57. Nachmittag

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»Ich habe so Angst um ihn! Du weißt, wie Louis ist! Er wird ihn auseinandernehmen. Vollkommen zerstören!«

Vorsichtig löste sich Tim von mir und legte stattdessen einen Arm um Mik, der den Kopf in seinen Händen vergraben neben uns an einem Dreiertisch in einem Café saß. Wir hatten am Nachmittag nach der Schule spontan beschlossen, in die Stadt zu gehen, ein Eis zu essen und einfach wieder ein wenig Zeit mit der ganzen Gruppe zu verbringen. Denn obwohl wir alle uns natürlich freuten, dass es sich zwischen Tim und mir so ergeben hatte und es auch zwischen Tobi und Veni immer noch so gut lief, hieß das zwangsläufig, dass wir viel mehr Zeit zu zweit verbringen würden und auch jetzt schon verbrachten. Deswegen wollten wir an diesem Nachmittag eigentlich bewusst etwas zu sechst unternehmen.

So weit so gut. Der einzige Haken an der Sache war das ›eigentlich‹ in dem Satz. Denn sofort hatten Tobi und Veni zerknirscht zugegeben, dass sie keine Zeit hätten und auch Dennis hatte, nachdem wir zuerst beschlossen hatten, dann eben zu viert zu gehen, zwei Stunden später euphorisch berichtet, dass Louis ihn für den Nachmittag um ein Treffen gebeten hätte. Wir würden ja bestimmt verstehen, dass er so ein Date mit seinem Schwarm nicht einfach hatte ablehnen können.

Natürlich verstanden wir, aber sobald Dennis wieder verschwunden war, waren wir uns alle einig gewesen, dass seine Entscheidung zwar nachvollziehbar, aber keineswegs richtig war. So war es gekommen, dass wir nur zu dritt in die Stadt aufgebrochen waren, mit dem festen Vorsatz, uns trotzdem einen schönen Nachmittag zu machen. Aber selbstverständlich war auch daraus nichts geworden. Durch die warme Nachmittagssonne und meinen, wie immer viel zu großen, Pullover schwitzte ich unvorstellbar und trotzdem hatte ich viel zu viel Angst, um ihn in der Öffentlichkeit auszuziehen. Das alleine wäre ja noch erträglich gewesen, zumal wir inzwischen in einem angenehm kühlen Café saßen, aber dazu kam, dass Miks Gedanken sich einfach nicht von Dennis lösen wollten. Da wir beide inzwischen wussten, was er für seinen besten Freund empfand, machte der Schwarzhaarige sich keine Mühe mehr, irgendetwas zu verbergen. Die ganze Zeit über sorgte er sich lautstark um den anderen Beta und die Art, in der Louis mit ihm umgehen würde und sah alle paar Sekunden auf sein Handy, um sofort zur Stelle zu sein, sollte Dennis ihm schreiben, dass er ihn bräuchte. Und wenn er sich nicht gerade um Dennis sorgte, dann war er dabei, sich immer wieder bei uns zu entschuldigen, dass er uns den Nachmittag vermiesen würde. Natürlich waren wir ihm deswegen nicht böse und sagten ihm das auch. Im Gegenteil machten wir uns ja genauso Sorgen um unseren Freund. Als dann irgendwann, es war inzwischen Abend geworden und wir saßen zu dritt bei Mik Zuhause, tatsächlich Miks Handy klingelte, wirkte der Beta wie erstarrt.

»Ich ... Nein ... Bitte. Nicht ...«, stotterte er vollkommen aufgelöst, unfähig, einen vollständigen Satz heraus zu bringen, bevor er Tim das Telefon entgegen hielt. Der Alpha nahm es entgegen und schaltete sofort den Lautsprecher ein, als er abnahm.

»Dennis?«, meldete ich mich zuerst zu Wort und schob gleich eine Erklärung hinterher: »Tim und Stegi hier. Mik hat gerade keine Hand frei, aber er kann dich hören.«

Anstatt eines erwarteten Schluchzens oder Schniefens von Dennis antwortete der Beta mit fröhlicher Stimme: »Äh ... Hi, Stegi. Hi, Tim. Miki?«

»Ja? Wie geht es dir?«, der schwarzhaarige Beta klang verunsichert und ängstlich, als er vorsichtig auf den fragenden Ton seines besten Freundes antwortete. Was dieser dann erzählte, hatte noch vor einer Minute keiner von uns erwartet. Wir hatten uns viel ausgemalt, aber nicht einmal ansatzweise daran gedacht.

»Super. Der Nachmittag war total schön. Louis ist super süß!«

Wir sahen uns alle drei an, wir waren total verwirrt.

»Also ist alles gut gelaufen? Und Louis ...«, Tim zögerte etwas unsicher, »will wirklich etwas von dir?«

Als Dennis antwortete, konnte ich ihn nahezu vor mir sehen, wie er breit strahlte.

»Ja. Wir haben uns total gut verstanden. Louis denkt genau wie ich. Und...«, er schien verlegen, »er empfindet auch wie ich.«

Sofort wandten Tim und ich uns zu Mik um, der wie versteinert wirkte, eine ausdruckslose Grimasse auf dem Gesicht festgefroren. Wir dachten, schlimmer könnte es nicht kommen für ihn, doch wir wurden eines besseren belehrt, als Mik zwei Sätze und nur wenige Sekunden später wortlos in sich zusammen brach und lautlos zu schluchzen begann.

»Wir haben uns geküsst. Louis und ich sind zusammen.«

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AN: Dieses Kapitel war ausgeschrieben, dass Leser gerne ihre Version hiervon mit ihren Ideen schreiben durften, bevor es veröffentlicht wurde. Die Links dazu sind in den Kommentaren.

Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #VenationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt