Danach 3

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Mein Fuß knickt um, ich kann kaum etwas durch den Tränenschleier erkennen. Ich lande auf dem kalten, rutschigen Schiefer der Klippe. Wenn ich springe, habe ich nichts mehr. Ich bin mir nicht mal sicher, ob es einen Gott gibt, geschweige denn einen Himmel. Wenn danach alles einfach... weg ist. Das ist schwer vorzustellen. Aber auf eine seltsame Art auch beruhigend. Dass der ganze Schmerz, den ich momentan empfinde, einfach wie weggeblasen ist, meine ich.

Komischerweise muss ich genau in diesem Augenblick lachen. Kein herzhaftes Lachen, eher das Lachen einer Verrückten. Das Zähneklappern unterstreicht bloß noch meine verzweifelte Lage. Ich lege mich auf den Rücken und kichere immer weiter, bis mein Bauch schmerzt und ich nach Luft japse.

Wie konnte ich, ausgerechnet ich, in diese Lage geraten? Wie zum Teufel habe ich es fertiggebracht, dass ich mich emotional so an diese eine Person gebunden habe? Ich bin das genaue Gegenteil von ihm. Weder bin ich draufgängerisch, noch bin ich unvernünftig. Ich bin Lia Sommer, die etwas seltsame Schülerin, die man bloß aus den Schultheateraufführungen kennt. Bücherwurm ersten Grades und Mathegenie.

Er hingegen, Jan Mayer, ist von Rebell zu Randalierer schon alles gewesen. Er war ein paar Male sitzen geblieben, weshalb er der einzige Achtzehnjährige in meiner Klasse war. Gerade jetzt schießt mir unsere erste Begegnung durch den Kopf.

Die Zeit danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt