Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, war das erste, was ich sah, Tim, der vor seinem Kleiderschrank stand und gerade etwas in eine Sporttasche packte.
»Was ist los?«, wollte ich wissen und musste feststellen, dass meine Stimme unglaublich verschlafen klang. Tim wirbelte erschrocken herum und brauchte eine Sekunde, bevor er leicht lächelte und sich neben mich auf das Bett setzte. Erneut strich er mir eine Strähne meiner zerzausten Haare aus dem Gesicht, während er mich liebevoll musterte.
»Wie geht es dir? Hast du gut geschlafen?«, wollte er wissen und ich nickte kurz.
»Mir ist schlecht und schwindelig«, erklärte ich und Tim nickte leicht. Erschrocken zuckte ich zusammen, als er in die Hände klatschte und sah ihn verwirrt an.
»Tut mir leid«, lächelte er und ich beschloss, nicht weiter nachzufragen. Dass ich schon wieder dabei war, weg zu dösen, merkte ich erst, als es an der Tür klingelte und ich erschrocken zusammenzuckte. Tim strich mir entschuldigend über den Schopf, bevor er aufstand und aus dem Zimmer ging. Dass die Tür gar nicht mehr abgeschlossen war, nahm ich nur am Rande wahr. Ich hörte Tim sprechen und Stimmen, die ich nicht zuordnen konnte, bevor sie näher kamen und erneut die Tür zu Tims Zimmer geöffnet wurde. Tim schaltete das Deckenlicht an, was mich erschrocken die Augen zusammenkneifen ließ. Erst nach einigem Blinzeln erkannte ich, dass hinter Tim, der inzwischen direkt vor meinem Bett stand, zwei Männer standen und auf mich herabsahen. Ich sah fragend zu Tim und obwohl es ein Beta und ein Omega waren, die dort standen, hatte ich leichte Angst. Ich griff nach der Hand meines Freundes, der sofort seine Finger mit meinen verschränkte.
»Stegi, die Beiden sind Sanitäter. Sie werden dich ins Krankenhaus bringen. Du hast recht starkes Fieber und wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Du solltest unter ärztlicher Beobachtung stehen.«
Ich sah verwirrt von Tim zu den beiden Männern und wieder zurück, bevor ich leicht nickte.
»Bleibst du bei mir?«, fragte ich Tim ängstlich, während ich mich weiterhin an seine Hand klammerte. Erleichtert atmete ich aus, als er nickte. Innerhalb der nächsten fünf Minuten, in denen wir es irgendwie schafften, durch das Treppenhaus nach draußen zu kommen, ließ Tim meine Hand nur einmal los, um an die Tür seines Bruders zu klopfen. Kurz verschwand er in dessen Zimmer und sie schienen ein paar Worte zu wechseln, bevor Tim erneut die Tür hinter sich schloss und mir und den zwei Sanitätern aus der Wohnung folgte. Als wir ins Freie traten wurde ich sofort wieder von dem hellen Licht geblendet und als ich trotzdem zwischen meinen Lidern hervorlugte, konnte ich vor dem Haus einen Krankenwagen stehen sehen. Ängstlich sah ich zu Tim während wir in diesen hinten einstiegen. Der Beta-Sanitäter schien meine Nervosität zu spüren.
»Keine Sorge, so schlimm ist es nicht. Der Wagen ist nicht als erste Hilfe hier, sondern bloß als Krankentransporter«, erklärte er und obwohl ich nur von der Hälfte seiner Worte überhaupt den Sinn verstand, nickte ich. Ich wurde auf die Liege im hinteren Teil des Wagens dirigiert und dort angeschnallt, während Tim, immer noch meine Hand haltend, sich neben mich auf einen Sitzplatz setzte und die Sporttasche mit Klamotten neben sich auf den Boden stellte. Auch einer der Sanitäter blieb bei uns, während der andere die Türen zuschlug und im vorderen Teil des Wagens Platz zu nehmen schien. Als wir uns in Bewegung setzten wurde mir sofort wieder schlechter und auch der Schwindel nahm zu. Ich versuchte, mich nur auf die Berührung von Tims Hand in meiner zu konzentrieren und kniff angestrengt die Augen zusammen, während Tims Daumen ohne Unterbrechung über meinen Handrücken strich.
»Wie viel Uhr ist es?«, wollte ich irgendwann wissen, als mir klar wurde, dass ich keien Ahnung hatte, wie viel Zeit schon vergangen war, seitdem wir aus der Schule gekommen waren.
»Halb sechs«, antwortete Tim leise und lächelte mich sanft an, während ich nur schwach nicken konnte. Als der Wagen endlich hielt, wurde ich von dem Sanitäter abgeschnallt. Kurz zuckte ich bei dem Lärm der Türen, die geöffnet wurden, zusammen und drückte mich, sobald ich angewiesen wurde, aufzustehen, an Tim. Uns wurde von einem der Sanitäter der Weg zur Notaufnahme erklärt, bevor Tim sich mehrmals bedankte und auch ich ein leises »Dankeschön« hervorbrachte. Immer wieder erklärten die Sanitäter, dass das schließlich Teil ihres Jobs wäre - wohlgemerkt der angenehmere Teil, bevor sie mitsamt dem Wagen wieder wegfuhren. Tim währenddessen führte mich zielstrebig durch eine gläserne Schiebetür und bog leicht rechts ab, wo er an einem Automaten eine Nummer zog. Nach ein paar prüfenden Blicken auf unsere gezogene Nummer und eine Anzeigetafel über einer weiteren Tür, schob er mich zu ein paar Bänken, die vor einer Glaswand standen, durch die man auf den Innenhof des Krankenhauses sehen konnte. Erneut brachte er mich dazu, mich auf der zum Glück recht leeren Bank hinzulegen und zog meinen Kopf in seinen Schoß. Minutenlang lag ich einfach nur so da und versuchte, die Situation in meinem Kopf zu ordnen, bevor unsere Nummer aufgerufen wurde und Tim mich erneut durch mehrere Türen schob, bevor wir vor einer Art Tresen zu stehen kamen. Dahinter saß ein müde wirkender Omega, der gerade etwas in seinen Computer eintippte, bevor er uns anwies, auf den Stühlen Platz zu nehmen. Tim begann, ihm unsere Situation zu schildern und wurde nach meinen Daten wie Name, Geburtsdatum und eventuellen Vorerkrankungen befragt, bevor der Omega einen Zettel ausdruckte, ihn Tim übergab und uns einen weiteren Raum beschrieb, wo wir uns melden sollten. Dort angekommen mussten wir erneut in einem Wartezimmer Platz nehmen, bevor wir in das Behandlungszimmer gebeten wurden, wo ein Arzt, zu meinem Pech natürlich ein Alpha, auf uns wartete. Der Mann in weiß gab Tim zur Begrüßung die Hand, aber als mein Freund erklärte, dass ich es war, dem es schlecht ging, verdüsterte sich seine Mine sofort. Tim währenddessen war neben mich getreten und zog mich mit einer Hand noch dichter an sich, wie um zu symbolisieren, dass ich zu ihm gehören würde. Der Arzt hingegen musterte mich nur abschätzig, bevor er mich anwies, auf einer Liege Platz zu nehmen. Ich sah ängstlich zu Tims der mir beruhigend zulächelte. Ich jedoch war gar nicht so ruhig. Warum musste mein Arzt ausgerechnet ein Alpha sein? Wie sehr musste das Universum mich eigentlich hassen? Und warum? Was zum Teufel machte ich falsch, dass alles und jeder gegen mich zu sein schien. Ich konnte doch unmöglich so ein schlechter Mensch sein.
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Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #Venation
FanfictionHauptnebenpairings: #Kostory, #Venation ~ Als Alpha ist es Tims Aufgabe, einen Omega zu finden, mit dem er für immer zusammenleben möchte und sich um ihn zu kümmern und ihn zu beschützen. Stegi jedoch hasst sein Schicksal, er möchte kein Omega...