Tim und ich hatten uns geküsst. Tim und ich hatten uns geküsst. Ich hatte Tim geküsst. Tim hatte mich geküsst. Tim und ich hatten uns geküsst.
Dieser Gedanke wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen, während wir auf dem Weg zur Schule waren. Zwar waren seit unserem Kuss inzwischen einige Stunden vergangen, jedoch begann mein Kopf erst jetzt, die Situation zu realisieren. Tim und ich hatten uns geküsst.
Würde man es uns anmerken? Wollte ich, dass man es uns anmerkte? Und waren wir jetzt eigentlich zusammen? Wollte ich, dass wir zusammen waren? Ich war vollkommen verwirrt, einfach nur noch ratlos und wusste nicht mehr, was ich fühlen sollte. Krampfhaft versuchte ich, zur Ruhe zu kommen, meine Gedanken zu sortieren, aber es klappte einfach nicht. Ich war zu aufgewühlt, hatte keine Ahnung mehr, was ich denken sollte. Doch langsam formte sich in meinem Kopf ein Entschluss. Oberste Priorität hatte momentan, mir über all das klar zu werden. Und dazu brauchte ich vollkommene Ruhe. Ruhe, die ich mir jetzt holen würde. Ich blieb stehen.
»Tim?«, fragte ich vorsichtig, während der Größere sich sofort zu mir umdrehte.
»Ich kann nicht in die Schule«, erklärte ich mit leicht zittriger Stimme, bevor ich einmal tief durchatmete.
»Was ist los?«, fragte der Alpha sofort besorgt, während er einen Schritt auf mich zuging. Als er meine Hände nehmen wollte, zog ich sie zurück und senkte den Blick. Ich biss mir auf die Lippen.
»Vielleicht gehe ich in zwei, drei Stunden, aber ich brauche momentan einfach etwas Zeit für mich«, versuchte ich, ihm beizubringen, was ich fühlte. Tim nickte nachdenklich, doch sein besorgter Blick blieb.
»Ich komme mit«, beschloss er dann kurzerhand. Sofort schüttelte ich den Kopf.
»Nein. Ich brauche Ruhe, um nachzudenken. Und die finde ich nicht, wenn du dabei bist. Tut mir leid.« Ich wollte mich abwenden, gehen, mir irgendeinen Platz suchen, wo ich mich niederlassen konnte, doch noch in der selben Sekunde, hielt Tim mich an den Schultern zurück.
»Vergiss es, Stegi. Ich lasse dich jetzt sicher nicht alleine in der halben Stadt herumlaufen. Gerade du solltest wissen, wie schnell das gefährlich werden kann für dich. Da draußen gibt es Alpha, die viel schlimmer sind als Max. Ich will dich ganz sicher nicht verlieren.«
Ich biss mir auf die Lippe, versuchte den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken.
»Es ist mitten am Tag. Mir passiert schon nichts.«
Ich versuchte, zu ignorieren, dass der Alpha eigentlich recht hatte. Normal ging ich auch nie alleine in die Stadt, weil es als ungebundener Omega einfach zu gefährlich war, egal, zu welcher Zeit.
»Na und? Was soll das bringen? Tut mir leid, Stegi, aber du bist ein Omega ohne Halsband und allem. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dir jemand helfen würde, wenn irgendwelche Alpha dich belästigen würden?«
Ich schluckte erneut. Warum musste Tim so verdammt recht haben?
»Tim, bitte. Ich muss alleine sein. Ich muss einfach einmal in Ruhe über alles nachdenken. Mein Kopf fühlt sich gerade explodieren. Das ist einfach zu viel auf einmal für mich.« Ich versuchte Tims Blick zu meiden, schniefte leise. Ich war wirklich fertig, meine Nerven waren überstrapaziert. In letzter Zeit war einfach zu viel passiert. Aus der Hölle, die mein Leben jeden Tag gewesen war und den Wunden, die ich mir zugefügt hatte, war alles auf einmal besser geworden und wir hatten Veni und Tim als Freund gewonnen. Doch kaum hatte ich mich daran halbwegs gewöhnt, hatte Max auf der Klassenfahrt wieder einen Weg gefunden, mich zu verletzen. Gerade erst davon zurückgekommen, war ich dann gezwungen, auf der Straße zu leben und mit der Entscheidung konfrontiert, vielleicht die Schule und damit meine Zukunft aufgeben zu müssen. Und trotzdem hatte ich beschlossen, weiter zu kämpfen. Ich war so darauf eingestellt gewesen, mit diesen Voraussetzungen klar kommen zu müssen, dass es mich total überfordert hatte, als Tim mir plötzlich etwas von Gefühlen erzählt hatte. Und auch wenn ich inzwischen gemerkt hatte, dass genau diese Gefühle auch von mir nicht unerwidert waren, hatte ich in den letzten Wochen einfach viel zu wenig Zeit gehabt, über all das nachzudenken. Und genau deswegen musste ich mir diese Zeit jetzt nehmen.
»Du kriegst deine Zeit. Ich lass dich vollkommen in Ruhe, versprochen. Ich werde kein Wort sagen, wenn du das nicht willst. Aber lass mich bitte mitkommen. Du weißt, dass ich Angst um dich habe.«
Und genau das waren die Worte, die mich schließlich zustimmen ließen. Tim hatte Angst um mich. Es gab tatsächlich jemanden, der Angst um mich hatte, der sich so um mich sorgte. Jemanden, der mich wirklich liebte.
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Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #Venation
FanficHauptnebenpairings: #Kostory, #Venation ~ Als Alpha ist es Tims Aufgabe, einen Omega zu finden, mit dem er für immer zusammenleben möchte und sich um ihn zu kümmern und ihn zu beschützen. Stegi jedoch hasst sein Schicksal, er möchte kein Omega...