Mit aller Kraft versuchte ich, ihn wegzudrücken, versuchte, meine Hände aus seinem schraubstockartigen Griff zu befreien, doch ich hatte keine Chance. Wie die meisten Omega war ich so gut wie jedem Alpha körperlich einfach unterlegen. Es war genetisch bedingt, dass Alpha schneller Muskelmasse aufbauten als Omega und wieder einmal verfluchte ich diese Tatsache. So konnte ich nur noch darauf hoffen, dass es bald zur ersten Unterrichtsstunde gongen würde und Max dann hoffentlich von mir ablassen würde. Ich klammerte meine ganze Hoffnung an diesen Gong, um wenigstens eine dreiviertel Stunde lang dann halbwegs meine Ruhe zu haben. Mit aller Kraft presste ich meine Lippen zusammen, während mein Gegenüber unbarmherzig versuchte, sie mit seiner Zunge zu öffnen. Jede Sekunde, in der ich es schaffte, seinen Bemühungen Widerstand zu leisten war ein kleiner Triumph, jede Sekunde brachte mich dem erlösenden Unterrichtsbeginn näher. Als dann tatsächlich der lang ersehnte Stundengong ertönte, atmete ich erleichtert aus, was sich jedoch schnell als Fehler herausstellte. Max, der in den letzten Minuten mit allen Mitteln versucht hatte, meinen Mund auf zu bekommen und seine Zunge in meinen Mund zu schieben, es mit gewaltsamen Griffen und Schlägen auch fast hinbekommen hatte, nutzte nun diese Sekunde meiner Erleichterung aus, um seine Lippen erneut auf meine zu pressen und mit seiner Zunge unsanft meine Mundhöhle zu erkunden.
Ich wollte zurückweichen, jedoch hinderte die Wand in meinem Rücken mich daran. Max schien der Unterrichtsbeginn nicht im Geringsten zu interessieren, harsch fuhr er mit einer Hand unter meinen Pulli und strich mit seinen kalten Fingern über meinen Oberkörper. Ich hätte am liebsten geschrien, wäre mein Mund nicht immer noch durch seinen versiegelt gewesen. Zu allem Überfluss jedoch schienen meinem Körper seine Berührungen nichts auszumachen, im Gegenteil sogar.
Vor drei Jahren hatte es angefangen, dass mein Körper das erste Mal im Frühling begonnen hatte, sich nach den Berührungen eines Alphas zu sehnen und mit jedem Jahr fiel es mir in den Frühlingsmonaten schwerer, mich zu beherrschen. Das Einzige, was dann Trost und Halt spendete war das Wissen, dass es nicht nur mir so ging. Mit dem Beginn der Pubertät begann für jeden einzelnen Omega eine echt schwere Zeit, jeden Frühling von diesem Zeitpunkt an wurden wir aufs neue läufig und sehnten uns nach jeder Berührung eines Alphas. Zu Zeiten unserer Vorfahren, als das menschliche Wesen noch eng mit dem des Wolfes verknüpft gewesen war, als wir Menschen noch fähig waren, uns in Tiere zu verwandeln, die Gestalt eines Wolfes anzunehmen, war es Gang und Gäbe gewesen, sich in diesen Monaten allein oder im besseren Fall mit einem Partner zurückzuziehen und die Brunft einfach auszusitzen, was alleine zwar ziemlich hart, mit einem Partner aber viel erträglicher war. Heute, in Zeiten von Schulpflicht und sozialen Verpflichtungen, so viele Jahre nachdem unser Wesen sich von dem des Wolfes getrennt hatte, hatten wir kaum mehr eine andere Möglichkeit als diese Gefühle und Dränge, die fast schon schmerzhafte Suche nach der Nähe eines Alphas, zu unterdrücken. Fast noch schlimmer als unsere eigene Verfassung war zu dieser Zeit aber die Stimmung der Alpha. Wie wir kam auch jeder Alpha zu dieser Zeit in die Brunft, doch im Gegensatz zu uns Omega verhielten sie sich lange nicht so zurückhaltend, versuchten, mit zum Teil brutalsten Mitteln sich das zu nehmen, was sie für sich beanspruchten. Uns. Unsere Körper.
Mit jedem Tag nahm die Zahl der Übergriffe auf Omega zu, mit jedem Tag stieg die Zahl der Versuche, gegen die ich mich zu wehren versuchte. Der herb verlockende Geruch, den brünftige Alpha verströmten, hing momentan in der ganzen Umgebung und lockte uns mit unausgesprochenen Versprechungen. Wenn man einem Beta von diesen Düften erzählte, sahen sie einen nur ungläubig an, sie schienen die Gerüche der paarungswilligen Alpha, die alles überdeckten, genauso wenig wahrzunehmen wie wir die der anderen Omega. Auf Alpha jedoch schienen wir eine ganz besondere Wirkung zu haben, kaum war die Zeit der Brunft angebrochen sah man sowohl Alpha als auch Omega mit träumerischen oder verlangenden Blicken die Düfte der anderen einfangen. Auch Max und die anderen hatten mehr als nur ein Mal in den letzten Tagen ihre Nasen in meinen Haaren, Klamotten oder meiner Haut vergraben und genüsslich meinen wohl ziemlich intensiv läufigen Geruch eingesogen, während ich nichts dagegen hatte tun können. Mit jedem Jahr beneidete ich die Beta mehr, die von all dem verschont blieben und sich um so etwas keine Sorgen zu machen brauchten. Kein Beta brauchte sich Gedanken zu machen, wie er sich zu verhalten hatte, um nicht in aller Öffentlichkeit von Alphas überwältigt zu werden, kein Beta brauchte sich darum zu sorgen, dass er vielleicht irgendwann seinen eigenen Drängen nicht mehr widerstehen und sich den Alpha offen anbieteb würde. Als Beta hatte man ein wirklich angenehmes Leben, konnte lieben, wen man wollte, ob Alpha, Beta oder Omega, konnte tun nach was das Herz begehrte. Fast noch besser hatten es die Alpha, die zu Zeiten unseres Wolfdaseins die Kontrolle und Verantwortung über alle Omega übernommen hatten und diese nie wieder ganz abgelegt hatten. Was ein Alpha sagte war für viele Omega Gesetz, egal, ob dieser Alpha Familie, Partner oder Fremder war, und nur wenige versuchten wie ich, ihren freien Willen beizubehalten und sich zu widersetzen. Früher, so erzählte man, als es sogar noch keine Wölfe gegeben hatte, war es verpönt gewesen, wenn das gleiche Geschlecht sich miteinander verbunden hatte, doch die Evolution hatte ihren Teil beigetragen und ich konnte es mir nicht mehr anders vorstellen. Auch wenn manche behaupteten, dass früher nur Frauen hatten Kinder bekommen können, schenkte ich diesem Unsinn keinerlei Glauben. Wie sollte das auch möglich sein, um ein Kind zu zeugen gehörte schließlich immer Personen zweier Klassen, Alpha und Omega, dero zwei Beta. Wie die Vermehrung der Beta funktionierte war ein immer noch nicht ganz gelüftetes Mysterium, so wie ein Omega nur von einem Alpha befruchtet werden konnte, konnte es ein Beta nur von seinesgleichen. Dennoch schien es sowohl bei Betas als auch bei Alpha-Omega-Beziehungen gleich wahrscheinlich zu sein, ob ein gezeugtes Kind Alpha, Beta oder Omega war. Wobei neueste Studien davon sprachen, dass es um sieben Prozent unwahrscheinlicher war, dass das Kind ein Beta war, wenn es von Alpha-Omega-Eltern abstammte, als dass es zu einer der Elternklassen gehörte. Ich konnte es mir deswegen kaum vorstellen, dass Männer früher keine Kinder bekommen konnten. Angeblich. Schließlich war das eines der normalsten Dinge der Welt. Ja, es gab wohl kaum etwas natürlicheres als die Geburt und der Tod.
Einen kurzen Moment hatte ich es tatsächlich meinem Körper erlaubt, sich gehen zu lassen, meinen Gedanken, zu schweifen. Eine Schutzreaktion meines Denken, einfach abzuschalten, meine Umgebung, all das Schlimme, den Zwang und die Erniedrigung einfach auszublenden, für einen kurzen Moment bloß alles zu vergessen. Jetzt riss ich mich jedoch wieder zusammen und startete einen neuen, natürlich erfolglosen Versuch, Max von mir zu stoßen. Dieser knurrte nur gefährlich in den Kuss, den er mir aufzwang und der Ekel in mir aufsteigen ließ und ich spürte, wie seine Hand unter meiner Kleidung immer bestimmender wurde, während meine Omegainstinkte sich unter seinem Knurren, das förmlich nach Alpha schrie, zitternd und unterwürfig zusammenkauern wollten. Warum konnte er sich nicht an den Gong halten? Inzwischen sollten wir alle längst in unseren Klassenzimmern sitzen, doch ihn schien das gar nicht zu stören. Immer größer wurde meine Verzweiflung und der Widerstand in meinem Kopf, während mein verräterischer Körper sich seine Berührungen fast schon herbeisehnte. Gerade wanderte seine kalte Hand an den Bund meiner Hose, ich wusste, was sein Ziel war und mein Kopf wehrte sich dagegen, wärend mein läufiger Omegakörper es sich sogar wünschte, als er plötzlich innehielt.
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AN: In den nächsten Kapiteln werden von den Lesern gestellte Fragen an die Charaktere und co im Nachwort beantwortet werden.
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Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #Venation
FanficHauptnebenpairings: #Kostory, #Venation ~ Als Alpha ist es Tims Aufgabe, einen Omega zu finden, mit dem er für immer zusammenleben möchte und sich um ihn zu kümmern und ihn zu beschützen. Stegi jedoch hasst sein Schicksal, er möchte kein Omega...