Jetzt standen wir alleine zwischen den hell gestrichenen Wänden.
Die Pflanzen waren grüner als je zuvor und die Sonne schien in den Gang hinein.
"Es stinkt nach Hexen."
Knurrte Leena und trat näher zu mir.
Die beiden anderen bildeten ebenfalls einen Kreis.
Nahe zusammengerückt standen wir da.
"Wir sollten den Gang runter laufen. Vielleicht schaffen wir es bis dorthin."
Ich kniff die Augen zusammen.
Weit und breit keine Seele zu sehen.
"Das ist doch genau das was die wollen."
Murmelte ich und Cole schüttelte den Kopf.
"Denkt ihr er lebt noch?"
Ich nickte fest überzeugt.
"Ja..sonst würde es hier anders aussehen."
Hoffte ich jedenfalls.
Er hatte mich viel zu früh losgeschickt.
Er hatte so viel Wissen, doch er hatte mich nicht für bereit gehalten.
Hoffentlich war es jetzt nicht zu spät, es noch zu erfahren.
Und laut den Erzählungen war er ein guter König, so einen wie dieses Land brauchte.
"Ich habe ein ungutes Gefühl."
Ace' s Körper begann zu virbrieren. Er knurrte so tief dass es mir eine Gänsehaut über den Körper laufen liess.
"Sie kommen."
Flüsterte Leena und stellte sich näher zu uns.
Wir waren bereit.
Die Schatten sogen die Geschwister zu sich wie Magnete, von überall her sammelten sie sich.
Ace Zähne waren gefletscht und ich sollte da ganz sicher nie dazwischen gekommen.
Genauso wenig wie unter Coles Schwert, dass das Licht brach und im ganzen Gang verteilte.
Und ich, ich hatte mehr als genug Flüche zu verteilen.
Als erstes hörten wir ein Kreischen.
Ohrenbetäubend und so grill dass die Scheiben zu wackeln begannen, bis einige davon in tausend Splitter zerfielen; die auf uns hinab regneten.
Dann hörten wir die Schritte.
Besser gesagt das tosende Meer aus rachsüchtigen Hexen die auf uns zu geschwemmt kamen.
Von der linken Seite des Ganges, in die Rechte war der einzige Weg zur Flucht und dort befand sich der Thronsaal.
Dann sahen wir sie, rasende Biester, ihre Gesichter schön, jung oder alt.
Doch ihre Augen hässlich wie ihre Seele.
Ihre Finger waren allesamt gekrümmt und ihnen folgte eine Welle von wispernden Worten, die in der Luft herum flogen als wollten sie sie vergiften.
Sie hakten sich in meinen Ohren fest und ich musste den Kopf schütteln, um die tuschelnden Stimmen los zu werden.
"Seid ihr bereit?"
Fragte ich und hob meine Hände.
Sofort regte sich die Dunkelheit in mir, als schwerer Kloss in meinem Innern.
Sie verflüssigte sich und fand durch meine dunkeln Adern den Weg in meine Finger, die sich schwarz wie Kohle färbten.
Sie wurden klamm und kalt, ich spürte meine Finger nicht mehr.
Nur die bebende negative Energie darin, die ich auch einsetzen wollte.
"Aber jederzeit."
Kam es von Hunter trocken und wir alle spannten uns an, während die Hexen auf uns zugestürmt kamen.
Dann schoss ich, direkt in den Haufen der Wesen, die sich wie ein Tsunami vor uns aufbäumten und ins überrollten.
Die Flüche flossen nur so aus meinen Fingern.
Mit voller Wucht schossen sie in die Menge und jede getroffene Hexe sank zu Boden.
Ein grosses Loch in der Brust, Blut dass aus den Ohren lief oder explodierten Körperteile.
Die Flüche die ich aufgenommen hatte waren sehr vielseitig.
Schon ironisch dass ihre eigenen Flüche auf sie zurück kamen. Irgendwie gerecht. Vielleicht war ja ich das, was man in meiner Welt Karma nannte.
Hunter schoss Pfeile aus Schatten auf die Biester.
Einige wehrten ab, doch viele knallten an die wände und bald hörte ich überall Schmerzensschreie.
Leena schwang ihre Peitsche über unseren Köpfen und bei jedem Knallen fielen einige Hexen zu Boden.
Doch sie wurden einfach nieder getrampelt, immer mehr kamen herein.
Als wollten alle die Ehre haben, uns zu zerstören.
Doch auch Cole metzelte sie nieder, mit solch einer Wut in den hellen Augen dass sie beinahe schwarz wirkten.
Doch es waren viele und sie waren auch nicht wehrlos.
Als erstes krallten sie ihre Nägel in Hunters Arme, während er sie mit einem Wall aus Macht von sich weg schleuderte, sodass sie an die Wände prallten und daran hinab sanken.
Doch es kamen neue und überrannten ihn wie Ameisen einen Falter.
Überall krallten sie sich fest und wisperten Worte, die Hunters Fluch zu wachsen beginnen liessen.
Er stöhnte und fiel auf die Knie.
Dann gab Leena nach.
Sie versuchte zu ihrem Bruder zu gelangen, indem sie sich den Weg frei machte, ein Haufen von Köpfen rollten hinter ihr auf dem Boden.
Doch dann stürzten sie sich von hinten auf sie.
Ich versuchte weitere abzuhalten; doch ich hate meine Gabe noch nicht ganz verstanden.
Ich konnte sie nicht befehligen.
Sie kam eher dann wenn sie Lust darauf hatte, also konnte ich mich nicht immer dazu durchringen; zu schiessen.
Coles Schwert hielt die Biester auf Abstand, doch ein ring bildete sich um ihn, sodass er sich plötzlich ab den Kopf fasste und keuchte.
Die Luft um ihn herum schien zu vibrieren und er sank auf die Knie.
Kaum fiel ihm das Schwert klirrend auf den Boden, stürzten sie sich auf ihn.
Ace und ich waren zu einem Wesen verschmolzen.
Er stürzte sich auf die Hexen, zerfetzte sie mit seinen Klauen und riss den Kopf hin und her, dass das Blut nur so spritzte.
Ich sass wie festgenagelt auf seinem Rücken, folgre jedem Sprung federnd und hatte das Gefühl, ein Teil von ihm zu sein.
Die Hexen griffen nach meinen Beinen, zogen daran, doch ich liess Flüche auf sie prasseln wie Wasser.
Immer weiter, ich spürte die Kugel schrumpfen: immer weiter schöpfte ich den Vorrat ab Dunkelheit aus.
Meine Finger begannen zu schmerzen, als ich mühsam mehr Flüche durch sie hindurch pumpte.
Bis ich nicht mehr konnte.
Meine Vorräte waren erschöpft, und dieses Mal war es nicht die gute Seite.
Aber ich konnte sie nicht mit Heilung bestrafen...
Geschockt sah ich meine Finger an, in die langsam wieder Farbe hinein lief.
"Nein...das kann doch nicht..."
Schlechter Zeitpunkt.
Darauf hatten die Hexen wohl gewartet, denn jetzt kletterten sie an Ace' Flanken hoch und kratzten mit, zogen an meinen Kleidern und an meinen Haaren, bis ich von ihm hinunter lief.
Es waren so viele wütende Gesichter dass ich mir nicht mehr zu helfen wusste.
Ace schlug um sich und packte einige an den Köpfen um sie weg zu schneidern, doch die Hexen richteten ihre ekelhaften Hände auf ihn und er fuhr winselnd zurück.
Wir wehrten uns tapfer; doch wir alle wurden nieder gerungen.
Wir waren nicht einmal bis zum Thronsaal gekommen. Wir versagten gerade.
Ich spürte den Kloss in meinem Hals, och atmete schnell und schmeckte Blut und Schweiss im Gang.
Die, vorher so reinen, Steine waren voller Blut, das sich langsam in Richtung Thronsaal bewegte.
Und wir auch.
Uns schleppten die zischenden Hexen auch mit.
Ihre Gewänder waren bunt, zerrissen und blutig.
Doch für so fein Gebaute Frauen waren sie verdammt stark und konnten sogar Ace zum Laufen bringen.
Mein armer Wolf...ich konnte seine Schmerzen mental spüren und es trieb mir beinahe die Tränen in die Augen.
Daran war ich schuld, dass er nun litt.
Die Türen öffneten sich auf eine Bewegung der Hand, die die Hexen vollführten und schwangen nach innen auf.
Sie brachten uns in den Thronsaal.
Das war kein gutes Zeichen.
Ich war auf den Knien, doch an den Armen schleiften sie mich hinein, genau wie die Anderen.
Denn niemals wäre ich freiwillig mitgelaufen.
Meine Knie schabten sich blutig, doch den Schmerz spürte ich gar nicht, denn mein Blick flog gehetzt im Raum herum.
Mit dem einen Ziel; den König zu finden.
Als erstes sah ich die Wände, sauber, keine Kampfspuren zu sehen.
Dann sah ich die vielen Wachen.
Si standen alle hier, gerade in Reih und Glied aufgestellt und mir dem Wappen des Königs auf der Brust.
Sie würdigten uns nicht eines Blickes, standen nur da wie Statuen, als die Hexen uns hinein brachten.
Ich würde über den kalten Stein geschliffen und dann etwas vor dem Thron fallen gelassen.
Ich schaffte es geradeso meine Hände den Sturz abfedern zu lassen.
Neben mir wurden Hunter und Leena auf die Knie gestossen, daneben Cole.
Sie sahen alle schlecht aus.
Blutend und zerkratzt.
Doch Hunter war am schlimmsten getroffen worden, die Male hatten sein gesamtes Gesicht übernommen.
Ich sah ihn zittern und wusste, dass der Fluch bald seinen tödlichen Punkt erreicht hatte.
Und ich konnte ihm nicht einmal helfen.
Langsam hob ich den Blick; vorbei an den Wachen die sich versetzt die Stufen hinauf aufgestellt hatten und die Lanzen auf uns gerichtet hielten.
Nur für den Fall dass wir die tobenden und wütenden Hexen hinter uns vergassen.
Beinahe hätte ich geschnaubt, doch dann hätten meine Glieder noch mehr geschmerzt.
Dann erreichte mein Blick den Thron, neben dem die alte Hexe stand, die mir eine so dunkle Zukunft prophezeit hatte. Und nun trat sie wohl wirklich auf.
Auf dem Thron aber, umringt von den Schwanenflügeln, sass der alte König.
Die Krone drückte sein graues Haar schwer nach unten und sein Gesicht war verzerrt, Trauer, Reue und Schmerz, eine Mischung aus alledem.
Seine Hände krallten sich in seinen Mantel und als er uns sah, wollte er sich wehren.
Doch das ging nicht.
"Nein, nein, nein, das Ganze hatten wir besprochen! Das solltest du doch lassen, Vater!"
Tadelte ihn ganz gemütlich eine Person nebenan.
Ich erkannte den gebückten Körper; die langen fettigen Haare und die krüpplige Haltung.
Es war der Minister...sein treuster Berater.
Und er nannte ihn Vater?
Als hätte er mich gehört wandte er sich mit breitem Lächeln mir zu.
"Ah wie schön dich wieder zu sehen Sheya...ich wünschte nur es wäre unter schöneren Umständen."
Er klang aufrecht bedauernd.
Ich kniff die Augen zusammen.
"Du hast ihn verraten!"
Knurrte Cole und eine Wache schlug ihm ins Gesicht, sodass er Blut spuckte.
"Nein, so ganz stimmt das nicht. Ich denke es ist Zeit für eine kleine Geschichte."
Begeistert sah er in die Runde, als hätte er alle Zeit der Welt.
Ich versuchte mich aufzurichten, doch eine Hexe drückte mich am Nacken zischend hinunter.
"Nun, neben Cole hat der König noch einen weiteren Sohn bekommen! Von einer der Dienerinnern hier.
Doch er war verkrüppelt und nicht schön anzusehen!"
Er hob die Hände die etwas zu lang und schmal waren.
"Er versteckte ihn, Niemand weiss was mit seiner Mutter passiert ist. Er hat nie einen Namen bekommen, oder weiss einer von euch wie ich verdammt nochmal heisse?"
Schrie er uns an und ich konnte Spucke Tröpfchen auf meinem Gesicht spüren.
"Nein, niemand."
Seine Stimme war wieder sanft und engelhaft, als würde er mit einem Kleinkind sprechen.
"Wahrscheinlich hat mein Vater ein schlechtes Gewissen bekommen und mir deshalb eine hohe Stellung an seinem Hofe verschafft...doch niemals hast du mich Sohn genannt! Niemals hast du mich angesehen wie du Cole angesehen hast!"
