20. Gefühle

5.4K 347 134
                                    

Ich lächelte sanft Tobi zu, der sich gerade von Veni zu einem der Bäume ziehen ließ, die ein paar Meter entfernt standen, bevor ich mich zu Mik und Tim auf die Wiese setzte. Veni hatte mich und Tobi zu Pausenbeginn an der Klasse erwartet, um mit uns zusammen hier her zu gehen. Inzwischen war eine Woche vergangen, seitdem Veni und Tobi offiziell zusammen gekommen waren und seitdem waren die beiden unzertrennlich. Veni hatte es sich zur obersten Priorität gemacht, Tobi vor allem Übel der Welt zu schützen und ließ keinen mehr an seinen Freund ran. Laut Tim war er zwar schon immer besitzergreifend und beschützerisch gewesen, jedoch war es bei seinen vorherigen Beziehungen noch nie so stark gewesen wie jetzt bei Tobi. Ab und zu zweifelte ich immer noch daran, ob Veni es tatsächlich ernst meinte, schließlich war Tobi nicht seine erste Beziehung, aber Tim versicherte uns jedes Mal, dass er Veni noch nie so verliebt erlebt hatte. Tatsächlich wirkten beide mehr als glücklich, Tobi kam aus dem Grinsen gar nicht mehr raus. Sobald Veni in seiner Nähe war hatte er nur noch Augen für ihn und nahm seine gesamte restliche Umwelt kaum mehr wahr. Und wenn Veni gerade einmal nicht in Sichtweite war, kannte er kein anderes Gesprächsthema mehr. Inzwischen war ich leicht angenervt von seiner fast schon Besessenheit, allerdings versuchte ich, das zurück zu drängen und freute mich stattdessen für ihn. Auch Veni kannte kein anderes Thema mehr als Tobi, wenn man Tim Glauben schenken wollte, die Pausen verbrachten sie inzwischen meistens zu zweit, wenn auch irgendwo in Sichtweite. Das hatte zur Folge, dass Tim immer mehr Zeit alleine mit mir, Mik und Dennis verbrachte. Gerade mit dem sonst recht ruhigen Dennis schien er sich immer besser zu verstehen, auch wenn ausgerechnet er inzwischen der Einzige war, der es noch nicht aufgegeben hatte, Dennis von seiner Schwärmerei für Louis abbringen zu wollen. Mik und ich hatten die Hoffnung daran inzwischen verloren und beobachteten einfach nur noch mit einem sehr schlechtem Gefühl, wenn unser Freund mal wieder die Augen nicht von dem Alpha lassen konnte. Wenn man schon einmal dabei war. Wo war er eigentlich?

»Wo ist Dennis?«, wandte ich mich mit gerunzelter Stirn an meine Freunde, es war äußerst ungewöhnlich für den Beta, die Pausen nicht mit uns oder zumindest Mik zu verbringen. Was Tim dann verkündete, sorgte dafür, dass ich mich verschluckte und husten musste. Als ich wieder normal Luft kriegte, hielt ich mir schmerzerfüllt das Gesicht, durch die heftigen und unkontrollierbaren Bewegungen hatten die inzwischen relativ gut zugewachsenen Narben in meinem Gesicht wieder angefangen, weh zu tun.

»Alles klar?«, erkundigte Tim sich besorgt, während Mik mit den Augen unsere Umgebung absuchte.

»Passt schon. Aber was macht Dennis bitte bei Louis?«, wiederholte ich ungläubig die Informationen, die ich gerade von meinen Freunden bekommen hatte. Tim zuckte bloß hlflos mit den Schultern, während Mik mich fast schon verzweifelt ansah.

»Er wollte mit ihm reden. Er will ihm klar machen, dass er ...«, der Beta schien nach den richtigen Worten zu suchen, »Interesse an ihm hat.«

»Wir haben ihn gebeten, es sein zu lassen, aber er ist bloß sauer geworden und hat gemeint, dass wir ja keine Ahnung hätten und wieso wir es ihm nicht gönnen würden.«, ergänzte Tim Miks Erzählung.

»Louis wird ihm nur weh tun! Er wird ihm das Herz brechen! Und wir können nichts machen.«

Mik schien wirklich verzweifelt. Er machte sich in den letzten Tagen immer mehr Sorgen um seinen besten Freund, der das nicht einmal wahrzunehmen schien. In diesem Moment sprang Mik auf und begann, unruhig vor uns auf und ab zu gehen. Tim warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte.

»Außerdem hat Louis so jemanden wie ihn gar nicht verdient! Der ist doch einfach nur ein arrogantes, selbstverliebtes, rücksichtsloses ...«

Mik fuhr noch weiter fort in seiner Schimpftirade, während ich schon gar nichtmehr zuhörte. Wir alle machten uns Sorgen um Dennis und wussten, dass Louis keineswegs der Richtige für unseren Freund war, aber Mik schien das ganze noch näher zu gehen als uns. Selbstverständlich, die beiden kannten sich seit dem Kindergarten und waren seit damals beste Freunde, da war es nur logisch, dass es Mik wichtig war, dass Dennis nicht von so einem Idioten wie Louis es war, das Herz gebrochen wurde. Und dennoch schien es mir merkwürdig, wie er sich verhielt, er schien Louis geradewegs zu hassen dafür, dass Dennis in ihn verliebt war. Moment. Steckte da vielleicht noch mehr dahinter? Ich sah zu Mik, der sich wieder zu uns gesetzt hatte und nun wortlos große Büschel an Gras ausriss und auf den Boden warf, die Stirn in Falten gelegt. Seine Wut, seine Sorge, die ganzen Blicke und all die Versuche, Dennis zu überzeugen, dass Louis nicht so toll war, wie er dachte, all das ergab auf einmal viel mehr Sinn. Mik hasste Louis, hasste ihn dafür, dass Dennis ihm sein Herz anbot, das Herz, auf das er selbst schon so sehnsüchtig wartete. Mik war verliebt. Verliebt in seinen besten Freund. Verliebt in Dennis. Ich war mir vollkommen sicher. All die besorgten Blicke, die er ihm immer zuwarf, wie er ihn ansah, wenn er sich unbeobachtet glaubte und das seelige Lächeln, das er immer auf den Lippen hatte, sobald er über ihn sprach oder nachdachte.

Daunted and Broken ~ #Stexpert ~ #Kostory ~ #VenationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt