena, es ist schön dich wieder zu sehen. Und ich bin natürlich erfreut wen du mitgebracht hast."
Er lächelte meiner Freundin zu, die breit zurück grinste.
"Danke dir Soran. Ich bin glücklich wieder hier zu sein."
Er nickte bedächtig und wandte sich wieder mir zu.
"Du bist also die letzte Elafrÿ."
Sprach er feierlich aus. In mir weckte das eher weniger Freude.
"Ich hätte nicht gedacht nochmals eine von eich sehen zu dürfen. Wunderbare Geschöpfe, im Auftrag der Natur."
Ich lächelte leicht, war aber froh, mich unter meiner Maske verkriechen zu können.
"Ich habe von deiner langen Reise gehört. Und ich bin dir sehr verbunden für das, was du wieder gut machen möchtest. Doch vorab sollst du wissen, dass ich und kein Zwerg dich in Verbindung mit diesen verhängnisvollen Jahren bringt. Du konntest nichts dafür. Umso froher bin ich jetzt, eine gesunde Hüterin der Gegensätze vor mir stehen zu sehen."
Ich reagierte nicht und nickte nur.
Unterdessen hatte er mich so weit zu sich hin gewinkt; dass ich seine Füsse hätte berühren können, wenn ich meine nur etwas ausgestreckt hätte.
"Jedoch hörte ich von meinen Spähern auch von einem Zwischenfall mit den Hexen. Was war der Grund dafür?"
Er legte die Stirn in falten und zog die Buschigen Augenbrauen besorgt zusammen.
Sofort verspannte ich mich.
Ich konnte ihm jetzt doch nicht einfach meine Schwachstelle nennen.
Unsicher sah ich zu Leena zurück, die kaum merklich nickte.
Sie vertraute ihm voll und ganz. Und ich vertraute ihr.
Also griff ich langsam in meine Manteltasche und zog die kleine Schatulle heraus.
Der Blick des alten Meisters folgte jeder meiner Bewegungen ruhig.
Er strömte eine Zufriedenheit aus, die beinahe ansteckend war.
"Deswegen."
Sagte ich und klappte den Deckel auf, sodass er den Stein im Polster glitzern sehen konnte.
Seine Augen wurden gross und kurz konnte ich Unbehagen darin aufflackern sehen.
"Diesen Stein habe ich zuletzt bei den Kriegsverhandlungen gegen die Elafrÿs gesehen...bei den..."
"Elben."
Unterbrach ich ihn und nickte, bevor ich die Schatulle eilig wieder zurück in meinem Umhang verschwinden liess.
"Ihr König war derjenige, der mir ihn geschenkt hat. Den Letzten, hat er gesagt."
Soran nickte bedächtig, während er mit der kleinen, faltigen Hand über einige Kugeln an seiner Brust strich.
"Oh ja, in der Tat der letzte.
Alle anderen haben die Elafrÿs zerstört.
Und jetzt nehme ich an dass die Hexen ihn gegen dich verwenden wollten."
Sprach er langsam und ich nickte.
"So ist es. Ich kann ihn nicht einmal berühren."
Langsam schüttelte er den Kopf.
"Das ist falsch, mein Kind.
Ich habe schon hier gelebt als die Steine angefertigt wurden.
Und etwas weisst du nicht darüber."
Jetzt war ich neugierig, so müde mein Körper auch sein mochte.
"Was? Sagt es mir."
Schnell schon ich ein "Bitte" nach.
Er lachte leise.
"So ungestüm und voller Energie."
Dank richtete er sich gerade auf und sah in die Ferne.
Als würde er sich zurück erinnern. An die alten Zeiten.
"Es gab eine Zeit, in der hatte ich selbst an vorderster Front gekämpft. Ich hatte tausende Zwerge, Elben, Elfen und Dämonen sterben sehen.
Auch Hexen und Trolle.
Allesamt hatten die Elafrÿs beinahe vernichtet.
Als wir die Steine erstmals benutzten, fielen jedoch viele von ihnen.
Wir dachten, endlich ein Mittel gegen diese mächtigen Wesen gefunden zu haben.
Dann aber geschah etwas, was Niemand erwartet hatte."
Kurz schwieg er und ich hätte ihn beinahe gedrängt, schneller zu erzählen.
Jeder im Saal hing an seinen Lippen.
Nach dieser Kunstpause, sprach er es endlich aus.
"Im Kampf setzte einer der Elben den Stein ein, einer der letzten. Doch die Elafrÿ die er angriff griff in Todesangst danach.
In diesem Moment als ihre dunkeln Finger den Stein berührten, explodierte sie förmlich.
In nur einem Schrei zerstörte sie eine ganze Truppe.
Erst nachdem ihre Kraft erloschen war, fiel sie zu Boden, tot wegen den Auswirkungen des Steins."
Als er endete sah er mich ernst an.
"Verstehst du Kind?
Dieser Stein verleiht dir das vierfache deiner Kraft; die Flüche werden schneller wirken wenn du ihn berührst. Doch danach wird er dein Tod bedeuten. Das ist der Grund wieso du ihn nicht berühren sollst."
Ich schwieg, diese Infos waren eindrücklich; doch ich war froh um das Wissen, welches er mir vermittelt hatte.
"Ich verstehe."
Sagte ich leise und er lächelte mich weise an.
"Du wirst es besser machen als deine Vorfahren. Das spüre ich."
Schön dass er so zuversichtlich war.
Ich war es nämlich nicht.
"Nun geht in eure Gemächer die ich euch machen lasse und ruht euch etwas aus, bevor wir zusammen speisen. Morgen kannst du dir dann bitte unsere Beeinträchtigten ansehen."
Erfreut über diese gute Nachricht nickte ich eilig und auch dei Andern schienen mehr oder weniger erfreut darüber.
Ein Zwerg geleitete uns hinaus und jeder von uns wurde in einen anderen Saal gebracht, in der eine einfache, aber warme Einrichtung golden glänzte.
So einfach war sie dann wohl doch nicht.
Aber das machte mir nichts aus, denn ich schlief erst mal eine Runde.
Beinahe den ganzen Tag.

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt