Die ganze Stunde über spürte ich die Blicke meiner Mitschüler auf mir und hörte, wie sie über mich tuschelten. Alle wirkten schockiert und überrascht, auch die Alpha um Max warfen mir andauernd undeutbare Blicke zu. Als es endlich zur Pause gongte und ich gerade aus dem Klassenzimmer verschwinden wollte, wurde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht.
»Stegi, bleibst du bitte noch kurz hier.« Ich seufzte auf und trödelte, bis die letzten Schüler den Raum verlassen hatten und nur noch Tobi, der Lehrer und ich da waren. Als ich die letzte Gruppe Alphas, die mich durchgehend anglotzten und tuschelten, aus dem Raum gehen sah, konnte ich vor der Tür Max und seine Jungs erkennen, die auf dem Flur rumlungerten. In diesem Moment hätte ich wetten können, dass sie auf uns warteten.
»Tobi, würdest du uns bitte auch kurz allein lassen. Ich würde gerne mit Stegi unter vier Augen sprechen.«
Gerade wollte mein bester Freund der Aufforderung des Lehrers nachgehen, als ich hochschreckte:
»Nein! Bitte, nein. Kann Tobi bitte bleiben?«
Meine Stimme klang fast schon panisch, aber ich wollte nicht, dass Tobi jetzt alleine zu den Alphas raus musste, die wer-weiß-was mit ihm machen würden. Der Lehrer, ein Omega im fortgeschrittenem Alter, wenn man mich fragte ein ekliger Typ, der stets ein falsches, schleimiges Grinsen auf dem Gesicht hatte, bei dem man seine gelblichen Zähne sehen konnte, seufzte theatralisch, bevor er zustimmte. Dann folgte das übliche Gelaber von wegen ›Hast du ein Problem?‹, ›Du kannst dich jederzeit an mich oder einen anderen Lehrer wenden, wenn es dir nicht gut geht‹ und ›Möchtest du, dass wir dir professionelle Hilfe besorgen?‹
Immer wieder lehnte ich, so gut es ging lächelnd, ab. Es war einfach lächerlich. Natürlich ging es mir gut, klar. Sah man doch, wenn man mich nur ansah. Ich könne mich an sie wenden, wenn es mir schlecht ginge. An sie, die immer nur zur Seite sahen, wenn die Alpha erneut auf uns losgingen. An sie, die alles, was die Alpha taten tolerierten. An sie, die mir noch nie geholfen hatten. Die Schmerzen der Wunden in meinem Gesicht waren wieder stärker geworden, meine ganze rechte Gesichtshälfte brannte wie Feuer. Nach gefühlten Ewigkeiten gab der Lehrer dann tatsächlich auf und entließ mich und Tobi, der die ganze Zeit über nur still neben mir gestanden hatte, in die Pause. Ich rechnete bereits mit dem Schlimmsten, als ich hinter der Lehrkraft das Klassenzimmer verließ und tatsächlich. Mister Wir-Lehrer-Helfen-Euch-Doch verließ den Flur und ignorierte die Gruppe Alpha, die sich bereits vor mir und Tobi aufbauten. Wieder einmal konnte ich spüren, wie Tobi hinter mir unruhig wurde und auch ich musste den Drang unterdrücken, mich zu einer kleinen Kugel zusammenzukauern. Stattdessen nahm ich die Schultern zurück und machte mich so groß ich konnte. Mit erhobenem Kopf stand ich Max direkt gegenüber, der mich immer noch um Längen überragte.
»Was machst du bloß, Stegilein. Weißt du nicht, dass es böse ist, sich selbst weh zu tun? Dafür hast du doch uns.« Er grinste breit und ich musste schlucken.
»Dabei waren wir doch echt nett gestern«, fügte einer seiner Freunde noch hinzu. Ja, tatsächlich war das, was sie gestern getan hatten harmlos gewesen, aber trotzdem hatte es mir in allen Knochen gebrannt. So stark wie noch nie war mir bewusst geworden, wie sehr sie über mich bestimmen konnten, wie sehr mein Wohlbefinden in ihrer Hand lag. Sie entschieden darüber, ob sie mich vergewaltigten oder ›nur‹ anfassten, sie entschieden, was mit meinem Körper passierte. Und das war mir tatsächlich gestern mit voller Wucht klar geworden, als ich ihnen dankbar gewesen war, dass sie es nicht weiter getrieben hatten. Ja, sie hatten mich gedemütigt, geschlagen und gegen meinen Willen angefasst, aber trotzdem war ich ihnen dankbar. Dankbar, dass sie nicht mehr getan hatten. Und als ich das erkannt hatte, war es gewesen, als wäre ein Schalter in mir umgelegt geworden. Das war der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Jetzt funkelte ich mein Gegenüber, meinen persönlichen Peiniger, gefährlich an.
»Weißt du was, Max«, zischte ich, »Fass mich noch ein Mal an und ich schwöre dir, es wird das Letzte sein, was du tust.« Ich spuckte den Namen meines Klassenkameraden aus, als wäre es etwas ekelhaftes, verachtenswertes.
Die Alpha begannen zu lachen, Max wollte nach meinem Oberarm greifen, doch ich tauchte unter seiner Hand weg und hinter ihm wieder auf. Entschlossen griff ich nach Tobis Hand, der immer noch wie angewurzelt dastand und zog ihn weg von der Gruppe, auf den Pausenhof raus. Fast war ich überrascht, dass sie uns tatsächlich nicht nachkamen, doch irgendetwas in mir drin wusste, dass das einen Grund hatte. Etwas in mir wusste, dass ich meine Worte irgendwann noch bereuen würde, dass sie dafür sorgen würden. Doch gerade war es ein Sieg. Ein Sieg für mich, ein Sieg für uns.
Ich sah zwar die vielen Blicke, die auf uns gerichtet waren, auf mich gerichtet waren, während wir über den großen Pausenhof zu der Wiese gingen, auf der wie üblich Dennis und Mik auf uns warten würden, doch ich ignorierte sie. Sie würden sich daran gewöhnen, wie ich jetzt aussah, würden sich an meinen entstellten Anblick irgendwann sattsehen. Die Blicke würden aufhören, nicht für immer bleiben, sie würden nachlassen. Irgendwann.
Doch jetzt stand mir erneut ein schwieriger Teil bevor. Ich wurde automatisch langsamer, als ich zu unserem üblichen Platz ging. Mik und Dennis saßen tatsächlich dort, mit den Rücken zu uns gedreht. Sie sahen uns nicht kommen. Sahen mich nicht. Noch nicht.
Tobi schien zu spüren, wie nervös ich war, denn er lächelte mich ermutigend schief von der Seite an. Ich zog bloß eine Grimasse.
»Hey, Jungs«, machte Tobi die beiden Beta vorsichtig auf uns aufmerksam, als wir fast direkt hinter ihnen standen. Sofort drehte Mik sich um. Sein Gesicht verzog sich kurz schockiert, doch innerhalb nicht mal einer Sekunde hatte er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle. Jetzt sah er einfach nur noch traurig aus, was fast noch schlimmer anzusehen war. Dennis hingegen hatte sich immer noch nicht umgedreht, hatte seinen Blick noch nicht einmal erhoben.
»Stimmt es? Stimmt es, Miki?«
Er klang fast schon verzweifelt, als er leise diese Frage murmelte, doch sah er immer noch nicht auf. Mik nickte langsam und traurig und warf mir erneut einen Blick zu, bevor er den Kopf wieder senkte.
»Ja, Dennis. Es stimmt.«
»Stegi?«, fragte der Beta mit den zerzausten braunen Haaren mit brüchiger Stimme. Ich setzte mich vorsichtig im Schneidersitz vor meine beiden Freunde.
»Warum hast du das getan, Stegi?«
Dennis' Stimme klang inzwischen so, als müsste er jede einzelne Silbe mühsam hervorbringen. Ich schluckte. Ich hätte nie gedacht, dass es meine Freunde so sehr mitnehmen könnte. Und dabei hatte er mich noch nicht einmal angesehen. Wortlos nahm Mik seinen besten Freund in den Arm, der sofort seinen Kopf an die Schulter des Dunkelhaarigen presste. Gedankenverloren starrte ich auf die kurz rasierten Linien in Miks Undercut, während wir schwiegen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, wie ich es erklären sollte. Schließlich holte ich tief Luft:
»Ich hatte gehofft, dem Ganzen so ein Ende setzen zu können. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten«
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An alle:
Wie stellt ihr euch einen perfekten Partner vor?
Tim: Ich glaube, diese Frage habe ich so oder so ähnlich schon einmal beantwortet, oder?
Max: Ich weiß nicht. Mir eigentlich egal.
Stegi: Tot.
Tobi: Lieb und verständnisvoll. Jemand, der mich versteht und so akzeptiert wie ich bin. Jemand, der sich um mich bemüht und bei dem ich mich sicher fühlen kann.
Dennis: Stark, Lustig, Gut aussehend. Wünscht sich das nicht jeder irgendwie so in der Art?
Mik: Ich glaube nicht, dass es einen ultimativen perfekten Partner gibt. Genauso wenig gibt es einen perfekten Menschen. Jeder ist anders und das ist auch gut so
An Mik:
Bist du eifersüchtig auf Louis? Ein bisschen?
Ich mag Louis nicht. Denni hat wirklich jemand besseren verdient. Er ist viel zu gut für so einen Arsch.
An Stegi:
Kennst du Youtube und wenn ja, machst du auch selbst Videos?
Ob ich was kenn?
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Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #Venation
FanficHauptnebenpairings: #Kostory, #Venation ~ Als Alpha ist es Tims Aufgabe, einen Omega zu finden, mit dem er für immer zusammenleben möchte und sich um ihn zu kümmern und ihn zu beschützen. Stegi jedoch hasst sein Schicksal, er möchte kein Omega...