59. Diskussion

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»Ganz sicher nicht, Stegi. Vergiss es.«

In mir drin wollte sich alles dem strengen, fast schon wütenden Ton des Alphas beugen und nur meine Vernunft hielt mich schlussendlich davon ab, mich winselnd vor Tim zusammenzukauern. Tim war mein Freund. Er würde mir nie etwas tun. Ich brauchte keine Angst vor ihm zu haben, auch jetzt nicht, wo er wirklich angepisst schien. Wir diskutierten inzwischen schon einige Minuten und mit jeder Sekunde war Tim zusehens verärgerter geworden.

»Tim, bitte. Es ist okay. Wirklich.«

»Gar nichts ist okay! Stegi, ich kann dir eins versprechen: Du. wirst. nicht. auf. der. Straße. schlafen.«, jedes Wort betonte er einzeln und ließ danach eine kurze Pause, was es umso dramatischer wirken ließ.

»Tim, ich...«

»Nein! Und wenn ich dich nach Hause schleppen und in mein Zimmer sperren muss. Ich lasse sicher nicht zu, dass du da draußen umkommst!«

»Ich werde doch nicht gleich sterben! Tim!«, ich war verwirrt und empört gleichermaßen.

»Da draußen treibt sich allerlei Gesindel herum. Und erst recht nachts. Das ist zu gefährlich! Bitte, Stegi, ich will dich nicht verlieren.«

Hatte Tim gerade noch vor Wut fast schon Funken gesprüht, so war seine Stimme bei dem letzten Satz auf einmal ganz ruhig und fast schon flehend geworden. Ich senkte den Blick und biss mir, schuldbewusst und nervös zugleich, auf die Unterlippe.

»Bitte. Tu mir den Gefallen und komm mit. Warum willst du denn auf irgendeiner Parkbank oder unter irgendeiner Brücke draußen schlafen, wenn du ein gemütliches Bett in einem sicheren Haus haben kannst? Stegi, ich versteh das nicht. Bitte.«

Ich schwieg, hätte ja doch nicht gewusst, wie ich es ihm hätte erklären sollen.

»Ist es wegen Max? Max wird dir nichts tun, versprochen.«

Ich schüttelte bloß stumm den Kopf. Nein, es war nicht wegen Max.

»Wegen mir? Das war doch gestern auch kein Problem! Wir haben doch auch schon auf der Klassenfahrt in einem Bett geschlafen? Wenn es wegen mir ist ...«

Mitten im Satz brach Tim ab, als er sah, dass ich wieder den Kopf schüttelte. Erschöpft ließ ich mich auf die Bank der Bushaltestelle fallen, an der wir gerade gewartet hatten und wortlos kniete Tim sich vor mich. Ich ließ zu, dass er meine Hände nahm und sie leicht drückte.

»Stegi, was ist dann? Erklär es mir bitte.«

Verlegen wollte ich erneut den Blick senken, doch stattdessen atmete ich einmal tief durch und versuchte, meinem Freund zu erklären, was in mir vorging.

»Ich will einfach nicht ... Deine Eltern fänden es bestimmt nicht gut, wenn ich ohne weiteres bei euch einziehen würde. Sie kennen mich ja nicht einmal. Ich will nicht so aufdringlich sein oder irgendeinen schlechten Eindruck hinterlassen.«

Leise lachte Tim auf, bevor er mich von der Bank auf den Boden und in seine Arme zog. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust und konzentrierte mich auf Tims Hand, die mir gleichmäßig über den Rücken strich.

»Wirklich, Stegi? Deswegen willst du lieber auf der Straße schlafen? Das ist vollkommener Unsinn. Du bist überhaupt nicht aufdringlich. Zum einen habe ich dich eingeladen und damit bist du mein Gast. Zum anderen hatten wir glaube ich noch nie so angenehmen und ruhigen Besuch, wie du es bist. Außerdem reden wir ja nicht zwangsläufig von ›einziehen‹. Höchstens davon, dass du so lange bei uns wohnst, bis wir uns irgendwann eine eigene Wohnung suchen. Und wir haben wirklich genug Platz. Du könntest sogar ein eigenes Zimmer haben, wenn du wolltest. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass jemand bei uns vorübergehend wohnen würde. Rewi und Felix haben einmal fast einen Monat lang bei uns geschlafen. Und was meine Eltern angeht: Du wolltest nicht, dass du einen schlechten Eindruck machst?«

Verlegen nickte ich in Tims Schulter. Wenn er es sagte klang es so lächerlich. Leicht drückte er mich von sich weg und legte eine Hand unter mein Kinn, bis ich gezwungen war, ihn anzusehen.

»Stegi. Du könntest gar keinen schlechten Eindruck machen. Dafür bist du viel zu perfekt. Jeder, der dich sieht muss dich einfach süß finden. Meine Eltern werden dich nicht nur mögen, glaub mir, sie werden dich lieben. Sie wünschen sich eh schon ewig, dass wir endlich Partner finden. Und du wirst in ihren Augen der perfekte Schwiegersohn sein. Glaub mir, Kleiner, sie werden wollen, dass du über Nacht bleibst. Im Gegenteil, ich glaube, sie wären ziemlich wütend auf mich, wenn ich zulassen würde, dass du hier draußen schläfst.«

Ich konnte nicht anders, als leicht zu lächeln. Was Tim da gesagt hatte, war unglaublich süß gewesen.

»Danke«, nuschelte ich, woraufhin Tim mir wortlos einen Kuss auf den Scheitel hauchte.

»Alles gut?«, fragte er, »Kommst du mit?«

Ohne noch länger zu zögern nickte ich leicht, woraufhin Tim mich mit sich auf die Beine zog.

»Dann komm.«

Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #VenationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt