3. Bedrängt

5.9K 375 51
                                    

»Max, Stegi! Ich darf doch bitten. Ihnen ist bestimmt bewusst, dass Ihr Unterricht bereits begonnen hat.«

Erschrocken zuckte Max von mir zurück, als die strenge Stimme unseres Englischlehrers keine drei Meter von uns entfernt erklang. Ich sah meine Chance und riss mich von ihm los, bevor ich einen Schritt zur Seite wich. Jedoch schaffte er es, mein Handgelenk zu packen, bevor ich ganz abhauen konnte.

»Tut mir leid, wird nicht wieder vorkommen. Wir haben einfach die Zeit vergessen.«, erwiderte Max aalglatt, während ich einfach nur die Zähne zusammenbiss.

»Das will ich auch hoffen. Sollte sich das wiederholen, können Sie beide die Zeit, die Sie verpassen, in der Nacharbeit nachholen. Aber dieses Mal lasse ich noch Gnade vor Recht walten. Aber jetzt verschwinden Sie in Ihren Unterricht.«, drohte er mit ernster Stimme und ich musste mich bemühen, nicht loszuschreien. Ich wurde gegen meinen Willen hier festgehalten und jetzt sollte ich auch noch bestraft werden dafür, dass Max sich ausgerechnet die erste Stunde ausgesucht hat, um mich zu vergewaltigen? Das nenne ich ja einmal Fairness ... Mit einem schleimigen Lächeln zu dem Lehrer beeilte sich Max, in Richtung unseres Klassenzimmers zu verschwinden, wobei er mich immer noch grob am Handgelenk hinter sich her zog. Erneut versuchte ich, mich loszureißen, erneut hatte ich keinen Erfolg. Sobald wir außer Sichtweite waren, wurde ich erneut gegen die Steinwand des Schulhauses gedrückt und Max' Hand verschloss meine Luftröhre. Erschrocken keuchte ich auf.

»Glück gehabt, Miststück. Aber ich krieg dich schon noch.«, knurrte mein Gegenüber bedrohlich.

»Niemals«

Ich konnte nicht anders als ihn wütend anzufunkeln, bevor er endlich meinen Hals losließ. Erleichtert spürte ich, wie der Sauerstoff in meine Lungen strömte. Ich hustete und ignorierte Max' hämisches Lachen im Hintergrund. Erneut stieg die Wut in mir auf und mit abwertendem Gesichtsausdruck spuckte ich meinem Gegenüber vor die Füße. Keine zwei Sekunden später spürte ich den brennenden Abdruck seiner Hand auf meiner Wange und den Schwung, mit dem mein Kopf zu Seite geschleudert wurde, ein Stoß gegen die Brust, sodass ich zurückstolperte und gegen die Wand zu Boden fiel. Ohne ein weiteres Wort stapfte er davon und mir blieb nichts anderes übrig, als mich frustriert wieder aufzurappeln und ihm zu folgen. Bis zu unserem Klassenzimmer ignorierte er mich, was mir auch ganz recht war. Als ich hinter ihm durch die Tür in unseren Unterrichtsraum schlüpfte, bevor sie zufiel, fing unsere Lehrerin gerade an, loszumeckern. Wortlos ließ ich die Standpauke für unser Zuspätkommen über mich ergehen, dass ich das nicht freiwillig getan hatte, würde ja doch keinen interessieren. Endlich wurden wir entlassen und ich bemerkte einen weiteren drohenden Blick von Max, bevor ich mich auf meinen Platz in der zweiten Reihe fallen ließ. Mein Sitznachbar warf mir besorgte Blicke zu.

»Junge, du glaubst gar nicht, was ich für eine Angst hatte um dich«, zischte er mir leise zu, worauf ich kurz meine Mundwinkel nach oben zog. In Tobi hatte ich tatsächlich einen Freund, auf den ich vertrauen konnte.

»Wie weit ist Max gekommen?«, hakte er besorgt nach, woraufhin ich ein leichtes Kopfschütteln andeutete.

»Passt schon. Ich hab es lange geschafft, ihn abzuwehren und dann wurde er auch bald unterbrochen«, gab ich leise Antwort. Tatsächlich war ich noch ziemlich glimpflich davongekommen. Tobi nickte und wollte erneut zu sprechen ansetzen, als wir erneut unterbrochen wurden. Die Lehrerin regte sich unnötig darüber auf, dass ich mich doch wenigstens ruhig verhalten solle, wenn ich schon zu spät kam. Wieder einmal wurde deutlich, dass sie selbst eben eine Beta war und nie die gleichen Erfahrungen gemacht hatte wie ein Omega. Lehrer, die selbst Omegas waren, hatten meist mehr Nachsicht mit uns und verstanden auch eher die Zusammenhänge in einer Situation wie diesen. So blieb mir nicht viel anderes übrig als brav zu lächeln und die dummen Kommentare der Alpha zu ignorieren, bis der Unterricht wieder weiter ging und die Aufmerksamkeit sich wieder von uns abwandte. Sofort waren wir wieder in ein Gespräch vertieft.

Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #VenationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt