Chapter 16~Krieg der dunkeln Mächte

4.9K 403 50
                                    

Ich hörte wie sie das Horn bliesen.
Kräftig schallte es über die Weite und die eingedämmerten Wachen auf den Mauern schreckten hoch. Sie würden die Ersten sein, die starben. Auch wenn ich nicht wusste ob sie dem Namenlosen aus Loyalität oder aus Angst folgten. Das war momentan egal.
Kurz darauf hörte man das Geheult der Wölfe, die wie Pfeile aus dem Unterholz geschossen kamen.
Ace hielt neben mir an und betrachtete mich aus seinen eisigen Augen. Liebevoll strich ich über sein Fell.
„Auf in den Kampf, mein Gefährte."
Er jaulte und hielt sich mit den anderen Wölfen auf meinen Befehl hinter uns.
„Pass auf dich auf, Wölfchen. Ich will den Elafrÿs nicht den Verlust ihrer Königin erklären müssen."
Ich schmunzelte und spürte die Hitze in meinen Wangen, als ich daran dachte wie mich seine Hände noch vor wenigen Stunden berührt hatten.
Hunter stand neben mir, den dunkeln Mantel über die bereiten Schultern gelegt, die Kapuze über den Kopf gezogen.
Aus dem Schatten seines Gesichtes sah man nur noch zwei hell leuchtende grüne Augen.
„Los!"
Ich begann langsam auf die grossen Mauern zuzugehen, die sich vor uns erstreckten.
Mein Blick war auf die Mauer gerichtet, an deren Zinnen nun Bogenschützen auf uns zielten.
Ich konnte die Pfeile in der Sonne blitzen sehen, während sie auf ein Zeichen warteten.
Anders als erwartet, war es leise.
Niemand sagte etwas, es war die Ruhe vor dem Sturm.
Langsam ging ich weiter über das Gras, in einer geraden Linie mit all meinen Elafrÿs.
Unsere Wölfe hinter uns, unruhig die Zähne fletschend.
Dann kamen die Elben.
In goldenen Rüstungen, das weisse Haar glatt gekämmt und leichtfüssig, spannten sie ihre Bögen im Gleichtakt. Keinen einzigen Fehler.
So waren nun die Pfeile beider Seiten aufeinander gerichtet.
Es war still, man hörte den Wind rauschen und an den Bögen und Schwertern entlang streichen. Noch waren sie sauber und glänzten im Licht der Sonne, vor die sich langsam dunkle Wolken schoben.
Auf seinem mächtigen Hirsch trabte Aramis langsam zwischen seinen Reihen auf und ab, sein Haar bewegte sich wie flüssige Diamanten um sein ebenes Gesicht.
Seine Augen waren kalt, abschätzig.
Dann hielt er sein schnaubendes Tier an und hob die Hand.
„Schickt den Pfeilhagel!"
Das war das Zeichen. Die Pfeile lösten sich und mit einem Zischen flogen sie über den Köpfen der Elafrÿs auf die Soldaten der Mauer zu, die ihrerseits ebenfalls auf uns schossen.
„Jetzt!"
Schrie ich und riss die Arme hoch.
Ein Feld aus pulsierender Energie entstand und breitete sich durchsichtig von meinen Handflächen aus.
Meine Artgenossen taten es mir gleich, langsam breitete sich die Welle aus und umgab uns wie ein Schild, von dem die Pfeile der Soldaten machtlos runter fielen und sich in den Boden vor unseren Füssen bohrte.
Ich spürte den Schweiss auf meiner Stirn, die Hitze die sich in mir ausbreitete war enorm.
Und sie wurde stärker, je weiter wir das Schild wachsen liessen.
Langsam verschwammen die einzelnen Felder und ein Knistern breitete sich aus.
„Auf deinen Befehl, Sheya."
Wisperte Lexa hinter mir, die den Blick grimmig nach vorne gerichtet hatte. Sie hatte sich gut erholt und war bereit für ihre Rache.
„Jetzt!"
Widerholte ich mich und mit einem kraftvollen Schrei stiess ich die Druckwelle von mir weg.
Es war als würde man im Gym eine Hantel von sich weg drücken, so schwer war es, die Welle in die richtige Richtung zu lenken.
Doch es klappte.
Sie entlud sich mit einem Schlag und rauschte wie ein Tsunami auf die Mauer zu.
Die Soldaten schrien auf, sprangen von der Mauer runter oder duckten sich.
Dann war der Himmel dunkel geworden und indemselben Moment, in welchem die Druckwelle auf die Stadtmauern prallte hallte ein dröhnender Donnerschlag über den Himmel.
Sie krachte gegen den Stein und spaltete ihn in hunderte Teile, die in einer einzigen, riesigen Explosion durch die Luft flogen und irgendwo auf Häuser und Wiese prallten.
Es rauchte kräftig, doch als sich der Rauch verzogen hatte, klaffte eine grosse Lücke in dem breiten Stein der Mauer, die mehrere Meter total zerstört worden war.
Dahinter versuchten sich die Soldaten neu zu formieren, ich konnte ihre Nagst jedoch spüren.
Genauso wie die Wölfe.
Regen begann auf uns nieder zu prasseln und durchnässte mich innert Sekunden.
Doch er löschte auch die Feuer der Stadt und tauchte den ganzen Kampf in eine düstere Atmosphäre.
Ich schwang mich auf Ace, als wären wir alle eine Person taten die Elafrÿs es mir gleich.
Wir hielten die knurrenden Tiere zurück, die sich immer wieder nach vorne warfen.
Sie wollten Knochen zerbeissen. Und das liessen wir sie nun auch tun.
Ich hob eine Faust in den Himmel und meine Augen begannen weiss zu leuchten.
Ich stiess einen Kampfschrei aus, der um das Tausendfache von Elben und Elafrÿs erwidert wurde, was mir eine Gänsehaut über den Körper jagte.
Dann liess ich Ace freien lauf.
Er schoss los, sprang mit den anderen Wölfen über die Trümmer der Mauer und krachte direkt in einen Soldaten.
Ich hielt mich auf seinem Rücken und während er ihm den Helm mitsamt seinem Kopf abriss, stiess ich mein Kurzschwert in die Brust eines anderen Angreifers.
Langsam stieg das Adrenalin in mir hoch und ich konnte das Blut riechen, welches sich mit dem Regen vermischte und durch die Strassen floss.
Ich vertiefte mich voll und ganz in den Kampf, der sich in die Gassen der Stadt verschob.
Die Soldaten warfen uns Karren aus Holz in den Weg, während sie sich zurückzogen.
Doch die Wölfe zerstörten sie mit einem Prankenhieb und stürzten sich auf sie, mit ihren Reitern auf den Rücken, die tödliche Flüche murmelten und die Soldaten Reihenweise umkippen liessen.
Ich hob den Blick einmal vom Kampfe auf, Blutspritzer auf meinem Gesicht verteilt.
Wölfe lagen auf den Strassen, daneben ihre Reiter, auch einige Elben, doch die Soldaten hatten die grössten Verluste zu bekennen.
Ich sah zu den Dächern hoch und erkannte die Elben, die lautlos wie ein Todesschwadron über die Dächer rannten, ihre grünen Umhänge wehten im Winde.
Soldaten die rauf kletterten stiessen sie mit ihren gebogenen Schwertern wieder runter oder erledigten sie in einem Streich.
Unaufhaltsam näherten sie sich dem Schloss, welches zuhinterst stand und bei welchem ich bereits wie eine Schar Mücken die Elfen kreisen sehen konnte.
Wir Elafrÿs führten den Kampf weiter in der Stadt.
Ich sah aus den Fenstern ängstliche Gesichter kucken, ab und zu wurden Fensterläden geschlossen oder Kinder schrien vor Angst.
Doch jede Gasse die wir hinter uns liessen, lag ruhig und von Soldaten gepflastert da.
Mein Volk liess keinen am Leben, auch nicht die die ihre Helme abzogen und bettelten.
Ich konnte in ihren Gesichtern Mordlust und Macht sehen. Etwas, das sich nicht leicht bezwingen lassen würde.
„Sammelt euch!"
Rief ich mit rauer Stimme und Ace lief mit schweren Schritten im Kreis, während die Elafrÿs sich um mich herum aufstellten.
„Wir müssen die Stellung so lange halten, bis die Gnome uns die Türen öffnen, verstanden?"
Schrie ich gegen das Donnern des Himmels an und Wasser wusch mir das Blut wieder vom Gesicht.
Ace war durchnässt, genauso wie Hunter, der sein Pferd neben mir anhielt und mich von oben bis unten musterte.
Dann schnalzte ich mit der Zunge und die Bellenden Wölfe stiessen sich gegenseitig zur Seite, als wir auf das Tor des Schlosses zujagten.
Die Elben kletterten bereits Geschickt die Wände hoch und lieferten sich einen Kampf mit den Wachen auf den unzähligen, kleinen Türmen.
Das Schloss war eine Festung, die man nur von innen knacken konnte.
Wir mussten uns jetzt also voll und ganz auf die Gnome verlassen, dass sie uns rein liessen, bevor wir Pfeilfutter wurden.
Wir hielten vor dem Tor an, welches geschlossen und gross vor uns lag, das goldene Gestein verziert mit der Geschichte der Ahnen.
Die Pfeile hagelten auf uns und diejenigen die wir nicht aufhalten konnten, trafen Elafrÿs, die keuchend von ihren jaulenden Wölfen fielen.
Ich spürte jeden einzelnen Verlust. Ich spürte sie alle und jedes Mal drehte sich die Welt für einen kurzen Moment.
Von den Mauern fielen Elben und knallten verrenkt auf den Boden, doch auch fiele Soldaten fanden ihren Tod am Boden vor dem Schloss, für welches sie ihr Leben geopfert hatten.
Ich konnte keine Hexen erkennen, die sich sonst immer auf den Türmen den Soldaten angeschlossen hatten.
Wir warteten, sassen den Kampf aus und zogen uns Verluste zu.
Hunter, der mit einem Strahl aus Schatten gerade einen Schützen von seinem Posten heruntergeholt hatte, wandte sich mir zu.
Wasser rann zwischen seinen leuchtenden Augen hindurch, das schwarze Haar klebte an seiner Stirn und ich hätte ihn gerade nur anstarren können.
Trotz der Wunden an meinen Armen und Beinen.
„Wir warten schon viel zu lange! Wo bleiben sie?"
Rief er mir zu und ich schüttelte nur den Kopf.
Aramis hatte hinter uns die Elben neu formiert, die nun reglos dastanden, einen Schildwall bildeten und die Pfeile abwehrten.
Es schien, als würde die Hölle des Kampfes zum Stillstand kommen.
Wir konnten weder zurück noch vorwärts.
„Wenn das noch lange so bleibt schickt er neue Soldaten...hier sind wir unterlegen!"
Ich beobachtete wie einige Elfen wie Regentropfen auf die Erde fielen und ihre kleinen Körperchen von dem Wasser getroffen und beinahe weggespült wurden.
„Du hast Recht. Wir können nicht mehr warten."
Ich richtete den Blick auf das Schlosstor und sah dann zu Hunter.
Es brauchte keine Worte. Er verstand.
„Haltet den Wall!"
Rief ich den Elafrÿs zu, deren Gesichter verzerrt vor Anstrengung waren, den unsichtbaren Schutzschild aufrecht zu erhalten.
Die Wölfe fletschten die Zähne, doch jeder Tat was ich sagte. Das war neu.
Langsam lenkte ich Ace an der Seite von Hunter vor das Tor und legte langsam die Hände ab das kühle Metall.
Hunter tat es mir gleich.
Umringt von unserem Heer standen wir nun da.
„Das darf nicht scheitern."
Murmelte ich und Hunter drehte mein Gesicht zu sich.
„Wird es nicht. Auf drei."
Ich nickte und atmete ein, jetzt musste alles klappen.
„Eins."
Ich begann die Energie durch meine Arme zu jagen, sodass sie mein Blut in Wallung brachte.
An meinen Handflächen begann es zu kribbeln.
„Zwei."
Meine Augen färbten sich schwarz und Energie kroch langsam die Türe entlang, wie eine Ranke aus tödlichen Flüchen, wand sie sich nach oben.
Hunter tat dasselbe und seine Schatten vermischten sich mit dem Schwarzen Netz meiner Flüche.
„Drei."
Flüsterte ich und stiess einen Schrei aus.
Es knallte lauter als der Donner und Hunter und ich wurden zurückgeschleudert.
Das Tor knarrte und dann flog es aus seinen Schrauben und das Metall zerknitterte zu Kugeln, wie es Papier tun würde.
Sie schwebten in der Luft und mit einem verzerrten Gesicht hielt ich sie aufrecht.
Ich konnte dahinter Hexen und Soldaten erkennen. Sie hatten sich bereit gestellt, und sie waren viele.
„Macht euch bereit zu sterben."
Knurrte ich dann und stiess die Kugeln direkt in sie hinein.
Mit einem Knall landeten sie auf dem Boden und überrollten und zerquetschten dann jeden, der sich nicht schnell genug in Sicherheit brachte.
Kurz schrien sie auf, was mir genug Zeit gab, meinen Blick über die Eingangshalle schweifen zu lassen.
Sie war gesäumt mit Gnomen, die auf dem Boden lagen und schwarzes Blut bluteten.
Sie hatten es nicht geschafft, die Türen zu öffnen.
Die Hexen waren zu stark gewesen.
Nur wenige Gnome erkämpften sich noch einige Meter Platz in dem Getümmel.
Dann schnellte Ace vor und ihm folgten alle noch stehenden Wölfe.
Auch die Elben segelten über unsere Köpfe hinweg direkt in die Reihen der Soldaten und die Elfen surrten wie übergrosse Fliegen an der Decke herum und schossen ihre tödlichen, winzigen Pfeile.
„Die Hexen gehören uns."
Knurrte Sebastian, einer der willigsten Kämpfer meines Volkes und stürzte sich auf die Hexen.
Ein wispern erfüllte die Luft.
Es hiess sie gegen wir.
Normale Waffen waren hier falsch.
Alles was zählte, war die Macht.
Jeder gegen jeden.
Ich wurde von Ace gestossen, der sich sofort Wand und zwei kreischende Hexen unter sich begrub.
Ich rappelte mich vom Boden auf und wurde von einer Hexe quer durch die Luft geschleudert.
Ich keuchte auf und hob die Hände.
Mitten in der Luft blieb ich stehen und richtete den wütenden Blick auf die Frau, die murmelnd ihre Finger auf mich gerichtet hatte.
„Nie wieder."
Knurrte ich und schwarze Flüche strömten in Massen aus meinen Fingern, auf die Frau zu und durch sie hindurch.
Ihre Haut begann zu reissen und unter dem aufgerissenen Mund zersprang sie wie Porzellan in tausend Stücke.
Ich fiel zu Boden und landete auf den Füssen, direkt hinter einer Hexe.
Ich schlang meinen Arm um ihren Hals und tausend kleine Schnitte bohrten sich von meinem Arm her in sie hinein, sodass ich schlussendlich nur noch die eine Hälfte ihres Körpers in meinen Händen hielt.
Ich wusste nicht wieso mich der Kampf so mitriss, wieso ich grausamer war als nötig oder wieso es mir Spass machte.
Doch ich wusste nur zwei Dinge.
Die Elafrÿs spürten alle dasselbe. Ich verstand nun, wieso wir Kriegsmaschinen waren und wieso so grosse Angst vor uns verbreitet war.
Und ich wusste, dass wir gewannen.

Meint ihr sie könnte sich irren? Was haltet ihr vom finalen Kampf? Ich hoffe ihr konntet euch etwa vorstellen, was gerade passierte^^
Seid gespannt auf den weiteren Verlauf und schreibt eire Vermutungen über den Ausgang in die Kommis!
Love
Tala

Fluch der Küsse*beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt