Unruhig wälzte ich mich hin und her, etwas kam mir so falsch vor. Irgendetwas war falsch, doch ich wusste nicht, was.
Erst als ich in der Dunkelheit nach meinem Rucksack tastete, der neben mir gestanden hatte, fuhr ich erschrocken hoch. Er war nicht mehr da. Mein Rucksack, mit all meinen Sachen darin, mit dem Geld von meinen Eltern, war nicht mehr da.
»Nein, nein, nein, nein, nein«, murmelte ich immer wieder leise vor mich hin. Was war es überhaupt so dunkel hier? War es schon so dunkel gewesen, als ich eingeschlafen war? Wo war ich überhaupt eingeschlafen?
Als mir die Erinnerungen wieder in den Kopf kamen, von der Bushaltestelle und der harten Bank, stockte mir kurz der Atem. Das hier war nicht mehr die Bushaltestelle. Das hier war viel dunkler, viel leiser, viel wärmer und viel weicher. Ich war mit Sicherheit nicht mehr draußen, ich war in einem Raum. Ich war auf einem Bett.
Die Panik stieg noch weiter in mir an, im nächsten Moment saß ich kerzengerade auf der Matratze und versuchte krampfhaft, in der Dunkelheit um mich etwas zu erkennen. Mein Rucksack mit all meinen Sachen war weg und ich wusste nicht, wo ich war, oder was in den letzten Stunden geschehen war. Warum konnte ich mich an nichts erinnern? Ich hatte Angst.
Im nächsten Moment hörte ich das Rascheln von Kleidung, dann das leise Knacken von Knochen, Geräusche, wie nur ein Mensch sie machen konnte. Ein Gähnen.
Panisch unterdrückte ich ein ängstliches Wimmern.
Das durfte nicht sein, ich war nicht schwach. Ich durfte keine Angst zeigen. Ich musste bei Verstand bleiben. Ich versuchte, mich zu beruhigen, atmete einmal tief ein und aus. Dabei stieg mir ein herber Geruch in die Nase, der eines Alphas. Und noch ehe meine Angst noch mehr steigen konnte, erkannte ich diesen Geruch, wie ich es unter tausenden getan hätte. Tim.
Tim war hier. Im Raum. Bei mir. Er war diese Person, die ich gehört hatte. Ich war mir ganz sicher. Es war Tims Geruch.
»Stegi?«, hörte ich auch im nächsten Moment seine tiefe und ziemlich verschlafene Stimme. Ich wollte antworten, doch mein Hals war zu trocken. Ich räusperte mich kurz, doch schon war Tim aufgestanden und im nächsten Moment hörte ich ihn direkt neben mir. Ich konnte hören und spüren, wie er an mir vorbei griff und im nächsten Moment wurde ich vom hellen Licht einer Lampe geblendet. Reflexartig verdeckte ich meine Augen. Erst als ich langsam die Hand wieder vom Gesicht nahm, konnte ich Tim sehen, der neben dem Bett kniete, auf dem ich immer noch saß, eine warme Decke über meinen Beinen. Zu meiner Erleichterung konnte ich meinen Rucksack neben dem Bett ausmachen.
Ich war verwirrt. Wo war ich und warum? Und wie?
Als hätte Tim meine Gedanken lesen können, begann er zu sprechen:
»Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber ich konnte dich nicht einfach gehen lassen vorhin. Du warst total durch den Wind, ich hatte Angst, dass dir etwas passiert. Also bin ich dir nach. Und als du dann in diesem Bushäuschen eingeschlafen bist, habe ich es nicht übers Herz gebracht, dich einfach liegen zu lassen. Tut mir leid.«
Ich überlegte kurz, schluckte, bevor ich zögerlich nickte. Tim beeilte sich merklich, fortzufahren:
»Das muss nichts heißen. Ich will dich nicht bedrängen oder so. Ich werde dich vollkommen in Ruhe lassen, bis du genug Zeit hattest, um über alles nachzudenken. Aber ...«, er schien nach Worten zu suchen, »Ich will nicht, dass du da draußen schläfst. Ich konnte dich problemlos hier her bringen, ohne dass du aufgewacht bist. Das hätte auch jeder andere perverse Alpha machen können und du wärest in irgendeinem fremden Bett aufgewacht, ohne zu wissen, was passiert ist.«
Ich musste trotz der Situation grinsen.
»Ich BIN in irgendeinem fremden Bett aufgewacht, ohne zu wissen, was passiert ist«, stellte ich klar, was Tim rot werden ließ. Verlegen sah er zu Boden. Seit wann war er denn so leicht aus der Fassung zu bringen?
»Tut mir leid. Ich ...«, er sah vorsichtig auf, in seinem Blick lag ein merkwürdiger Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. »Ich habe dich wirklich nur hier her gebracht. Ich habe dich nicht angefasst oder sonst etwas. Wirklich nicht«, versicherte er mir, was mich erneut grinsen ließ.
»Ich weiß«, stellte ich leise klar. Ich wusste, dass Tim nichts machen würde, was ich nicht wollte. Im nächsten Moment schob ich die Decke von meinem Schoß und krabbelte zum Bettrand, bevor ich langsam runter rutschte und mich neben Tim auf den Boden setzte. Er sah mich leicht überrascht an, doch lehnte sich dann gegen das Bettgestell. Ich tat es ihm gleich und als ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge vergrub, legte er vorsichtig einen Arm um meinen Oberkörper und zog mich leicht an sich.
»Ich vertraue dir. Ich mag dich.« Diese zwei kleinen Sätze hatten mich mehr Überwindung gekostet als irgendwer denken würde und obwohl sich alles in mir drin dagegen sträubte, es einzusehen, wusste ich, dass es stimmte. Ich vertraute Tim.
»Danke«, murmelte der Alpha leise und obwohl ich ihn nicht ansah, wusste ich, dass er lächelte. Und als ich merkte, dass allein der Gedanke daran, dass ich Tim zum Lächeln gebracht hatte, mich glücklich machte, wurde mir erneut mit voller Wucht bewusst, was ich hatte verdrängen wollen: Ich liebte diesen Jungen, liebte einen Alpha. Liebte Tim.
Ich hob meinen Kopf von seiner Schulter und sofort lockerte sich sein Griff um meinen Oberkörper. Ich drehte mich zu dem Alpha neben mir, so dass ich in seine Richtung sah und musterte ihn lächelnd. Tim erwiderte meinen Blick und seine braunen Augen funkelten glücklich.
Es war kein auffälliges Braun, kein besonderes.
Aber in diesem Moment war es das schönste Braun der Welt für mich. Tims Gesicht wirkte kantig und trotzdem irgendwie geschmeidig und sein Lächeln ließ ihn unglaublich schön aussehen. Jetzt, da ich nicht mehr versuchte, alles von mir zu halten und meine Gefühle zu verdrängen, fiel mir das alles erst auf.
Und in diesem Moment wurde Tim der schönste Mensch der Welt für mich, wurde perfekt für mich. Ohne, dass ich wahrnahm, was geschah, lagen meine Lippen im nächsten Moment auf denen dieses perfekten Jungen. Mit einer Hand stützte ich mich auf Tims Knie ab, während ich mich zu ihm beugte, um ihn vorsichtig zu küssen. Tim schien selbst genauso überrascht, wie ich und ich wollte gerade meinen Kuss wieder zurückziehen, weil er keine Anstalten machte, zu erwidern, als ich Tims Hand auf meinem Hinterkopf spürte, die mich sanft näher an sich zog.
Tim begann, den Kuss zu erwidern und ich konnte spüren, wie er lächelte.
Und allein dieses Gefühl machte mich für diesen Moment zu dem glücklichsten Menschen aller Zeiten.
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Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #Venation
FanfictionHauptnebenpairings: #Kostory, #Venation ~ Als Alpha ist es Tims Aufgabe, einen Omega zu finden, mit dem er für immer zusammenleben möchte und sich um ihn zu kümmern und ihn zu beschützen. Stegi jedoch hasst sein Schicksal, er möchte kein Omega...