Er schlug seinem Vater ins Gesicht; der mit voller Wucht gegen die Lehne knallte und benommen sitzen blieb.
Cole knurrte und ballte die Hände zu Fäuste.
Die Augen des Namenlosen huschten zu seinem Halbbruder.
"Oh ja, er liebt dich so sehr, du bist von allen sein Lieblingssohn."
Meinte er spöttisch.
"Nun, aber jede Geschichte braucht einen Wendepunkt."
Seine Miene kühlte ab und er drehte sich zum König, der zuerst Cole, dann mich ansah und Tränen in den Augen hatte.
"Tu es nicht! Du musst das nicht tun!"
Schrie ich, als er langsam einen Dolch aus seinem schwarzen Umhang zog.
Er lächelte ein schiefzahniges Lächeln und drehte den Kopf kurz zu mir.
"Ich weiss."
Dann schnellte seine dünne Hand vor und ich hörte Coles erstickten Schrei, als der König zusammen zuckte.
Seine blasse und papierartige Haut begann sich rot zu färben, aus seiner Kehle quollen Unmengen an Blut und sein verzweifeltes Ringen nach Luft, verursachte Schmerzen in meinem Herz.
Er lebte noch, die Hände an die Kehle gepresst, im kläglichen Versuch, nicht an seinem Blut zu ersticken.
Doch der Namenlose stiess ihn vöm Thron, sodass er auf die Stufen vor ihm fiel, verrenkt blieb er liegen, Blut lief über seine Kleidung hinab und seine Augen wurden Matt. Verloren ihren Glanz und ihr Leben.
"Der alte König Stirbt. Hoch lebe der Neue."
Langsam verstummte das Ächzen des gequälten, alten Mannes, den ich als so gütig und weise kennen gelernt hatte.
Cole schrie den Namenlosen an und wünschte ihm schlimmeres als den Tod, während Leena und Hunter nur auf den sterbenden König sahen.
"Ihr müsst ihm doch helfen!"
Schrie ich die Umstehenden Wachen an, die bewegungslos zusahen, wie ihr Herrscher zu Grunde ging.
Keiner rührte auch nur einen Finger, dabei hatten sie ihm sicherlich die Treue geschworen.
Und auch ein Mensch ohne Schwur hätte solch eine Gräueltat doch nicht ignoriert!
"Er ist euer König!"
Meine Stimme klang schrill, als ich versuchte sie dazu zu bewegen, den blassen Mann irgendwie zu heilen.
Doch dieser bewegte sich nicht mehr und seine leeren Augen sahen direkt in die Kuppel des Saales auf, als hätte er gesehen, wohin ihn der Weg seiner Seele als nächstes führte.
Der neue König lachte.
Ein Lachen dass mir durch Mark und Bein ging.
Am liebsten wäre ich ihm an die Kehle gesprungen, doch da waren immer noch dutzende wütende Hexen hinter mir die das nur zu gerne verhinderten.
"Nein. Ich bin jetzt ihr König."
Verächtlich sah ich zu ihm auf.
Gelassen nahm er die Krone vom fahlen Haupt des Toten vor ihm und setzte sie sich feierlich auf das spärliche Haar.
"Du kennst diese Welt nicht Elafrÿ. Er war ein schwacher König, nicht imstande die Regeln dieses Landes aufrecht zu halten.
Es brauchte einen Stärkeren, und dieser Jemand bin ich.
Seine Ära ist vorüber, nun ist meine Herrschaft an der Reihe."
Er grinste und wies vielsagend in die Runde der schweigenden Wachen, die ihre Lanzen so gerade hielten wie ihren Rücken.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
"Und das haben sie erkannt. Genauso wie meine Verbündeten."
So dumm konnten sie doch nicht sein.
Von den Hexen hatte ich nichts anderes erwartet. Wenn sie den Namenlosen auf den Thron gebracht hatten, herrschten sie genauso mit wie er.
Also würde diese Welt bald im Chaos versinken.
Das durfte nicht passieren; doch ich hatte keine Kraft mehr, um irgendetwas auszurichten.
"Sie alle haben es erkannt. Und das solltest du auch tun. Ihr alle. Ihr könnt mir die Treue schwören und ihr lebt am Hofe wie adlige."
Grosszügig sah er mit seinen Adleraugen auf uns hinunter. Mir wurde beinahe übel.
"Niemals schliessen wir uns dir an, du..."
Der Thronräuber unterbrach mich und wandte sich zu Cole.
"Bruder?"
Fragte er.
Coles Gesicht war starr, er bewegte sich nicht und schien auch nicht zu atmen.
Langsam drehte ich den Kopf zu meinem Freund, in Erwartung dass er gleich aufsprang und seinem Halbbruder ins Gesicht spuckte.
Doch er bewegte sich nicht.
"Cole?"
Fragte ich leise, sein Blick huschte kurz zu mir, dann stand er langsam auf.
Die Hexen wollten sich zischend auf den blonden Jungen stürzen, doch ihr König winkte ab und sie hielten sich wiederwillig zurück.
Langsam trat Cole vor, seine Hände zitterten, doch als er über die Leiche seines Vaters trat, wurde mir schlecht.
Das tat er nicht gerade wirklich.
Langsam ging er vor seinem Halbbruder in die Knie und senkte den Kopf.
Dieser schien überrascht und grinste breit und zufrieden.
"Du verdammter Verräter!"
Schrie Leena und wehrte sich gegen die Klauen der Hexen, die sie tief ins Fleisch der jungen Dämonin gruben; sodass sie stöhnend zurück sank.
Hunter knurrte.
"Ich hätte dich töten sollen..."
In seiner Stimme stand so viel Hass.
Ich aber konnte nichts sagen.
Ich war so geschockt davon.
Wieso tat Cole das. Wieso hielt er nicht zu uns?
Das war vielleicht sein Blutsbruder, aber er hatte seinen Vater getötet! Und er war ebenso ein Verräter wie er nun einer wurde.
"Der alte König ist tot. Ich entledige mich seines Schwures."
Kurz stockte Cole, seine Stimme brach und der Namenlose lehnte sich erwartungsvoll vor.
Sein gesamter Mantel fiel dabei über seine schmalen Knie.
"Hoch lebe der neue König."
Die Stimme meines Freundes war rau, doch er hatte es tatsächlich gesagt.
Er hatte uns verraten. Die Seiten gewechselt.
"Erhebe dich Bruder, es war eine weise Entscheidung."
Der Namenlose berührte ihn an der Schulter und Cole erhob sich, um sich neben ihn und die alte Hexe zu stellen. Sie beobachtete mich genau und ich erinnerte mich an ihre Worte.
Schlimme Dinge würden passieren. Ihre Augen durchbohrten mich, als wollten sie mir etwas mitteilen. Ich hörte ihr Flüstern in meinem Kopf, doch konnte nicht verstehen was sie versuchte mir zu sagen.
Dann lenkte auch schon wieder der Namenlose meine Aufmerksamkeit auf mich, indem er ein Bein auf den Thron stellte und sich schräg zurück lehnte.
Als wäre er auf dem königlichen Stuhl geboren.
"Ich nehme an ihr weigert euch."
Meinte er trocken, die Geschwister starrten ihn hasserfüllt an und ich biss die Zähne so fest zusammen dass es weh tat.
"Nungut. Das habe ich erwartet. Dann noch etwas, bevor ihr in die Kerker geworfen werdet."
Er richtete den stechenden und dunkeln Blick auf mich.
So dunkel wie er nunmal sein musste, wenn er aus Machtgelüsten seinen eigenen Vater getötet hatte.
"Wo ist der Stein?"
Die alte Hexe verzog unbemerkt das Gesicht, doch ich sah es.
Ihre Reaktionen verwirrten mich. Sie war die Feindin, wieso also wollte sie nicht dass er uns weh tat? Vielleicht täuschte ich mich aber auch...
Mein Herzschlag beschleunigte ich.
Kurz wurde es so ruhig im Saal, dass ich meinte mein Herz würde wieder hallen und meine Nagst verraten.
"Was für ein Stein?"
Meine Stimme war nichts sagend, nur Wut lag darin.
Und diese musste ich auch nicht verstecken.
Er lächelte leicht; doch ich sah wie er sich nervte.
"Spiel keine Spielchen mit mir Sheya, ich weiss dass er bei dir ist. Gib ihn mir!"
Er hielt fordernd die Hand auf und schloss sie zu einer Faust, als ich den Kopf hoch reckte und verächtlich lächelte.
"Ich habe ihn nicht mehr."
Spuckte ich aus und hoffte inständig dass er mir das glaubte.
Denn ansonsten wäre ich ihm ausgeliefert.
"Das glaube ich dir nicht."
Er stand erbost auf.
"Die einzige Waffe die dich töten kann aus den Händen geben? Das würdest du nicht tun."
Da hatte er sowas von Recht.
Deshalb log ich ja.
Ich schwieg beharrlich und konnte nur zu Cole blicken, der starr auf den Boden sah.
Als würde er sich schämen für das, was er getan hatte.
Er sollte dafür in der Hölle brennen, niemals hätte ich das von dem Jungen erwartet in den ich mich verliebt hatte.
Und das alles nur um sein Leben zu retten.
"Nungut, wenn du nicht reden willst, werde ich es dir eben entlocken."
Ich lachte trocken. Jetzt musste ich die Selbstbewusste spielen.
"Du kannst mich quälen solange du willst Bastard! Ich werde es dir niemals sagen!"
Er winkte gelangweilt ab.
"Jaja ich weiss, ich weiss. Deshalb wirst ja auch nicht du leiden."
Er deutete mit seinem Stock artigen Finger auf mich.
Danach schweifte er weiter zu Leena und Hunter.
"Sondern sie."
Mir wurde kalt und selbst Cole verzog kurz die Lippen.
Doch dieser Mistkerl machte einfach gar nichts!
Vielleicht war ich blass geworden, denn irgendwie musste ich dem Namenlosen das Zeichen gegeben haben, dass diese Drohung wirkte.
Ich konnte mich nicht zwischen Schmerzen meiner Freunde oder den meinen entscheiden.
Beides wäre falsch.
Langsam lief er auf Leena zu, liess mich aber nicht aus den Augen.
Ich begann schneller zu atmen.
Leena drehte den Kopf zu mir, ich sah Angst in ihren Augen pulsieren, doch ich wusste dass sie stärker war als ich und das niemals zeigen würde.
"Sag es ihm nicht Sheya! Du bist die Letzte, lass nicht zu dass er dich vernichtet verstanden! Egal was er tut, sag es ihm ni..."
Sie hielt mitten im Satz inne und die Adern an ihrer Stirn traten hervor.
Dann entfuhr ihr win Schrei, der sich wie ein Stachel in mein Herz bohrte.
Voller Schmerzen.
Sie presste die Hände an den Kopf und wand sich am Boden, während die Hexe zur Linken des Königs, nicht die Alte, die Finger gehoben hatte und schadenfroh lächelte.
"Nein!"
Schrie ich und Tränen schossen mir in die Augen.
Es tat weh sie leiden zu sehen, wegen mir.
Ich trommelte mit den Fäusten auf den Boden, als könnte ich so bewirken dass es aufhörte.
"Stop! Hört auf!"
Meine Stimme schaffte es nicht, Leenas Schreie zu übertönen, die das ganze Schloss zu versetzen schienen.
Ich wollte mir ihre Schmerzen gar nicht ausmalen.
Hunter starrte seine Schwester an, in seine Augen war ein seltsamer Ausdruck getreten.
Einen den ich nich nicht gesehen hatte.
Nicht einmal bei mir.
Angst. Angst um sie.
Dann richtete er den Blick auf die Hexe, die seine Schwester quälte.
Ich wollte schreien dass er es nicht tun sollte, sein Fluch war zu weit fortgeschritten.
Doch meine Stimme brach und Tränen rannen mir salzig in den trockenen Mund.
Ein einzelner Schatten löste sich von der Wand und schoss auf die Hexe zu.
Er traf sie mir solch einer Wucht dass sie stöhnend zurück geworden wurde und benommen liegen blieb.
Eine klaffende Wunde in ihrer Seite.
Der König wandte sich nun Hunter zu.
Leena keuchte und atmete laut ein, während sie sich auf den Rücken rollte und die Tränen aus den Augen blinzelte.
Ihr Gesicht war blau vor lauter Schreien und sie sah todmüde aus.
Das konnte ich ihr nicht noch einmal antun.
Doch sie sah mich an und nickte schwach.
"Tapferer Hunter...die Gerüchte müssen wohl stimmen. Nur gut dass du deine alten Kräfte nie wieder erlangst. Denn davor wirst du sterben."
Er nickte nachdenklich und eine andere Hexe nahm den Platz ihrer Vorgängerin ein.
Ohne zu zögern richtete sie ihre offene Handfläche auf Hunter und er begann, zu zittern.
Sein Gesicht wurde rot vor Anstrengung, danach fiel er auf de Boden, die Fäuste darauf geschlagen dass sie bluteten.
Er schrie nicht, doch ich konnte seinem verspannten und verdrehten Körper ansehen, was er für unendliche Schmerzen empfinden musste.
"Bitte hör auf..."
Schluchzte ich und schüttelte den Kopf sodass meine Haare an meinen klebrigen Wangen haften blieben.
Ich durfte nicht sagen wo der Stein war, ich schwieg und deswegen wurden meine Freunde verletzt.
Das konnte ich mir niemals verzeihen.
Und doch war es wichtig, wenn ich irgendwie gegen die Hexen kämpfen wollte.
Irgendwann, ich war die einzige die ihre Flüche zunichte machen konnte.
Und das wussten die Geschwister. Und ich auch.
Hunter blieb benommen liegen, als die Hexe von ihm abliess.
"Ich sehe schon...ich muss mir etwas anderes suchen."
Nachdenklich liess der Minister den Blick zu Cole schweifen.
Dann weiter, als wäre ihm eingefallen dass dieser mich ja verraten hatte.
Dann lächelte er.
"Den Wolf."
Wies er die Hexe an und ich erstarrte.
"Nein."
Flüsterte ich.
Ace stand knurrend vor dem König, um ihn herum Hexen die ihm Fesseln an die Pfoten gezaubert hatten.
Er knurrte und fletschte die Zähne.
Die Ohren hatte er angelegt und er schnappte nach der Hexe, als sie sich ihm näherte.
"Ich schwöre dir ich bringe dich um!"
Drohte ich mit brüchiger Stimme, doch die Hexe grinste nur und richtete ihre Augen auf meinen Schattenwolf.
Dieser wurde still und hob abrupt den Kopf.
Einen Moment sah er sie hechelnd an, als würde er wissen was jetzt kam; dann begann er zu winseln und den Kopf hin und her zu werden. Den Schwanz eng an sich gezogen.
In mir zerbrach etwas.
Ich spürte meine Verbundenheit zu dieswm Tier und es machte mich rasend, ihn leiden zu sehen.
"Nein!"
Kreischte ich und warf mich gegen die Hexen; die mich hartnäckig zurück hielten!"
Ace knickte ein und rollte sich winselnd auf dem Boden herum, seine jaulenden Laute brachen mir mein Herz immer und immer wieder.
Ich weinte ohne Ende, bis ich es nicht mehr konnte.
"Stop! Hört auf! Der Stein ist bei mir! Ich habe ihn! Hört auf!"
Schluchzend schüttelte ich den Kopf und schnappte abgehakt nach Luft.
Sofort hielt die Hexe inne und Ace schüttelte den Kopf mir den hängenden Ohren.
Ich sah meinen Freund voller Schmerzen an, in seinen Augen leuchtete noch immer seine Stärke, das ermutigte mich.
"Was hast du gesagt?"
Fragte der Namenlose freundlich nach, während er näher trat.
Ich atmete gezwungen ein und aus um mich zu beruhigen.
Dann flüsterte ich mit, vor schreien rauer Stimme:
"Ich habe ihn. Er ist in meinem Mantel."Ein krasses Kapitel..was sagt ihr zu Coles Verrat? Und wie reagiert ihr darauf dass Sheya erst bei Ace verraten hat wo der Stein ist? Ich bin gespannt was ihr zu sagen habt ★
Ich hoffe ihr bleibt noch bis zum Schluss dieses Bandes dabei.
Love you ❥
Tala ☽
DU LIEST GERADE
Fluch der Küsse*beendet*
Fantasy{Enthält die Fluch-Trilogie} •"Lass die Schmerzen verschwinden."Fordernd drückte er mich an die Wand. „Wie?" Hauchte ich. „Küss mich."• Sheya hat sich daran gewöhnt das in ihrem Leben manchmal merkwürdige Dinge passieren. Beispielsweise küsst sie Wi...