Bevor irgendeiner von ihnen in der Lage war den Fluch aufzuhalten hatte ich reagiert. Seit meiner Auflösung und Neuzusammensetzung, wie ich das gerne nannte, hatte ich gespürt wie die Kontrolle über meine Kraft gewachsen war.
Gerne hätte ich mich vom alten König unterweisen
Lassen, doch da weder er noch die Elafrÿs mir hatten helfen können, hatte ich gedacht, das niemals auf die Reihe zu bekommen.
Und jetzt hob ich nur eine Hand.
Eine Hand und ein Strahl aus gleissendem, kraftvoll pulsierenden Licht schoss aus meiner Handfläche, die sich leicht erwärmte und kribbelte.
Das Licht prallte gegen den Schatten und für eine halbe Sekunde sah es so aus, als würden sie miteinander ringen, bevor das Licht siegte und den Schatten verschluckte.
Es gab einen ohrenbetäubenden Knall, welcher über die ganze Lichtung hallte, dann explodierte das Weiss und wurde vom aufkommenden Wind davon geweht.
Es war leise geworden und sowohl mein Volk als auch die Geschwister sahen zu mir.
Meine Brust hob sich langsam und Ace hatte sich wieder hinter mich gestellt, um mir den Rücken zu stärken.
„Ich will das nicht noch ein Mal sagen müssen."
Scharf fixierte ich die Menge und liess meinen Blick funken sprühen.
Wenn es etwas war was ich in den wenigen Wochen im Zusammenleben mit meinen Leuten herausgefunden hatte, dann war es das: Sie mussten mich als ihre Anführerin respektieren. Doch anders als bei den meisten Menschen oder Elben, kam es nicht darauf an wie Weise ich war.
Nur auf meine Macht. Sie wollten jemand starkes an der Spitze und den gab ich ihnen jetzt.
„Leena und Hunter sind meine Gäste! Wer es wagt sie anzugreifen, greift auch mich an!"
Ich machte eine kurze Pause um zu zeigen wie verheerend das sein würde.
„Und wer das tut, den schicke ich zurück in die Leere das schwöre ich!"
Als ich fertig war fragte ich mich, ob die letzten Worte vielleicht etwas zu hart gewesen waren, doch ich sah in keinem Gesicht Abneigung oder Rebellion.
Nur Akzeptanz. Unwillig aber bereit, meinen Befehlen zu gehorchen.
Jetzt bestand auch die Frage nicht mehr, wieso die Elafrÿs nie bereit waren, mit anderen Völkern zu kooperieren. Weil sie schlicht und einfach die Stärksten von allen waren und es nicht nötig hatten. Bis etwas auf sie zurückfiel, womit sie nicht gerechnet hatten. Die Konsequenzen ihres eigenen Handelns. Das erinnerte mich ein bisschen an die andere Welt, wo die Menschen wohnten.
„Ich will gar nicht bleiben."
Meldete sich dann Leena zu Wort, als sich die Massen langsam zerstreuten und wieder das Hämmern und Sägen laut wurde.
Ich sah finster zu ihr rüber.
„Hör mal es reicht mir wirklich!"
Sie hob eine Braue, wandte den Blick jedoch nicht ab.
Ich baute mich frustriert vor ihr auf und fixierte sie, während Hunter etwas belustigt zusah.
„Es tut mir wirklich leid dass ich dein Volk nicht heilen konnte, aber ich konnte nicht damit rechnen, dass die Hexen den König so früh angreifen würden!"
Sie verzog die Lippen.
„Und eine einzige Person zu retten war also wichtiger als ein ganzes Volk von Qualen zu erlösen?"
Ich biss mir auf die Lippen.
„Es tut mir wirklich leid Leena, aber es ist nicht fair wie du mich ansiehst, ich hab genauso viel durchgemacht wie du okay!"
Ich rieb die schwitzigen Hände an meinem Kleid und sie schüttelt den Kopf ungläubig.
„Du verstehst es echt nicht, oder Sheya? Du bist so egoistisch!"
Als hätte sie mich geschlagen wich ich etwas zurück.
Dann packte mich der Zorn und ich war mir sicher dass alle aus meinem Volk den auch spüren konnten.
„Ich habe Wesen geheilt obwohl es mir verdammt scheisse ging, ich hab mich für dich und Hunter eingesetzt und versucht Frieden in dieses Land zu bringen! Ich hab die Fehler meines Volkes ausgebügelt obwohl es nicht meine waren und wollte nicht zurück in meine alte Welt, weil ihr mich brauchtet!"
Ihre spitzen Zähne wirkten plötzlich gefährlicher, als sie laut lachte.
„Red dir das nur zurecht Sheya! Aber soll ich dir mal zeigen wie es wirklich ist?"
Ich hob herausfordernd die Arme.
„Nur zu."
„Du bist nicht für uns hier geblieben, sondern alleine für dich. Weil du deine Mutter finden wolltest.
Du hast dich so um Hunter gesorgt weil du auf ihn stehst, aber ein ganzes Volk vernachlässigt, weil ein lebendiger König dir mehr genutzt hätte! Du hast dich von allen als die Heilige letzte Elafrÿ feiern lassen und hast schlussendlich wieder die gefährlichste Rasse der Welt zurückgebracht! Wieso? Damit du nicht mehr alleine bist."
Leena warf mit Worten nur so um sich und jedes davon bohrte sich wie ein Stachel in mich hinein.
„Siehst du diese Wesen? Das sind Elafrÿs verdammt! Du kennst sie nicht, ich schon! Es sind Monster und du bist die Einzige die ihnen Einhalt hätte gebieten können! Aber du magst die Macht, hab ich nicht recht? Du liebst es, sie zu besitzen, weil du nicht anders bist als sie.
Du bist ein machthungriges Monster und irgendwann wird dein menschlicher Funke verschwunden sein!"
Gegen Ende schrie sie es mir an den Kopf und ich musste einmal zwinkern, um die aufkommenden Tränen zu verdrängen.
„Okay das war jetzt genug Leena."
Hunter klang leicht angesäuert und zog seine Schwester am Arm zurück, welche sich die schwarzen Locken über die Schultern warf.
Ich schüttelte nur den Kopf.
„Nein Hunter sie hat recht.
Es ist vorbei. Du kannst gehen Leena, fühl dich ganz frei."
Zischte ich ihr zu und sie schüttelte den Kopf. Ihr Blick zeigte Abscheu und ich fragte much, ob ich mich wirklich so sehr verändert hatte wie sie sagte.
Und dann lief es mir eiskalt den Rücken runter.
Es stimmte. Ich hatte die Möglichkeit mein Volk auf seine zweite Chance hinzuweisen und es soweit aufzuklären, dass es friedlich leben konnte.
Doch ich tat es nicht; weil ich ihre Rachegelüste brauchte um den Namenlosen zu stürzen. Und das tat ich irgendwie auch für mich. Vielleicht war das mein grosser Fehler.
„Du wirst von mir hören Sheya."
Leena hob den Kopf.
„Du bist nicht die Einzige die ein Volk hinter sich scharen kann."
Dann wandte sie sich zu ihrem Bruder.
„Kommst du Hunter?"
Mein Blick huschte zu dem breit gebauten Dämon, der sich langsam über die Brust fuhr.
Als wollte er etwas lästiges weg wischen.
„Ena du weisst doch wie mich die Andern hassen. Es ist besser wenn ich erstmal hier bleibe. Dann wird es auch für dich einfache sein, akzeptiert zu werden, nachdem du wegen mir ausgestossen wurdest."
Sie kniff die Lippen zusammen und ich erkannte Trauer in den schönen, grünen Augen.
Sie konnte borstig sein wie sie wollte, für ihren Bruder hatte sie etwas übrig.
„Okay. Ich halte dir aber einen Platz in unserem Haus frei."
Sie lächelte schwach und er drückte sie liebevoll an seine starke Brust. Für einen kurzen Augenblick beneidete ich die Dämonen Schönheit, dann hatte ich mich wieder gefasst.
„Gut zu wissen."
Er grinste und half ihr aus Pferd, welches sie mit einem unterkühlten Blick zu mit wendete.
Ich stierte genauso zurück und fragte mich, wieso wir beide zu stolz waren, sich bei dem anderen zu entschuldigen.
Als sie in den Schatten des Waldes verschwunden war, seufzte ich und meine Schultern sackten etwas nach unten.
So eine königliche Haltung war anstrengend.
„Denkst du sie wird mir irgendwann verzeihen?"
Fragte ich kleinlaut als ich Hunters breit gebauten Körper neben mir spüren konnte und er neigte den Kopf etwas zu mir runter.
„Du hast jetzt grössere Sorgen als meine Schwester Sheya. Und ich bin hier um dafür zu sorgen dass wir das hinkriegen."
Er grinste und obwohl er meiner Frage ausgewichen war; freute ich mich.
„Wieso tust du das?"
Er zwinkerte mir zu, bevor er sein Shirt auszog und sich daran machte, Holz auf seine Schultern zu laden.
„Vielleicht mag ich dich ja."★
Die nächsten Tage verliefen in einer endlosen, sich wiederholenden Schleife.
Arbeiten; trainieren, Lexa besuchen und Hunter begaffen, wie er mit verschwitztem Oberkörper ein Haus baute. Da könnte man glatt in Ohnmacht fallen.
Jedes Mal wenn ich von Frieda tadelnde Blicke bekam, versteckte ich diesen Gedanken jedoch wieder in meinem Innersten.
Langsam nahm die Rebellion die wir gegen den Namenlosen geplant hatten, Gestalt an.
Und die Neuigkeiten unseres Aufstands verbreiteten sich schnell, also wusste der Diktator im grünen Schloss das sicherlich auch schon. Also musste es schnell gehen. Sehr schnell.
Ich hatte Elafÿs in alle Winkel des Landes geschickt und den Völkern die Nachricht eines dringlichen, friedlichem Treffen überbringen lassen.
Frieda hatte daran gezweifelt, dass Jemand kommen würde, doch ich glaubte daran, dass sie mir nach meiner Hilfe wenigstens etwas vertrauten.
Und immerhin gab es einen gemeinsamen Feind. Wenn uns das nicht zusammenschweisst, wusste ich auch nicht mehr weiter.
Das Treffen war für heute Abend abgemacht, an einem neutralen Ort vor den Grenzen unseres Waldes und denen der Elfen.
Ich war nervös, und auch mein Volk war sich unsicher, ob es nun eine gute oder schlechte Sache war, sich friedlich zu zeigen.
Doch als ich ihnen aufgezeigt hatte wie wichtig es war, um ihren grössten Feind zu besiegen, hatte das doch etwas gewirkt.
Nun war es bereits Mittag und ich versuchte vergeblich, eine Tür in ihre Fugen zu stellen. Mein vorläufiges, kleines Häuschen war fertig und nur das fehlte noch.
„Verdammt."
Fluchte ich.
„Eine Anführerin darf aber nicht so fluchen."
Ertönte eine neckende Stimme hinter mir und ich grinste.
„Ich bin nicht ihre Anführerin."
Er packte die Tür und hakte sie gleich beim ersten Versuch richtig ein. War ja klar.
„Natürlich nicht."
Dann sah er mich wieder breit grinsend an und ich wusste, dass jetzt wieder irgendwas kommen würde.
„Mir gefällt unser Haus."
Ich verschluckte mich fast und Ace legte ein Ohr schief, während er sich im Schatten wälzte.
„Unser Haus?"
Fragte ich nach und Hunter wischte sich nicht existenten Dreck von seinem muskulösen Bauch.
„Nun ich hab dir geholfen. Und du bürgst ja für mich, also ist es nur Recht wenn ich dich da drin beschütze."
Ich hob amüsiert eine Braue.
„Weil ich in meinem Haus auch so viel Schutz brauche. Hörst du das Ace?"
Ace hechelte und wedelte mit dem Schweif. Beinahe so als würde er lachen.
Hunter warf ihm einen kritischen Blick zu.
„Naja...wie dem auch sei, du kannst nicht nein sagen."
Ich runzelte die Stirn.
„Und wieso nicht?"
Er stellte sich nahe vor mich hin. So nahe dass die Luft zum Atmen knapp wurde und ich das starke Verlangen hatte, von Luft auf Küsse umzusteigen.
„Weil..."
Setzte er an und seine Nase berührte die meine, während er mich beinahe hypnotisierend ansah.
Ich liebte diesen Moment, wie ein Kribbeln mich elektrisierte und ich die Lippen öffnete.
Doch bevor er sagen konnte, was ich so unbedingt hören wollte, räusperte sich Jemand hinter uns.
„Ich will ja nicht stören, aber ich glaube da steht eine Versammlung auf dem Platz, die auf dich wartet meine Schöne."
Ich wich schnell von Hunter zurück, der Lexa genervt ansah.
Diese hob nur lachend, mit etwas mehr Farbe im dünnen Gesicht, Abwehrend die Hände.
„Hey tut mir leid, ich bin nur der Bote."
„Komme schon."
Murmelte ich und pustete mir etwas Dreck von einer Haarsträhne.
Verschwitzt von der Arbeit folgte ich der genesenden Hexe und schritt auf die Leute zu, die auf mich warteten.
Meine Leute.
Sie bildeten eine Gasse, durch welche ich mit einem mulmigen Bauhgefühl schritt.
„Ist das so eine Art Intervention oder so?"
Fragte ich Hunter, der sich wie ein Wachhund dicht neben mir hielt. Dabei hatte ich ihn nicht mal dazu aufgefordert.
„Und das ist?"
Verwirrt sah er mich an und ich realisierte, dass er nicht unbedingt dieselben Worte kannte wie ich.
„Egal. Ich frage mich nur was..."
Die Gasse endete und ich stand direkt vor Frieda; welche mich mit festem Blick ansah.
Langsam öffnete ich den Mund um etwas zu sagen, doch das liess sie nicht zu.
Ace drückte sich an mich und nur sein regelmässiger Herzschlag und Hunters Anwesenheit zu meiner Linken konnte mich beruhigen.
„Sheya."
Begann sie.Ja was wird sie nun wohl sagen oder tun?^^ seid ihr genauso gespannt darauf wie es weiter geht wie ich? Haha ich hoffe es doch! Das zweite Band wird nicht so lange, dafür geht es dann danach mit dem dritten weiter ;) hoffe ihr bleibt auf jeden Fall dabei und beobachtet, wie die Spannung langsam steigt!
Love you ❥
Tala ☽
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Fluch der Küsse*beendet*
Fantasy{Enthält die Fluch-Trilogie} •"Lass die Schmerzen verschwinden."Fordernd drückte er mich an die Wand. „Wie?" Hauchte ich. „Küss mich."• Sheya hat sich daran gewöhnt das in ihrem Leben manchmal merkwürdige Dinge passieren. Beispielsweise küsst sie Wi...