9. Begegnungen

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Nun hob Dennis das erste Mal auch seinen Blick und starrte mich einige Sekunden einfach nur an.

»Ich wollte es nicht glauben. Heute morgen hat auf einmal jeder erzählt, dass du total entstellt aussähest. Aber ich wollte es nicht glauben. Miki auch nicht. Aber es ist wahr.«, erklärte er mit ruhiger und erstaunlich fester Stimme. Ich nickte.

»Tut mir leid, ihr werdet von nun an mit einem hässlichen Freund leben müssen. Oder ...« Das Ende ließ ich absichtlich offen, wollte meine Freunde nicht verlieren.

Einige Sekunden lang herrschte komplette Stille, bis ich kurz hintereinander von beiden Seiten in die Arme genommen wurde. Als ich aufsah konnte ich die beiden Beta erkennen, die mir aufmunternd zulächelten, während sie mich beide in den Arm nahmen. Und auch wenn ich es nicht zugeben konnte, waren die Berührungen meiner Freunde gerade das, was mir am meisten Mut brachte. Mut und Zuversicht.

»Danke, Jungs«, murmelte ich leise und lächelte dabei schief Tobi an, damit er wusste, dass auch er gemeint war.

»Für nichts. Ich wusste nicht, wie schlimm es dir geht. Du warst immer so stark.«

»Wir hätten es sehen müssen.«

Mik klang schuldbewusst, was mich vehement den Kopf schütteln ließ. Doch bevor ich etwas wagen konnte, setzte Tobi an:

»Stegi war auch stark. Er ist es immer noch. Aber Stark sein heißt nicht, nicht auch schwache Seiten zu haben. Und trotzdem war das, was er sich da angetan hat das Mutigste überhaupt.«

Tobi klang fast schon stolz, als er das sagte, was mich unwillkürlich lächeln ließ. Ich hatte mit den drei schon die besten Freunde, die ich mir vorstellen konnte. Im nächsten Moment fiel mein Lächeln jedoch sofort wieder von mir ab, und das nicht nur, weil jede Regung in meinem Gesicht meine Wunden schmerzhaft zum Pochen brachte. Auch Tobi schien das selbe wahrgenommen zu haben, denn er verspannte sich augenblicklich, ohne jdeoch den Blick zu heben.

»Bitte nicht.«, murmelte er leise, »Bitte sag, dass ich mich täusche, Stegi«

Gelockt von dem stärker werdendem süßlichen Duft von Alphas sah ich auf und tatsächlich sah ich zwei Alpha direkt auf uns zusteuern. Beide waren aus der Parallelklasse, beide kannte ich nur vom Sehen. Der Eine jedoch war der selbe Junge, den ich am Morgen bei Tobi gesehen hatte. Ich nahm kaum wahr, wie sich die beiden Beta zu meinen Seiten von mir lösten und sich kaum merkbar vor mich schoben.

»Tobi, wer war der Junge, mit dem du heute Morgen gesprochen hast, als ich in die Schule gekommen bin?«, fragte ich leicht angespannt und konnte im nächsten Moment sehen, wie sich ein leichtes Lächeln über die ängstlich verkrampften Züge meines besten Freundes legte.

»Ich habe dir doch erzählt, dass ein Alpha mich letztens angesprochen hatte. Das war er. Er ist heute morgen wieder zu mir und hat mit mir gesprochen. Warum fragst du?«

Ich erinnerte mich daran, wie Tobi am Vortag tatsächlich von einem Alpha geschwärmt hatte. Ich hatte das durch all das, was seitdem geschehen war, schon lange wieder vergessen. Jetzt jedoch schlich sich ein breites, wenn auch nervöses und schmerzvoll verzerrtes Grinsen auf meine Lippen. Ich hoffte, dass ich irgendwann wieder einmal schmerzfrei lachen konnte. Und wenn nicht - war es bloß eine Sache mehr, die mich unattraktiv machen würde. Wer mochte schon Leute, die niemals lachten.

»Warum ich frage? Weil eben dieser Alpha gerade direkt auf uns zusteuert.«

Sofort blickte Tobi auf und drehte sich um. Bis jetzt hatte er mit dem Rücken zu den Kommenden gesessen, so dass er sie nicht hatte sehen können. Jetzt biss er sich nervös auf die Unterlippe. Auch ich konnte nicht ganz ruhig bleiben.

Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #VenationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt