Chapter 18~Das neue Problem

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Niemand konnte reagieren. Es ging einfach zu schnell.
Er war zu schnell.
Aus seinem Umhang zog er einen Dolch.
Klein aber mit einer langen, schmalen Klinge.
Sie glitzerte Tödlich scharf, als sie durch die Luft flog.
Direkt auf mich zu.
Ich erstarrte und fühlt wie Angst durch mich hindurch schoss, als mir klar wurde, was das bedeutete.
Ich würde sterben. Es war gar kein so schlimmer Gedanke. Irgendwie. Ich würde mein Mutter wieder sehen. Hunter würde ich vermissen, und Ace.
Ansonsten würde man schon ohne mich klarkommen.
Ich hörte den Atem in meinen Ohren hämmern
Und das Blut in meinem Kopf rauschen.
Hätte ich die Wahl gehabt, den Dolch abzuwehren, hätte ich das getan. Doch so gerne ich das getan hätte, es war nicht möglich.
Es passierte innert eine Sekunde, und kein Mensch hätte die Reflexe besessen, den Dolch abzuwehren.
Kein Mensch. Doch Tiere schon.
Während ich bereits auf die Spitze der Klinge blicken konnte, machte Ace einen Satz.
Er stiess sich mit aller Kraft ab und ich konnte sein schwarzes Fell mit den speziellen hellen Spitzen vor mir durch die Luft segeln sehen.
Und an mir vorbei.
Die Zeitlupe, in der ich gefangen war, endete abrupt damit, als sein Körper schwer auf den Boden prallte.
Ich riss die Augen auf und stiess einen Schrei aus.
Ich konnte Schmerzen in meinem Bauch fühlen.
Als wären es meine eigenen.
Doch als ich an meinen Bauch fasste, war er unverletzt.
„Nein."
Flüsterte ich und liess mich auf die Knie neben meinen Wolf fallen.
Er lag auf der Seite, die Flanken hoben sich langsam, sehr angestrengt.
Das konnte nicht sein. Nicht er.
Ich spürte seine Schmerzen, als wären sie meine eigene.
Wie jeder Muskel in seinem Innern brannte und wie er, vergeblich hechelnd, versuchte Luft in die, nach Hilfe schreienden, Lungen zu pumpen.
„Ace...nein, du darfst nicht sterben. Verlass mich nicht."
Ich tastete seinen Körper ab, Blut rann über meine Finger und über den gereinigten Boden des Thronsaals.
„Er braucht Hilfe..."
Flüsterte ich und schrie es dann laut heraus.
Die Elben bewegten sich nicht, was auch besser war.
Die Elafrÿs standen um mich herum, die Wölfe senkten winselnd die Köpfe und schnupperten meinen Gefährten ab, bevor sie den Schwanz einzogen und sich abwandten.
„Es tut mir leid Sheya. Er ist nicht mehr zu retten."
Frieda legte mir eine warme Hand auf die Schulter und ich atmete geschockt ein.
So viele Dinge rasten mir durch den Kopf.
Dieser Krieg würde Opfer fordern, das hatte ich gewusst. Doch nicht im Traum hatte ich mir ausgemalt, dass es Ace sein würde, der mit dem Leben bezahlen würde.
„Nein, wir müssen ihn doch irgendwie retten können!"
Schrie ich und spürte die Tränen über meine schmutzige Wange rinnen.
Hunter stand schweigend hinter mir, als würde er wie ein Racheengel jeden abhalten, der mir jetzt zu nahe kommen würde.
Doch auch er vermochte nichts zu tun, sonst hätte er es längst getan.
Da ertönte ein irres Lachen.
Der Namenlose hatte den Kopf zurückgeschmissen und stiess einen schrillen, mit einem Lachen Verwandten, Laut aus.
„Du bist zu schwach, Sheya! Du hast den Stein zerstört, der ihn zu heilen vermögen hätte! Und jetzt siehst du zu wie er stirbt!"
Cole rammte dem Namenlosen den Dolch von hinten in den Nacken, sodass eine Blutfontäne aus seinem Hals rauschte und sich auf die umstehenden, kreischenden Hexen ergoss.
Die Augen des Tyrannen rissen sich auf, doch dann lachte er gurgelnd weiter.
So laut und innig als hätte er selbst seinen Tod geplant und als hätte er sein Werk getan.
Dann klappte er zusammen und knallte auf die Stufen.
So wie es einst der alte, Waise König getan hatte.
Und der zweite, der den umstrittenen Thron bestiegen hatte, war gefallen.
Erstochen durch seinen Nächsten.
Was für eine Ironie.
Doch ich war nicht imstande zu jubeln, wie die Elfen und Elben.
Cole hielt die violetten Augen auf mich gerichtet, als er die Krone langsam hoch hob.
Kurz starrte er sie an, dann legte er sie mit einem Klirren, welches den ganzen Raum erfüllte, auf den Thron.
„Nehmt ihn fest!"
Knurrte Aramis und zwei blonde, langhaarige Elben liefen mit militärischem Gleichschritt auf den Jungen mit den weissen Haaren zu.
Er wehrte sich nicht, als sie ihm die Arme schmerzhaft auf den Rücken verdrehten und ihn aus dem Saal schleppte.
„Es tut mir leid. Aber ich habe es wiedergut gemacht, Sheya. Ich habe mein Versprechen gehalten."
Rief er mir im Vorbeigehen zu.
Vielleicht hätte ich ihm verziehen. Irgendwann. Aber jetzt gerade, war er unwichtig für mich.
Ich starrte nur auf den Wolfskopf in meinen Armen, der winselnd und röchelnd Luft einsaugte, im Kampf ums Überleben.
„Es tut mir so leid ace..."
Flüsterte ich und wurde von Schluchzern geschüttelt.
Er war meine Ersatzfamilie geworden, mein treuer Gefährte der immer wusste wie es mir ging und der mir nie, nicht ein einziges Mal, von der Seite gewichen war.
„Du hast alles getan was dir möglich ist...lass ihn in Frieden sterben, Sheya."
Frieda kniete sich neben mich und wollte meinen Arm berühren.
Ich riss ihn weg.
„Nein! Hör auf so zu sprechen als wäre er schon tot!
Er stirbt nicht! Das lasse ich nicht zu!"
Ein Schalter legte sich in meinem Kopf um und ich kniete mich gerade hin.
„Hast du gehört...ich lasse nicht zu dass du stirbst."
Flüsterte ich in das zuckende, fellige Ohr meines Wolfes, bevor ich meine Hände über seiner Wunde ausbreitete.
„Sheya, wir vermögen es nicht, Tiere zu heilen! Und wir wissen nicht, was das für Folgen hat!"
Unruhig versuchte Frieda mich davon abzubringen.
Doch nicht einmal Hunter hätte das jetzt geschafft.
„Sheya. Ich bin da. Tu was du für Richtig hälst."
Er liess sich auf meiner anderen Seite nieder und ich atmete tief ein.
Er gab mir Kraft. Er glaubte auch, das sich es schaffen würde. Vermutete ich zumindest.
Ein blick in seine grün leuchtenden Augen verriet mir, dass ich richtig gedacht hatte.
Dann schloss ich die Augen.
Ich sog jegliche Energiereserven in mir zusammen und liess sie in elektrischer Wärme durch meine Arme strömen.
Weiss, leuchteten sie, als hätte mein Arm plötzlich kein Fleisch mehr und bestünde nur aus weissen Muskelfasern.
Dann strahlte das Licht lautlos und friedlich auf meinen Wolf hinunter.
Zuerst streifte es das Fell, danach grub es sich tief in seine Wunde hinein und schien seinen Körper damit aufzufüllen.
Ich sah wie er durch das Fell hindurch leuchtete wie der Mond am Nachthimmel und wie seine Atmung kräftiger wurde.
„Es klappt...ich schaffe es."
Flüsterte ich und es spornte mich an, noch mehr Energie in das Heilen meines Seelenverwandten zu stecken.
Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen, während ich unablässlich den verletzten Wolf mit heilendem Licht versorgte.
Ich wusste nicht, wie lange ich das noch durchhalten würde, meine Reserven waren am Ende.
Ich hielt den Lichtstrahl nur noch mit blosser Willenskraft aufrecht.
Dann brach plötzlich all das Licht aus meinem Wolf heraus, blendete uns und schien so hell wie tausend Sonnen.
Ich fuhr zurück, musste die Augen schliessen, genau wie alle andern.
Erst als ich es wagte, wieder blinzelnd und zögernd die verwirrten Augen zu öffnen, liess das Licht langsam nach und verteilte sich in Form von feinem Dunst im Raum.
Beinahe greifbar.
Und als ich den Blick senkte, stockte mir der Atem.
An der Stelle an der mein Wolf gelegen hatte, kauerte nun ein Mann.
Er hatte die Beine angezogen und die nackte, helle Haut leuchtete noch leicht.
Seine Haare waren schwarz, doch die Spitzen glänzten weiss wie das Mondlicht.
Wie Ace' Fell.
Ich wagte es nicht, mich zu bewegen.
Was hatte ich getan?
Dann schlug er die Augen auf.
Leuchtende, eisblaue Augen.

Es war ein Moment des Schocks gewesen, der mich sprachlos zurück gelassen hatte.
Doch es war keine Zeit geblieben.
Das Reich war gespickt mit Toten, die die Gassen mit ihrem Blut speisten und dem Königreich einen neuen Namen einbrachten.
Die rote Festung.
Nur wenige Bürger der Stadt waren der Schlacht zum Opfer gefallen, die meisten hatten sich in den Häusern versteckt und feierten nun mit ihren Rettern den Elfen, Elben und Elafrÿs, sowie den wenigen verbliebenen Gnomen, das befreite Reich.
Ich war nicht dabei, deswegen wusste ich nur un detailliert was beim Fest an jenem Abend geschehen war.
Die Bänke sollen so lange gewesen sein, dass die gesamte Streitmacht, die ich aufgebaut hatte, Platz gehabt haben soll.
Die Speisen sollen prächtig geschmückt gewesen sein, goldene Stäbchen und grüne Blätter verzierten das tropfende, goldene Fleisch.
Musikanten sollen gespielt haben. Ein so fröhliches Lied, wie es die rote Festung seit dem Tod ihres alten Königs nicht mehr vernommen hatte.
Viele hohe Elbenherren oder Gnome hatten den Thron den ganzen Abend über angestarrt, so wurde es mir erzählt.
Doch den Thron bestieg noch am selben Abend Lexa, die letzte Hexe, die nicht in den Verliessen des Schlosses schmorte.
Sie sollte als Unparteiische das Königreich zu neuer Blüte führen.
Ich freute mich für sie. Sie hatte mich gerettet und nun hatte sie es verdient, eine Krone zu tragen.
Ich wusste, dass sie eine gute Herrscherin sein würde.
Nicht so, wie ich es gewesen wäre.
Der Abend soll perfekt gewesen sein.
So berichteten mir die Elafrÿs, die sich selbst am allermeisten feierten und nun endlich auch von den Verbündeten Völkern wieder akzeptiert worden waren.
Hunter und ich, wir befanden uns in meinem alten Schlafgemach.
Ich sass auf einem Hocker neben dem Bett, in welchem Ace in die Decke zusammengekauert schlief und Hunter lehnte mit finsterem Blick an der Türe.
„Du musst nicht hier sein Hunter. Mir geht es gut."
Er bedachte mich mit einem angepissten Blick.
„Ich weiss. Aber ich weiss noch nicht, was ich von diesem erschaffenen Menschen halten soll."
Er wies mit dem Kinn zu meinem Schlafenden Ex-Wolf.
„Ace würde mir nie etwas tun."
Er zuckte die Schultern und strich sich durch das dunkle Haar.
„Du hast Frieda gehört. Wir wissen nicht, als was er zurück gekommen ist."
Erbost stand ich auf und wedelte mit dem Finger vor seinem Gesicht herum.
„Hast du mich nicht gehört? Er würde nie..."
Seine Hand schob sich durch die Strähnen meines Hinterkopfes und neigten meinen Kopf dann leicht zurück. So unendlich sanft.
„Ich hoffe es für ihn. Denn sonst spürt er meinen Fuss in seinem Arsch."
Ich lächelte leicht und seine Lippen berührten mein Kinn, bevor er mich sanft, so zärtlich küsste.
Ich schmolz zwischen seinen Händen und er gab einen kehligen, angenehmen Ton von sich.
Mein Körper begann zu prickeln, beim Gedanken wo es letztes Mal geendet hatte, als wir uns geküsst hatten.
Seine Finger fuhren unter mein Oberteil und elektrisierten meine Haut mit ihrer blossen Berührung.
Ausser Atem löste ich mich. Da gab es etwas, was ich wirklich loswerden wollte.
„Hunter...ich, ich mag dich."
Er grinste und seine Augen leuchteten auf.
„Ich weiss, Wölfchen. Ich weiss."
Erwartungsvoll blickte ich ihn an und er wurde ernst.
Sein Blick schweifte über mein Gesicht und noch immer berührten sich unsere Oberkörper.
„Weisst du was Wölfchen?"
Ein wenig gescheites Mmm? Entwich meiner Kehle.
„Ich glaube ich..."
Die Tür flog auf und Hunter drehte sich knurrend um.
„Das passt gerade gar nicht!"
Sebastian, der seinen verbrannten Kopf durch die Türe streckte, blitzte ihn herablassend an.
„Du passt mir genauso wenig, Dämon!"
Zischte er.
Ich verdrehte die Augen, ich wollte so schnell wie möglich dort weiter machen, wo wir stehen geblieben waren.
„Was ist los, Sebastian?"
Fragte ich grob und der finstere Blick des Elafrÿs traf mich.
„Sheya, wir haben ein gewaltiges Problem."
Ich liess die Hände sinken und ein Schatten fiel über Hunters Augen.
„welches?"
Sebastian blickte kurz misstrauisch zu Hunter, bevor er den Mund öffnete.
Und den ganzen Moment zerstörte.

~Ende Band zwei~

Ich bin unheimlich glücklich, dass ihr auch so viel Freude am zweiten Band der Reihe hattet und hoffe ihr seid auf für Band drei zu gewinnen :)
Zudem eine Frage: was für ein Problem könnte denn jetzt schon wieder vor der Tür stehen? ich bin sicher ihr erratet es...und wenn nicht, erfahrt ihr es ja, wenn ihr Umblättert^^
Love you
Tala

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt