Als ich aufwachte brauchte ich dieses Mal nicht einmal fünf Sekunden, um zu wissen, wo ich war und mit wem ich hier war. In dem Moment, in dem ich die Augen aufschlug, sah ich Tims sanftmütiges Gesicht vor mir, das von der morgendlichen Dämmersonne erleuchtet wurde. Auch Tim war schon wach, seine braunen Augen erwiderten meinen Blick und ein leichtes Lächeln lag auf seinen Gesicht. Eine ganze Zeit lang sagte keiner von uns etwas, wir sahen uns bloß stumm an und ich genoss Tims Geruch, die Wärme, die er ausstrahlte und seinen Atem auf meinem Gesicht.
»Hi«, flüsterte ich irgendwann leise, was Tim noch stärker Schmunzeln ließ. Wortlos stützte er sich auf und beugte sich über mich, bevor er mir einen leichten Kuss auf die Schläfe hauchte und sich wieder neben mich auf die Matratze fallen ließ.
»Morgen«, wünschte er mir leise. Alles in allem war es eine total merkwürdige Situation und ich merkte, dass Tim genauso wie ich verlegen schien. Normalerweise hätte ich ihn nie so lange so unbefangen angeschaut und längst meinen Blick abgewandt, aber ich hatte mich bewusst dagegen entschieden. Tim hatte mir seine Liebe gestanden, wir hatten uns geküsst und ich war mir klar geworden, dass ich nicht anders empfand als er. Das alles schien mir Grund genug, um ihn stundenlang ansehen zu dürfen, ohne sich komisch zu fühlen. Aber natürlich fühlte es sich trotzdem komisch an. Wobei, vielleicht traf es »komisch« nicht ganz, eher »ungewohnt«. Und obwohl es so ungewohnt für mich war, genoss ich es, genoss jede Sekunde davon.
»Wir sollten aufstehen, Stegi«, unterbrach Tim die angenehm gemütliche Stimme, weswegen ich bloß grummelnd meinen Kopf im Kissen vergrub. Tim lachte leise. In diesem Moment kam es mir vor, als würden wir uns schon unser ganzes Leben lang kennen, als wäre es die größte Selbstverständlichkeit, dass ich morgens in Tims Bett an seiner Seite aufwachte. Und genau dieses Gefühl war es, was Tim mir vermitteln konnte. Dass das alles selbstverständlich wäre, dass ich es verdient hätte. Dass ich etwas besonderes wäre.
Glücklich lächelte ich in das Kissen hinein, als ich Tims warme Hand in meinem Nacken spürte, die mich vorsichtig kraulte.
»Komm schon, Kleiner. Wir müssen zur Schule.«, forderte er mich erneut auf. So viele Alpha vor ihm hatten mich schon »Kleiner« genannt und doch war es das erste Mal, dass es nicht in einem spöttischen oder abfälligen Ton gesagt wurde, sondern ... liebevoll. Und genau das, diese Details, machten mich für den Moment unglaublich glücklich. Als ich mich schließlich aufrichtete, fand ich mich augenblicklich in Tims Armen wieder. Ich versuchte, ihn frech anzugrinsen, doch sein unglaubliches Lächeln brachte mich so aus dem Konzept, dass das nicht klappte. Tim zog mich auf die Beine und suchte aus seinem Kleiderschrank einen Pulli, den er mir mit fragendem Gesichtsausdruck hinhielt. Ich legte kurz den Kopf schief, bevor ich mir einen roten Hoodie schnappte, der über einer Stuhllehne hing und ganz eindeutig getragen war. Ich vergrub meine Nase darin und sog genießerisch die Luft ein, was Tim leise lachen ließ.
»Hey! Du bist nicht besser!«, beschwerte ich mich grinsend. Tim zog mich wortlos an sich und fuhr mit seinem Gesicht durch meine Haare, bevor er gedämpft »stimmt« nuschelte. Man könnte meinen, dass man den Geruch einer Person, mit der man lange Zeit verbracht hatte, nicht mehr wahrnahm, doch das stimmte nicht. Natürlich konnte ich Tims Duft ausblenden, wenn ich mich auf Anderes konzentrierte, aber doch schlich er sich immer wieder in mein Bewusstsein.
Als Tim mich wieder freigab, sah ich mich kurz orientierungslos um, bevor ich nach meiner Tasche griff und daraus frische Unterwäsche und eine Hose zog. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich immer noch meine Hose vom Vortag trug, sowie meinen Pulli. Das war ungewohnt, normal schlief ich in bequemeren Hosen. Tim schien meine Blicke zu merken, in diesem Moment fragte ich mich das erste Mal, wie genau er mich eigentlich beobachtete, dass ihm so etwas immer auffiel, denn er begann, sich zu erklären:
»Tut mir leid, wenn es sehr unbequem war in der Hose. Ich hatte überlegt, sie dir auszuziehen, aber ich wollte nicht, dass du etwas falsches denkst.« Ich lächelte und dankte Tim im Stillen für diese Entscheidung. Wäre ich heute Nacht aufgewacht und bemerkt, dass ich nur Boxershorts trug, hätte ich mit Sicherheit Panik gekriegt. Ich schlief ja noch nicht einmal ohne Hose, wenn ich allein war. Da war es nicht sehr beruhigend, halb nackt in einem fremden Bett bei einem Alpha aufzuwachen, ohne sich an die vergangenen Stunden erinnern zu können. Ich nickte und sah verlegen zu Boden.
Bevor eine unangenehme Situation entstehen konnte, griff Tim sanft nach meiner Hand, zögerte eine Sekunde, schien abzuwarten, wie ich darauf reagierte, und sog mich zur Tür. Als er sie öffnete und in den Flur trat, konnte ich Geräusche aus den anderen Zimmern hören. In diesem Moment wurde mir erst bewusst, dass Max ja auch hier sein musste. Tim schob mich wortlos zu einer Tür gegenüber der seinen und öffnete sie, bevor wir eintraten und er sie hinter uns verschloss. Wir waren in einem großen Badezimmer und noch ehe ich mir alles ansehen konnte, wurde mir von Tim eine Zahnbürste in die Hand gedrückt.
»Hier. Die ist frisch«, erklärte er und ich nahm sie nickend an, dankbar darüber, den üblen Geschmack in meinem Mund loswerden zu können. Während wir beide Zähne putzten, fingen meine Gedanken wieder an zu kreisen und als ich die Zahnpasta ins Waschbecken gespuckt hatte, sprach ich die Frage aus, auf die sich alles zu konzentrieren schien:
»Ist Max hier?«
Tim schien einen Moment zu zögern, dann nickte er widerwillig.
»Weiß er, dass ich hier bin?«
»Nein. Meine Eltern wissen Bescheid aber Max war gestern noch nicht Zuhause, als ich dich hergebracht habe.«
Ich nickte und versuchte tapfer, die Gedanken daran zurückzudrängen und trotzdem blieb da diese Angst vor Max, die wohl nie verschwinden würde. Erst als Tim Mal wieder zu spüren schien, wie es mir ging und mich sanft in seine Arme schloss, konnte ich mich wieder beruhigen und begann erneut, die Anwesenheit des Alphas zu genießen.
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Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #Venation
FanfictionHauptnebenpairings: #Kostory, #Venation ~ Als Alpha ist es Tims Aufgabe, einen Omega zu finden, mit dem er für immer zusammenleben möchte und sich um ihn zu kümmern und ihn zu beschützen. Stegi jedoch hasst sein Schicksal, er möchte kein Omega...